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Crashtest Kompakt-Vans - Mehr Sicherheit

  • Gute Ergebnisse bei den fünf Kompakt-Vans im Test
  • Kopf-Airbag bietet nicht immer ausreichenden Schutz
  • Auch Kindern droht zum Teil große Gefahr

Kompakt-Vans, die kleineren Brüder der Minivans, werden immer beliebter. Vor allem für Familien mit beschränkten finanziellen Mitteln stellen die kleinen Raumwunder eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Kompaktwagen dar. Ihnen galt die jüngste Testserie von Euro-NCAP, dem Kompetenzzentrum für Crashsicherheit in Europa. Sieben Vertreter dieser Fahrzeugkategorie wurden gecrasht, Fiat und Opel haben für ihre Modelle Multipla beziehungsweise Zafira Nachtests verlangt, deren Ergebnisse können daher erst in einigen Wochen nachgereicht werden. Daneben veröffentlichen wir diesmal die Crashresultate von zwei neuen Modellen anderer Klassen.

Erfreuliches Ergebnis

Insgesamt ist das Ergebnis erfreulich. Drei der fünf Kompakt-Vans bieten Vier-Sterne-Sicherheit. Damit ist das Ergebnis besser als das der Minivans, wo vor allem Chrysler Voyager und Opel Sintra erschreckende Schwächen geboten hatten (siehe „Crashtest Minivans“ [Konsument 7/99]). Es zeigt sich, dass die Automobilindustrie durchaus im Stande ist, die verschärften Crash-Richtlinien einzuhalten. Neu auf den Markt kommende Modelle erweisen sich als wesentlich crash-tauglicher als ältere Modelle. (Die Crash-Kriterien sind seit Oktober 1998 für neu typisierte Fahrzeuge verpflichtend.) Auch die Japaner haben aufgeholt. Neben der Marke Toyota, die bereits einige Male positiv aufgefallen ist, darf nun auch Nissan auf sein erstes Vier-Sterne-Modell stolz sein.

Japanische Hersteller haben aufgeholt

Der Nissan Tino erzielte mit 30 (von 34 möglichen) Punkten das beste Ergebnis unter den Kompakt-Vans, die beiden anderen Japan-Modelle von Mazda und Mitsubishi schnitten dagegen deutlich schlechter ab. Abseits vom Crash-Resultat ist positiv zu vermerken, dass vier der fünf Modelle auch auf dem Mittelsitz der hinteren Sitzreihe einen Dreipunktgurt als Standardausrüstung aufweisen, nur Mitsubishi bietet dies nicht.

Frontalcrash

Im Frontalcrash traten zwar bei allen Modellen Schwachpunkte zu Tage, schwerwiegende Verletzungen für lebenswichtige Körperteile drohen allerdings nur bei Mitsubishi. Die Brust des Fahrerdummies prallte beim Test auf das Lenkrad, damit erreichte das japanische Modell nur 6 von 18 Punkten im Frontalcrash. Im Seitencrash hält sich das Verletzungsrisiko generell in Grenzen. Auch im schlechtesten Fall (Mazda Premacy) konnten 14 von 18 möglichen Punkten vergeben werden.

Poletest

Zum zweiten Mal wurde auch ein Poletest absolviert, ein Seitenaufprall gegen einen Stahlmast. Diesem Test werden nur Automodelle unterzogen, deren Seitenairbags nicht nur den Brustkorb, sondern auch den Kopfbereich schützen. Außer dem Space Star von Mitsubishi bieten die getesteten Vans diesen Schutz, sie traten daher auch zum Poletest an, bei dem zwei Zusatzpunkte vergeben werden. Wer glaubte, dass der Poletest mit Kopf-Airbags reine Formsache wäre, sollte eines Besseren belehrt werden: Nur zwei bestanden ihn ohne Makel. Der Dummykopf im Mazda Premacy wurde trotz Airbag gegen den Stahlmast geschleudert – eine tödliche Gefahr und somit keine Punkte aus dem Poletest. Etwas weniger gravierend das Risiko beim Citroën Picasso: Dessen Seitenairbag wurde nicht hoch genug entfaltet, um den Kopf ausreichend zu schützen, daher nur ein Zusatzpunkt. Am überzeugendsten schützte das System des Renault Scenic: Hier gibt es zusätzlich zum Seitenairbag (für den Schutz der Brust) einen separaten Airbag – eine Art Vorhang – für den Kopfbereich, der überdies den Vorteil hat, dass auch die Passagiere im Fond des Wagens mitgeschützt werden.

