Zum Inhalt

Digitale Camcorder - Lohnt sich Mini-DV?

  • Dank kompakter Abmessungen überall dabei
  • Aber: ziemlich teuer und für große Finger schwer zu bedienen

Klein, kleiner, am kleinsten: unglaublich, welche Winzlinge sich auf dem Camcorder-Markt tummeln. Die neun Mini-DV(„digital Video“)-Modelle im Test bringen nicht viel mehr als ein halbes Kilo auf die Waage und lassen sich in jedem Täschchen unterbringen. Und ein Hersteller versucht es noch eine Nummer kleiner: Die Sony DCR-IP7 ist mit einem eigenen Cassettenformat („micro“) der Mini-Zwerg im Testfeld, vom Gefühl in der Hand eher ein großes Handy als ein Camcorder. So viel Kleinheit bezahlt der Benutzer mit Nachteilen in der Bedienung.Der Miniaturisierung sind auch natürliche Grenzen gesetzt: In manchen Fällen würde man für die problemlose Bedienung die Fingerchen von Kleinkindern brauchen.

Auch der Preis mag für viele Camcorder-Käufer (noch) abschreckend sein: Zwischen 700 und 2400 Euro müssen Sie für einen Mini-Camcorder veranschlagen. Da stellt sich die Frage: Geht es nicht auch billiger? Die Antwort: Ja, wenn Sie bei der Größe Abstriche machen. Als Alternative kommen „Digital 8“-Geräte infrage. Und dann kommt es noch auf Ihre individuellen Anforderungen an. Was die systemunabhängigen Möglichkeiten und Features betrifft, gehen Sie am besten nach der folgenden Liste vor:

Checkliste: Was ist für Sie wichtig?

Analoger Audio/Video-Ausgang: Bei allen Geräten vorhanden. Für die Verbindung zum TV-Gerät oder zum Videorecorder. Beim Kauf darauf achten, ob der Ausgang mit normalen Cinch-Kabeln genutzt werden kann oder ob ein modellspezifisches Spezialkabel verwendet werden muss.

Aufnahmequalität bei schwacher Beleuchtung: Werbeaussagen sind oft übertrieben. Selbst beim Licht von zwei 60-Watt-Glühlampen (etwa 160 Lux) brachte es nur ein Modell auf ein „sehr gutes“ Ergebnis.

Bildstabilisator: Eine Funktion, die das Verwackeln von Aufnahmen ausgleicht. Wichtig, weil ohne Stativ wegen der Kleinheit und des geringen Gewichts der Gehäuse die Verwacklungsgefahr hoch ist (vor allem bei langen Brennweiten). Alle Geräte sind damit ausgestattet, allerdings funktionieren sie unterschiedlich gut, siehe Tabelle.

Cassettenfach: Sollte sich nicht nach unten öffnen – in diesem Fall sind spätestens bei Aufnahmen vom Stativ Handhabungsprobleme vorprogrammiert.

Digitaler Aus- beziehungsweise Eingang und FireWire: Der bei allen Modellen vorhandene DV-Ausgang wird benötigt, um die Aufnahmen vom Camcorder über eine im PC zu installierende FireWire-Karte (oder iLink) zu überspielen. Der DV-Eingang für das Rückspielen auf Band hingegen ist bei vielen Modellen gesperrt und muss separat freigeschaltet werden (etwa 150 Euro Aufpreis oder Zusatz-Software). Ohne „digital in“ sind die Speicher- und Wiedergabemöglichkeiten des bearbeiteten Videos aber deutlich eingeschränkt.

Fernbedienung: Bei allen getesteten Modellen vorhanden; ermöglicht Leistungsfeatures, die am Gerät selbst entweder überhaupt nicht oder nur mit artistischen Fingerübungen erreicht werden können.

Fotoaufzeichnung auf Cassette oder Speicherkarte: Bei allen Geräten möglich. Die auf Cassette „eingefrorenen“ Fotos haben durchwegs bessere Qualität als die auf Speicherkarte gesicherten. Bilder auf Speicherkarten können dafür leichter zur Ausbelichtung auf Fotopapier weitergegeben werden.

Gegenlichtkorrektur/Aufhellung: Erlaubt die bessere Darstellung des Hauptmotivs bei starkem Kontrast bzw. dessen Aufhellung unter dunklen Umgebungsbedingungen.

Infrarot-Nachtaufnahmen: Sind unter den Testmodellen nur mit der Sony DCR-PC möglich. Diese Bilder erscheinen am Band schwarz-weiß mit Grünstich.

Kopfhörerbuchse: Ermöglicht Qualitätskontrolle des Tons während der Aufnahme. Empfehlenswert vor allem, wenn
akzeptabler Sound wichtig ist und Tonaussteuerung manuell erfolgt.

Ladegerät (extern): Ist – wie der  Tabelle zu entnehmen ist – nicht selbstverständlich! Einige Akkus können nur im Camcorder aufgeladen werden. Bei relativ kurzer Betriebsdauer kann das selbst bei Vorhandensein eines Reserve-Akkus zum überraschenden „Aus“ der Aufnahmeaktivitäten führen.

LCD-Monitor: Ausklapp- und schwenkbar meist an der linken Seite angebracht, sodass der im Bild befindliche Ausschnitt auch bei eher ungewöhnlichen Kamerapositionen (etwa über Kopf) beurteilt werden kann. Dazu muss aber der LCD-Kontrast verstellbar und den Lichtbedingungen halbwegs anpassbar sein. Alle Geräte im Test sind mit LCD-Monitor ausgestattet.

