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Kinder und Internet - Surfen mit Filter

, aktualisiert am

Richtig eingestellt kann Filter­software Kinder vor Inhaltenschützen, die nicht für ihreAugen bestimmt sind. ­Hundertprozentig sollten Sie sich aber nicht darauf verlassen.

Schattenseiten des World Wide Web

Das Internet ist ein buntes Universum voll faszinierender Möglichkeiten und aus dem beruflichen wie privaten Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber es ist genauso wenig ein Paradies wie die reale Welt, in der wir leben. Deshalb ist es für Eltern eine große Herausforderung, ihre Kinder vor den Schattenseiten zu schützen.

Anfangs ist es wohl noch möglich und auch erforderlich, hin und wieder eine Stunde lang gemeinsam zu surfen. Irgendwann ergibt sich freilich ein Zeitproblem – von allfälligen Konflikten aufgrund der permanenten elterlichen Überwachung einmal abgesehen.

Zeit und Inhalt kontrollieren

Kinder- und Jugendschutzfilter bieten hier Abhilfe. Dabei handelt es sich um Software, die bedenkliche Websites blockiert sowie fallweise auch den Zugang zum Internet zeitlich limitiert. Der genaue Funktionsumfang ist produktabhängig. Bis zu einem gewissen Ausmaß geschieht die Filterung automatisch, indem die Programme versuchen, Inhalte von Websites anhand bestimmter Kriterien (z.B. vordefinierte Begriffe oder Kategorien wie "Sex", "Drogen", "Waffen" oder "Gewalt") zu beurteilen.

Der Rest ist eine Frage individueller Eingaben durch die Eltern, indem Sie etwa bestimmte Webadressen in die Liste der „erlaubten“ oder der „verbotenen“ Sites eintragen („Whitelist“ bzw. „Blacklist“). Das ist notwendig, um das jeweilige Alter der Kinder berücksichtigen zu können bzw. um Seiten, auf denen es etwa um kindgerechte Aufklärung oder um seriöse Nachrichten geht, trotzdem zuzulassen.

Ins Betriebssystem integriert

Wenn Sie nun einen Kinderschutzfilter einsetzen möchten, brauchen Sie zumindest als Besitzer eines aktuellen Computermodells gar nicht erst in die Ferne zu schweifen. Sowohl Windows Vista als auch Mac OS X 10.5 („Leopard“) haben inkludierte Filterfunktionen, die in vielen Bereichen mit der Kaufsoftware konkurrieren können und durch einfache Bedienung punkten. Sie finden die Filter unter „Start/Systemsteuerung/Benutzerkonten und Jugendschutz“ (Vista) bzw. „Apfel/Systemeinstellungen/Kindersicherung“ (Leopard).

Benutzerkonto für Kinder

Voraussetzung dafür, dass Sie die gewünschten Einschränkungen vornehmen können, ist die Schaffung eines eigenen Benutzeraccounts für Ihr Kind, der nicht mit Administratorrechten zur Verwaltung des Computers (Installation von Programmen, Einstellungsänderungen etc.) ausgestattet ist.

Ihren eigenen Account hingegen sollten Sie – falls Sie dies nicht schon bei der Ersteinrichtung getan haben – mit einem nur Ihnen bekannten Passwort absichern. Die Möglichkeit zur Erstellung oder Änderung eines Benutzeraccounts finden Sie in den Betriebssystemen ebenfalls in der Systemsteuerung bzw. den Systemeinstellungen.

Aktivitäten nachverfolgen

In der Folge können Sie nun die Zulassung von Websites, den Zugriff auf die lokal gespeicherten Programme sowie die erlaubten Computernutzungszeiten bzw. die tägliche Nutzungsdauer beeinflussen. Dies ist bei Vista und Leopard annähernd gleich, ebenso die Anfertigung eines Aktivitätsberichts/Protokolls, anhand dessen Sie die Aktivitäten Ihres Sprösslings am Computer bzw. im Internet nachverfolgen können.

E-Mail und Computerspiele

Die Unterschiede liegen in den zusätzlichen Features. So ist Vistas „Jugendschutz“ um den Punkt Computerspiele erweitert, basierend auf dem in zahlreichen europäischen Ländern gültigen PEGI-Alters­einstufungssystem (Pan European Game Information). Da eine solche Einstufung allerdings auf rein freiwilliger Basis erfolgt und zwangsläufig lückenhaft ist, können Spiele ohne entsprechende Kennzeichnung in Vista zur Sicherheit grundsätzlich blockiert werden.

Die Kindersicherung von Leopard wiederum beinhaltet Beschränkungs- und Kontrollmöglichkeiten für „Mail“ und „iChat“, das sind der mit dem Betriebssystem mitgelieferte E-Mail-Client und das Instant-Messaging-Programm, das auch für das „Telefonieren“ via Internet (Voice over IP) einsetzbar ist. Hier können Sie beispielsweise die erlaubten Kontaktadressen vorgeben.

