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Internet-Provider - Erst rechnen, dann wechseln

  • Erhebliche Preisunterschiede bei allen Zugangsarten
  • Fallstricke beim ADSL-Account
  • Gratiszugänge für Einsteiger nach wie vor empfehlenswert

Es ist so weit. Was Netz-Beobachter schon seit geraumer Zeit prophezeit hatten, trat im 2. Quartal des heurigen Jahres erstmals ein: Der Zuwachs an Internetzugängen hat sich drastisch verlangsamt, ja tendiert sogar gegen null. Laut Austrian Internet Monitor (AIM) verfügen nunmehr rund 3,4 Millionen Österreicher über 14 Jahre prinzipiell über eine Zugangsmöglichkeit zum Datenhighway, rund 3 Millionen nutzen diese auch tatsächlich. Das ist jeder zweite Alpenrepublikaner über 14.

Dabei sollte die stagnierende Gesamtzahl nicht zu dem Fehlschluss verleiten, es gäbe keine Internet-Einsteiger mehr. Teilnehmer fallen aus diversen Gründen weg, manche melden sich ganz vom Internet ab (wie vor allem in den USA bereits verstärkt beobachtbar). Andere füllen die entstandene Lücke: Zwölf Prozent sind es, die noch in diesem Jahr erstmals einen Internetzugang anschaffen möchten – ihnen soll dieser Test Hilfestellung geben. Und auch noch einer zweiten Gruppe: den Umsteigern. Denn die Klagen über unzureichende Leistungen der Internetdienstanbieter, vor allem aber über als zu langsam wahrgenommene Verbindungsgeschwindigkeiten, sind Legion.

Eine lahme Sache

Die meisten Internet-User haben deshalb wohl schon einmal mit einem Wechsel des Providers, zumindest aber mit einem Wechsel zu einem anderen, „besseren“ Angebot des eigenen Providers geliebäugelt. Aber zu welchem Provider oder zu welchem „besseren“ Angebot? Und bringt das wirklich etwas?

Die Antwort darauf muss differenziert ausfallen.

Den Provider, bei dem ausnahmslos und immer alles klappt, gibt es vermutlich nicht und wird es aufgrund der technischen Komplexität des Netzes in absehbarer Zeit wohl auch nicht geben. Damit, dass man alle ein, zwei Monate einmal einige Zeit ohne Internetzugang ist, wird man rechnen müssen. Dort jedoch, wo dies häufiger der Fall ist, lohnt sich der Gedanke an einen Wechsel des Dienstanbieters.

Geschwindigkeit

Und was die Geschwindigkeit betrifft: Wenn die unterschiedlichsten Webseiten zu unterschiedlichen Tageszeiten regelmäßig nur mit Schneckentempo auf dem Bildschirm aufgebaut werden, liegt dies häufig an veralteten Modems (auf Userseite installiertes Gerät zur Datenübertragung), die nicht mit der heute als Standard geltenden Übertragungsgeschwindigkeit von maximal 56 KBit/s (echte 64 KBit/s bei ISDN) arbeiten, oder – häufiger noch – schlicht an falschen Einstellungen auf dem PC. Die schleichen sich vor allem dann ein, wenn in der Vergangenheit mehrere Internet-Zugangsmöglichkeiten ausprobiert wurden (etwa durch Nutzung verschiedener Gratis-Angebote auf CD). Tipp: Hier schafft ein Gespräch mit der Hotline des Providers Abhilfe.

Kommt es hingegen nur gelegentlich zum „Tröpfeln“ der Webseiten, mag dies an der Überlastung des Servers (Computers) liegen, von dem die Seite übertragen wird, an unkluger, weil mit allerlei Schnickschnack belasteten Gestaltung der gewünschten Seite oder an temporärer Überbelastung der Leitungen des Providers. In diesem Fall bringt ein Wechsel des Dienstanbieters wohl ebenso wenig wie die Anschaffung eines neuen, superschnellen PCs.

