Zum Inhalt

Autokindersitze - Immer besser

Crash-Sicherheit weit über der ECE-Norm
Neue Hoffnung für das Isofix-Konzept
Probleme mit der Abgrenzung der Gewichts- und Altersklassen

Die Hersteller von Auto-Kindersitzen haben ihre Hausaufgaben gut gemacht, so viel kann vorab schon gesagt werden.

  • Erstens: Sie haben mit substanziellen Verbesserungen auf vorangegangene Kritik reagiert. Es waren sieben neue Modelle im Test, die zum Teil erst demnächst auf den Markt kommen werden (Römer Baby Safe, Kiddy Terra).
  • Zweitens: Das Sicherheits-Niveau ist durchwegs sehr hoch, übertrifft also mittlerweile die Mindestvorgaben nach ECE 44/03 bei weitem, vor allem, was die Crash-Sicherheit  betrifft. Solche Sitze waren vor wenigen Jahren noch Wunschtraum engagierter Sicherheitsexperten.

Schwierige Sicherheitsbenotung

Das macht die verbale Benotung schwierig. Denn Sicherheit kann nie mit „Sehr gut“ beurteilt werden. Unter den vielen „Durchschnittlich“ gibt es eine relativ große Bandbreite, zwischen solchen, die ein „Gut“ nur knapp verfehlten und solchen, die gerade noch „durchschnittlich“ bewertet wurden.

Gruppeneinteilung der Kindersitze

Die Crash- und Handlingtests, wurden im ADAC-Testzentrum Landsberg durchgeführt. Zusätzlich wurden Handhabungsuntersuchungen von der industrieanthropologischen Forschungsgruppe der Universität Kiel vorgenommen, unter anderem mit dem Ziel festzustellen, inwieweit die konventionelle Gruppeneinteilung der Kindersitze noch der Praxis entspricht. Denn das Verhältnis Alter zu Größe zu Gewicht, wie es bis heute gültig ist, hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verschoben. Salopp formuliert: Immer mehr Kinder, die immer größer werden, wachsen zu früh aus den Sitzen heraus und stellen die Sitzhersteller vor neue Herausforderungen. Wünschenswert wäre, dass die Erkenntnisse, insbesondere verlässliche Größenangaben, in Hinkunft auch in die Norm einfließen.

Einteilung nach Gewicht und Alter

Bisher bezieht sich die per Norm geregelte Einteilung der Sitze nach Gruppen rein auf das Gewicht. Die Sitzhersteller geben zusätzlich Empfehlungen zum geeigneten Alter. Beides kann nur eine grobe Orientierungshilfe sein. Vor allem in den Überlappungsbereichen zwischen den einzelnen Gruppen (bei einem Körpergewicht zwischen 9 und 13 Kilogramm und später zwischen 15 und 18 kg) gibt es markante Unterschiede zwischen der physischen Entwicklung von Kindern, deren Körpergröße und dem Körpergewicht: Grundsätzlich sollten Babys  so lange wie möglich in einer rückwärts gerichteten  Babyschale (Gruppe 0+) befördert werden. Erst wenn ihre Stützmuskulatur schon gut entwickelt ist und sie alleine aufrecht sitzen können, kommt ein Kindersitz der Gruppe I für sie infrage.

Problem: lange Verwendungsdauer

Problematisch wird das auch bei Sitzen, die für Gruppe I bis III zugelassen sind, also derzeit eine Spanne von 9 bis 36 kg (etwa vom Beginn des 2. Lebensjahres bis 12 Jahre) umfassen. Hier ist es schon sehr schwierig, Sicherheit und Sitzkomfort über die ganze Verwendungsdauer zu garantieren.
Als Beispiel sei der Kiddy Life genannt, ein Sitz, der für den weiten Umfang von 9 bis 36 kg nur mit Dreipunktgurtsicherung zugelassen ist. Für die Verwendung zwischen 9 und 13 kg wird vom Hersteller ein eigens entwickelter Fangtisch empfohlen. Allerdings wird dieser nur als extra zu bezahlende Option angeboten.

Schlaue Lösungen bei Concord und Römer

Durch eine schlaue Detaillösung sticht der Concord Lift Pro aus der Menge heraus. Er besitzt zwei zusätzliche Haltegurte, die um die Rücksitzlehne geschlungen werden. Damit ist der Sitz auch dann fixiert, wenn gerade kein Kind mittels Dreipunktgurt festgeschnallt ist. Er kann folglich nicht leer durch das Auto purzeln, auch beim Aus- und Einsteigen bietet er dem Kind guten Halt. Noch ein Detail, das vor allem beim Weiterverkaufen als Gebrauchtsitz Bedeutung erlangt: eine Staubox für die Bedienungsanleitung.

