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Deutsche Bahntarife - Wie beim Fliegen

Das neue Tarifsystem der Deutschen Bahn hat auch Auswirkungen für österreichische Bahnkunden: Rabatte für Frühbucher und saftige Stornogebühren.

Nachmachen wollen die ÖBB das neue deutsche Tarifsystem, das seit 15. Dezember 2002 gilt, keinesfalls, beteuerte Ferdinand Schmidt, Vorstandsdirektor Personenverkehr, bei der ÖBB-Bilanzpressekonferenz Mitte Mai. Denn den großen Vorteil der Fernzüge gegenüber dem Flugzeug, die höhere Flexibilität durch die Taktdichte, durch ein frühzeitiges Festlegenmüssen auf einen bestimmten Zug aufzugeben, werde vom Kunden nicht goutiert.

Bahn-Fernverkehr geregelt

Wie auch immer: Das neue deutsche Preissystem spiegelt sich, auch mit seinen Nachteilen, im ebenfalls seit 15. Dezember 2002 gültigen neuen Preissystem der TEE Rail Alliance, einer Kooperation zwischen SBB, DB und ÖBB, wider. Darin wird der grenzüberschreitende Bahnverkehr zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz (mit Variationen auch nach Dänemark, in die Niederlande und nach Italien über den Brenner oder Innichen) geregelt.

Auch hier gelten nun ähnliche, oft sehr günstige Rabattregeln, allerdings gebunden an stark einschränkende Rahmenbedingungen.

Rabatt bei frühem Buchen

Für das TEE-City-Star-Ticket, die Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt, kann ein Rabatt von 25 Prozent lukriert werden, wenn es spätestens 7 Tage (frühestens zwei Monate) vor dem Reisetag für einen bestimmten Zug gebucht wird. Da die Anzahl dieser billigeren Plätze pro Zug beschränkt ist, können sie allerdings, wenn man zu lange zuwartet, bereits ausverkauft sein. Weiters ist der Rabatt an eine Wochenendbindung gekoppelt, das heißt, eine Nacht von Samstag auf Sonntag muss am Zielort verbracht werden. Noch günstiger wird es, wenn man nicht alleine reist: Mitfahrer (bis zu vier mitreisende Personen) zahlen je nach Zielland zwischen 10% und 50% (SBB 10%, ÖBB 20%, DB 50%) weniger. Die Platzreservierung ist inkludiert.

Vorteilscard bringt 45 Prozent in Österreich

ÖBB-VorteilsCard-Inhaber erhalten zusätzlich 45% Ermäßigung in Österreich und 25 % Ermäßigung in Deutschland und der Schweiz (sowohl auf den Normalpreis als auch auf ein TEE-City-Star-Ticket). Für Dänemark, die Niederlande oder Italien ist dazu eine VorteilsCard mit dem Zusatzmodul Railplus nötig. Vorteils Card-Besitzer, die ihre Vorteils Card mit der Railplus-Karte um 18 Euro ergänzen, erhalten bei Reisen in zahlreiche europäische Länder 25% Ermäßigung.

Eine Reiseunterbrechung bis zu 12 Stunden ist möglich; auch die Wahl einer anderen Strecke für die Rückfahrt – beides muss allerdings bereits beim Ticketkauf festgelegt werden.

Günstig für Eltern oder Großeltern

Eltern oder Großeltern können bei grenzüberschreitenden Fahrten zwischen Österreich, Deutschland oder der Schweiz Kinder beziehungsweise Enkel unter 17 Jahren kostenlos mitnehmen. Voraussetzung ist die TEE-Familienkarte, die kostenlos an den Schaltern größerer Bahnhöfe erhältlich ist. Allerdings: Was billig anfängt, kann aufgrund der strengen Stornobedingungen teuer enden – 15 Euro pro Reisenden werden bei Ticketrückgabe bis 7 Tage vor Abfahrt abgezogen; 30 Euro bis zum Tag vor der Abreise; ab dem Geltungstag ist keine Erstattung mehr möglich. Auch wer von den im Ticket festgelegten Zügen abweicht, muss im Zug aufzahlen: 15 Euro pro Fahrausweis und die halbe Differenz zwischen Normaltarif und TEE-City-Star-Preis.

Das deutsche System

Im innerdeutschen Verkehr sind die Regeln ähnlich, wenn man den billigsten, den so genannten „Plan- & Spar-Preis“ erzielen will: Bei Kauf einer Hin- und Rückfahrtkarte mindestens 7 Tage vor Abfahrt für einen festgelegten Zug gibt es da sogar 40 % Rabatt (bis drei Tage vor der Reise 25 %; am Tag vor der Reise 10 %). Die höchsten Rabatte kann man auch hier lukrieren, wenn man nicht allein reist. Bis zu vier Mitfahrer zahlen nur den halben Preis der gekauften Karte.

Starke Einschränkungen

Auch hier gelten stark einschränkende Rahmenbedingungen: Die rabattfähigen Plätze pro Zug sind limitiert, es gilt Wochenendbindung, und merkwürdigerweise kostet trotz der Festlegung auf einen bestimmten Zug die Platzreservierung extra. Und fährt man nicht zur fix gebuchten Zeit, bekommt man sein Geld nur mit saftigen Stornoabschlägen (bis zu 45 Euro) zurück.

Partnerbörse entsteht

Die Kleingruppenfreundlichkeit des neuen Tarifsystems hat auch gleich die Gründung von Partnervermittlungseinrichtungen der neuen Art nach sich gezogen: Der VCD („Verkehrsclub Deutschland“) hat eine kostenlose Bahnreisebörse im Internet eröffnet, wo sich Leute mit demselben Reiseziel finden und auch ihr im Voraus gekauftes Ticket anbieten können, wenn sie aus irgendeinem Grund die Reise nicht zum geplanten Zeitpunkt antreten werden: www.ticket-teilen.de.

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