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Kopierschutz Audio-CDs - Verflixte Schikanen

  • Immer öfter tragen CDs einen unsichtbaren Schutz gegen Raubkopien.
  • Das ärgert vor allem die redlichen Käufer.

Klitzeklein prangt der Hinweis auf dem Hitsampler einer bekannten Popgruppe: „This CD is not playable on computers (CD-ROM)“. Trotzdem bleibt die Silberscheibe auch im CD-Player des Autoradios stumm. Beschwerden dieser Art erhalten wir nun öfter. Grund für den Konsumentenärger sind neuartige elektronische Schutzvorrichtungen gegen Raubkopien.

Elektronische Verwirrspiele

Grundsätzlich lässt sich jede CD mit einem PC und geeigneter Software relativ einfach und beliebig oft vervielfältigen. Angeblich verursacht das häusliche „Schwarzbrennen“ massive Umsatzeinbrüche. Die Tonträgerindustrie sieht ihre Rettung im elektronischen Kopierschutz. Hier gibt es mehrere Systeme. Sie machen sich zu Nutze, dass ein CD-Player nur bestimmte Daten lesen kann, ein CD-ROM-Laufwerk jedoch alle Bits und Bytes auf der Silberscheibe. Findet es diese nicht in der gewohnten Ordnung vor, kommt es – bildlich gesprochen – ins Schleudern. Also wird als Kopierschutz ein falsches Inhaltsverzeichnis erstellt oder die Datenstruktur manipuliert, damit ein PC die CD nicht mehr als solche erkennt. Es gibt auch die Möglichkeit, ins Musiksignal selbst Fehler einzubauen. Die kann ein Audio-CD-Player korrigieren, er muss schließlich auch kleine Kratzer neutralisieren. Ein CD-ROM-Laufwerk bleibt jedoch hängen.

Der Haken:

Viele Geräte (vor allem in Autoradios oder für DVDs) haben Computerlaufwerke eingebaut und scheitern am Kopierschutz. Erkennbar ist dies für den Konsumenten vorab nicht, weder am Gerät noch bei der CD. Läuft die neue CD auch auf einem für CD gedachten Abspielgerät nicht, kann der Käufer der CD auf Gewährleistung pochen. Vor allem, wenn der Hinweis auf den Kopierschutz überhaupt fehlt (der eingangs zitierte Hinweis in Augenpulvergröße dürfte nicht ausreichen). Schließlich war es bisher üblich, dass man eine Audio-CD auch am Computer abspielen konnte. Doch leider: Die Reklamation bringt zwar das Geld für den unnützen Kauf zurück, nicht aber die Wunsch-CD zum Laufen. Ein Recht auf Entfernung des Kopierschutzes gibt es nicht.

Nicht jede Kopie ist illegal

Doch wer kopiert, tut dies nicht immer aus schnöder Gewinnsucht. CDs sind bekanntlich nicht billig. Auf einer Party oder im Auto kann leicht einmal eine verloren oder zu Bruch gehen. Ein selbst gebrannter Klon schont die wertvollen Originale. Laut Urheberrecht ist das Kopieren für private Zwecke ausdrücklich gestattet. Beim Kauf jedes CD-Rohlings oder einer Audio CD-RW wird ein Betrag eingehoben, der die Urheberrechte für Privataufnahmen abgilt. Auch deswegen stößt der neue Kopierschutz bei Konsumenten weitgehend auf Unverständnis.

Anleitungen zum Aufheben des Kopierschutzes

Der Widerstand formiert sich. Denn natürlich sieht ein Computerfreak technische Sperren nicht als Hindernis, sondern als Herausforderung an. Fachzeitschriften drucken seitenlange Anleitungen zum Aushebeln des Kopierschutzes ab (siehe Kasten: „Kinderleicht zu knacken“). Diese Schlaumeier, so hat unsere deutsche Schwesterzeitschrift „Test“ beobachtet, „knacken den Kopierschutz und reklamieren danach die CD wegen Problemen beim Abspielen“. Dies wird für Kenner auch weiterhin kein Problem sein. Erst recht nicht für illegale Presswerke, die Produktpiraterie in großem Stil betreiben. Doch wer sich eintönige Bildschirmarbeit durch flotte Rhythmen aus dem PC versüßen will oder eine Kopie fürs Auto möchte, sieht sich nun unversehens ins kriminelle Eck gedrängt und um den Musikgenuss betrogen.

Mitunter genügt ein alternatives Betriebssystem: Manche gesperrte Scheiben laufen unter Linux tadellos, weil der Schutz nur unter Windows funktioniert. Auch bei bestimmten hochwertigen Laufwerken (Plextor) und Brennern (Yamaha) ist mancher Kopierschutz wirkungslos. Weiters helfen Programme wie CloneCD (www.elby.org), Blindwrite (www.blindwrite.com), Feurio (www.feurio.de) und Nero Burning ROM (www.ahead.de) sowie Websites wie www.brennmeister.com. Ein gewisses Fachwissen ist allerdings Voraussetzung. Es gibt auch einen langwierigen, aber technisch unproblematischen Weg: Der Ausgang eines CD-Players (vorzugsweise der digitale, bei einem analogen Ausgang gibt es geringfügige Qualitätseinbußen) wird mit dem entsprechenden Eingang einer hochwertigen PC-Soundkarte verbunden. Ganz wie beim guten alten Überspielen kommen die Daten in den PC und brauchen nur noch bearbeitet werden, etwa mit Get It On CD der Firma Steinberg. Die Einschätzung der deutschen Stiftung Warentest: „Mit dieser Kombination lassen sich wohl noch sehr lange alle Blocker überwinden.“

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