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Wasserfilter-Tischgeräte - Schad’ums Geld

  • Kein Gerät ist empfehlenswert
  • Wasserqualität wird sogar verschlechtert

Kristallklar sprudelnd und rein – so sollte unser Trinkwasser aus der Leitung fließen. Doch nicht immer entspricht dies der Realität. Schon vor einigen Jahren ist die Wasserqualität ins Gerede gekommen: Die Umweltzerstörung macht auch hier nicht Halt. Das hat zu einer verbreiteten Unsicherheit geführt und Geschäftemacher auf den Plan gerufen, die mit aggressiver Werbung versprechen, die Wasserqualität wieder ins Lot zu bringen. Nach dem Motto: „Benutzen Sie einen Trinkwasser-Filter, sonst sind Sie selbst der Filter.“

Dabei verfügt Österreich über große Trinkwasserreserven in bester Qualität. Zurzeit werden nur drei Prozent der Vorräte genutzt. Wohl gab es zuletzt Diskussionen, wie dieser Reichtum in Zukunft Gewinn bringend genützt werden kann. Doch Ängste, dass man die Reserven über den EU-Vertrag gegen den Willen Österreichs von außen anzapfen kann, sind unbegründet.

Regelmäßige Trinkwasserkontrollen

85 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind an das öffentliche Versorgungsnetz angeschlossen. Sie können beruhigt sein: Ihr Trinkwasser wird regelmäßig kontrolliert und muss viele gesetzliche Auflagen erfüllen. Schlechter dran sind jene, deren Trinkwasser aus Hausbrunnen kommt; hier können Schadstoffe aus Landwirtschaft oder Industrie die Wasserqualität gefährden. Eine Wasseraufbereitung sollte allerdings nur nach gründlicher Analyse und Beratung durch Fachleute vorgenommen werden (siehe dazu: "Probleme mit dem Hausbrunnen"). Aufgrund zahlreicher Anfragen an den VKI wurden – mit Unterstützung des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen – vier Tischgeräte untersucht.

Versprochen wird Unterschiedliches, meist die Entfernung von Chlor, Keimen, Schwermetallen wie Blei und Schadstoffen sowie eine geschmackliche Verbesserung des Wassers. Hier nimmt von allen Anbietern die Firma Singer den Mund am vollsten: Nach dem Filtern soll das Wasser wie aus einem „herabstürzenden Gebirgsbach“ schmecken.

Mehr Keime im Warmen

Tischgeräte sind dafür gedacht, in der Küche zu stehen, damit ständig gefiltertes Trinkwasser zur Verfügung steht. Zwei der untersuchten Geräte werden direkt an den Wasserhahn geschraubt, das Filtergehäuse wird auf der Abwäsche platziert. Der zweite Typ von Geräten besteht aus einer Kunststoff- oder Glaskanne, in die das Leitungswasser gefüllt wird. Dann wird der Deckel mit der Filterpatrone aufgesetzt und diese Wassermenge aufbereitet. Die Filter arbeiten mit Aktivkohle. Diese hat eine große Oberfläche (bis zu 1600 Quadratmeter pro Gramm), und beim Darüberfließen lagern sich Geruchs-, Geschmacks- oder Schadstoffe darauf an. Allerdings weiß man seit längerem, dass Aktivkohlefilter nicht hundertprozentig funktionieren. Es kann, abhängig von den Inhaltsstoffen im gefilterten Wasser, zu wechselseitigen Ablagerungen und Abspaltungen kommen, die das Ergebnis unvorhersehbar machen. Unangenehm ist auch, dass man bei den meisten Geräten nicht genau weiß, wann der Filter wirklich am Ende ist. Dies kann oft früher sein, als die Hersteller angeben. Im schlechtesten Fall kann es unbemerkt zum gefürchteten Filterdurchbruch kommen, und dann gibt der Filter einen Großteil der zuvor herausgefilterten Schadstoffe wieder ab.

