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Sonnenschutzfolien - Mit Schattenseite

  • Schutzfolien können die Raumtemperatur stark herabsetzen 
  • Aber ein Großteil des Tageslichts geht verloren

Viele Menschen haben ihn sehnlich erwartet: Endlich ist der Hochsommer da! Jetzt treibt es Abertausende Sonnenhungrige ins Freie, um ihrer bevorzugten Freizeit­beschäftigung zu frönen: in der Sonne liegen und ausspannen. Doch die Sommerhitze ist nicht immer und überall willkommen. So sehr wir sie am Strand oder am Pool schätzen, so lästig kann sie in der Wohnung oder am Arbeitsplatz sein.

In südseitigen Räumen und Dachwohnungen kann es dann unerträglich werden. Strahlt die Sommersonne auf eine rund 1,5 Quadratmeter große Fensterfläche mit normaler Ver­glasung, hat dies einen ähnlichen Effekt wie der Betrieb eines 1000-Watt-Heizlüfters in einem ohnehin schon überhitzten Raum.

Auf Schattenspender vergessen

Und es gibt dagegen nur unzureichende Abwehrmaßnahmen. Dachgeschoßwohnungen mit überdimensionalen Fenstern lassen sich gut verkaufen (bzw. vermieten). Häufig wird aber bei der Bauplanung auf den Hitzeschutz „vergessen“. Im Nachhinein kann man wirkungsvolle Schattenspender wie Gaupenfenster oder Überdachungen nicht mehr einbauen. Auch Rollläden ­lassen sich nicht überall problemlos installieren. Und mit Klimaanlagen sind ebenfalls nur sehr wenige Wohnungen ausgestattet. Außerdem kosten die viel Energie und sind als Klimakiller verschrien.

Billige Alternative: Sonnenschutzfolien

Die einzige kostengünstige Alternative bieten Sonnenschutzfolien, die von einschlägigen Montagefirmen sowie in Baumärkten angeboten werden. Zwölf solcher Folien wurden kürzlich von der Stiftung Warentest geprüft. Sieben davon dürfen nur von ­Profis angebracht werden. Fünf sind im Handel frei erhältlich und lassen sich auch von ­Laien verkleben.

Sonnenschutzfolien bestehen meist aus Polyethylenterephthalat (PET), das im Vakuum mit Metall (in der Regel Aluminium) bedampft wird. Der Sonnenschutz ergibt sich hauptsächlich durch die Spiegelung (die Metallbeschichtung reflektiert das Licht), zum Teil auch durch Absorption.

Wärmeeinstrahlung deutlich reduziert

Die Hersteller versprechen eine Reduktion der durch das Fenster eindringenden Wärmeenergie um 50 bis 80 Prozent. Das wurde im Wesentlichen auch im Test bestätigt. Die Folien mit sehr gutem Hitzeschutz ließen nur 15 bis 19 Prozent der Gesamt­energie durch, bei Wärmeschutzfenstern war es noch weniger. Doch parallel mit der Wärme wird auch das Licht zurückgehalten.

Die Lichttransmission (Durchlässigkeit) bewegt sich in einem ähnlich niedrigen Bereich wie die der Gesamtenergie: 15 bis 20 Prozent beträgt sie bei den guten Folien.

Wo die Folie etwas bringt

Wer mehr Sonnenlicht in der Wohnung ­haben will, muss auf Folien zurückgreifen, die einen schlechteren Hitzeschutz bieten. Die besten Lichttransmissionswerte haben jene Produkte, die am Tabellenende positioniert sind. Das Schlusslicht Glemser/Nexfill SR 50 ASR vermag nur 51 Prozent der Gesamtenergie zurückzuhalten, dafür werden aber auch nur 44 Prozent des Lichts ferngehalten (56 % Lichttransmission).

80 Prozent weniger Licht

80 Prozent weniger Licht, das klingt zunächst sehr viel, aber bei starker Sonneneinstrahlung ist es in den Räumen immer noch hell genug, auch wenn der Blick nach draußen beeinträchtigt ist. Man kann den Verdunkelungseffekt einer Folie am besten mit dem Tragen einer dunklen Sonnen­brille vergleichen.

Bedenken muss man aber, dass die Lichtdurchlässigkeit immer reduziert ist. Auch an Regentagen, auch den ganzen Winter über. Das bedeutet, dass man unter Umständen bei bewölktem Wetter bereits tagsüber das Licht einschalten muss. Zumindest gilt dies unter normalen Umständen, in Räumen mit normal dimensionierten Fenstern.

Wo die Folie etwas bringt

Sonnenschutzfolien mit starkem Verdunkelungseffekt spielen ihren Vorteil dort aus, wo die Glasflächen im Verhältnis zum ­Innenraum überdimensioniert sind – bei großzügigen Wandverglasungen, noch mehr bei großflächigen Glasdächern. Dann sind die Räume auch bei Schlechtwetter noch ausreichend mit Tageslicht versorgt.

