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Micro-Stereoanlagen - Klang vom Kleinsten

  • Kaum breiter als eine CD
  • Guter Klang im oberen Preissegment

Fast könnte man meinen, wir lebten in einem Zeitalter der neuen Bescheidenheit. Nicht mehr die großen HiFi-Anlagen sind gefragt, sondern die kleinen Geräte. Nach den Midi- (Gehäusebreite: um 35 cm) und Mini- (Gehäusebreite: 22 bis 27 cm) stellen nun die Micro-Stereoanlagen (Gehäusebreite: 14 bis 21 cm) den jüngsten Stand im fortwährenden Miniaturisierungsprozeß dar – fast schon am Limit, das durch den Durchmesser einer Compact Disc (CD) von 12 Zentimeter vorgegeben ist.

Putzig statt protzig

Vorbei die Zeiten, da ins Wohnzimmer eine ordentlich große Musikanlage gehörte. Die Micro-Geräte machen statt durch protziges Äußeres durch ausgefallenes Design auf sich aufmerksam. Schnittig und putzig, mit diesen Vokabeln werden sie gerne bedacht. Sie vereinen Verstärker-, Radio-, CD- und Minidisc- beziehungsweise Cassettenteil in einem. Entweder als sogenannte Kompaktanlage, wo alles in einem Gehäuse untergebracht ist, oder als Komponentenanlage, wo die miteinander verbundenen Einzelteile wahlweise übereinander oder nebeneinander gestellt werden können.
Handlich und aufgrund ihres geringen Gewichts leicht zu transportieren: Praktisch ist die Micro-Stereoanlage in jedem Fall. Aber auch gut? Wie steht es um ihre Klangqualität? Geht der Verlust an Größe womöglich mit einem an Qualität einher?

Nichts für verwöhnte Ohren

Um es vorweg zu sagen: Klangliche Offenbarungen darf sich der Benutzer nicht erwarten. Wer die Wiedergabe eines Streichkonzerts nur genießen kann, wenn er das Schwingen der Saiten mithört, der wird keine rechte Freude an diesen Miniaturausführungen finden. Geeignet sind sie eher für jene Hörer, die auf feine Nuancierungen nicht so großen Wert legen und sich lieber mit Musik berieseln lassen.
Daß es sich bei den Kleingeräten nicht um Spitzenprodukte für verwöhnte Ohren handelt, erkennt man schon daran, daß bei vielen sowohl der Balance- als auch der Baß- und Höhenregler fehlen. Individuelle Einstellungen sind nicht mehr möglich. Der Benutzer muß sich mit herstellerseitigen Vorgaben zufriedengeben, beispielsweise mit den Klangprogrammen Klassik/Pop/Jazz.

Guter Klang im oberen Preissegment

Die elektronischen Bauteile werden immer kleiner, ohne daß deren Qualität darunter leidet. Die zunehmende Reduktion stößt allerdings bei den Lautsprecherboxen an physikalische Grenzen. Probleme macht vor allem der tiefe Tonbereich – die großen Wellenlängen der Baßfrequenzen benötigen nun einmal ein großes Gehäusevolumen als Resonanzraum. Eine physikalische Gesetzmäßigkeit, die manche Firmen mit elektronischen Extras zu umgehen suchen, mit zusätzlichen Tiefton-Boxen (Subwoofer) oder Tief-Baß-Schaltern. Allerdings nicht mit durchschlagendem Erfolg.
Wie gesagt: Klangliche Höhenflüge oder das, was man „aktives Hören“ nennt, sind mit den Micro-Geräten nicht drin. Dennoch: Teurere Geräte zwischen 12.000 und 15.000 Schilling bieten durchaus gute Klangqualität (jedenfalls für den „Normalhörer“), Anlagen um 7000 Schilling immer noch recht passable. Ausgesprochene Billigangebote eignen sich eher zum Nachrichtenhören.
Ob eine Anlage Ihren (Klang-)Ansprüchen genügt, können Sie ganz einfach überprüfen. Nehmen Sie Ihre Lieblingsmusik auf CD mit ins Geschäft. Wenn die Wiedergabe bei Ihnen so etwas wie Freude auslöst, liegen Sie nicht ganz falsch. Ein bloßer Wiedererkennungseffekt oder ein launig gemurmeltes „nicht schlecht“ sind zu wenig.
Beim Kauf einer Micro-Anlage braucht der Benutzer keinen Gedanken verschwenden an Abstimmung, technische Daten oder äußeres Erscheinungsbild. Die Einzelteile sind, so die Regel, über systemeigene Steuerkabel miteinander verknüpft. Der heillose Kampf mit unzähligen Kabeln und Anschlüssen entfällt. Dieses Plus an Komfort bedingt allerdings auch einen Nachteil: Schon kleine Abänderungen, zum Beispiel der Austausch eines Einzelteils, sind in diesem aufeinander abgestimmten Gesamtgefüge kaum noch möglich. Geht ein Teil kaputt, muß die ganze Anlage in die Reparatur.
Einige Micro-Anlagen haben einen Cassetten-, andere einen Minidisc-Recorder, und wiederum andere lassen den Kunden zwischen beiden Optionen wählen. Nur Aiwa XR-MD 85 R vereinigt die zwei Varianten in einem Gehäuse.