Gebrauchte Kindersitze

Bei einem vorangegangenen Test von gebrauchten Kindersitzen (siehe „gebrauchte Kindersitze“ [Konsument 6/2001]) hatte sich sehr oft die fehlende Bedienungsanleitung als Mangel herausgestellt, der zu gravierenden Fehlern bei der Montage führen kann.

Isofix-System

Ein weitere Innovation betrifft das Isofix-System. Hier hat Römer mit einer besonders cleveren Lösung der Sitzverankerung einen signifikanten Fortschritt erreicht: Durch ein Gelenk kann die Verankerungsstrebe im Crashfall einknicken: Auf diese Weise wird die Kippbewegung des Sitzes nach vorne stark reduziert. Dadurch sind zusätzliche Abstützungen wie ein Rückhaltegurt (Top Tether) an der Lehne oder eine Stütze zum Fahrzeugboden zumeist überflüssig. So kann ein und der selbe Sitz von mehreren Fahrzeugherstellern zur Verwendung freigegeben werden. Damit kommt die Isofix-Idee dem ursprünglichen Ziel eines sicheren und universellen Einsatzes deutlich näher.

Differierende Preise

Am Ende ergab auch ein Preisvergleich eine nicht unbedingt erfreuliche Überraschung. Idente Modelle sind in Österreich oftmals zwischen zehn und zwanzig Euro teurer als in Deutschland. Das lässt sich alleine durch unterschiedliche Mehrwertsteuersätze nicht erklären.

Autokindersitze

×
Römer Baby Safe1
Römer Baby Safe1 Römer Baby Safe Neue Version des Klassikers mit optimierter Seitenführung und Standsicherheit |
Bebe Confort Elios2
Bebe Confort Elios2 Bebe Confort Elios Durchschnittlicher Unfallschutz; alternative Gurtführung bei zu kurzem Dreipunktgurt |
Römer Duo Isofix3
Römer Duo Isofix3 Römer Duo Isofix Bester Gruppe-I-Sitz, als erstes Isofix-Produkt auch im freien Handel erhältlich |
Maxi-Cosi Priori4
Maxi-Cosi Priori4 Maxi-Cosi Priori Verbesserte Seitenführung; auch nur mit Fahrzeugbeckengurt verwendbar |
Kiddy Life5
Kiddy Life5 Kiddy Life Schwächen im Frontalaufprall. Optional erhältlicher Fangkörper unter 13 kg |
Fair Bimbo 1-2-36
Fair Bimbo 1-2-36 Fair Bimbo 1-2-3 Preiswert, aber Schwächen in der Crash-Sicherheit |
Profex Billy Vario7
Profex Billy Vario7 Profex Billy Vario Billig, aber deutliche Schwächen in Crash-Sicherheit |
Römer Vario8
Römer Vario8 Römer Vario Leichter und schmaler Sitz, besonders bei 3 Kindern pro Sitzreihe zu empfehlen |
Römer King Quickfix9
Römer King Quickfix9 Römer King Quickfix Gutes Spannsystem ermöglicht auch Laien straffe Montage; auch nur mit Beckengurt |
Römer Lord10
Römer Lord10 Römer Lord Preiswerter Sitz mit Schwächen im Frontalaufprall |
Fair Bimbo Royal11
Fair Bimbo Royal11 Fair Bimbo Royal Abwertung wegen Gefahr der Fehlbedienung beim Einhängen der Hosenträgergurte |
Recaro Start12
Recaro Start12 Recaro Start Bester Sitz der Gruppe I-III. Etwas schwer und teuer, aber bester Sitzkomfort |
Kiddy Terra Base13
Kiddy Terra Base13 Kiddy Terra Base Gruppenbester, gutes Gesamturteil nur knapp verfehlt |
Concord Lift Pro14
Concord Lift Pro14 Concord Lift Pro Ein gutes „Durchschnittlich“ (Schwächen im Unfallschutz) |
Maxi-Cosi Rodi15
Maxi-Cosi Rodi15 Maxi-Cosi Rodi Leichter Sitz, einfachste Handhabung im Test, im Seitencrash abgewertet |
Storchenmühle My Seat16
Storchenmühle My Seat16 Storchenmühle My Seat Praktischer Tragegriff, deutliche Schwächen beim Unfallschutz |
Römer Baby Safe1
Bebe Confort Elios2
Römer Duo Isofix3
Maxi-Cosi Priori4
Kiddy Life5
Fair Bimbo 1-2-36
Profex Billy Vario7
Römer Vario8
Römer King Quickfix9
Römer Lord10
Fair Bimbo Royal11
Recaro Start12
Kiddy Terra Base13
Concord Lift Pro14
Maxi-Cosi Rodi15
Storchenmühle My Seat16

Risikofaktor Airbag.

