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Autotest: neue Modelle - Quer durch die Palette

  • Alle Autos werden sparsamer
  • Zerklüfteter Unterboden bei Kleinwagen
  • Viersitzige Konkurrenz für den Smart

Die zuletzt getesteten Modelle reichen quer durch das Angebot der Großserienhersteller. Neben dem stark gestiegenen Interesse bei den Klein- und Kleinstwagen konnten trotz ­Krise auch einzelne Modelle bis in die Mittelklasse hinauf gute Verkaufserfolge ­erzielen, nicht zuletzt durch den kommerziellen Turbo-Effekt aufgrund der Verschrottungsprämie.

Generell lässt sich ein signifikanter Rückgang bei den Normverbrauchswerten feststellen. In vielen Fällen wurde er neben kleinen aerodynamischen Detailmaß­nahmen an der Karosserie durch längere Achsübersetzungen erzielt. Dieser Vorteil kann aber nur dann in die Praxis umgesetzt werden, wenn die Fahrweise entsprechend angepasst wird, etwa durch frühes Hochschalten in den nächsten Gang. Wer die Gänge in gewohnter Manier ausdreht, wird kaum von dieser technischen Maßnahme profitieren.

Verbrauch: es geht noch weniger

Dass noch lange nicht alle Möglichkeiten in Richtung weniger Verbrauch ausgereizt sind, zeigt die Tatsache, dass der Fahrzeugunterboden bei Kleinwagen tendenziell noch immer relativ zerklüftet ist, was nicht nur der Aerodynamik schadet. Wenn der Motorraum nach unten hin schlecht abgedeckt ist, ergibt sich nicht nur eine stärkere Verwirbelung, auch Schmutz kann leichter eindringen. Da niemand bereit ist, für ­einen Kleinwagen sehr tief in die Tasche zu greifen, muss offenbar irgendwo gespart werden, eben am ehesten dort, wo es niemand sieht. Das gilt übrigens auch für den Bereich der Türschweller, wo die Autos erst ab der gehobenen Kompaktklasse gut gegen Schmutz von unten geschützt sind.

Das Sicherheitsniveau der Kleinwagen ist hingegen durchwegs auf der Höhe wesentlich teurerer Autos, sieht man einmal vom grundsätzlichen Nachteil der geringeren Fahrzeugmasse ab, der bei Kollision mit größeren Fahrzeugen besteht. Im Bereich der Fußgängersicherheit gibt’s quer durch das Angebot aber noch erheblichen Nachholbedarf.

Toyota iQ 1.0 +

Toyota iQ 1.0 +

Dreitüriges Microcar, 2+2 Sitze
Preis : €12.660,-
Motor : Benzin, 998 ccm, 50 kW
Maße (LxBxH): 2985x1680x1500 mm
Kraftstoffverbrauch : 5,5 l/100 km (Super)
CO2-Emission : 125 g/km (gemessen)

Foto: toyota-media

 Testurteil: durchschnittlich (55%)

        Verbrauch: sehr gut
        Abgaswerte: sehr gut                  
        Technik: durchschnittlich
        Komfort: durchschnittlich

Positiv: Stadtflitzer mit schlüssigem Konzept, hohe Crashsicherheit (5 Sterne), hohe Fahrstabilität
Negativ: mäßige Plastikverarbeitung, harte Federung, fahrerseitig hinten kein Zustieg

Mittlerweile ist dem Smart, der seit über zehn Jahren mit wechselndem Erfolg auf dem Markt ist, die Zeit entgegengekommen: Niemand zweifelt mehr am Konzept von Kleinstwagen. Und da taucht auch schon Konkurrenz aus Japan auf. Der Toyota iQ ist allerdings um 30 Zentimeter länger und zwölf Zentimeter breiter und bietet hinten zwei Notsitze oder wahlweise mehr Kofferraum. Somit ergibt sich eine höhere Nutzbarkeit im
Alltag.

Das Konzept ist schlüssig: Er hat Frontantrieb und ist so bei höherem Tempo deutlich weniger seitenwindempfindlich als der heckgetriebene Smart. Der Testverbrauch liegt mit 5,5 Liter Super/100 km rund einen Liter unter dem Klassendurchschnitt (6,6 l), aber spätestens auf der Autobahn sind keine Rekorde mehr zu erwarten: 7,1 l/100 km.

