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Smartphones: Datenschutz - Spuren minimieren

Datenschutz: Anonymität am Smartphone ist illusorisch. Sie können Ihr Gerät aber zumindest dazu bringen, mit Ihren privaten Daten weniger offenherzig umzugehen.

Unabhängig davon, ob Sie ein iPhone, ein Windows Phone 8 oder ein Smartphone mit Android-Betriebssystem kaufen (die im Privatbereich wenig verbreiteten BlackBerrys lassen wir hier beiseite), müssen Sie im Zuge der Ersteinrichtung ein Benutzerkonto anlegen. Nur mit einem Benutzerkonto können Sie alle Möglichkeiten des Gerätes nutzen – und damit hat die Anonymität auch schon ein Ende. Lesen Sie auch den Kommentar in Kunde König: Smartphone für Wappler 11/2013

Handys schicken Daten an Apple, Microsoft oder Google

Ab sofort werden Apple, Microsoft und Google von Ihrem Gerät automatisch mit – anonymisierten – Daten versorgt. Diese Daten sollen dabei helfen, Dienste wie die Navigation oder den Sprachassistenten zu verbessern.

Auch Apps verraten Nutzungsgewohnheiten

Aber auch viele Apps (die meist von dritter Seite stammen) sind so ­programmiert, dass sie von Ihrem Standort über Ihre Nutzungsgewohnheiten bis hin zu Ihren gespeicherten Kontakten alle mög­lichen Informationen weitergeben.

Eingeschränkte Privatsphäre-Einstellungen 

Nicht alles davon ist notwendig, manches ziemlich fragwürdig, aber das grundsätz­liche Problem ist, dass Sie diese Funktionen – je nach Betriebssystem – nur bedingt abschalten können. Wer Wert auf Anonymität legt, darf im Grunde gar kein Smartphone verwenden oder muss zumindest auf die eine oder andere App verzichten.

Kompromiss zwischen Anonymität und Funktionsumfang

Die Alternative ist ein Kompromiss, der den Funktionsumfang möglichst wenig einschränkt, aber ein gewisses Maß an Privatsphäre sicherstellt. Einschränkend muss man dazusagen: Soweit das Betriebssystem diesen Kompromiss überhaupt zulässt.

Ortungsdienste und Kontakte

Ortungsdienste

Ein ganz typischer Fall sind die sogenannten Ortungsdienste, unter Android als Google-Standort bezeichnet. Man versteht darunter eine Kombination aus GPS-Ortung und Positionsbestimmung mithilfe der nächstgele­genen Mobilfunksender bzw. WLAN-Netze. So arbeitet z.B die Navigation schneller und exakter, gibt aber auch die Standortdaten weiter. Trotzdem ist es meist nicht sinnvoll, die Ortungsdienste vollständig zu deakti­vieren, weil sonst die Funktionalität des Gerätes zu stark eingeschränkt wird.

Beim iPhone haben Sie deshalb unter >>Einstellungen/Datenschutz/Ortungsdienste<< die Möglichkeit, gezielt jene Apps auszuwählen, denen Sie die Nutzung der Ortungsdienste erlauben. Zusätzlich sollten Sie unter >>Einstellungen/Allgemein/Info/Diagnose & Nutzung<< das automatische Senden Ihrer Nutzungsdaten unterbinden.

Zugriff auf Kontakte

Beim Installieren einer App werden Sie oft auch danach gefragt, ob Sie dieser Zugriff auf Ihre Kontakte gewähren möchten. Die Antwort sollte in der Regel "nein" lauten, weil dies in den wenigsten Fällen nötig ist.

Android wiederum bietet unter >>Einstellungen/Standort und Sicherheit<< die Option, GPS zu nutzen und zugleich den Zugriff auf Drahtlosnetze zu unterbinden. Darüber hinaus erlauben einige wenige Apps, wie die Google-Suche oder der Internet-Browser, in ihren Einstellungen das Deaktivieren ortsbezogener Zugriffsrechte.

Einstellungen bei Windows und Android

Beschränkte Möglichkeiten

Theoretisch haben Sie unter >>Einstellungen/Anwendungen/Anwendungen verwalten<< die Kontrolle über die installierten Apps. Herstellerseitig vorinstallierte können Sie allerdings maximal stoppen bzw. die darin gespeicherten Daten löschen. Die selbst installierten können Sie auf Wunsch auch wieder ent­fernen. Weiters erhalten Sie bei den selbst ­installierten Apps eine Übersicht, auf welche Funktionen und Dienste diese auf Ihrem Smartphone zugreifen dürfen. Das ist zwar möglicherweise informativ, aber Sie können keinerlei individuellen Einfluss darauf nehmen.

