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Autokindersitze - Harte Prüfung

  • Unter verschärften Bedingungen getestet
  • Mageres Ergebnis: nur fünf Sitze zufriedenstellend
  • Auch Isofix-Befestigung weist Mängel auf

Bereits seit mehreren Jahren widmet sich „Konsument“ intensiv dem Thema Autokindersitze. Im letzten Jahr wurden aus einem Gemeinschaftstest mit der Stiftung Warentest 16 Modelle ausgewählt, bewertet nach eigenen, viel härteren Kriterien, als es die gültige Norm ECE R 44/03 vorschreibt. Das Ergebnis war ermutigend: Etwa die Hälfte errang die Note „gut“, kein Einziger fiel völlig durch.

Noch härtere Testkriterien

Da es nun Aufgabe der Konsumentenschutz-Organisationen ist, die Industrie im Sinne der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer anzuspornen und möglichst realitätsnahe Ergebnisse zu erzielen, wurde jetzt ein weiterer Test unter noch härteren Bedingungen durchgeführt. Diese Verschärfung von Grenzwerten und Testbedingungen hat bereits bei den Autocrashtests ganz allgemein zu einer signifikanten Verbesserung der Crash-Sicherheit geführt. Von dieser Möglichkeit sollen schließlich auch die Kinder profitieren.

Seitenaufprall als Testkriterium

Zur Testprozedur grundsätzlich: Während die ECE-Norm keinen Seitenaufprall vorsieht, wurde in Anlehnung an einen ISO-Normentwurf auch ein Seitencrash durchgeführt. Denn schon aus den Euro-NCAP-Crashserien und dem Test vor einem Jahr wissen wir, dass bei einem seitlichen Aufprall Kindersitze viel schlechter abschneiden als beim Frontalaufprall.

Angebot in Österreich

Ein großer Teil des ausgewählten Angebots für Österreich kann nur bedingt empfohlen werden (Testurteil „weniger zufriedenstellend“); ein Sitz fiel überhaupt durch. Beruhigend und eine Bestätigung für die Wichtigkeit laufender Crashtests ist allerdings, dass zwei der fünf mit „durchschnittlich“ bewerteten Produkte neu am Markt sind. Immerhin ein relativer Erfolg ist auch, dass der Isofix-Sitz Bobsy G1 der VW-Gruppe (Audi, Skoda, Seat, VW) diesmal ebenfalls zufriedenstellend abschnitt, also trotz verschärfter Bedingungen in der Wertung nicht zurückfiel.

Maxi-Cosi & Co.

Ein Sitz, der bei den Konsumenten sehr beliebt ist, muss nicht zwangsweise auch zu den sichersten gehören. Beispiel Maxi-Cosi Citi: Seine herausragend guten Eigenschaften in der Handhabung bringen ihm enorme Sympathie beim Publikum ein, beim nunmehrigen Crashtest musste er allerdings eine Niederlage hinnehmen. Vom letzten Test, wo er „gut” abschnitt, ist er unter nunmehr verschärften Bedingungen auf „weniger zufriedenstellend“ abgerutscht. In drei sicherheitsrelevanten Disziplinen, Frontalaufprall, Seitenaufprall und Gurtschloss, schnitt er schlecht ab. Auch das neue Modell Maximum von Storchenmühle kommt über ein „weniger zufriedenstellend“ nicht hinaus.

Crashtest nicht allein entscheidend

Der Newcomer Concord Baboo strengt sich hingegen mächtig an. Nicht nur, dass er neben dem Jané Matrix der einzige Sitz der Gruppe 0+ mit der Bewertung „durchschnittlich“ ist, besitzt er auch noch einen höhenverstellbaren Griffbügel, der zum Tragen hineingeschoben werden kann, damit die Sitzschale nicht um die Kniekehlen schlankert.

Eine konstruktive Besonderheit weist auch Jané Matrix auf: Der Sitz hat ein Gelenk und kann so komplett flachgelegt werden. Außerdem lässt er sich auch quer zur Fahrtrichtung einbauen. Doch aufgepasst! Flachlegen funktioniert im Auto nur bei Montage quer zur Fahrtrichtung und ist nur bis maximal 10 kg erlaubt.Bobob Easybob Maxi und Chicco Synthesis Lux haben ein „durchschnittlich“ nur knapp verfehlt.

Bedienug und Komfort

Spezielles Augenmerk ist natürlich immer wieder auf die Einfachheit der Bedienung oder gar die Gefahr einer Fehlbedienung zu richten. Denn die besten Crash-Ergebnisse im Test werden ad absurdum geführt, wenn ein Sitz in der Praxis schlecht festzuschnallen ist und deshalb vom Gurt nicht oder nur mangelhaft festgehalten wird. Deshalb müssen Prioritäten gesetzt werden, um zu einem praxisgerechten Ergebnis zu gelangen: So wird die Crashsicherheit mit 40 Prozent bewertet, die Gefahr einer Fehlbedienung und der Komfort gehen mit 60 Prozent in die Rechnung ein. Und eine Einschränkung dazu: Kein Gesamtergebnis kann besser sein als das Teilergebnis für die Sicherheit.

Isofix-Verankerung

Nach wie vor unbefriedigend ist das Thema Isofix-Verankerung gelöst. Immer mehr Autohersteller bieten Isofix-taugliche Kindersitze an, doch die sind jeweils nur für bestimmte Fahrzeugtypen zugelassen. Eine universelle Zulassung wird jedoch angestrebt. Derzeit heißt es aber noch: Wechselt man das Auto, so darf der Isofix-Sitz nur mehr über die Gurtbefestigung festgemacht werden, obwohl er ja in die Steckverbindungen hineinpassen würde.