Minidisc im Vormarsch

So wie die CD die Schallplatte verdrängt hat und heute schon zu mehr als 90 Prozent den Tonträgermarkt beherrscht, so wird wohl auf kurz oder lang auch die Minidisc (MD) die Cassette verdrängen. Dieses jüngste bespielbare Medium ist der Bandaufzeichnung in vielen Belangen überlegen: bessere Klangqualität, einfache Aufnahme mit Editiermöglichkeit, sekundenschneller Zugriff auf beliebige Titel, problemloses Löschen, Verschieben, Teilen und Verknüpfen einzelner Aufnahmen. Die Cassette hat eine Kapazität von 2 x 45 Minuten, die MD von maximal 74 Minuten – allerdings entfällt hier der Seitenwechsel. Ein Hindernis für den schnellen Umstieg mag noch der Preis sein: Die MD ist etwa doppelt so teuer als die Cassette.

Begrenzte Ausbaufähigkeit

Die Größe der Micro-Anlagen wird heute weniger durch die elektronischen Bauteile bestimmt, als durch die Anzahl und Anordnung der Bedienelemente. Daß Anschlüsse für einen Plattenspieler oder für zusätzliche Lautsprecher fehlen, liegt in erster Linie an den Abmessungen. Die Ausbaufähigkeit dieser Geräte ist durch ihre Kleinheit äußerst begrenzt. Freilich hindert sie das nicht daran, mit einigen Raffinessen aufzutrumpfen. Kaum ein Radioteil, das nicht in der Lage wäre, mindestens 20 Programme zu speichern. Die Sinnhaftigkeit dieser technischen Anstrengung darf ruhig hinterfragt werden. Die Mehrzahl der Hörer findet nämlich mit zwei, drei Sendern durchaus das Auslangen. Eine Neuigkeit, die vom Autoradio kommt, ist dagegen ganz praktisch: das RDS-System. Es zeigt auf dem Display statt der Frequenz den Programmnamen des eingestellten Senders an.
Das beste Radioteil nutzt allerdings wenig, wenn die Antenne schlecht ist. Das in der Regel serienmäßig mitgelieferte Dipol-Kabel bürgt nicht gerade für guten Empfang. Kein Problem in Wohnungen mit Hausantenne oder Kabelanschluß!
Je kleiner die Anlagen werden, desto spitzer muß man zu deren Bedienung die Finger machen. Eine Fernbedienung gehört bereits zum Lieferumfang. Auch hier setzt sich der Trend zur Miniaturisierung unerbittlich fort. Die Fernbedienungen von JVC UX-MD 9000 R und Sony Piccolo haben gerade noch die Größe einer Scheckkarte. Einzelne Tasten stehen für mehrere Funktionen. Vereinfachung oder undurchschaubares Labyrinth? Vor dem Kauf sollten Sie die Funktionen unbedingt ausprobieren!

Zum Ärgern

Geradezu unvermeidlich scheint bei Micro-Anlagen die Uhr zu sein. Die Zeitangabe macht bei der Micro-Anlage aber nur dann Sinn, wenn sie zusätzlich über eine Schaltfunktion verfügt, um sich zum Beispiel mit Musik wecken zu lassen. Die eingebaute Uhr ist im übrigen auch der Hauptgrund dafür, daß die Anlagen heute gar nicht mehr ganz ausgeschaltet werden können. Sie verursachen im Stand-by-Betrieb Kosten in Höhe bis zu zwei Schilling pro Tag, überflüssig wie der sprichwörtliche Kropf.

Anbieteradressen

Aiwa:

Bosch Robert AG, Geiereckstraße 6, 1110 Wien, 01/797 22-0

Denon:

Digital Professional- Audio GesmbH, Rupertus- platz 3, 1170 Wien, 01/480 10 06-0

JVC Austria GesmbH,

Slamastraße 43, 1230 Wien, 01/610 37-0

Kenwood:

Schwalb Frederic GesmbH, Marxergasse 13, 1030 Wien, 01/713 31 65-0

Pioneer:

Lurf Hans GesmbH, Gorskistraße 3, 1230 Wien, 01/616 45 80-0

Sony Austria GesmbH,

Laxenburger Straße 254, 1230 Wien, 01/610 50-0

Technics:

Panasonic Austria HandelsgesmbH, Laxenburger Straße 252, 1230 Wien, 610 80-0

Kompetent

Alles in einem.

Micro-Stereoanlagen bieten eine Art Komplettlösung. Das ist bequem, doch nachträgliche Änderungen oder Erweiterungen sind kaum möglich.

Klangqualität.

Mit großen HiFi-Anlagen können ihre kleinen Partner nicht konkurrieren. Aber: Anlagen zwischen 12.000 und 15.000 Schilling bieten durchaus gute Klangqualität.

Bedienungsfreundlichkeit.

Bedienelemente im Mini-Format gehen auf Kosten des Komforts.

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