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Sicherheit bei Einbrüchen - Gelegenheit macht Diebe

Bei vielen Menschen ist die Angst groß, Opfer eines Einbruchs zu werden. So können Sie sich am besten davor schützen.

Eigentumsdelikte haben sich in den vergangenen Jahren zur wahren "Boombranche" entwickelt. Schuld daran sind neben sozialen Faktoren und der organisierten Kriminalität aus den Oststaaten teilweise auch die Opfer selbst, die sich nicht ausreichend um die Sicherheit in den eigenen vier Wänden kümmern. Dabei ist es in den meisten Fällen gar nicht so aufwendig, sich und sein Eigentum effektiv zu schützen.

Alle zwei Minuten

Statistisch betrachtet hat jeder dritte Österreicher in seinem Bekanntenkreis Opfer von Einbrüchen, und jeder Siebente ist schon selbst Opfer eines Einbruchs geworden. Jede Minute wird in Österreich mehr als ein Diebstahlsdelikt verübt, alle zwei Minuten findet ein Einbruch in geschlossene Räume statt. Eigentumsdelikte sind mit 70 Prozent der angezeigten Fälle mit großem Abstand die am häufigsten verübten Verbrechen in Österreich – und haben mit 25 Prozent die zweitniedrigste Aufklärungsrate aller Straftaten.

Einbrüche haben sich verdoppelt

Die Zahl der Einbrüche in ständig bewohnte Objekte hat sich von 2002 bis 2004 von 8.931 angezeigten Fällen auf 17.461 verdoppelt. Eklatant der Anstieg im Osten Österreichs: In Wien hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle zwischen 2002 und 2004 fast verdreifacht (von 4.691 auf 11.613), in Niederösterreich verdoppelt (von 1.387 auf 2.744). Trotzdem ist das Problembewusstsein und damit die Verstärkung des Schutzes kaum gestiegen – eher im Gegenteil.

Ein wenig zu sorglos

Laut einer Studie des Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie Wien fühlt sich mehr als die Hälfte der Wiener sicher, ohne etwas zur Erhöhung der Sicherheit an Haus- oder Wohnungstüre zu unternehmen. Für 17 Prozent sind zusätzliche Sicherheitseinrichtungen wie Sicherheitstüren "zu teuer", 12 Prozent sagen "die Nachbarn passen auf", 10 Prozent haben "an so etwas noch nicht gedacht" und für 9 Prozent "genügt die Haushaltsversicherung".

Weg des geringsten Widerstandes

Aber: Gelegenheit macht Diebe. Diesen Schluss lassen alle einschlägigen Untersuchungen zu, bei denen auch Täter interviewt worden sind. Diese gehen am liebsten den Weg des geringsten Widerstandes, was heißt: Je einfacher es ist, eine Wohnungstüre zu knacken oder in ein Haus einzudringen, desto größer die Gefahr, dass es auch passiert. Daher sollte man versuchen, Dieben möglichst wenig Gelegenheit zu bieten, ihrem „Beruf“ nachzugehen.

Auch Zahl der Raubüberfälle steigt

Investitionen in die Sicherheit von Wohnung oder Haus können zusätzlich Investitionen in die eigene Sicherheit sein. Auch die Zahl von Raubüberfällen steigt, also von Einbrüchen in Anwesenheit der Wohnungs- oder Hausbenutzer, die dabei oft bedroht und misshandelt werden. Nicht nur in solchen Fällen hinterlässt ein Einbruch tiefe Spuren. Mehr noch als der Verlust von Wertgegenständen führt der Übergriff auf die Privatsphäre und das Zerstören des Sicherheitsgefühls in den eigenen vier Wänden zu traumatischen Verstörungen, die oft mit psychotherapeutischer Hilfe verarbeitet werden müssen.

Türen, Fenster, Dachluken, Keller, Lichtschacht

Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, sollte man sich vor solchen Situationen bestmöglich schützen. Die Abwehr von Einbrechern beginnt am sinnvollsten bei der Außenhaut eines Gebäudes, zu der auch alle Öffnungen gehören. Dazu zählen nicht nur Türen und Fenster, es gibt noch andere „Schlupflöcher“ wie Kellerfenster, Lichtschächte oder Dachluken, die für geübte Täter kein Hindernis darstellen. Wie in allen Sicherheitsfragen gilt auch hier: Die Kette ist nur so stark wie ihr schwächs­tes Glied. Und das ist bei der Außenhaut eines Gebäudes jede Stelle, an der ein unwillkommener Besucher eindringen kann.

Versperrbare Fenster- und Türriegel

Die Verbesserung der sogenannten „mechanischen Sicherheit“ besteht daher darin, es Einbrechern möglichst schwer zu machen, die Außenhaut zu überwinden. Gekippte Balkonfenster oder Terrassentüren sind eine Einladung für jeden Einbrecher, der so ein „Hindernis“ öffnen kann, ohne eine Spur zu hinterlassen (was für das Opfer dann ein zusätzliches Problem darstellt, denn ohne Spuren eines Einbruchs zahlt die Haushaltsversicherung nicht). Hier hilft der Einbau von versperrbaren Fenster- und Türriegeln, die man im Baumarkt kaufen und selbst montieren kann.