Android: Bedingungen akzeptieren oder verzichten

Das Prinzip bei Android lautet: entweder alle Bedingungen akzeptieren oder die Anwendung nicht verwenden. Deshalb ist es hier besonders wichtig, schon vor dem Herunterladen einer App nachzulesen, wozu Sie Ihre Zustimmung geben müssen, und im Zweifelsfall auf die App zu verzichten. Der Zugriff auf die Kontakte ist auch hier sehr verbreitet und das Beunruhigende daran ist, dass man nie so genau weiß, für welche Zwecke die Daten verwendet werden bzw. bei wem sie letztlich landen.

Windows: Wir empfehlen individuelle Einrichtung

Bei den Android- und vor allem bei den ­Apple-Geräten haben Sie im Zuge der Ersteinrichtung mehrfach die Möglichkeit, unerwünschte Dienste zu deaktivieren oder einzuschränken. Microsoft geht beim Windows Phone einen anderen Weg. Relativ bald gelangen Sie hier nämlich zu dem Punkt, an dem Sie sich für die "empfohlene" oder die individuell angepasste Einrichtung entscheiden müssen.

Wie auch im Computerbereich bedeutet "empfohlen" bei Microsoft allerdings, dass Sie ungeprüft der Übermittlung sämtlicher Daten zustimmen. Empfehlenswerter ist es, auf den Komfort der automa­tischen Einrichtung zu verzichten und mit Überlegung vorzugehen. Sollten Sie das Windows Phone bereits eingerichtet haben, dann finden Sie die relevanten Optionen ­unter den >>Einstellungen<<.

Was Sie bei Windows abschalten sollten

Möchten Sie sich ein Mindestmaß an Privatsphäre er­halten, dann deaktivieren Sie folgende drei Punkte durch Entfernen der Haken: "Berichte zur Verbesserung von Produkten und Diens­ten von Microsoft und Partnern senden", "Tastatureingabeinformationen senden, um Textvorschläge zu verbessern" sowie "WLAN-Verbindungsdaten zur Erkennung von WLAN in der Umgebung senden". Was beim Windows Phone 8 gar nicht möglich ist, das ist das selektive Abschalten der Ortungsdienste für einzelne Apps.

Daten an Werbekunden und Entwickler ausschalten

Sprachsteuerung

Praktisch, wenn auch noch nicht ganz aus­gereift, sind die diversen Sprachsteuerungsassistenten, bei Apple auch unter dem ­Namen "Siri" bekannt. Es sollte Ihnen allerdings bewusst sein, dass diese Assistenten Kontakt- und Ortsdaten ebenso übermitteln wie die von Ihnen gesprochenen Worte – ­Ersteres, um eine schnelle Suche zu ermög­lichen, Letzteres, um die Spracherkennung laufend zu verbessern.

Daten an Werbekunden und Entwickler ...

Für welche Zwecke die Nutzungsdaten verwendet werden können, zeigt Apple mit der Funktion "Ad-Tracking" (ad = advertisement = Werbung; tracking = Verfolgung), welche die Datenschützer auf den Plan gerufen hat. Werbekunden und App-Entwickler können damit automatisch mit Daten versorgt werden, die (anonymisiert) Auskunft über das Surfverhalten auf dem jeweiligen iPhone geben.

... bringen Herstellern Einnahmen

So wird es ihnen ermöglicht, interessenbasierte Werbung zu versenden. Die Anonymisierung erfolgt durch Zuteilung einer Gerätekennung, der sogenannten ­Ad-ID, sodass keine Benutzerdaten weitergegeben werden. Wer das auch nicht möchte, hat die Möglichkeit, Ad-Tracking zu beschränken und die Ad-ID zu löschen. Allerdings befindet sich beides gut versteckt an einem Ort, an dem man es nicht vermuten würde.

iPhone: Wo Sie das Ad-Tracking ausschalten

Als unwissender Nutzer stolpert man wohl nur zufällig darüber: >>Einstellungen/Allgemein/Info/Werbung<<. Und man kann sicher sein, dass die anderen Anbieter nicht weniger einfallsreich sind, wenn es darum geht, aus den freiwillig oder unfreiwillig übermittelten ­Daten Kapital zu schlagen.

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