Mehr Tempo kostet

Sind all die genannten Faktoren jedoch auszuschließen, und hat man immer noch den Eindruck, der Internetzugang sei unerträglich langsam – dann mag der Gedanke an den Wechsel des Providers oder die Art der Zugangsverbindung wirklich gerechtfertigt sein. Infrage kommt ein Zugang über Kabel-TV, ISDN oder der von den Providern verstärkt als Alternative angebotene Zugang über ADSL (für „Asymmetric Digital Subscriber Line“). Dabei handelt es sich um eine Zugangsmöglichkeit über das Telefonnetz, die aber mit Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 512 KBit/s fast zehnmal so schnell sein kann wie jene über ein normales Modem (56 KBit/s).

Dieses Geschwindigkeitspotenzial hat freilich seinen Preis, wie man unschwer aus der Tabelle ersehen kann. Fakt ist jedoch, dass sich die Zahl der entsprechenden Angebote der heimischen Provider seit dem vergangenen Jahr mehr als verdreifacht hat. Auch wenn es hier eines speziellen ADSL-Modems und, wichtig!, der Mitwirkung der Telekom bedarf, die den Teilnehmeranschluss erst ADSL-fähig machen muss. Das kann ein mehrere Wochen dauerndes Unterfangen mit ungewissem Ausgang sein…

Wo die Umstellung möglich ist und auch klappt, hat man sowohl eine Einrichtungsgebühr als auch eine monatliche Gebühr für den ADSL-Zugang zu bezahlen (siehe die Zeilen „Einrichtungsgebühr“ und „Monatsgebühr“ in der Tabelle). Das kann die Gesamtkosten für das Internet deutlich in die Höhe schnellen lassen. Es fällt vor allem dann ins Gewicht, wenn das Netz nur in geringem zeitlichen Umfang genutzt wird. Und zwar deshalb, weil es bei ADSL keine zeitabhängigen Verbindungsgebühren (Telefonleitung) gibt, man also theoretisch 24 Stunden am Tag online sein kann, gleichzeitig aber die Grundkosten deutlich höher als bei den meisten herkömmlichen Zugangsmöglichkeiten liegen („Dial-In“, Einwahl über analoges Modem). Im Klartext: Wer wenig surft, zahlt drauf. Selbst erfahrene Internet-User verschätzen sich mit schöner Regelmäßigkeit, was ihre monatliche Netz-Zeit betrifft; Einsteiger liegen mit der entsprechenden Annahme meist ohnehin viel zu hoch: Laut Marktforschung von Nielsen/Netratings betrug beispielsweise die durchschnittliche Nutzungsdauer im August dieses Jahres gerade einmal 5,5 Stunden pro Internet-User und Monat... Und da gibt’s schon Zugänge für etwa 50 Schilling (3,63 Euro; Telefonkosten inkludiert), während dieses Aufkommen via ADSL mit durchschnittlich fast 900 Schilling (65 Euro) zu Buche schlagen würde. Kabelzugänge kosten pauschal pro Monat etwa 700 Schilling (51 Euro; ohne Zeitlimit, teilweise mit Transferlimit).

Nutzungsdauer

Freilich mag die persönliche Nutzungsdauer deutlich über der durchschnittlichen liegen und – auf den gesamten Haushalt bezogen – vor allem dann drastisch ansteigen, wenn mehrere Familienmitglieder auf das Internet zugreifen. Dabei fallen übrigens gar nicht so sehr die Kids, sondern vielmehr Opa und Oma zeitmäßig ins Gewicht: Die Über-65-Jährigen verbringen – ebenfalls laut Nielsen/Netratings – durchschnittlich 8,75 Stunden pro Monat im Netz, die Kids hingegen „nur“ rund 6,5 Stunden...

