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Billig-Fluglinien - Ein Trinkgeld für den Piloten?

Durch die Billig-Airlines hat das Fliegen den letzten Hauch von Luxus verloren. Ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Der Dichter Franz Molnar wollte zu seiner Zeit kein Flugzeug benützen. Fliegen werde er erst, wenn die Piloten nicht mehr als Helden gelten, sondern wenn man ihnen beim Aussteigen ein Trinkgeld gibt.

Jetzt ist es fast so weit. Die Bedeutung einst bewunderter Flugkapitäne sinkt zunehmend der Ebene von Busfahrern entgegen. Es fehlen nur mehr Fahrscheinautomaten und zugige Wartehütten am Rollfeldrand.

Exklusiv war das Fliegen schon lange nicht mehr, aber durch die Billig-Airlines verliert es den letzten Hauch von Luxus. Sparsame Touristen, die mit Glück vielleicht sogar ein besonders billiges Werbeticket (für 1 Euro nach London etc.) ergattert haben, schnü-ren vor dem Abflug ein Ränzlein mit Proviant, weil an Bord kein Essen serviert wird. Der Tourist mit Stil nimmt zum Butterbrot – passend zur Höhenlage – eine Bergsteigerwurst mit. Der volksverbindende Brauch, dass über tausend Meter alle per Du sind, hat sich beim Fliegen noch nicht durchgesetzt, aber das kann noch werden.

Die kulinarischen Unterschiede zu normalen Fluglinien sind übrigens gar nicht mehr so groß. Auch auf kürzeren Linienflügen gipfelt der Gaumenschmaus gelegentlich schon in einem Käseweckerl. Was für den Magen sicher gesünder ist als der Stress, der in der Kabine ausbricht, wenn zwischen Wien und Athen 200 warme Menüs im Laufschritt serviert werden.

Auch wenn Fliegen zum Alltag wird, Pause macht das Abenteuer deshalb nicht. Bei den Billiglinien kann einer, der eine Reise tut, schon was Prickelndes erleben. Zum Beispiel könnte er die Europäische Pilotenvereinigung sagen hören, die Wartung der Maschinen sei nicht nachvollziehbar. Abenteuerliches wissen auch Kunden zu erzählen, die versucht haben, nach einem abgesagten Flug ihr Geld zurückzubekommen.

Wie auch immer: Ein Trinkgeld werden die Piloten wohl doch nie bekommen. Denn die Schnäppchenflieger sind sehr sparsam. Und Franz Molnar ist tot.

Ihr Alois Grasböck

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