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Crashtest 12/2009 - Chevrolet top, Toyota flop

, aktualisiert am

In der jüngsten Crashtestserie erreichten 17 von 19 Automodellen fünf Sterne. Der Chevrolet Cruze fiel durch einen Spitzenwert in der Erwachsenensicherheit auf, während Toyota mit dem Urban Cruiser negativ aus der Reihe fiel.

Opel Astra: bestes Gesamtresultat

Gecrasht wurden 19 Automodelle, darunter der BMW X1, Citroen C4 und C5, die C- und E-Klasse von Mercedes, Mazda 3 und Opel Astra. Nur zwei Modelle verpassten die Höchstbewertung von fünf Sternen: Chevrolet Spark und Toyota Urban Cruiser. Die höchste Gesamtpunktezahl erreichte der Kompaktklassenvertreter von Opel, Astra, mit 81 Punkten. Er zeigt nur in der Fußgängerwertung gewisse Schwächen.

Chevrolet schließt zu Premium-Marken auf

Der Kleinwagen Chevrolet Spark verpasste den fünften Stern, weil er als einziger der 19 getesteten Fahrzeuge über kein serienmäßiges ESP (elektronisches Stabilitätskontrollsystem) verfügt. Der neue Kompakte von Chevrolet, Cruze, schaffte hingegen einen Spitzenwert. In der Sicherheit für Erwachsene musste er fast keine Abzüge verzeichnen, er erzielte 96 Prozent der möglichen Punkte. Das ist der höchste Wert bisher im neuen Rating-Schema von EuroNCAP, das seit Anfang 2009 in Geltung ist.

Chevrolet hat damit eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Noch im Jahr 2006 hatte Chevrolet mit dem Aveo für negative Schlagzeilen gesorgt, weil im Frontcrash ein hohes Risiko lebensbedrohlicher Verletzungen für Kopf und Brust bestand. Das zeigt, dass die Crashsicherheit – nicht zuletzt dank der EuroNCAP-Tests – zum Standard geworden ist, den auch weniger renommierte Marken erreichen. Vor nicht allzu langer Zeit galt die Regel, dass nur Premium-Marken höchste Sicherheit gewährleisten.

Toyota Urban Cruiser: nur 3 Sterne

Diametral dazu das Resultat für den Urban Cruiser (Klein-SUV) von Toyota. Hohe Belastungen für Kopf und Knie auf Grund eines schlechten Airbag-Designs mündeten in niedrige Bewertungen im Frontcrash und im Seitencrash gegen einen Mast: nur 58 % in der Erwachsenensicherheit. Das steht in starkem Gegensatz zu den bisherigen Crash-Resultaten des japanischen Top-Herstellers. Nach dem neuen Test-Schema wurden zuvor die Modelle iQ, Avensis und Prius getestet, alle schafften problemlos die fünf Sterne. Wobei das Hybridmodell Prius das bisher höchste Gesamtpunktscore erreichte: Mit 83 Prozent übertrifft er sogar den Opel Astra (siehe oben).

Unter EuroNCAP-Experten hat sich damit ein lange gehegter Verdacht bestätigt: Die Autohersteller würden zwei Typen von Autos produzieren: solche, die für Crashtests optimiert und freiwillig der Testorganisation zur Verfügung gestellt werden, und andere, die nicht dafür vorgesehen sind. Umso wichtiger ist daher die EuroNCAP-Philosophie, dass Autos nicht nur auf Vorschlag der Hersteller, sondern auch auf Antrag eines der EuroNCAP-Mitglieder getestet werden.

 

Schwächen und Mängel

Schwächen bei Heckaufprall und Fußgängerschutz

Insgesamt offenbaren sich – trotz des 5-Sterne-Regens – auch Schwächen: Bei einem Großteil der Autos ist die Gefahr von Nackenverletzungen bei einem Auffahrunfall groß. Zwei Modelle (Citroen C5 und Peugeot 308CC ) sind bei diesem Test sogar durchgefallen. Auf der anderen Seite boten Chevrolet Cruze, Opel Astra und VW Scirocco guten Schutz gegen das sogenannte Peitschenschlagsyndrom.

Großen Aufholbedarf hat der Fußgängerschutz. Während bei der Insassensicherheit (für Erwachsene wie für Kinder) ein Score von 80 bis 90 Prozent die Regel sind, liegen die Werte für die Fußgängersicherheit überwiegend unter 50 Prozent, einige erreichen kaum 30 Prozent. Am schlechtesten hat hier der Kompaktwagen Volvo C30 abgeschlossen: nur 26%.