Warten auf ein Universal-System

Der Grund, warum eine universelle Zulassung nach dem derzeitigen Stand der Dinge noch nicht realisierbar ist: Da die Isofix-Sitze nur zwei Steckverbindungen besitzen, bieten sie bei unterschiedlich konstruierten Rücksitzbänken nicht immer optimalen Schutz gegen Vorkippen. Deshalb wird schon länger über einen dritten Befestigungspunkt diskutiert. Gemeint ist damit entweder ein Stützbein zum Wagenboden hin oder ein so genannter „Top Tether“ (oberer Haltepunkt) – das ist ein zusätzlicher Gurt an der Sitzlehnenoberkante.

Die Isofix-Sitze werden in der Tabelle getrennt ausgewiesen. Die Ergebnisse sind nämlich nicht unmittelbar vergleichbar, vor allem, was den Frontalaufprall angeht.

Wichtig ist auch festzuhalten: Ein Isofix-Modell bietet beim derzeitigen Stand der Technik nicht grundsätzlich mehr Sicherheit als ein herkömmlicher Kindersitz, der mit dem Fahrzeuggurt befestigt wird. Wenngleich die Idee einer Vereinheitlichung der Kindersitzverankerungen prinzipiell sehr zu begrüßen ist.

Praxisnaher Crashtest:

Im Gegensatz zur ECE-Prüfung wurden die Kindersitze auf einer echten Autositzbank montiert (im Bild die Karosserie des Volvo S 40). Die relativ harte Norm-Sitzbank würde nämlich das Crash- Ergebnis schönen.

Bobob: Dremefa b. v., P. O. Box 18,
NL-6980AA Doesburg, (0031 313) 47 56 86
Britax Römer Kindersicherheits-GmbH,
Blaubeurer Straße 71, D-89077 Ulm,
(0049 731) 93 45-0
Chicco Babyausstattung GmbH,
Borsigstraße 1–3, D-63128 Dietzenbach,
(0049 6074) 495-0
Concord GmbH, Industriestraße 25,
D-95346 Stadtschleinach, (0049 9225) 95 50-0
Fair: Auto Potzinger, St.-Peter-Hauptstraße 84,
A-8042 Graz, (0316) 47 14 66-0
Jané: Poligono industrial riera de caldes, C/mercader 34, E-08184 Palau de Plegamans, (0034 93) 703 18 00
Klippan: Curver Kunststoff GmbH,
Division Graco/Klippan, An der Drift 63, D-63303 Dreieich,
(0049 6103) 80 82 24
Maxi-Cosi GmbH, Augustinusstraße 11 D,
D-50226 Frechen-Königsdorf, (0049 2234) 96 43-0
Renault Österreich AutomobilvertriebsgmbH,
Laaer Berg-Straße 66, A-1100 Wien, (01) 680 10-0
Storchenmühle: Hecht Gerald, Baby- und
Kinderausstattung, Habach 81, A-5321 Koppl,
(06221) 200 82
VW: Auto Z Autozubehör HandelsgesmbH,
Ketzergasse 120, A-1230 Wien, (01) 866 96-0

Mit Auto und Kind.

Kein Test kann Ausprobieren ersetzen. In einem anderen Auto, mit einem anderen Kind, kann jeder Kindersitz ein abweichendes Ergebnis bringen (Platzprobleme vor allem bei Kleinwagen). Zum Kauf also Auto und Kind mitnehmen!

Kleinkinder nicht in Fahrtrichtung.

Kinder bis 15 Monate sollten möglichst in Sitzschalen entgegen der Fahrtrichtung (Reboard-Sitze) transportiert werden. Statt Gruppe 0 sollte ein Sitz der Gruppe 0+ gewählt werden; diese sind für ein Gewicht bis 13 kg ausgelegt.

Mehrbereichssitze nur Kompromiss.

Ein Modell, das für Säuglinge wie für Zwölfjährige geeignet sein soll, kann nie optimal funktionieren. Mehrbereichssitze sollten, wenn überhaupt, erst ab einem Gewicht von 13 kg (also nach Gruppe 0+) eingesetzt werden.

Nicht bei Airbag.

Reboard-Sitze dürfen nicht auf Plätzen mit aktivem Airbag montiert werden. Am besten Kindersitze grundsätzlich auf den Rücksitzen montieren.

Achtung, gebrauchte Sitze.

Es gibt auch einen beachtlichen Markt für gebrauchte Kindersitze. Viele davon entsprechen nicht mehr den aktuellen Sicherheitsbestimmungen (siehe „Konsument“ 6/2001).

 

Aus einem Gemeinschaftstest der europäischen Verbraucherschutzorganisationen haben wir 15 Modelle der ECE-Normgruppen 0+ (bis 13 kg) und I (von 9 bis 18 kg) ausgewählt. Darunter auch drei Modelle mit Isofix-Montage.

Sicherheit
Frontalaufprall in Anlehnung an ECE 44/03 in einer Fahrzeugkarosse (Volvo S 40), Belastungswerte wurden dabei an jene der Euro-NCAP-Tests angenähert. Seitenaufprall nach ISO-Entwurf TC22/SC12/WG1 (hinged door test).

Handhabung
Hierbei wurden von einem internationalen Testinstitut nach festgelegten Vorgaben die Wahrscheinlichkeit der Fehlbedienung, die Bedienungs-/Montageanleitung, der Komfort für Kind und Erwachsene sowie die Handhabung im täglichen Gebrauch bewertet. Die Handhabung wurde auch durch die Montage in einem viertürigen VW Golf und einem zweitürigen Renault Clio in der Praxis überprüft.

 

  Wissenswertes zum Thema Autokindersitz – gesetzliche Bestimmungen, wichtige Links, Checkliste für den Kauf etc. – finden Sie auch im Internet unter www.autokindersitz.at

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