Kaufprogramme mit Zusatzfeatures

Bei der Kontrolle beliebiger E-Mail- oder Instant-Messaging-Programme müssen die integrierten Schutzfilter passen, ebenso wie bei der Eingabe selbst gewählter Stichwörter, die zur Filterung unerwünschter Websites zusätzlich herangezogen werden, oder bei der automatischen Benachrichtigung der Eltern per Mail, falls der jugendliche Computerbenutzer wiederholt versucht hat, blockierte Webadressen anzusurfen.

Funktionsumfang ist produktabhängig

Solche erweiterten Features finden Sie nur bei der kommerziellen Software. Wobei der genaue Funktionsumfang produktabhängig ist und bis hin zu integrierten kindgerechten E-Mail-Clients, Internetbrowsern und diversen Zusatzprogrammen reicht. Allerdings müssen Sie – neben den Anschaffungskosten von 25 bis 50 Euro – ab dem zweiten Jahr eine Gebühr für die Lizenzverlängerung veranschlagen. Im Gegenzug erhalten Sie kostenlose Updates und Support.

Der überwiegende Teil des Angebots ist übrigens nur für Windows-PCs geeignet, was schlicht und einfach die Marktverhältnisse auf dem Computersektor widerspiegelt. Störend ist, dass manche Programme lediglich in englischer Sprache verfügbar sind.

In Tests bewährt

Im Rahmen der EU-Initiative „ Safer Internet “ werden ebenso wie von Verbraucherschutzorganisationen regelmäßig die verschiedenen Filterprogramme getestet und verglichen. In diesem Rahmen wurde auch die Brauchbarkeit der in die Betriebssysteme integrierten Filter bestätigt.

Produktempfehlungen

Bei der kommerziellen Software hat sich zuletzt insbesondere „ Magic Desktop “ der Firma Easybits bewährt. Das Programm ist speziell auf Kinder bis zehn Jahre abgestimmt. Bei den Älteren empfehlen sich hingegen der „ Web Filter “ von Optenet, der „ Brightfilter “ vom gleichnamigen Anbieter sowie der in das Internet-Sicherheitspaket „ Internet Security “ von Trend Micro integrierte Filter. Im Praxistest ebenfalls eine gute Figur machte „ Safe Eyes “ von InternetSafety.com, das als eines der wenigen Programme auch für Apple-Computer angeboten wird.

Erwähnt werden muss – für Windows-User – auch der „ Parental Filter “ . Dieser kooperiert mit der ICRA-Initiative zur Selbstzertifizierung der Inhalte durch verantwortungsvolle Anbieter.

Filter in Netzwerken

Eine Alternative zur Software können unter Umständen Filter sein, die in manche Netzwerkrouter integriert sind, also in Geräten, die zur Einrichtung eines Heimnetzwerkes mit mehreren Computern dienen. Allerdings ist eine Filterfunktion beim Routerkauf nicht mehr als ein interessantes Extra, muss doch das Gerät vorrangig andere wichtige Aufgaben erfüllen („Verwaltung“ des Netzwerkes, Druckerserver, Firewall etc.).

Das große „Aber“

Für alle auf dem Markt befindlichen Filterprogramme gilt ein „Aber“. Die in Vista integrierte Hilfefunktion formuliert die Problematik folgendermaßen: „Durch Aktivieren des Webfilters wird die Anzahl von Websites mit fragwürdigen Inhalten erheblich verringert, die Ihre Kinder ansehen könnten. Da fragwürdige Inhalte subjektiv sind, blocken die Filter möglicherweise nicht alle gewünschten zu blockenden Inhalte.“

Einer der kommerziellen Anbieter wiederum wirbt damit, dass sein Produkt 97 Prozent aller Sites mit pornografischem Inhalt ausfiltert – wobei allerdings Websites mit Gewaltinhalten mittlerweile als weitaus schädlicher angesehen werden und Pornoanbieter wenig Interesse daran haben, nichtzahlende Jugendliche auf ihre Seiten zu locken.

Personalisiertes Web nicht gefiltert

Sorge bereitet aber auch die Tatsache, dass sich ausgerechnet Inhalte des bei der Jugend so beliebten Web 2.0 der Kontrolle der Filter entziehen. Darunter versteht man das „Mitmach-Internet“, also Angebote, die sich unter Mitwirkung der User-Gemeinschaft ständig verändern, wie etwa die Online-Community „MySpace“, die Videoplattform „YouTube“, die Fotoplattform „Flickr“, persönliche Online-Tagebücher (Blogs) etc.

Ein zunehmendes Problem ist hier auch die Preisgabe persönlicher Daten bzw. das Knüpfen von Kontakten zu unbekannten Personen, deren Netzidentität ja nichts mit der realen zu tun haben muss. Gleichfalls nicht verlässlich auszufiltern sind Spam-Mails und Websites mit „Abzock“-Charakter.

Wichtig: Das persönliche Gespräch

Somit liegt es letztlich doch bei den Eltern, den Mittelweg zwischen bevormundender Überwachung und notwendiger Kontrolle zu finden sowie schon im Vorfeld mit dem Nachwuchs das persönliche Gespräch zu suchen und ihn darauf vorzubereiten, dass das Internet zwar eine wunderbare Erfindung, aber keinesfalls die „heile Welt“ ist.

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