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Kfz-Haftpflicht - Kehraus im Rabattparadies

  • Prämien sind generell gestiegen
  • Altverträge meist deutlich günstiger als Neuabschlüsse
  • Rabatte werden kräftig zusammengestutzt

Seltsames trug sich im vorvergangenen Jahr zu: Die Autofahrer verursachten deutlich weniger Schäden an ihren Karossen, und auch die Zahl der Verletzten und Verkehrstoten ging zurück. Die Kfz-Versicherer hingegen mussten dennoch um über 2,5 Milliarden Schilling/fast 182 Millionen Euro mehr für Schadenersatzleistungen hinblättern als im Jahr davor. Wie jeder gute Kaufmann, der einem drohenden Verlustgeschäft entgegenschlittert, machten sich die Versicherungsgesellschaften rasch an die Ursachenforschung und stießen dabei in seltener Einigkeit vor allem auf zwei Faktoren: Zum einen hatten sich demnach im Jahr davor die durchschnittlichen Reparaturkosten um 3,15 Prozent erhöht, zum anderen war bei den Schmerzensgeldzahlungen eine Steigerung von 3 Prozent festzustellen. Beide Posten machen zusammen rund 80 Prozent der Schadenersatzzahlungen aus – also die satte Mehrheit aller Kfz-Versicherungsleistungen.

Ja, dürfen die denn das?

Und der Trend hält an: Auch in den ersten sechs Monaten des Jahres 2001 wurden um 6,7 Prozent weniger Schäden gemeldet, wogegen die Schadenleistungen um 5,5 Prozent anstiegen. Während die Versicherer ob der schlechten Nachrichten noch die letzten Krokodilstränen trockneten, bekamen nun die ersten Kunden ihrerseits nasse Augen: „Wir bitten um Verständnis, dass eine Anpassung Ihrer Kfz-Haftpflichtprämie erforderlich ist“, lautete in etwa das Schreiben, das in den folgenden Monaten an viele Versicherungsnehmer erging. Ganz so unerwartet, wie es scheint, kommen die Prämienerhöhungen eigentlich nicht daher. Die Tarife liegen jetzt auf dem Niveau des Jahres 1994. Damals begannen sich die Kfz-Versicherer im Wettbewerb um Kundschaft gegenseitig mit verschiedensten Bonusangeboten und Nachlässen zu unterbieten. Nun zeigt sich offenbar, dass hier doch strenger kalkuliert werden muss. Viele Kunden sind dennoch von der einträchtigen Anhebung quer durch die Branche verblüfft und fragen sich: Darf denn der Versicherer die Prämie einfach erhöhen?

Prämienanpassungsklausel

Ja, er darf, sofern er in den Versicherungsvertrag eine so genannte Prämienanpassungsklausel hineingepackt hat, und das ist in der Praxis die Regel. Diese Klausel erlaubt den Assekuranzen laut Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherungsgesetz, die Prämien im Ausmaß ihres individuellen Schadenbedarfs zu erhöhen. Allerdings tun sie dies aus Gründen des Wettbewerbs meist nicht im möglichen Ausmaß. Um bei diesen völlig neuen Marktgegebenheiten eine Orientierungsmöglichkeit zu bieten, haben wir uns die aktuellen Prämien angesehen, und zwar sowohl bei bestehenden Verträgen als auch bei Neuabschlüssen. Generell gilt, dass die Prämienanpassungen sehr unterschiedlich ausgefallen sind. Es wird sich also in Zukunft mehr denn je lohnen, möglichst viele Angebote zu vergleichen. Im Durchschnitt wurden die Prämien bei Altverträgen um vier bis fünf Prozent angehoben. Die neuen Tarife der Kfz-Versicherer sind aber bedeutend teurer geworden. Neueinsteiger müssen nun im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 30 Prozent mehr Prämie zahlen!

Neuverträge deutlich teurer

Als Vergleichsgrundlagen für Prämien aus alten und neuen Verträgen diente einerseits eine offizielle Erhebung für einen Neuwagen (siehe Tabelle), andererseits bestehende Verträge. Eines steht fest: So günstig, wie die alten Verträge sind, wären sie jetzt bei keinem der Anbieter mehr zu haben. Die Einstiegsprämie wäre bei einem Neuabschluss meist um einiges teurer, in einem Fall würde sie sogar das Doppelte betragen. Auch der Versuch, über unser Vergleichsprogramm aller Anbieter ein günstigeres Angebot herauszufiltern, zeigte, dass die von uns unter die Lupe genommenen, bestehenden Verträge sehr günstige Konditionen aufweisen. Wer sich wegen der Prämienerhöhung einen Versicherungswechsel überlegt, muss daher ganz genau prüfen, ob ihm das wirklich etwas bringt. Auf keinen Fall sollte der Vertrag gekündigt werden, bevor nicht ein neues, günstigeres Angebot eines anderen Versicherers vorliegt. Das gilt auch für die Kaskoversicherung. Wer wegen der Prämiensteigerung von der Kollisionskasko (ehemals Vollkasko) auf die Elementarkasko (ehemals Teilkasko) umsteigen möchte, sollte sich genau nach der Höhe der neuen Prämie erkundigen. Uns sind Fälle bekannt, wo die neue Elementarkasko-Prämie gleich hoch wäre wie die alte KollisionskaskoPrämie. Man zahlt also nach dem Umstieg genauso viel wie vorher, aber die Leistungen sind deutlich schlechter.

Ende der Rabattitis

Also am besten alles lassen, wie es ist, und als Neueinsteiger nehmen, was man kriegen kann? Nein, denn die Prämienunterschiede sind immer noch groß. Vergleichen lohnt sich besonders bei Neuabschlüssen. Immerhin differierten die Jahresprämien in unserer Erhebung um über 300 Euro! Ein Grund für die bedeutend höheren Neuprämien liegt auch darin, dass die Versicherer nun einen Schlussstrich unter die immer vielfältiger gewordenen Rabattvarianten ziehen. Ladybonus, Beamtenrabatt, Wenigfahrerbonus – praktisch für jeden Autofahrertyp war etwas dabei, das den Tarif ein wenig reduzierte. Es wird zwar auch in Zukunft noch Nachlässe geben, aber wohl eher für „bewährte“ Kunden. Darunter sind einerseits (langjährige) Bonusfahrer zu verstehen, die keine oder wenig Schäden verursachen, und andererseits Kunden mit besonderer Treue zu einem Versicherungshaus, die neben der Kfz-Haftpflicht auch eine Eigenheim-, Haushalts- oder Unfallversicherung abgeschlossen haben. Das zeigte sich deutlich bei der anonymen Erhebung, die wir parallel zu den offiziellen Anfragen durchführten. Unsere Erheber wurden dabei auffallend häufig gefragt, ob sie selbst oder jemand aus ihrer Familie bereits einen Vertrag in diesem Institut laufen hätten. Ein interessantes Ergebnis der anonymen Erhebung war auch, dass die Daten – im Gegensatz zu früher – in den meisten Fällen mit den offiziell ermittelten Angaben übereinstimmten. Die generell hohe Übereinstimmung deutet jedenfalls auf eine klarere Verkaufspolitik der meisten Assekuranzen hin: weniger individuelle Rabattmöglichkeiten der einzelnen Betreuer, weniger Verhandlungsspielraum bei Neuabschlüssen. Insbesondere für Führerscheinneulinge und generell für Neueinsteiger mit schweren Wagen brechen somit schlechtere Zeiten an: Sie sind bei den Kfz-Versicherern einfach nicht sehr gefragt und müssen mit saftigen Prämien rechnen. Im schlimmsten Fall müssen sie sogar bei mehreren Assekuranzen höflich um Versicherungsschutz vorstellig werden, denn die Versicherer suchen sich derzeit ihre Klientel sehr genau aus (und dürfen das auch). In der Kfz-Haftpflicht ist nach sieben fetten Jahren eindeutig die
Dürrezeit angebrochen.

Informationen zur Kfz-Haftpflicht gibt es im Internet reichlich. Konkrete Vergleiche oder das Ausfüllen von Online-Anträgen sind aber nur selten möglich.
Information und Vergleiche: Um einen ersten Überblick über die Angebote und Prämien der Kfz-Versicherer zu erhalten, bietet sich das Internet an. Alle Versicherer verfügen mittlerweile über Homepages mit unterschiedlicher Informationsdichte. Von den 15 größten Autoversicherern, die wir uns näher ansahen, war allerdings nur bei 5 (Allianz, Hannover International, Wiener Städtische, Wüstenrot und Zürich Kosmos) eine individuelle Online-Berechnung mit einer konkreten Prämienangabe möglich. Wer also via Internet einen echten Prämienvergleich anstellen will, kann das nur bei diesen fünf Anbietern. Einen Prämienvergleich ohne Berücksichtigung der persönlichen Voraussetzungen oder Rabattmöglichkeiten finden Sie auf der anbieterunabhängigen Site
www.versicherungsnavigator.at. Bei www.chegg.net ist ein Vergleich unter Berücksichtigung der persönlichen Situation möglich. Die Seite wird von einem Makler betrieben und liefert daher nur anonymisierte Ergebnisse. Hier kann der Makler gleich online mit der Vermittlung des gewählten Angebots beauftragt werden.

Online-Antrag:

Um Angebote für unsere Modellsituation (siehe „So haben wir erhoben“, Seite 25) einzuholen, haben wir uns auch des Internets bedient. Das Ergebnis vorweg: Hier brauchen Sie einen langen Atem, um zu konkreten Prämienangaben zu kommen! Ein Antrag via Internet ist ohnehin nur bei Züritel und der Wiener Städtischen möglich. Letztere verspricht eine Prämienreduktion von bis zu 30 Prozent für Online-Abschlüsse, in unserem konkreten Beispiel war die Prämie im Vergleich zum offiziell angebotenen Tarif aber nur um rund 15 Prozent niedriger. Ansonsten muss sich der Kunde mit E-Mail-Kontakten zufrieden geben. Man kommt entweder zu einer Anfrage-Suchmaske, oder es handelt sich um eine E-Mail-Adresse zur Kontaktherstellung. Beides geht an ein entsprechendes Callcenter oder Kundenbüro, das die Anfrage bearbeitet – und das kann dauern:

  • Lediglich vier Versicherer meldeten sich noch am selben Tag mit einer konkreten Prämienangabe.
    Zwei versprachen, dass bald eine Antwort folgen würde.
  • Ein Versicherer konnte die Antwort aus Format-Gründen des Anbots nur mit der Post schicken.
  • Fünf Anbieter mussten nach zirka einer Woche noch einmal telefonisch auf die Anfrage angesprochen werden.
  • Und ein Anbieter beschied dem interessierten „Kunden“, dass derzeit keine Antwort möglich sei, weil kein Berater in der Umgebung aufzutreiben sei!

Nahezu alle versuchten letztlich über das Telefon einen Kontakt herzustellen, um so noch einmal alles nachzufragen, was ohnehin schon in der Anbotsmaske abgefragt worden war. Persönlicher Kundenkontakt über alles – oder doch eher ein Zeichen dafür, dass auch die Versicherer selbst dem neuen elektronischen Vertriebsweg noch nicht so recht trauen?

Internetadressen der größten Autoversicherer am heimischen Markt
www.allianz.at
www.axa.at
www.ankerversicherung.at
www.noev.at
www.donauversicherung.at
www.generali.at
www.grawe.at
www.hannover.at
www.interunfall.at
www.oberoesterreichische.at
www.uniqa.at
www.vav.at
www.staedtische.at
www.wuestenrot-versicherung.at
www.zuerich.at  bzw.
www.zueritel.at

Bei bestehenden Verträgen

Sie müssen nicht gleich den Versicherer wechseln, wenn Sie bei Ihrer Kfz-Prämie sparen wollen. Oft steckt auch in bestehenden Verträgen noch einiges an Sparpotenzial. Überprüfen Sie Ihren Kfz-Haftpflichtvertrag daraufhin!

  • Für Bonusfahrer gibt es neben der halbierten Tarifprämie oft noch Sondernachlässe. Fragen Sie bei Ihrem Versicherer danach.
  • Ist eine Insassenunfallversicherung inkludiert? Wenn Sie bereits eine private Unfallversicherung haben, ist der Insassenunfallschutz überflüssig.
  • Sind Assistence-Leistungen (wie Abschleppdienst, Autorückholung aus dem Ausland, Notfallservice und Ähnliches) inkludiert? Die Mitgliedschaft in einem Automobilclub bietet ähnliches Service.
  • Besser jährlich zahlen! Unterjährigkeitszuschläge bis zu sechs Prozent für monatliche Zahlweise treiben die Prämie in die Höhe.
  • Kleinschäden unter Umständen selbst begleichen, um nicht in eine teurere Prämienstufe zu geraten. Bitten Sie Ihren Betreuer oder Makler um Hilfe bei der Entscheidung.