Auch im Winter dunkler

Einen Blendschutz darf man sich trotz Schutzfolie nicht erwarten. Dafür benötigt man echte Schattenspender wie Jalousien oder Rollos. Eine zweischneidige Sache ist der Spiegeleffekt. Bei Sonnenschein ist es fast unmöglich, von draußen ins Zimmer zu blicken – was ja durchaus erwünscht sein mag. Umgekehrt gilt dies vermutlich weniger.

Spiegeleffekt kann stören

Ist es drinnen heller als draußen, ist der Blick ins Freie stark beeinträchtigt. Bei den Letztgereihten in der Tabelle ­(denen mit dem geringsten Hitzeschutz) ist der Spiegeleffekt am schwächsten. Das Schlusstrio schneidet bei den optischen ­Eigenschaften generell am besten ab: Diese Folien lassen am meisten Tageslicht pas­sieren, die Farbwiedergabe wird als am ­natürlichsten empfunden, der Spiegeleffekt ist gering.

Auch im Winter dunkler

Die Sonnenenergie wird durch Schutz­folien aber nicht nur im Sommer abge­halten. Im Winter bedeutet das erhöhten Heizbedarf. In einer Simulationsrechnung wurde für einen 20 Quadratmeter großen Raum der Heiz- und Kühlbedarf errechnet. An heißen Tagen reduziert sich die Tem­peratur durch Sonnenschutzfolien um gut und gern acht Grad. Je nach Hitzeschutzwirkung wird im Sommer eine Energiemenge von 280 bis 540 Kilowattstunden ferngehalten. Im Winter hingegen lässt die reduzierte Sonneneinstrahlung den Heizbedarf steigen: Im besten Fall sind es 120 kWh, bei den hochwirksamen Schutzfolien allerdings bis zu 400 kWh. Dazu kommt noch der höhere Stromverbrauch durch häufiger benötigtes Kunstlicht.

Ideal wären natürlich Folien, die je nach Jahreszeit angebracht und entfernt werden können. Das gibt es auch tatsächlich, Wenko hatte ein solches Produkt zumindest bis vor Kurzem im Angebot (siehe Tabelle). Das Nachfolgemodell ist schwarz und perforiert und dürfte daher für Wohnräume nur bedingt geeignet sein.

Montage durch den Fachmann

Sonnenschutzfolien sollten möglichst an der Außenseite der Fenster montiert werden. Man vermeidet auf diese Weise, dass sich das Glas erwärmt. Die Montage wurde nur mit den frei verkäuflichen Folien ­getestet. Es zeigte sich, dass Ungeübte die Aufgabe nur mit Mühe bewältigen. Blasen und Kratzer sind fast unvermeidlich. Teilweise müssen die Folien am Rand mit ­Silikon abgedichtet werden. Das spätere Ablösen von Folie und Kleber ist ebenfalls recht aufwendig.

Die Lehre daraus: Auch wenn es vom Hersteller nicht explizit empfohlen wird, sollte man Sonnenschutzfolien besser vom Fachmann anbringen lassen. Die Kosten pro Quadratmeter können dadurch allerdings massiv in die Höhe schnalzen (siehe Tabelle).

Testtabelle: Sonnenschutzfolien

So tragen Sie die Folie auf das Fenster auf ...

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Sonnenschutzfolien im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolien (1): So sehen die Rollxen üblicherweise aus. So sehen die Rollxen üblicherweise aus.  | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolien im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (2): Glas außen säubern und anfeuchten | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolie im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (3): Folie zuschneiden, Schutzfolie (soweit vorhanden) abziehen | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolie im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (4): Möglichst blasenfrei auflegen. Feuchtigkeit von innen nach außen ausstreichen. | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolie im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (5): Überstehende Folie abschneiden. - Die Ränder bei Bedarf mit Silikon abdichten. | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolien im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolien (1): So sehen die Rollxen üblicherweise aus. So sehen die Rollxen üblicherweise aus.  | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolien im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (2): Glas außen säubern und anfeuchten | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolie im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (3): Folie zuschneiden, Schutzfolie (soweit vorhanden) abziehen | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolie im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (4): Möglichst blasenfrei auflegen. Feuchtigkeit von innen nach außen ausstreichen. | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest
Sonnenschutzfolie im Test (Bild: Stiftung Warentest)
Sonnenschutzfolie (5): Überstehende Folie abschneiden. - Die Ränder bei Bedarf mit Silikon abdichten. | Bild: Stiftung Warentest; Stiftung Warentest

Alternativen zur Klebefolie

  • Sonnenschutzrollos: Können ähnlich wirkungsvoll sein wie Folien. Vorteil: Bei trübem Wetter können sie hochgezogen werden. Nachteil: Sie werden auf der Fenster-Innenseite montiert, was den Hitzeschutz reduziert.
  • Rollläden: Die Sonne kann auf diese Weise ­komplett blockiert werden. Ideal für Räume, die tagsüber selten genutzt werden. Zusätzliche Vorteile: Einbruchschutz und im Winter (durch den wärmedämmenden Luftpolster vor dem Fenster) Kälteschutz.
  • Markisen und Außenjalousien: Lassen sich häufig auch nachträglich montieren; sind effi­zienter als Innenjalousien, weil die Hitze erst gar nicht herein kann. Nachteil: windempfindlich.
  • Sonnenschutzverglasungen: Wirken ähnlich wie die Folien und haben im Winter ähnliche Nachteile. Gute Produkte haben aber einen wesentlich besseren Lichtdurchlässigkeitswert als Folien.