Problematik der Aktivkohlefilter

Problematisch an Aktivkohlefiltern ist zudem, dass sie verkeimen. Betroffen waren die beiden direkt montierbaren Geräte (Amway und Singer). Im Warmen wachsen die Keime noch rascher. Die Kannenfilter kann man wenigstens in den Kühlschrank stellen, und ihre Filter werden durch eine Silberbeschichtung am Verkeimen gehindert. Doch das Silber gelangt ins Wasser, und das ist in Österreich verboten.

Zahlreiche Studien zeigen gesundheitliche Risiken auf, die von Wasseraufbereitungsgeräten ausgehen können: Das Institut für Umweltmedizin der Universitätsklinik Freiburg stellt fest, dass Menschen mit geschwächtem Immunsystem, zum Beispiel HIV-Infizierte oder Transplantationspatienten, durch atypische Bakterien gefährdet sind, weil sie die Barrieren solcher Filter überwinden können. Gefiltertes Wasser muss vor dem Genuss unbedingt abgekocht werden!

Ein unerwünschter Nebeneffekt der Verkeimung ist die Umwandlung des im Wasser häufig vorhandenen Nitrats zu Nitrit. Dies stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, besonders wenn der Brei für einen Säugling unter sechs Monaten mit dem Wasser zubereitet wird. Das kann zur lebensgefährlichen Blausucht führen. Abkochen hilft nicht, Nitrit oder Nitrat kann so nicht entfernt werden.

Einfaches Mittel

Wenn Sie Ihr Trinkwasser verbessern wollen, gibt es ein einfaches Mittel: Drehen Sie in der Früh den Wasserhahn ganz auf und lassen Sie das Wasser so lange rinnen, bis es kühler wird. Das kann Minuten dauern, aber so werden alle möglicherweise verunreinigten Reste („Stagnationswasser“) aus der Leitung entfernt. Tipp: Dieses Morgenwasser können Sie zum Blumengießen verwenden.

Rund eine Million Österreicher sind bezüglich des Trinkwassers vom Hausbrunnen oder der eigenen Quelle abhängig.

Für die Qualität des Wassers ist in diesen Fällen der Besitzer selbst verantwortlich. Wenigstens alle fünf Jahre sollte eine genaue Untersuchung des Trinkwassers erfolgen. Die häufigste Verunreinigung ist Nitrat in den landwirtschaftlich stark genutzten Gebieten. Darüber hinaus kann das Brunnenwasser durch verantwortungsloses Verhalten der Nachbarschaft belastet werden (Fehler beim Düngen, Ausbringen von Gülle oder Klärschlamm, Abfälle, undichte Senkgrube, Chemikalien oder Motoröl etc.). Wenn es Probleme gibt, sollte der erste Schritt die Wasseruntersuchung sein. Sehr wichtig ist, die Fassungszone des Brunnens oder der Quelle vor Ort von Fachleuten eingehend prüfen zu lassen.

Bleibt es trotz Sanierungsmaßnahmen (Tiefergraben des Brunnens etc. ) bei einer Verunreinigung des Wassers, muss abgewogen werden, ob eine Aufbereitungsanlage nötig ist. Ist das Wasser „nur“ zu stark mit Nitrat belastet, kann es zum Waschen und für die Körperpflege verwendet werden, zum Trinken und Kochen ist es ungeeignet. Ist das Wasser verkeimt, sollte die Anschaffung einer Desinfektions-Anlage erwogen werden. Allerdings hat die ihren Preis und erfordert regelmäßige und sorgfältige Wartung.

Vier Wasserfiltergeräte, von denen eines über den Direktvertrieb eingekauft wurde. Eingekauft wurde 1999. Die Beurteilung der Geräte erfolgte nach den Richtlinien des Codexkapitels B1 Trinkwasser.

Technische Prüfung: Bestimmung der Abgabe von Silber an das Trinkwasser mittels AAS.

Mikrobiologie: Untersuchung der Beschaffenheit des gefilterten Wassers.

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