Mikrofoneingang: Für den Anschluss eines externen Mikrofons. Sehr zu empfehlen für alle, denen guter Ton sehr wichtig ist. Wegen der extremen Miniaturisierung bei den Mini DV-Modellen werden vom eingebauten Mikrofon häufig Bandlaufgeräusche mit aufgezeichnet.

Progressive Scan: Bedeutet, dass Bilder nicht im Halbbildmodus mit 2 x 312 Zeilen, sondern als Vollbild mit 625 Zeilen aufgezeichnet werden. Das bedeutet bessere Bildqualität bei Standbildern.

Sucher: Schont den Akku, wenn er statt des LCD-Monitors zur Bestimmung des Bildausschnitts eingesetzt wird, beziehungsweise hilft, wenn der Monitor (etwa bei starker Sonneneinstrahlung) nicht mehr mitkann. Viele Videoerfahrene bevorzugen einen S/W-Sucher (nur Samsung VP-D37; die anderen Geräte haben Farb-, der Sharp VL-NZ überhaupt keinen Sucher).
 
USB In- und Output: Dient ausschließlich für die Übertragung von Fotos bzw. ËStandbildern an den oder vom PC bzw. an einen geeigneten Drucker. Nicht vorgesehen für die Übertragung bewegter Videoaufnahmen und beim Vorhandensein einer FireWire-Schnittstelle am PC auch verzichtbar.

Zubehör und Preise: Für die meisten Camcorder gibt es nur wenig Zubehör, dieses ist dafür umso teurer (etwa Zweitakku!). Vor allem kreativ-anspruchsvolle Videofilmer sollten sich deshalb bereits vor dem Camcorderkauf über Zubehör, dessen Preise und Verfügbarkeit in Österreich erkundigen. Erwägenswert: Zweitakku, externes Ladegerät, Weitwinkelvorsatz, Videoleuchte, Mikrofon, Filter, Kameratasche.

Größe entscheidet. Nur wenn kompakte Abmessungen allererste Priorität sind, haben Mini-DV-Camcorder die Nase vorn, andernfalls sind „Digital 8“-Systeme eine gute, meist billigere Alternative.

Handhabung wichtig. Durch die Miniaturisierung unterschreiten manche Bedienelemente die Grenze des Zumutbaren. Probieren Sie, wie das Gerät in Ihrer Hand liegt und ob die wichtigsten Funktionen für Sie gut zu bedienen sind.

Für Schneiden am PC. Wer primär auf „digital“ umsteigt, um Videoschnitt am PC machen zu können, muss damit rechnen, dass erhebliche PC-Aufrüstungskosten anfallen könnten.

Videoschnitt. Alles muss passen. 256 MB RAM, zusätzliche Festplatte, stärkere Video- oder separate Videoschnittkarte, FireWire-Anschluss und Schnittsoftware sind dabei keine „Mitnahmeartikel“, sondern müssen penibel aufeinander abgestimmt sein!

Nicht ohne Fernbedienung und Handbuch. Nehmen Sie beides mit in den Urlaub, Sie werden es brauchen.

Kein Vorteil, kein Nachteil:
Keinen Unterschied gibt es bei der systembedingten Aufnahmequalität: Sie ist bei Mini-DV und D8 gleich gut und erkennbar besser als bei analogen Systemen (etwa im Verhältnis einer Audio-Cassette zu einer Audio-CD). Dieser Unterschied schlägt nicht zuletzt beim Videoschnitt zu Buche). Auch Der sinnvoll nutzbare Zoombereich ist annähernd gleich.

Was für Mini-DV spricht:
+ Die kompakten Abmessungen: Größenordnung meist um die 6 x 11 x 16 Zentimeter 
+ Das geringe Gewicht: zwischen 550 und 700 Gramm, Cassette und Akku inklusive.

Was für D8 spricht:
+ Der Preis: Sie sind im Schnitt 300 bis 400 Euro billiger als Mini-DV-Geräte.
+ Die Kompatibilität: Hi8 und Video 8-Cassettten können weiter verwendet werden.   
+ Die Akkus: D8-Akkus haben eine wesentlich längere Laufzeit.
+ Die Bedienung: Sie sind trotz größerer Abmessungen handlicher.

Micro-DV:
Noch kleiner als die „Minis“, mit eigenem Cassettenformat, in der getesteten Ausführung mit Multimediafunktionen (wie Internetanbindung, Fotoversand per E-Mail).

In einer internationalen Zusammenarbeit wurden neun digitale Camcorder für Mini-DV und ein Camcorder für Micro-DV in der Preisklasse von _ 730,– (öS 10.000,–) bis _ 2100,– (28.900,–)
getestet.

Bildqualität: Von mehreren Testpersonen wurden Aufnahmen bei Tageslicht, bei Kunstlicht, bei schwacher Beleuchtung, Standbilder und Fotoaufnahmen beurteilt. Zur Ermittlung von Auflösung, Farbwiedergabe, Empfindlichkeit und Aufnahmewinkel wurden Messreihen durchgeführt.

Ton: Zur Beurteilung wurden Aufnahmen mit dem eingebauten und mit einem externen Mikrofon durchgeführt und die Windempfindlichkeit bestimmt.

Handhabung: Von mehreren Testpersonen wurden die Bedienungsanleitung, die Einstellungen am Gerät für Aufnahme und Wiedergabe, der Sucher beziehungsweise Monitor bewertet. Die Betriebsdauer mit einer Akkuladung wurde gemessen.

Scharfstellung: Bewertet wurden die Schärfe bei normalen Aufnahmen und von Aufnahmen bei schwachem Umgebungslicht.

Bildstabilisierung: Bewertet wurden die Funktion und eventuelle Störeffekte bei Teleaufnahmen und beim Schwenken.

Vielseitigkeit: Bewertet wurden die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und die Ausbaufähigkeit des Systems.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang