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Klangdesign - Musik der Motoren

Das Röhren eines Sportwagens, das Krachen von Kartoffelchips, das Surren eines Rasierapparates – hochspezialisierte Experten beschäftigen sich damit, wie etwas klingt, damit es beim Kunden gut ankommt. „Konsument“ hat sich in einer steirischen High-Tech-Schmiede umgehört.

Es gab eine Zeit, da klangen Autos noch so, wie sie gebaut waren. Kinder spielten gerne das lustige Spiel „ Autos am Motorengeräusch erkennen“. Der VW-Käfer, mit seinem scheppernden Tuckern, das war ein sicherer Punkt. Schwieriger die Unterscheidung von Opel Rekord und Ford Taunus (der hatte das etwas sattere Motorengeräusch). Ein BMW ließ sich locker von einem Alfa unterscheiden, ein DKW klang wie ein großer Rasenmäher. Ein Ami-Schlitten war einfach ein Ami-Schlitten und klang wie das tiefe Blubbern der großen Motorboote aus Flipper. Und der Porsche 911 war jedes Mal an der Schmerzgrenze, wenn er mit seinem kreischenden Brüllen beschleunigte.
Heute wäre damit bei „Wetten, dass...“ kaum mehr zu punkten. Den unverwechselbaren Klang gibt es längst nicht mehr. Dr. Franz Brandl, Akustik-Technologieleiter der Grazer Firma AVL, die weltweit führend im Sounddesign für Autos ist: „Über viele Jahre machte man die Autos immer leiser und senkte die Geräusche ab – bis nichts mehr da war. Der typische Klang ist aber ein Markenzeichen. Jetzt versucht man, einen Sound zu kreieren, der an den früheren Klang anschließt.“
Dr. Brandl, international gefragter Akustiker, weiß natürlich, was das Höllengeräusch des Porsche 911 ausgemacht hatte: Auspuff, Vergaser und der luftgekühlte Sechszylinder-Boxermotor. Der Beetle muss naturgemäß gar nicht so klingen wie der Käfer. Aber um beim neuen (wassergekühlten!) Porsche Carrera die Klangassoziation zu seinem Vorbild 911 herzustellen, bedarf es eines großen Aufwands an Fachwissen, Forschung und ausgetüftelter Computerprogramme. Hier bei AVL lassen nicht nur namhafte Autohersteller ihre Motoren zur Serienreife entwickeln, sondern hat sich, so Dr. Brandl, schon jede Autofirma der Welt in akustischen Fragen beraten lassen. Richtiges Sounddesign, also das Entwickeln eines eigenen, unverkennbaren Klanges, gibt es derzeit nur für die sportliche Luxusklasse, Tendenz allerdings steigend in Richtung Mittelklasse. „Einige Mittelklassewagen werden schon mit ihrem Klang beworben“, schüttelt Dr. Brandl den Kopf, „aber einen guten Sound haben die noch lange nicht“.

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