Beim iQ fällt die extrem lange Übersetzung auf, die sehr oft den Griff zum Schalthebel notwendig macht. Die Sitzposition mit steilem Lenkrad ist für kleine Personen gut. Bemerkenswert ist der weite Verstellbereich der Vordersitze, der Langbeinigen zugute kommt. Allerdings ist das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar. So haben zwar auch Großgewachsene genug Platz für die Beine (und auch den Kopf), erreichen das Lenkrad aber nicht mehr optimal. Die Verarbeitungsqualität im Innenraum fällt hinter dem üblicherweise hohen Niveau von Toyota etwas zurück. Auffällig ist der Mangel an Ablagen, und statt des Handschuhfachs gibt
es nur eine herausnehmbare Tasche, die im Beifahrerfußraum hängt.

 
Bild: toyota-media

Verarbeitung und Funktionalität lassen zu wünschen übrig

Citroen C3 Picasso

Citroen C3 Picasso VTi 95 Exclusive

Fünftüriger Kleinwagen-Van, 5 Sitze
Preis : €18.790,-
Motor : Benzin, 1397 ccm, 70 kW
Maße (LxBxH): 4078x1766x1631 mm
Kraftstoffverbrauch : 7,0 l/100 km (Super)
CO2-Emission: 163 g/km (gemessen)

Bild: citroën-press

 Testurteil: durchschnittlich (63%)

        Verbrauch: durchschnittlich
        Abgaswerte: sehr gut                  
        Technik: durchschnittlich
        Komfort: gut

Positiv : variablerKoffer- bzw. Innenraum, umfangreiche Ausstattung, sicheres Fahrwerk (ESP)
Negativ : hohe Motordrehzahlen, hoher Verbrauch, geringer Fußgängerschutz

Der C3 Picasso ist ein Van mit viel Platz auf nur vier Metern Länge. Das Fünfganggetriebe ist ­relativ kurz übersetzt, demgemäß ist dieser Wagen nicht gerade sparsam. Folglich wird der angenehm leise Motor bei Autobahntempo etwas lauter. Dafür wirkt er relativ temperamentvoll, auch angesichts des hohen Fahrzeuggewichts.

Die Karosserie ist recht gut verarbeitet, und auch die Kunststoffelemente im Innenraum sitzen passgenau, nichts klappert, nichts wackelt. Die Sicht nach schräg vorne ist sehr gut, weil keine dicken A-Säulen stören. Hinten folgt man allerdings einem allgemeinen Trend mit dicken C-Säulen, die die Sicht einschränken. Vorne wie hinten sind ausreichend Ablagen vorhanden, und das große Handschuhfach wird von der Klima­anlage gekühlt, jedenfalls in der getesteten Version. Zwar hat der Fahrersitz einen weiten Einstellbereich in der Höhe, wodurch man mit jeder Größe eine gute Sitzposition findet, allerdings gibt es keinen geeigneten Platz, den Kupplungsfuß bequem abzustellen.

Trotz der Fahrzeughöhe ist die Seitenneigung in Kurven akzeptabel, wobei die etwas gefühllose Lenkung nicht immer genau signalisiert, wo die Fahrwerksgrenzen liegen. Der Wendekreis ist mit mehr als 11 Metern ziemlich groß.

Opel Insignia 2.0 CDTi

Opel Insignia 2.0 CDTi Edition

Viertürige Limousine der Mittelklasse, 5 Sitze
Preis : €30.840,-
Motor : Diesel, 1956 ccm, 118 kW
Maße (LxBxH): 4830x1858x1498 mm
Kraftstoffverbrauch : 6,0 l/100 km (Diesel)
CO2-Emission : 159 g/km (gemessen)

Bild: GM Corp.

