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Pelletkessel - Holz im Tank

Pelletheizungen kamen vor gut 15 Jahren auf. Die junge Technik konnte sich recht schnell etablieren. Doch wie steht es um ihre Effizienz? Wo liegen die Stärken und Schwächen der Pelletkessel?

Holz braucht zunächst einmal 150 Grad Celsius zum Erwärmen und Entfeuchten. Im folgenden Schritt, der Pyrolyse, bei 150 bis 600 °C, erfolgt die chemische Zersetzung, das heißt, die brennbaren Materialien des Holzes werden in gasförmige Verbindungen überführt. Und im letzten, dem eigentlich entscheidenden Schritt werden, bei 800 bis 1.300 °C, die zuvor freigesetzten Gase unter Luftzufuhr verbrannt, dabei entsteht die gewünschte Wärme.

Mehrstufiger Prozess

Wir sehen: Die Verbrennung von Holz geschieht in einem mehrstufigen Prozess – und dementsprechend variabel und störanfällig ist sie auch. Das weiß der Mensch, seit er Feuer macht. Er weiß, dass mit nassem Holz gar nichts geht, da raucht und stinkt es nur, er weiß auch, dass Eichenholz ganz anders brennt und viel mehr Wärme gibt als etwa Tannenholz.

Geregelte Verbrennung

Die Nutzbarmachung des Feuers zählt zu den bedeutendsten Entwicklungsschritten in der Menschheitsgeschichte. In den Pelletheizungen, die sich binnen kürzester Zeit etablierten, kann man die domestizierte Form des urtümlichen Lagerfeuers sehen. Alle Variablen und Störgrößen ausschalten und aus einem mehr oder weniger unwägbaren Brennvorgang einen geregelten und klar vorhersagbaren machen, das ist das Prinzip dieses modernen Heizsystems.

Pellets

Brennmaterial mit definierten Eigenschaften

Es beginnt schon damit, dass nicht irgendein, sondern ein normierter Brennstoff verwendet wird, nämlich zylindrische Presslinge mit einem Durchmesser von 6-10 mm und einer Länge von 3-4 cm, die aus trockenem, naturbelassenem Restholz (meist Hobel- oder Sägespäne) hergestellt wurden. Das Brennmaterial besitzt somit genau definierte Eigenschaften wie beispielsweise einen bestimmten Feuchtegehalt – und gerade das ist wichtig für einen kontrollierten Brennvorgang.

Technik, die heizt

Nichts dem Zufall überlassen! Dieses Leitmotiv wird auch bei der Luftzufuhr beherzigt. Bei dem Vorgänger der Pelletheizung, dem sogenannten Allesbrenner, regelte sie der Benutzer noch selbst, indem er die Klappen am Ofen unterschiedlich weit öffnete, nun macht das die Technik, über Lambdasonde, Sekundärluftzufuhr, Zirkulationszone und wie die technischen Finessen sonst noch heißen. Das Holz mit angezündetem Zeitungspapier zum Brennen bringen? Auch das war einmal. Bei den heutigen Anlagen macht das der Zündstab oder das Heißluftgebläse.

High-Tech-Geräte 

Pelletkessel sind High-Tech-Geräte, mit Grafikdisplay und Menüführung. Der Benutzer muss zwei- bis fünfmal in einer Heizsaison die Aschenlade leeren. Alles andere funktioniert weitgehend automatisch, so auch die Pelletszuleitung zum Kessel.

Lagerraum für Pellets

Voraussetzung ist ein entsprechender Lagerraum. Der kann im Gebäude (Kellerraum) oder auch außerhalb liegen (Nebengebäude, Erdtank). Für die richtige Lagerung des Heizmaterials ist vor allem wichtig, dass der Raum trocken ist. Werden Pellets feucht, quellen sie auf und zerfallen und sind dann zum Heizen nicht mehr zu gebrauchen. Die Befüllung erfolgt über einen Füllstutzen von außen, der beim Einblasen entstehende Überdruck wird durch einen Abluftstutzen abgesaugt und gefiltert. So ist eine staubfreie Befüllung möglich.

Prallschutzmatte anbringen 

Um zu verhindern, dass die Presslinge bei der Befüllung am Mauerwerk aufprallen und zerbröseln, empfiehlt sich die Montage einer entsprechenden Prallschutzmatte. Der Boden sollte abgeschrägt sein, damit die Pellets zur automatischen Entnahme immer nachrutschen können. Im Lagerraum dürfen sich keine Lichtschalter, Steckdosen, Lichtlampen oder Verteilerboxen befinden. Eine Brandschutztüre ist ebenfalls vorgeschrieben.

Sacksilos

Kurz: Sie müssen eine Reihe von baulichen Maßnahmen beachten. Mit Sacksilos gibt es eine alternative Lösung zum Umbau des Lagerraums: Sie bestehen aus einem flexiblen, reißfesten und staubdichten Gewebesack, der in einem Rohrgestell aufgehängt ist. Die Pellets werden von unten entnommen und von oben eingeblasen.

 

Verschiedene Förderungssysteme

Verschiedene Förderungssysteme 

Vom Lagerraum gelangen die Pellets über ein Fördersystem zum Heizkessel. Gilt es, größere Entfernungen (bis 20 m) zu überbrücken, so empfiehlt sich zur Raumaustragung, wie der Fachmann zu dieser Art der Beschickung sagt, das Saugfördersystem, das ganz in der Art eines Staubsaugers funktioniert. Es ist im Vergleich zum Schneckenfördersystem etwas teurer und auch lauter, dafür aber wartungsarm.

Teillastbetrieb vermeiden

Pelletkessel erreichen mittlerweile einen Wirkungsgrad zwischen 90 und 95 Prozent (von unabhängigen Prüfstellen gemessen). Damit haben sie ihren Rückstand gegenüber Öl- oder Gaskesseln weitgehend aufgeholt. Und jetzt gibt es auch den ersten Brennwert-Pelletkessel (ÖkoFEN Pellematic PEK 32), der die im Abgas enthaltene Wärmeenergie nutzt und damit auf einen – rechnerischen – Wirkungsgrad von 103 Prozent kommt.

Wirkungsgrad ist geringer

Der Kessel sollte immer mit Volllast gefahren werden, denn im Teillastbetrieb ist der Wirkungsgrad deutlich geringer. Das gilt auch für Heizöl- oder Gasanlagen, bei Pelletanlagen aber wegen der verbrennungstechnischen Eigenschaften des Brennstoffes Holz umso mehr.

Mit Pufferspeicher kombinieren

Es gibt jedoch eine Lösung für dieses Problem, und die lautet: die Pelletheizung mit einem Pufferspeicher kombinieren. So kann die Anlage kurzzeitig mit Vollast betrieben werden, bis der Speicher voll ist, dann schaltet die Anlage ab, und die benötigte Wärme wird vom Speicher bezogen. Neue Heizanlagen werden von den meisten Anbietern nur mehr mit Pufferspeicher geliefert, um den ineffizienten Teillastbetrieb zu vermeiden. Beim Modell Solarfocus Therminator II 22 kW ist ein Teillastbetrieb gar nicht mehr vorgesehen.

Umweltzeichen als Kriterium

Umweltzeichen als Kriterium

In dieser Marktübersicht wurden Anlagen mit einer Leistung zwischen 15 und 35 kW ausgewählt, das ist jener Bereich, der für den Austausch alter Heizanlagen in Frage kommt. In Neubauten sind wegen der generell besseren Wärmedämmung der Gebäude kleinere Kessel ausreichend. Zu beachten ist, dass wir nur gute Modelle berücksichtigt haben, alle gelisteten Kessel erfüllen die Anforderungen des Österreichischen Umweltzeichens in Bezug auf Wirkungsgrad und Emissionen. Die Messungen müssen von einer akkreditierten Prüfanstalt durchgeführt werden, der Wirkungsgrad muss mindestens 90 % erreichen. Für die Emission von Kohlenmonoxid, Stickoxiden, organischem Kohlenstoff und Staub gelten strenge Grenzwerte.

Nachweise für die Qualität

Hersteller von Geräten, die das Österreichische Umweltzeichen tragen, müssen darüber hinaus Nachweise für die Qualität der Anlagen liefern und sich zu umfassenden Informations- und Serviceleistungen verpflichten. Das beginnt bei der Kaufberatung, den Installationshinweisen für die Installateure über exakte Wartungshinweise bis zur Verfügbarkeit von Ersatzteilen für mindestens 10 Jahre. Alles in allem gilt das Österreichische Umweltzeichen heute als das strengste Qualitäts- und Umweltgütesiegel im deutschsprachigen Raum.

Teuer in der Anschaffung

Die Preise für kleinere Anlagen (Nennwärmeleistung unter 20 kW) liegen zwischen 7.000 und 11.000 Euro. Dazu kommen aber noch die Kosten für den Pufferspeicher, für die Montage und die Einrichtung des Lagerraumes. Im Vergleich zu Öl oder Gas ist die Anschaffung einer Pelletanlage deutlich teurer, dafür sind Pellets bei den Heizkosten (allen Preisturbulenzen der letzten Jahre zum Trotz) kaum zu schlagen.

"Klimaneutrale" Verbrennung

Bei der Holzverbrennung wird das klimaschädliche Kohlendioxid freigesetzt, allerdings wird dies dadurch kompensiert, dass der Baum zum Wachsen Kohlendioxid benötigt, das er der Atmosphäre entzieht. Deshalb spricht man auch von „klimaneutraler“ Verbrennung. Und das ist das große Plus dieser Heizform gegenüber Öl- und Gasheizungen. Es kommt hinzu, dass die fossilen Brennstoffe über tausende Kilometer importiert werden müssen und ihre Vorräte irgendwann unweigerlich zur Neige gehen.