2010 bringt verschärftes Rating

Im Jahr 2009 wurden insgesamt 39 Autos gecrasht, nur 6 von ihnen verfehlten das Top-Rating von fünf Sternen. Doch die Bedingungen werden schrittweise angehoben. Im Jahr 2010 reichen nicht mehr 70 Prozent in der Gesamtbewertung, um fünf Sterne zu ergattern, das Limit steigt auf 75%. Und im Bereich Fußgängerschutz müssen nun zumindest 40 statt 25 Prozent erreicht werden. Mit dem Jahr 2012 geht der gleitende Übergang in das neue EuroNCAP-Rating zu Ende. Dann lautet das Limit für den fünften Stern: 80% gesamt und 60% für Fußgänger.

Diese Bedingung hätten von den 33 Fünf-Sterne-Trägern des Jahres 2009 nur vier erfüllt: BMW X1, Honda Insight Hybrid, Toyota Prius und Hyundai i20. Das bedeutet, wenn die Hersteller ihre Sicherheitsinvestitionen nicht deutlich erhöhen, werden fünf Sterne ab 2012 eher eine Ausnahmeerscheinung darstellen.

 

Tabelle: Crashtest 12/2009

Die Einzelbewertungskriterien

Die Einzelbewertungskriterien

Das Crashtest-Rating von EuroNCAP fasst vier Bereiche zusammen: die Sicherheit (erwachsener) Insassen, die Sicherheit von Kleinkindern in Kindersitzen, die Fußgängersicherheit sowie das Vorhandensein von Sicherheitssystemen.

1. ERWACHSENENSICHERHEIT

Vier Szenarien werden für die Bewertung der Sicherheit für erwachsene Insassen herangezogen: Frontalaufprall, Seitenaufprall eines Fahrzeuges, Pfahltest (Anprall gegen einen Mast oder Baum), Heckaufprall. Insgesamt werden dafür maximal 36 Punkte vergeben.

1.1 Frontalaufprall

Bild: Euro NCAP 

Beim Frontalaufprall sind maximal 16 Punkte erreichbar. Das Auto prallt mit vierzig Prozent Überdeckung (fahrerseitig) gegen eine verformbare Barriere nach EEVC-Spezifikation. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt 64 km/h. Zwei Hybrid-III-Dummies sitzen auf den Vordersitzen; bewertet werden folgende Körperbereiche:

  • Kopf/Hals
  • Brust
  • Becken/Oberschenkel/Knie
  • Unterschenkel/Füße

1.2 Seitenaufprall

 Bild: Euro NCAP

Euro-SID-Dummy am Fahrersitz in mittlerer Position; Aufprall mit 50 km/h mit EEVC-Barriere auf der Fahrerseite. Es gibt maximal 8 Punkte. bewertet werden:

  • Kopf
  • Brust
  • Bauch
  • Becken.

1.3 Der Pfahltest

Bild: Euro NCAP 

Das ist ein seitlicher Aufprall gegen einen Stahlmast. Ein Euro-SID-Dummy sitzt am Fahrersitz. Der Wagen wird auf einem Prüfschlitten mit 29 km/h fahrerseitig (in einer Linie mit dem Kopf) gegen einen Stahlmast geschleudert. Ein bestandener Poletest bringt maximal 8 Punkte. Bewertet werden dieselben Körperbereiche wie beim Seitenaufpralltest:

  • Kopf
  • Brust
  • Bauch
  • Becken

1.4 Heckaufprall (Peitschenschlagsyndrom)

Crashtestserie, bei der drei typische Belastungssituationen bei einem Auffahrunfall simuliert werden. Der Autositz mit einem speziell entwickelten Dummy (BioRID 2) wird auf einem Schlitten montiert, Aufprallgeschwindigkeit bzw. -beschleunigung 16 km/h/4,5 g, 16 km/h/5,5 g und 24 km/h/6,5 g. Sieben Messzahlen werden bei jedem Aufprall festgehalten. Vier Punkte sind erzielbar.

2. KINDERSICHERHEIT 

Sowohl beim Frontal- als auch beim Seitenaufprall wird auch die Kindersicherheit getestet. Zwei Kinder-Dummies (sie entsprechen einem 18 Monate und einem 3 Jahre alten Kind) werden in vom Hersteller empfohlenen Kindersitzen am Rücksitz befestigt, bevor der Crashtest durchgeführt wird. Die maximale Punktezahl beträgt 49 Punkte.

3. FUSSGÄNGERSICHERHEIT

Bild: Euro NCAP Bild: Euro NCAP 
Mit einer simulierten Aufprallgeschwindigkeit von 40 km/h werden Köpfe von Erwachsenen- und Kinder-Dummies gegen die Motorhaube (bzw. Windschutzscheibe) und Beinformen (Ober- und Unterschenkel) gegen die Fahrzeugfront geschleudert. Maximale Punktezahl 36 Punkte.