Fensterstangenschlösser

Allerdings stellt auch ein herkömmliches geschlossenes Fenster kein besonderes Hindernis dar, es kann relativ einfach an den Scharnieren aufgehebelt werden. Dagegen können im Bereich der Scharniere (Bänder) Bandsicherungen eingebaut werden: Das sind Dorne, die bei geschlossenem Fenster jede Bewegung im Rahmen verhindern. Bei Fensterstangenschlössern wird das Fenster mit einer Stange gesichert, die über den gesamten Fensterflügel reicht und in Schließkästen am Rahmen oder an der Wand greift.

Türen knacken

Bei einer Tür entscheiden verschiedene Faktoren darüber, wie schwer sie zu kna­cken ist:

  • Die Zargen (Türrahmen) müssen sowohl fest genug im Mauerwerk verankert sein als auch massiv genug für die Befestigung der
  • Türbänder (Scharniere) , denn Türen werden oft durch Aufhebeln an den Bändern überwunden. Hier hilft ebenfalls der Einbau von Bandsicherungen.
  • Das Türblatt schaut oft nur massiv aus, kann aber aus einem Wabenrahmen mit Füllung bestehen, die man mit einem Schraubenzieher durchdringen kann. Massive Vollholz-, Kunststoff- oder Metalltürblätter erhöhen den Schutz.
  • Das Schloss ist natürlich erstes Angriffsziel von Profis, die auch ein Zylinderschloss mittels „Picking“ in Sekundenschnelle öffnen können, ohne eine Spur zu hinterlassen. Daher Schlösser mit erhöhtem Schutz vor Picking, Aufbohr- und Kernziehschutz einbauen und das Schloss mit Sicherheitsbeschlägen und festen Schließblechen schützen.

Sicherheitstüren

Genormte und in verschiedenen Widerstandsklassen ausgeführte Sicherheitstüren stellen in der Regel ein so großes Hindernis dar, dass sie Einbrecher vor der Tat zurückschrecken lassen oder zum Aufgeben veranlassen. Ausführliche Informationen über das Angebot an Sicherheitstüren finden Sie im nächsten Heft.

Alarm­anlagen

Der nachträgliche Einbau von Alarm­anlagen scheint auf den ersten Blick oft aufwendiger als er in der Praxis ist. Beim Außenhautschutz werden sämtliche Öffnungen durch verschiedene Arten von Meldern kontrolliert. Es müssen aber nicht alle Wände zum Verlegen der Leitungen aufgestemmt werden. Mittlerweile gibt es störungssichere Funkanlagen, bei denen die Kommunikation zwischen Meldern und Alarmzentrale drahtlos funktioniert.

Haustiere können Alarm auslösen

Falls man sich für eine Innenraumüber­wachung (oder deren Kombination mit dem Außenhautschutz) entscheidet, müssen bei der Wahl der Sensoren (die auf Bewegung oder Wärme reagieren) alle möglichen Quellen für Fehlalarme überlegt werden. Bei größeren Haustieren wie Hunden sollte man z.B. auf eine Innenraumüberwachung verzichten.

Mit der Alarmanlage leben

Die Wahl der richtigen Einbruchsmeldeanlage (EMA) und deren Installation ist auf jeden Fall ein komplexer Prozess, bei dem man auf das Know-how zertifizierter Fachbetriebe zurückgreifen sollte. Nicht nur, weil bei einer selbst installierten Alarmanlage im Fall eines Falles die Haushaltsversicherung nicht zahlt, sondern auch, weil man mit einer Alarmanlage leben können muss – daher sollten sich die Bewohner nicht nach den Bedürfnissen der EMA richten müssen, sondern die Alarmanlage sollte nach den eigenen Bedürfnissen geplant werden.

Abschreckende Wirkung

Alle diese Maßnahmen haben ein Ziel, das meist auch erreicht wird: Schon das Vorhandensein der Hinweise auf gute mechanische Sicherheit oder eine Alarmanlage (durch erkennbare Außensirenen und Blitzleuchten) hat eine abschreckende Wirkung. Und kann den Angriff so in die Länge ziehen, dass die Täter aufgeben oder der durch die EMA alarmierte Sicherheitsdienst die Einbrecher auf frischer Tat ertappt

Ratgeber "Keine Chance für Diebe" ...

Sicherheit in den eigenen vier Wänden beginnt mit einbruchssicheren Türen und Fenstern. Auch Alarmanlagen können helfen, Täter abzuschrecken. Doch Alarmanlage ist nicht gleich Alarmanlage und muss nach dem jeweiligen Bedrohungsszenario und den örtlichen Gegebenheiten geplant werden.

Unser in Kürze erscheinender "Konsument"- Ratgeber "Keine Chance für Diebe" (160 Seiten) vermittelt nicht nur fachkundige Informationen, wie Sie sich vor Einbrüchen schützen, sondern beschreibt auch mögliche Förderungen für Umbauten und den besten Versicherungsschutz. Außerdem: Sicherheitstipps rund um PKW, Motor- und Fahrräder. Neben Experten-Interviews finden Sie auch alle bewährten Verhaltensregeln und Tipps, was nach einem Eigentumsdelikt zu tun ist.

... erscheint am 23.10.2008

Der "Konsument"-Ratgeber erscheint am 23.10.2008. Abonnenten können ihn über ihren Abo-Scheck im Oktober-Heft zum ermäßigten Preis von 10 Euro (inklusive Versand) vorbestellen. Ab 23.10. kostet das Buch 14,90 Euro exklusive Versand.

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