Nachwachsender Rohstoff 

Holz ist dagegen ein nachwachsender Rohstoff, der in Europa ausreichend zur Verfügung steht. Und deshalb wird die Installation von Pelletanlagen mit öffentlichen Geldern unterstützt. Im Rahmen der Wohnbauförderung gewähren die Bundesländer unterschiedliche Zuschüsse für energiesparende Investitionen. Alle in der Tabelle angeführten Anlagen sind förderwürdig.

Tabelle: Pelletkessel

Infografik: Vorratsraum, Heizsystem

So kann ein Heizraum aussehen:
Pelletheizungen: Vorratsraum und Heizsystem (Illu: KWB)

Zusammenfassung

Pelletkessel: Kompetent mit "Konsument"
  • Zum Kessel einen Puffer. Pelletheizungen arbeiten am effizientesten, wenn sie mit konstant hoher Leistung betrieben werden. Daher sollten sie mit einem Speicher kombiniert werden, in dem das heiße Wasser gewissermaßen zwischengelagert werden kann.
  • Mit Solaranlage kombinieren. Eine Solaranlage ergänzt den Pelletkessel in idealer Weise. Außerhalb der Heizperiode reicht die Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung meist aus, die Pelletanlage muss gar nicht erst anspringen.
  • Nach Förderungen erkundigen. Pelletanlagen sind in der Anschaffung teurer als vergleichbare Öl- und Gasheizungen. Außerdem sind auch noch die Kosten für Pufferspeicher und Lagerraum zu berücksichtigen. Der Mehrpreis kann allerdings durch öffentliche Förderungsgelder wettgemacht werden.
  • Auf Qualität der Pellets achten. Nicht nur beim Kessel, auch beim Brennstoff sollten Sie auf hohe Qualität achten. Auch für Pellets gibt es das Österreichische Umweltzeichen – es garantiert hochwertige Ware und schadstoffarme Verbrennung.

Förderungen der Länder

Mehr zum Thema: Informationen über die Länderförderungen (Wohnbauförderung) bekommen Sie beim jeweiligen Amt der Landesregierung, in Wien bei der Magistratsabteilung 50. Fragen Sie auch bei Ihrer Gemeinde nach zusätzlichen Fördermöglichkeiten.

Österreichisches Umweltzeichen

Umweltzeichen 110px Das Österreichische Umweltzeichen - siehe Logo rechts - erfasst einen weit gesteckten Anwendungsbereich. Die Richtlinien werden vom VKI erstellt, und mit diesen wird der ganze Produktlebenszyklus bewertet. Dabei steht das Vorsorgeprinzip im Mittelpunkt, um Umwelt und Gesundheit zu schützen. Bewertet wird aber auch die Qualität der Produkte, die gewisse Mindeststandards erfüllen muss (www.umweltzeichen.at).

Leserreaktionen

Für Wohnungen 

Mit großem Interesse hab ich den Artikel über Pelletheizkessel gelesen. Allerdings lebe ich in einer Wohnung und nicht in einem Haus. Gibt es auch dafür Pelletheizungen?

Mag. Martin Schubert
Wien
(aus Konsument 11/2009)

Holzpelletkessel sind für die Versorgung einzelner Wohnungen nur bei ausreichenden statischen Voraussetzungen und geeigneter Lagermöglichkeit für die Pelletsäcke möglich. Als Heizung für ein ganzes Wohnhaus kommen Pelletkessel größerer Leistung vermehrt auch im urbanen Bereich beim Neubau und der Sanierung zum Einsatz, meist als Ersatz für eine Ölheizung. Der Öllagerraum kann dann als Pelletlagerraum adaptiert werden. Für Wohnungen gibt es noch Pelleteinzelöfen mit Wassertasche, damit können auch bestehende Heizsysteme (Heizkörper, Fußbodenheizung) angeschlossen werden. Informationen findet man unter www.umweltzeichen.at (> Produkte). Neu sind auch Kachelöfen mit Pelletbrenner und wasserseitigem Anschluss zu Heizkörper oder Fußbodenheizung.

Die Redaktion

Ziemlich laut

Bei meinem Guntamatic-Biostar 15 KW Kessel sind die Pellets-Transportschnecke sowie die Strömungsgeräusche im Kamin nicht zu unterschätzen. Die Strömungsgeräusche sind sogar im Garten zu hören! Hat man Tag und Nacht Lärm rund um das Haus – oder Radio und Fernseher laufen immer –, dann wird das kein Thema sein. Aber wer am Abend in Ruhe gemütlich die Zeitung lesen will und noch nicht schwerhörig ist, der sollte auch darauf achten. Daher Kessel auf Lärmdämmmatten stellen, Leitungen und Rauchrohr ohne Schallübertragung montieren.

Rudolf List
Neuhofen an der Krems
(aus Konsument 11/2009)

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