4. SICHERHEITSASSISTENZ

Insgesamt 7 Punkte werden vergeben für die Ausstattung des Fahrzeuges mit folgenden Sicherheitsassistenzsystemen:

  • Gurtwarnsystem: 3 Punkte
  • Elektronische Stabilitätskontrolle (ESP): 3 Punkte
  • Geschwindigkeitsbegrenzer:1 Punkt

Fünf Sterne im Gesamtrating kann ein Automodell nur dann erringen, wenn zumindest 85 Prozent der (laut Prognose) verkauften Fahrzeuge serienmäßig mit ESP ausgestattet sind und eine ESP-Ausrüstung für den Rest zumindest als Extra erhältlich ist. Andernfalls bekommt das Modell nur vier Sterne, auch wenn die erforderlichen 70 % für das Gesamtergebnis (siehe unten) überschritten werden.

Das Gesamturteil

Das 5-Sterne-System des Euro NCAP

Das Euro NCAP Gesamt-Rating umfasst die vier Einzelergebnisse (Erwachsenen-, Kinder-, Fußgängersicherheit, Sicherheitsassistenz) sowie eine gewichtete Gesamtbewertung.

Die Punkte der Einzelbewertungen werden in Prozent der jeweiligen Maximalpunktezahl umgerechnet. In jedem Bereich muss ein bestimmtes Mindestergebnis (in %) erzielt werden.

Die gewichtete Gesamtbewertung 

Für die Gesamtbewertung werden die Einzelergebnisse zudem auf folgende Weise gewichtet:

  • Erwachsenensicherheit mit 50 %
  • Kindersicherheit mit 20 %
  • Fußgängersicherheit mit 20 %
  • Sicherheitseinrichtungen mit 10 %

Auch für diese Gesamtbewertung gibt es ein Mindestergebnis (in %), das erreicht werden muss.

Das Gesamt-Rating in Sternen 

Um die jeweilige Anzahl von Sternen im Euro NCAP Rating zu erreichen, muss ein Fahrzeug in jedem der 5 Kriterien das vorgeschriebene Mindestergebnis erreichen. Für die Crashtests 2009 wurden folgende Mindestanforderungen festgelegt:

Mindestanforderungen  für 2009
Euro NCAP
Gesamt-Rating
Gesamt-
bewertung
Erwachsenen-
sicherheit
Kinder-
sicherheit
Fußgänger-
sicherheit
Sicherheits-
assistenz
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 70 % 75 % 70 % 25 % 60 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 55 % 60 % 55 % 15 % 40 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 45 % 30 % 30 % 10 % 25 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) 35 % 25 % 25 % 5 % 15 %
(Foto:VKI) 20 % 15 % 15 % 0 % 5 %

 

Verschärfung der Testkriterien bis 2012

Die Mindestanforderungen für die verschiedenen Stufen im 5-Sterne-System des Gesamt-Ratings werden bis zum Jahr 2012 sukzessive erhöht. Man hat sich entschlossen nicht sofort die strengen Regeln für 2012 einzuführen, damit die Autoher­steller eine Chance haben, sich auf die neuen Spielregeln und Testszenarien einzustellen.

Im Einzelnen werden bis 2012 folgende Mindestanforderungen gelten: 

Mindestanforderungen  ab 2010
Euro NCAP
Gesamt-Rating
Gesamt-
bewertung
Erwachsenen-
sicherheit
Kinder-
sicherheit
Fußgänger-
sicherheit
Sicherheits-
assistenz
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 75 % 80 % 75 % 40 % 60 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 60 % 65 % 60 % 25 % 40 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 50 % 35 % 30 % 15 % 25 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) 35 % 30 % 25 % 10 % 15 %
(Foto:VKI) 25 % 20 % 15 % 5 % 5 %
Mindestanforderungen  ab 2012
Euro NCAP
Gesamt-Rating
Gesamt-
bewertung
Erwachsenen-
sicherheit
Kinder-
sicherheit
Fußgänger-
sicherheit
Sicherheits-
assistenz
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 80 % 80 % 75 % 60 % 60 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 70 % 70 % 60 % 50 % 40 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 60 % 40 % 30 % 25 % 25 %
(Foto:VKI) (Foto:VKI) 55 % 30 % 25 % 15 % 15 %
(Foto:VKI) 45 % 20 % 15 % 10 % 5 %


Beispiel:
Entwicklung der Mindestanforderungen für 5 Sterne bis 2012

 (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) (Foto:VKI) 2009 2010 2012
Gesamtergebnis 70 % 75 % 80 %
Erwachsenensicherheit 75 % 80 % 80 %
Kindersicherheit 70 % 75 % 75 %
Fußgängersicherheit  25 % 40 %  60 %
Sicherheitsassistenz 60 % 60 % 60 %

 

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