Hohe Kopfbelastung für 3-Jahre-Dummy

Was die Kindersicherheit betrifft, kann man mit den Rückhaltesystemen für den 18-Monate-Dummy zufrieden sein; der Kopf des Kindes findet guten Schutz. Besonders bei vorwärts gerichteten Sitzen bleibt allerdings ein hohes Risiko für den Hals bestehen. Aber auch im rückwärts gerichteten ISOFIX-Sitz des Renault Scenic gab die Nackenbelastung Anlass zu Besorgnis.

Probleme bei Sitzen

Als weniger zufriedenstellend sind die Sitze für die 3-Jahre-Dummies zu bewerten: generell hohes Kopfverletzungsrisiko. Als gefährlich wurden die von Mitsubishi empfohlenen Storchenmühle Air Seat-Sitze eingestuft: Im Frontcrash wurden die Köpfe beider Dummies gegen den Fangkörper (Safebag) des Rückhaltesystems geschleudert, wodurch hohe Werte für die Kopfbelastung auftraten.

Fußgängerschutz

Die üblichen schlechten Noten gab es schließlich beim Fußgängerschutz. Für die Beine ist das Verletzungspotenzial viel zu hoch. Nur der Mazda Premacy hebt sich etwas von den schlechten Resultaten ab. Er heimste drei blaue Sterne ein, ein Kunststück, das vor ihm nur dem Daihatsu Sirion in der Kleinwagenklasse gelungen war.

Kompakt-Vans 1)

   

Nissan Tino
F B S

****COLOR="#FFCC03">*

30 Punkte
**COLOR="#030303">**

Eines der besten Ergebnisse bisher, Verletzungen drohen allerdings im Kniebereich; Höchstpunktescore im Seitencrash- und Poletest.

Renault Scenic
F B S

****COLOR="#FFCC03">*

29 Punkte
**COLOR="#030303">**

Optimaler Schutz durch eigenen Kopf-Airbag bei seitlichem Aufprall. Im Frontcrash sind die Beine schlecht geschützt.

Citroën Picasso
F B S

****COLOR="#FFCC03">*

27 Punkte
**COLOR="#030303">**

Im Frontcrash wird der Kopf des Dummies nach links abgelenkt, er drückt den Airbag durch. Im Poletest reicht der Airbag nur bis zur Schulter hinauf.

Mazda Premacy
F B S

***COLOR="#FFCC03">**

22 Punkte
***COLOR="#030303">*

Relativ hohes Brustverletzung-
srisiko für Fahrer und Beifahrer, starke Zerstörungen im Fußraum. Im Poletest versagt der Airbag.

Mitsubishi
SpaceStar
F B S

***COLOR="#FFCC03">**

20 Punkte
**COLOR="#030303">**

Die Fahrgastzelle wird leicht ramponiert, der Kopf des Dummies drückt den Airbag durch, die Brust trifft auf das Lenkrad auf.

*****COLOR="#FFCC03"> Fünfstufiges Euro-NCAP-Rating für Frontalaufprall (Fahrer und Beifahrer) und Seitenaufprall plus Poletest (Fahrer).

/COLOR="#FFCC03"> Ein Stern wird gestrichen, wenn ein hohes Risiko lebensgefährlicher Verletzungen besteht.

****COLOR="#0861A8"> Vierstufiges Rating für die Fußgängersicherheit.

Poletest bestanden

Poletest mit Einschränkung bestanden

Poletest nicht bestanden

Zeichenerklärung: 1) Modelle generell 5-türig und linksgelenkt
F = Fahrer-Airbag, B = Beifahrer-Airbag, S = Seiten-Airbag

Nissan Almera

****COLOR="#FFCC03">*

26 Punkte
**COLOR="#030303">**

Der neue Almera (mit Fahrer- und Beifahrer-Airbag sowie Seitenairbags) darf sich zur Vier-Sterne-Kategorie zählen. Beim Vorgängermodell hatten noch lebensgefährliche (Brust-)Verletzungen gedroht. Trotz identer Plattform schneidet der neue Almera jedoch schlechter ab als der Kompakt-Van Tino. Vor allem für Brust und Beine des Fahrers drohen höhere Gefahren. Im Seitencrash bietet der Almera den erforderlichen Schutz, obwohl der Seitenairbag sich nicht voll entfaltet hat.

