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Stromtarife - Keine Kurzschlusshandlung!

Die Stromtarife geraten in Bewegung. Vor einer Klärung der Tariflandschaft sollte man sich an keinen Anbieter längerfristig binden.

Im Herbst wird der Strommarkt geöffnet. Auf Plakaten und in bunten Gazetten wird den Stromkunden das Blaue vom Himmel versprochen (Billigstrom, Zusatzleistungen zum Nulltarif).

Netz- und Energiekostenanteil

De facto bleibt das Gebietsmonopol der Landeselektrizitätsversorger oder der Stadtwerke bis auf weiteres erhalten. Die Netzkosten für die Stromdurchleitung werden weiterhin von diesen einbehalten, der Kunde darf sich nur aussuchen, wem er darüber hinaus die Energiekosten zuteil werden lassen will. Die unselige Trennung in Netzkosten und Energiekosten macht die Stromrechnung noch undurchschaubarer. Schon bisher mussten Messpreis, Grundpreis, Arbeitspreis, Energieabgabe, Steuern und anderes mehr berücksichtigt werden, und das je nach Versorgungsgebiet in höchst unterschiedlichem Ausmaß. Zu all diesen Kostenbestandteilen gesellt sich nun auch noch die Unterscheidung in Netz- und Energiekostenanteil.

Switch und RWA

Als Alternativanbieter sind bisher erst zwei Firmen auf den Markt getreten: Switch 1), eine Tochter der Energie Allianz, in der die Stromversorger von Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Linz zusammengeschlossen sind. Der zweite Anbieter nennt sich „Raiffeisen Wasserkraft“ und ist ein Joint Venture von Verbund und Raiffeisen Ware Austria (RWA). Beide offerieren einen österreichweit einheitlichen Tarif: Switch hat 48,33 Groschen pro Kilowattstunde (kWh) geboten, Raiffeisen hat das mit 47 Groschen minimal unterboten. Doch diese Angebote beziehen sich nur auf den Energiekostenanteil, und das ist ein Bruchteil des gesamten Strompreises. Der Netzkostenanteil geht weiterhin an den bisherigen Energieversorger. Weiters sind 20,64 Groschen/kWh Energieabgabe und 20 Prozent Mehrwertsteuer zu berappen sowie der Messpreis (das ist die Benützungsgebühr für den Stromzähler). Alles in allem macht der Energiekostenanteil höchstens ein Drittel der gesamten Stromrechnung aus. Ein Beispiel: Wienstrom gibt seine Energiekosten derzeit mit 56 Groschen an, der Switch-Tarif von 48,33 Groschen suggeriert daher eine Ersparnis von knapp 14 Prozent. Tatsächlich kann sich ein Haushaltskunde mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 kWh allerdings nur 5 Prozent oder 365 Schilling seiner jährlichen Stromkosten ersparen.

1) Der VKI hat gegen Switch wegen konsumentenfeindlicher Vertragsbedingungen ein Abmahnverfahren eingeleitet.

Diskont-Angebote

Damit gehört er aber bereits zu den Privilegierten. Denn für Oberösterreich, die Steiermark, Salzburg und das Burgenland sind Diskont-Angebote derzeit außer Reichweite. Deren Landesversorgungsgesellschaften haben die Netzkosten extrem hoch angesetzt, sodass sie einen relativ niedrigen Energiekostenanteil anbieten können, der jedenfalls unter den Diskont-Angeboten von 47 bis 48 Groschen liegt. Das führt zu der paradoxen Situation, dass ausgerechnet in den traditionell hochpreisigen Bundesländern ein Wettbewerb unmöglich gemacht wird, während im (nach derzeitiger Rechnung) günstigsten Bundesland Wien immerhin eine 5-Prozent-Senkung möglich wird.

All diese Berechnungen müssen allerdings mit Vorbehalt gesehen werden, es handelt sich um vorläufige Angaben, manchmal auch nur um Schätzungen.

Die Aufspaltung der Tarife

Gerade die Hochpreisländer verhindern mit hohen Netzkosten den Wettbewerb.

 

= Energiekosten

 

= Netzkosten

Anmerkungen: Haushaltspreis bei Jahresverbrauch 3500 kWh Angaben in Groschen pro kWh Quelle: www.e-control.at Stand: Anfang Juni 2001

Unsicher.

Derzeit kann Ihnen niemand garantieren, ob und wie viel Sie sich durch einen Wechsel des Anbieters ersparen. Nach derzeitigen Tarifangaben übersteigt das Einsparungspotenzial kaum fünf Prozent.

Nicht binden.

In den nächsten Monaten werden die Tarife in Bewegung bleiben, auch die Gebietsversorger werden ihre Preise senken (müssen). Daher sollten Sie eine langfristige Bindung auf jeden Fall vermeiden.

Abwarten.

Erinnern Sie sich an das Chaos der Telekomliberalisierung. Kleine Alternativanbieter waren mit dem Kundenansturm komplett überfordert. Lassen Sie anderen den Vortritt, und profitieren Sie ein paar Monate später von deren Erfahrungen!

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