Testurteil: gut (70%)

        Verbrauch: gut
        Abgaswerte: sehr gut                  
        Technik: gut
        Komfort: gut

Positiv : hoher Komfort; gute Verarbeitung; sichere Fahreigenschaften; großer, variabler Kofferraum
Negativ : brummiger Motor; teilweise unlogische Bedienung; hinten sehr beengt

Abseits der krisenbedingten Turbulenzen rund um General Motors und Opel lasten große Erwartungen auf dem völlig neuen Insignia, dem Nachfolger des Vectra. Er ist um 22 Zentimeter länger als sein Vorgänger und bietet viel Stauraum und genügend Platz für die vorderen Insassen. Das flotte Design geht allerdings etwas auf Kosten des Raumangebots für die Fondpassagiere. Die abfallende Dachlinie drückt zusätzlich auf das Raumgefühl, außerdem müssen größere Personen beim Aus- und Einsteigen den Kopf einziehen. Auch die Nutzbarkeit des (großen) Kofferraums ist nicht optimal. Eine kleine Öffnung und eine hohe Ladekante erschweren das Be- und Entladen.

Bedienung und Ergonomie sind weitgehend in Ordnung. Ärgerlich ist nur die Doppelbelegung der Regler am Audio- und Navigationssystem. Die Pedale sind optimal angeordnet. Es gibt ausreichend Ablagen.

Das Geräuschniveau im Innenraum ist gering. Nur der Dieselmotor ist mit steigender Drehzahl deutlich vernehmbar, bei niedrigen Drehzahlen machen sich Brummfrequenzen bemerkbar. ­Andererseits ist er mit seinen 118 kW (160 PS) und einem Drehmoment von 350 Nm in jedem Drehzahlbereich sehr temperamentvoll, und das bei insgesamt recht guten Verbrauchswerten.

Ford Ka, Hyundai i20, Kia Soul

Weiters wurden getestet

Der Ford Ka  wurde zwölf Jahre praktisch unverändert gebaut. Jetzt tritt sein völlig neuer Nachfolger an. Er orientiert sich im Design stark am ebenfalls neu erschienenen größeren Bruder ­Fiesta. Der Ka sieht nunmehr weniger originell aus, wurde aber, im Gegensatz zum Vorgänger, bedingungslos einem hohen Nutzwert unter­geordnet. Die Verarbeitung der Karosserie kann überzeugen, ebenso der Innenraum durch seine erfrischende Optik. Nervig hingegen die Fern­bedienung der Zentralverriegelung, deren Knöpfe man auch nach längerer Gewöhnung noch immer leicht verwechselt. Sitzkomfort, Fahrwerksabstimmung und Sicherheitsniveau sind klassenüblich.

Hyundai i20 . Der Nachfolger des Getz ist kräftig gewachsen – und er ist auch um 200 kg schwerer. So hat der prinzipiell drehfreudige und temperamentvolle Motor keine leichte Aufgabe. Auf Autobahnen muss man häufig in den vierten Gang zurückschalten, um in Schwung zu bleiben, trotzdem liegt der Verbrauch mit 5,9 Liter Super/100 km noch im Rahmen. Die Verarbeitung hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck. Raumangebot und Komfort sind durchwegs in Ordnung, kleine Schwächen gibt es etwa bei der Luftverteilung, die unlogisch erscheint, und eine Kontrolle für das Abblendlicht fehlt überhaupt. Die Fahrwerkseigenschaften sind alles in allem durchschnittlich.

Kia Soul . Mit einer geschickten Crossover-Strategie und nunmehr auch pfiffigem Design erobert Kia zusehends die Herzen der europäischen Autokäufer. So ist der Soul ein Kleinwagen mit Kompaktvan-Elementen und etwas Geländewagen-Chic. Vorerst stehen ein 93 kW starker Benziner und ein 94-kW-Diesel zur Wahl, den es auch mit Automatikgetriebe gibt. Der Verbrauch beim Diesel liegt mit 5,3 Litern auf 100 km nur geringfügig über dem Klassendurchschnitt. Allerdings ist der Preis mit 17.490 Euro doch recht selbstbewusst, und das nicht ohne Grund. Die Fahreigenschaften sind durchwegs gut, nur der Wendekreis ist mit über 11 m ziemlich groß. Die Verarbeitung ist insgesamt sehr solid, lediglich im Detail tauchen vereinzelt Schwächen auf.

  

Bild: kiapress.com
 

Tabelle: Automodelle 8/2009

Mehr zum Thema: Autos

Unter Auto Extra finden Sie die Ergebnisse in Tabellenform – nicht nur für die 50 Modelle der jüngsten Testserie, sondern für alle seit 2004 getesteten Autos; dort sind auch die Testkriterien und Crashtest­resultate abrufbar.

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