Opel Corsa 1)

****COLOR="#FFCC03">*

29 Punkte

Der neue Corsa (mit Fahrer- und Beifahrer-Airbag) zählt zu den sichersten Kleinwagen – punktegleich mit dem bisherigen Spitzenreiter Toyota Yaris. Die Fahrgastzelle wird nur im oberen Bereich deformiert. Besonders die Aufprallbereiche für Knie und Schenkel erweisen sich als gut entschärft, dank Pedal-Release-System – die Pedale werden beim Aufprall entkoppelt – werden auch Unterschenkel und Füße entlastet. Einziger Mangel: Die Gurte belasten die Brust beider Dummies.

1) von europäischen Automobilclubs gemäß Euro-NCAP-Richtlinien getestet, ohne Fußgängersicherheit (vom ÖAMTC zur Verfügung gestellt)

Sichere Kompakt-Vans.

Sie schneiden besser ab als die Minivans (im Test 1999); vor allem die jüngeren Modelle – allen voran der Nissan Tino.

Kindersicherheit.

Nach wie vor ist das Kopfverletzungsrisiko für Kinder sehr hoch – obwohl nur die von den Herstellern empfohlenen Sitze verwendet wurden. Kleinere Kinder (unter 18 Monaten) sind nur in einem Reboard-System sicher aufgehoben.

Drei Sterne für Fußgänger.

Die Autohersteller ignorieren schlicht und einfach die Sicherheit von Passanten. Ein seltener Lichtblick: Mazda Premacy. Drei Sterne dank einer recht nachgiebigen Fahrzeugfront.

So haben wir getestet

Zur Ermittlung der Fußgängersicherheit werden Dummy-Köpfe und Beinformen gegen das Fahrzeug geschleudert.

Im Test: Phase VIII der Testserie im Auftrag des Euro-NCAP-Konsortiums: Kompakt-Vans.
Frontal- und Seitenaufprall (sowie Poletest); Bewertung für Fahrer; Beifahrer nur beim Frontalaufprall: Entsprechend dem Punkteergebnis (maximal 34) werden bis zu 5 Sterne vergeben. Die Kindersicherheit wird lediglich verbal beurteilt. Die Fußgängersicherheit wird in einem getrennten Vier-Sterne-Rating beurteilt.

Frontalaufprall: Aufprall mit 40 Prozent Überdeckung (fahrerseitig) gegen eine verformbare Barriere nach EEVC-Spezifikation. Aufprallgeschwindigkeit 64 km/h. Zwei Hybrid-III-Dummies auf den Vordersitzen; bewertet wurden folgende Körperbereiche: Kopf/Hals – Brust – Becken/Oberschenkel/Knie – Unterschenkel/Füße.
Weiters zwei Dummies (entsprechend einem 18 Monate und einem 3 Jahre alten Kind) in vom Hersteller empfohlenen Kindersitzen am Rücksitz.

Seitenaufprall: Euro-SID-Dummy am Fahrersitz in mittlerer Position; bewertet wurden Kopf, Brust, Bauch und Becken. Weiters zwei Kinder-Dummies wie beim Frontalaufprall. Aufprall mit 50 km/h mit EEVC-Barriere auf der Fahrerseite.

Poletest: Ein Euro-SID-Dummy am Fahrersitz, Bewertung wie bei Seitenaufprall. Wagen wird auf Prüfschlitten mit 29 km/h fahrerseitig (in Linie mit dem Kopf) gegen einen Stahlmast geschleudert. Der Poletest wird nur auf Verlangen des Herstellers durchgeführt, Voraussetzung ist ein sehr niedriges (Farbe grün) Kopfverletzungsrisiko im Seitenaufprall-Test und Seiten-Airbags für den Kopf.

Fußgängersicherheit: Mit einer simulierten Aufprallgeschwindigkeit von 40 km/h wurden Köpfe von Erwachsenen- und Kinder-Dummies gegen die Motorhaube (beziehungsweise Windschutzscheibe) und Beinformen gegen die Fahrzeugfront geschleudert.

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