Überlegungen bei Umstieg auf Kabel oder ADSL

Ein Letztes noch, was man bei der Entscheidung in Sachen Umstieg auf ADSL oder Kabel bedenken sollte: Wird der Zugang primär für das Erledigen der E-Mails verwendet (der nach wie vor meistgenutzte Internet-Dienst mit den größten Zuwachsraten), ist die Geschwindigkeit unerheblich. Lediglich beim Download (Bezug) von großen Dateien – wie Software, PC-Videos, Musik – macht sie sich deutlich bemerkbar. Auch hier gilt es also, sein persönliches Benutzerprofil in die Waagschale der Entscheidung zu werfen, zumal beim ADSL-Zugang zwar keine zeitliche Begrenzung, sehr wohl aber eine für die Quantität des Datenverkehrs herrscht: Wer das Limit überschreitet, kann empfindlich zur Kasse gebeten werden, siehe dazu auch unter Weitere Artikel - "Internet". Mit teilweise enormen Kosten ist auch der Zugang via Handy verbunden: Bei intensiver Nutzung (30 Stunden monatlich) können die Aufwendungen dafür schon mal die 5000-Schilling-Grenze (363 Euro) überschreiten. Aber selbst wer nur schnell einmal täglich seine E-Mails via Handy abholt, wird mit einigen Hundertern zur Kasse gebeten – zumal die Zugangsgeschwindigkeiten selbst bei fortgeschrittenen Übertragungstechnologien (GPRS, HSCSD) deutlich niedriger sind als bei einem Standardmodem. Werbesprüche wie etwa „Internet via Handy so schnell wie ISDN“ gehören ins Reich der frommen Wünsche...

Auf die Sekunde genau

Es gilt also, auf dem Boden der Provider-Realität zu bleiben. Vor allem für den Einsteiger bedeutet dies: erst einmal mit einem kostengünstigen, herkömmlichen Dial-In-Zugang beginnen. Da gibt es schon Angebote, bei denen man monatlich (überdurchschnittliche) zwölf Stunden unterwegs sein kann und dafür gerade mal rund 120 Schilling (Freizeit) ausgibt. Günstig: Zugänge, die im Sekundentakt abgerechnet werden und für die nicht – wie über die Telekom üblich – für jeden noch so kurzen Zugriff auf das E-Mail-Konto 360 Sekunden Telefongebühr verrechnet werden (siehe  dazu Tabelle - "Internet-Provider").

Von Interesse auch die Auskunftsfreudigkeit der Provider, die auf unsere – per E-Mail gestellte – Frage nach einem günstigen Familien-Account (Zugang) zum Teil erst nach Tagen, zum Teil gar nicht und zum Teil mit dem Begehren antworteten, man möge doch seine Postanschrift übermitteln. Der Verdacht ist nahe liegend, dass ein Provider, der schon dort, wo es um die Gewinnung eines neuen Kunden geht, so agiert, wohl auch im Fall von auftretenden Problemen nur schlecht oder gar nicht für seinen User erreichbar sein dürfte...

Im Umgang mit Providern fallen viele Fachbegriffe – ein kleines Lexikon.

Bandbreite
Beschreibt die maximal verfügbare Geschwindigkeit für die Datenübertragung vom und zum Internet („Downstream“/„Upstream“). Die Mehrzahl der Vorgänge sind Downloads, weshalb in manchen Angeboten die Downstream-Kapazität höher ist als die Bandbreite für Uploads.

Transferlimit
Bezeichnet die maximale Menge der Daten, die im Abrechnungszeitraum bezogen beziehungsweise versendet werden dürfen (Datenverkehr/Datenaufkommen). Wird dieses Limit überschritten, muss nachbezahlt werden. Dial-In-Zugänge haben meist kein Transferlimit (da sich die Menge der grundsätzlich beziehbaren Daten durch die relativ geringe Übertragungsgeschwindigkeit ohnehin in Grenzen hält), ADSL-Zugänge hingegen in der Regel schon. Kabel-Angebote unterliegen meist dem „fair use“-Prinzip.

Flat rate
Bezeichnet die Tatsache, dass keine zeitabhängigen Gebühren für die Leitungsverbindung zum Internet berechnet werden, gleichgültig ob man eine Minute oder 24 Stunden pro Tag mit dem Netz verbunden ist. Sehr wohl können aber Transferlimits bestehen.

Fair use
Meint fairen Gebrauch der zur Verfügung gestellten Bandbreite. Der Begriff ist etwas unklar, da die Definition dessen, was „fair use“ ist, von Provider zu Provider schwanken mag. In der Praxis wird darunter jedoch meist die Nutzung der Bandbreite im Umfang von maximal 3 Gigabyte/Monat Datentransfer verstanden. Bei regelmäßiger Überschreitung gibt es eine Verwarnung vom Provider.