Zusammenfassung

  • Verdunkelung. Hitzeschutz durch Sonnenschutzfolien bedeutet auch weniger Licht – ­sommers wie winters. Gute Produkte lassen rund 80 Prozent der Wärme draußen, aber ebenso viel Tageslicht. Das Anbringen von Folien ist daher nur in Räumen sinnvoll, die auf der Südseite bzw. auf dem Dach einen hohen Glasanteil aufweisen.
  • Montage durch Profis. Wer kein passionierter Bastler ist, sollte die Folien von einem Profi aufbringen lassen.
  • Alternativen. Empfehlenswerte Alternativen, die auch nachträglich eingebaut werden können, sind Rollläden, Markisen und Außenjalousien.
  • Lüften. Ist auf jeden Fall zu empfehlen. Sorgen Sie in der Nacht, vor allem am frühen Morgen, für Durchzug, damit die aufgestaute Wärme entweichen kann.

Testkriterien

Der Test wurde von der Stiftung Warentest durchgeführt: 12 Sonnenschutzfolien, die sich auf der Außenseite von Fenstern anbringen lassen. 7 Folien werden nur bei Fachhändlern (mit dazugehöriger professioneller Montage) angeboten, 5 Folien sind auch für Laien erhältlich.

Hitzeschutz
Bewertet wird die durch die Folien erzielte Minderung des Gesamtenergiedurchlassgrades (g-Wert) von zwei Referenzverglasungen: Isolierverglasung, bestehend aus zwei 4 mm dicken Floatglas-Scheiben in 12 mm Abstand mit Luftfüllung (ug =2,87 W/m²*K und g = 0,77), sowie Wärmeschutzverglasung mit 16 mm Scheibenabstand und Argonfüllung (ug = 1,17 W/m²K und g = 0,59). Messung und Berechnung in Anlehnung an EN 14501 und DIN EN 410: 1998-12.

Optische Eigenschaften
Ebenfalls in Anlehnung an DIN EN 410 und EN 14501: Für die auf Floatglas aufgebrachten Folien wurden mittels eines Spektrometers (Vis-NIR) normal-hemisphärische Transmissions- und Reflexionsspektren unter Einfallswinkeln von 0° und 8° zwischen 280 und 2500 nm ermittelt. Aus den Spektren berechneten wir die Durchlässigkeit für Tageslicht (Lichttransmissionsgrad), die Farbwiedergabe (Farbwiedergabeindex Ra) und Spiegeleffekte (Lichtreflexionsgrad). Ergänzend bestimmten wir auch Gesamtenergiedurchlassgrad (siehe oben), Strahlungstransmissionsgrad und Strahlungsreflexionsgrad. Die UV-Transmissionsgrade aller Folien lagen unter 5 Prozent.

Zusätzlicher Heizbedarf
Da die Folien die Wärmeeinstrahlung auch im Winter reduzieren, muss dies durch zusätzliche Raumheizung ausgeglichen werden. Mit einer Gebäudesimulationsrechnung (ESP-r-Rechenprogramm) ermittelten wir diesen Einfluss für einen Dachraum (20 m², 30 % Dachneigung nach Süden, 12,5 % Dachfensterflächenanteil, Leichtbauweise). Beheizung auf 21 Grad und Nachtabsenkung auf 17 Grad (Außentemperaturen gemäß Testreferenzjahr TRY-13). Wärmequellen im Raum sind 2 Personen plus ein Computer (interne Last pro Tag: 180 Wh/m²).
Als Basis für die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) wurden für die Folien die Infrarot-Reflexionsgrade zwischen 1500 und 17000 nm mit einem FTIR-Spektrometer gemessen. Bestimmung des Emissionsgrades und des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) in Anlehnung an die DIN EN 673: 2003–06.

Energieersparnis beim Kühlen
Mit der Simulationsrechnung (siehe oben) ermittelten wir auch die Ersparnis an Kühlbedarf im Sommer. Die Luftwechselrate betrug hier 1,5 (zwischen 7 und 20 Uhr) und 3 (zwischen 20 und 7 Uhr). Der Sollwert der Raumtemperatur lag bei 26 Grad.

Handhabung (nicht bewertet)
Sofern die Folien für Do-it-yourself-Anbringung erhältlich waren, erprobten fünf Laien (drei Männerund zwei Frauen mit und ohne Erfahrungen) die Anbringung gemäß Gebrauchsanleitung.

 

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