Bei Neuabschlüssen

  • Unabhängige Makler haben oft günstige Konditionen mit den Versicherern ausgehandelt, die sie an ihre Kunden weitergeben. Außerdem müssen sie laut Gesetz das für Sie günstigste Produkt empfehlen.
  • Schalterpolizzen, die direkt an der Geschäftsstelle des Versicherers abgeschlossen werden, sind meist um fünf Prozent billiger, weil Provision und Betreuung durch den Vermittler wegfallen.
  • Stammkundenrabatt gibt es meist für Kunden, die mehrere Versicherungen bei einer Gesellschaft abschließen. Daher auch beim Haushalts-, Eigenheim-, Unfall- etc. -Versicherer ein Anbot einholen.

Im Sommer des vergangenen Jahres sollte die gesetzliche Mindestversicherungssumme von 1,09 Millionen Euro (15 Millionen Schilling) generell auf drei Millionen Euro angehoben werden. Der Gesetzesantrag wurde allerdings kurz vor der Beschlussfassung zurückgezogen, und so bleibt es weiterhin den Versicherern und ihrer Kundschaft überlassen, sich auf eine vernünftige Höhe zu einigen.

Eine höhere Versicherungssumme ist gerade im Kfz-Bereich sinnvoll, da sie nicht nur dem Schutz möglicher Unfallopfer dient, sondern auch die Gefährdung der eigenen Existenz verhindern kann. Schließlich können durch einen Unfall schnell einmal hohe Schmerzensgeld- und Unterhaltsforderungen entstehen. In Anbetracht solcher Unfallkonsequenzen ist der Mehraufwand für den Versicherungskunden relativ klein: In unserem Modellfall würde sich die Jahresprämie bei einer Erhöhung der Versicherungssumme von
3 auf 6 Millionen Euro um höchstens 42 Euro (5 Prozent) erhöhen.

Die meisten Versicherer und Kunden haben dem bereits Rechnung getragen: Rund 75 Prozent der Versicherungsverträge weisen eine freiwillig höhere Versicherungssumme auf. Sehen Sie als Versicherungsnehmer in Ihrer Polizze nach, wie hoch Ihre Versicherungssumme ist, und lassen Sie sie gegebenenfalls nach oben hin anpassen. Bei Neuverträgen sollte – falls nicht ohnehin schon im Vertrag vorgesehen – generell gleich ein höherer Mindestschutz vereinbart werden.

Die guten Zeiten sind vorbei. Bei laufenden Kfz-Versicherungsverträgen wurden die Prämien im letzten Jahr generell um vier bis fünf Prozent angehoben.

Neuabschlüsse. Sind um bis zu 30 Prozent teurer geworden, daher besonders sorgfältig auswählen.

Wechsel des Versicherers. Sollte nun sehr genau überlegt werden; meist fahren Sie mit einem Altvertrag besser (aber nicht immer!).

Prämienunterschiede. Sind vor allem bei Neueinsteigern groß. Vergleichen ist wichtiger denn je.

Weniger Rabatte. Mit den vielen verschiedenen Nachlässen ist nun Schluss. Meist werden nur noch Bonusfahrer und Stammkunden belohnt.

Für unseren Modellfall (VW Passat 1,6 Comfortline, 74 kW, Neuwagen; Variante A; Angestellter,
35 Jahre alt) haben wir Angebote für eine Kfz-Haftpflichtversicherung für die Stufen 09 und 00 von den 15 größten heimischen Autoversicherern (nach Marktanteilen in der Kfz-Versicherung lt. Statistik des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs) eingeholt und sie einander gegenübergestellt. Die Reihung erfolgte nach Prämienhöhe in der jeweiligen Stufe. Die in Abzug gebrachten Rabatte sind angeführt. Drei der ausgewählten Versicherer lehnten ab, am Prämienvergleich teilzunehmen.

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