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Mitleid mit den Briefträgern - Die Briefträgerei ist kein Honiglecken

Es muss wahrlich hart sein, ein Briefträger zu sein

Die Briefträger können einem Leid tun. Einst galten sie als die einzigen uniformierten Amtspersonen, die wirklich gern gesehen wurden. Und heute? Landauf, landab müssen sie sich nachsagen lassen, dass sie die Haushalte mit Werbematerial zuschütten, aber bei ihrer ureigensten Aufgabe, dem Brieftragen, versagen. Schon lange vor den Problemen mit dem neuen Verteilerzentrum in Wien war die Post argen Verdächtigungen ausgesetzt. Zeitweilig ging das Gerücht, die Post müsse zum Transport mit Pferdekutschen zurückgekehrt sein, sonst sei es nicht möglich, dass Briefe wochenlang auf der Strecke blieben.

Andere wieder waren nach einschlägigen Erlebnissen überzeugt, dass so gearbeitet wird: Die Briefe werden in Wien an Luftballons gebunden, und wenn der Ostwind ein Einsehen hat, sind sie in drei Tagen in Linz. Weht hingegen der Wind von Westen, kommen sie erst nach einer Erdumrundung an. Weiters gab es die Theorie, die Post setzte für Eilsendungen Brieftauben ein – mit dem Schönheitsfehler, dass die Tiere zu Fuß gehen, weil man ihnen in falscher Sparwut die Flugzulage gestrichen hat. Natürlich wird das alles zu Lasten der armen Briefträger verbucht, weil sie in der Auslage stehen. Die im Dunkeln, wo Briefe verlegt werden und renitente Sortiermaschinen ihr Unwesen treiben, sieht man nicht. Es muss wahrlich hart sein, ein Briefträger zu sein. Zu den Postsendungen, die pünktlich ankommen, sagt die Kundschaft nur „eh klar“, aber auf dem einen Brief, der eine Odyssee hinter sich hat, reiten sie ewig herum. Dazu kommt eine unschlagbare Konkurrenz. Selbst wenn der Weltmeister im Dauersprint von Haus zu Haus rasen würde – die E-Mails sind immer schon da und grinsen hämisch vom Bildschirm.

Die Briefträgerei ist kein Honig-, ja nicht einmal ein Markenlecken. Habt Mitleid!

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