Mailbox
Ist das elektronische „Postfach“ beim Provider, in dem die hereinkommende Post des Users zur Abholung bereit gelegt beziehungsweise versendet wird (vergleichbar dem Hausbriefkasten und dem Aufgabepostamt). Der Zugriff auf die Mailbox ist durch ein Passwort geschützt. Werden mehrere Mailboxen angeboten, gibt es auch mehrere Passwörter und mehrere E-Mail-Adressen (papa@xyz.at, mama@xyz.at, bubi@xyz.at), was zum Beispiel den „diskreten“ Empfang von E-Mails mehrere User mit einem gemeinsamen Internet-Zugang und gegebenenfalls auch auf einem gemeinsamen PC erlaubt – wer des anderen Passwort nicht kennt, kann auch dessen Mail nicht empfangen und lesen.

Alias
Bezeichnet die Möglichkeit, in einer Mailbox die Post für mehrere E-Mail-Adressen zu empfangen. Im Unterschied zu mehreren Mailboxen gibt es aber nur ein gemeinsames Passwort. Papa empfängt also auch die Mails für Mama und umgekehrt.

... liegt das nur im seltensten Fall am PC.

Ursachen können sein: Das Modem oder falsche Modemeinstellungen, aber auch Kapazitätsprobleme auf dem Leitungsweg zum Provider oder dessen Anbindung ans Internet. Weltweiten Datenstau kann es auch geben, wenn die Rechner prominenter Internet-Adressen einfach überlastet sind.

Empfehlung für Einsteiger. Für Internet-Neulinge empfiehlt sich nach wie vor ein kostengünstiger, herkömmlicher Dial-In-Zugang über analoges Modem.

ADSL: Zeit und Datenmenge. Potenzielle Umsteiger auf ADSL sollten vorab ihre Internet-Gewohnheiten mit Hinblick auf die monatlich anfallende Internet- Zeit und die ungefähre Datenmenge analysieren.

Alternative Kabel. Für „Internetfamilien“ und Power-User empfehlenswert, aber nur in Ballungsräumen verfügbar.

Teurer Spaß per Handy. Zugänge via Handy sind nach wie vor unverhältnismäßig langsam und teuer.

Support kostet Geld. Für Einsteiger mit wenig Computererfahrung empfehlen sich daher Zugänge mit Gratis-Hotline (meist bei monatlicher Grundgebühr der Fall).

Alternative ISDN. Wenn das Telefon auch während des Surfen genützt werden soll (zum Beispiel Einfamilienhaus), ist der ISDN-Basisanschluss mit zwei Leitungen eine günstige Lösung.

Im Test: 46 Provider, die Internetzugang für private Nutzer über Modem (Dial-In, 22 Produkte), als ADSL- (17 Produkte), Breitband-Anschluss (Kabel-TV, 5 Produkte) oder über GSM-Handy (6 Produkte) anbieten. Dabei sind auch Angebote enthalten, die nur in Kombination (zum Beispiel mit einem Telefonvertrag) genutzt werden können.

Mindestkosten: Angegeben wurden die Einrichtungsgebühr (einmalige Kosten) und die Monatsgebühr für den Zugang zum Internet. Die Kosten umfassen alle Gebühren für Provider und Telekom-Unternehmen. Die monatlichen Mindestkosten für 4, 12 und 30 Stunden Internetzugang wurden einschließlich allfälliger Verbindungsgebühren berechnet. Für die Online-Gebühr wurde der Freizeittarif der entsprechenden Telefonverbindung berechnet. Zusätzlich wurden die Mindestkosten pro Verbindung (entsprechend der Impuls- oder Sekundenabrechnung) ermittelt.

Technische Prüfung: Bewertet wurde die maximale Verbindungsgeschwindigkeit (über V.90-Modem, ISDN, ADSL, Breitbandkabel oder Handy). Gemessen wurde die Verbindungszeit zum Provider (trace). Bewertet wurde auch die Anzahl der E-Mail-Boxen, der Aliases und der angebotene Platz für private Homepages.

Web-Auftritt: Von mehreren Testpersonen verschiedener Altersstufen und Web-Erfahrung wurden die Übersichtlichkeit der Homepage, die Navigation und die Information über Produkte, Preise und Service beurteilt.

Support: Bewertet wurden die Antworten auf die E-Mail-Anfrage (Beratung bei Neuanschaffung eines Internet-Zugangs), die Dauer der Antwort und das Service-Angebot für Kunden (die Vorwahlnummer der Hotline: kostenlos, Ortstarif, Mehrwertnummer).

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