Kindersitze sollten grundsätzlich hinten montiert werden. Wird ein rückwärts gerichteter Kindersitz trotzdem vorne festgemacht, muss der Beifahrer-Airbag deaktiviert werden, was bei einigen Autos bereits mittels Schlüsselschalter möglich ist. Manche Modelle (zB Mercedes) sind mit einer automatischen Kindersitzerkennung (AKSE) ausgestattet.

Auto mitnehmen.

Ausprobieren kann durch nichts ersetzt werden. Vor allem in Kleinwagen können Platzprobleme die Kaufentscheidung mit beeinflussen, erst recht, wenn es darum geht, mehr als ein Kind sicher unterzubringen.

Isofix.

Mit guten Crash-Werten besticht der Duo Isofix von Römer. Mit der neuen Konstruktion ist ein großer Schritt in Richtung universell einsetzbarem (und gleichzeitig sicherem) Isofix-Kindersitz gesetzt worden.

Bébé Confort: Ampa Northern Europe, Panoramaweg 12, D-88353 Kisslegg, (0049 77563) 89 07

Concord GmbH, Industriestraße 25, D-95346 Stadtschleinach, (0049 9225) 95 50-0

Fair: Auto Potzinger, St.-Peter-Hauptstraße 84,
A-8042 Graz, (0316) 47 14 66-0

Kiddy Sicartex GmbH, Fuhrmanngasse 6, D-95030 Hof, (0049 9281) 70 80-0

Maxi-Cosi GmbH, Augustinusstraße 11 D,
D-50226 Frechen-Königsdorf, (0049 2234) 96 43-0

Profex: Kern Viktor E. GmbH, Percostraße 14,
A-1220 Wien, (01) 250 35-0

Recaro: Teuber Automotive Componenten GmbH, Deutschstraße 6, A-1230 Wien, (01) 614 60-0

Römer: Britax Römer Kindersicherheits-GmbH, Blaubeurer Straße 71, D-89077 Ulm, (0049 731) 93 45-0

Storchenmühle: Hecht Gerald, Baby- und Kinderausstattung, Habach 81, A-5321 Koppl, (06221) 200 82

Aus einem internationalen Gemeinschaftstest haben wir 16 Modelle unterschiedlicher Normgruppen ausgewählt.

Sicherheit

Frontalaufprall in Anlehnung an ECE 44/03 in einer Fahrzeugkarosse (VW Golf), mit 60 km/h, Crashpuls über der Norm. Seitenaufprall nach ISO-Entwurf TC22/SC12/WG1, bei 25 km/h.

Handhabung

Zwei unabhängige Teams bewerteten nach einer umfangreichen Checkliste: die Bedienungsanleitung; die Wahrscheinlichkeit der Fehlbedienung; Montieren, Einsteigen und Anschnallen in einem Mercedes E, VW-Golf IV und Ford Fiesta (Letzterer 2-türig); den Komfort für das Kind (Beinauflage, Polsterung, Lehnenwinkel, Belüftung, Platzverhältnisse für Beine, Arme und Schultern); sowie Reinigung und Verarbeitung.

„Sicher unterwegs“.

Die aktuelle Kindersitzbroschüre des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) samt einer Checkliste für den Einkauf liegt im guten Kindersitzhandel auf; oder anzufordern über Tel. (01) 71162/7410

Links zum Thema

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Test: Kombikinderwagen premium

Test: Kombikinderwagen

Nur die zwei preiswertesten Modelle sind gut. Die übrigen sind zu eng oder unbequem. Manche lassen sich zu Geschwister- und Zwillingswagen umbauen.

Schadstofftest Bisphenole in Kinderprodukten premium

Schadstofftest Bisphenole in Kinderprodukten

Wir haben Beißspielzeug, Decken, Dosen, Lätzchen, Schuhe, Sonnenbrillen, Strumpfhosen und Trinkflaschen auf problematische Bisphenole untersucht. Von 86 Produkten waren nur 28 frei davon.

Kinder-Sonnencreme im Test premium

Kinder-Sonnencreme im Test

Neun von insgesamt 17 getesteten Produkten sind gut. Vier halten den angegebenen UV-Schutz nicht ein und fallen durch, darunter die zwei teuersten Produkte im Test.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang