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Auslandsüberweisungen - Die Spesenritter

Auslandsüberweisungen in den Euro-Raum sind nach wie vor teuer und undurchsichtig.

Banker haben ein etwas eigenartiges Weltbild: Jenseits vom Walserberg beginnt für sie das Ausland – unergründlich und voller Gefahren. Wer nach Bayern Geld überweisen will, muß folgerichtig eine Art Erschwernis- und/oder Gefahrenzulage löhnen. Manchmal kann man nicht einmal sagen, wieviel von dem Geld dort ankommt… Daß wir seit Jahresbeginn in einer Währungsunion leben, kann solche Denkweise nicht wirklich erschüttern.
Eine EU-Richtlinie, die spätestens im August umgesetzt sein muß, soll wenigstens mehr Transparenz beim Zahlungsverkehr schaffen. Die Banken haben dem mit der Schaffung einer standardisierten „Europa-Überweisung“ bereits Rechnung getragen: Grundsätzlich gilt sie für alle EU- und EFTA-Staaten bis zu einem Wert von 5500 Euro (rund 75.682 Schilling). Sie sieht einen pauschalierten Spesensatz vor: einen niedrigeren Spesenbetrag (70 bis 80 Schilling), zu dem aber noch Spesen der Auslandsbank dazukommen; oder einen höheren Pauschalbetrag (120 bis 140 Schilling), der auch die Spesen der Auslandsbank inkludiert. Das hat den großen Vorteil, daß man sicher sein kann, daß der Empfänger (etwa eine Versandhandelsfirma oder ein Hotel) den vollen Rechnungsbetrag erhält.
Nachteil: Man kann nur von seinem Konto auf ein (Auslands-)Konto überweisen. Überweisungen mittels Barzahlung werden von den Banken zunehmend verweigert. Aber auch bei den Kontoüberweisungen kommt es zu unerklärlichen Abweichungen von der standardisierten Europaüberweisung.
Die Probe aufs Exempel: Wir haben den Betrag von 38 Euro (522,89 Schilling) von sieben österreichischen Banken auf ein Konto der Hypo Vereinsbank, Filiale Laufen in Bayern, überwiesen. Unter der Auflage, daß dem Empfänger keine Spesen erwachsen. Die verrechneten Spesen schwankten zwischen 99 Schilling bei der SKWB und 390 Schilling bei Raiffeisen Wien/NÖ – das sind sage und schreibe 75 Prozent des Überweisungsbetrages!
In drei Fällen (SKWB, P.S.K. und Easybank) wurde unser ausdrücklicher Wunsch, alle Spesen zu übernehmen, ignoriert. Die bayerische Hypo hat sich vom Rechnungsbetrag umgerechnet rund 49 Schilling abgezwackt.

Verwirrung um Euro-Überweisung

Daß das kein Zufall ist, beweist die umgekehrte Überweisung von der Hypo Vereinsbank zur SKWB. Auch in diesem Fall wurde von beiden Banken Spesen verrechnet, in Summe 155,54 Schilling. Man muß wissen, daß die SKWB eine Tochter der Hypo Vereinsbank ist. Warum gerade innerhalb eines Bankenkonzerns keine Spesenpauschalierung möglich ist, ist rational nicht erklärbar.
Noch mehr Verwirrung herrschte auf dem Postamt, von dem wir die Überweisung von einem P.S.K.-Konto in Auftrag gaben. Dem Postbeamten war die Euro-Überweisung der P.S.K. (mit einem Spesenpauschale von 120 Schilling) unbekannt. Er nahm nur den Auftrag entgegen, um ihn an die P.S.K.-Zentrale weiterzuleiten. Welche Spesen verrechnet werden, sahen wir erst bei Erhalt der Kontoauszüge: in Summe 123 Schilling.
Viele Unklarheiten bestehen auch bei der Überweisung durch Bareinzahlung. Zwei von acht Banken haben die Barzahlung abgelehnt: Erste und Hypo NÖ. Die anderen Institute haben die Barzahlung anstandslos akzeptiert, allerdings zu sehr unterschiedlichen Konditionen. Gleich in vier Fällen war der beim Empfängerkonto eingegangene Betrag nicht ident mit dem Überweisungsbetrag, obwohl wir ausdrücklich verlangt hatten, daß der Empfänger keine Spesen tragen soll. So summierten sich die Gesamtkosten auf bis zu 180 Schilling (Bank Austria). Bei der Oberbank wurden dagegen lediglich 50 Schilling verrechnet, ohne daß ausländische Spesen hinzukamen. Allerdings nahm die Überweisung sechs Tage in Anspruch, ebenso lange wie in der P.S.K.
Fazit: Von Transparenz, wie von Bankenseite immer behauptet, sind wir nochweit entfernt.

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