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Verfrühte Weihnachten - Adventkalender im September

Im Winter Urlaubsplanung, im Sommer Kataloge mit Adventzubehör. Ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Wenn der Winter am kältesten ist, im Jänner und Februar, beginnen viele Menschen mit der Urlaubsplanung. Sie sitzen sehnsuchtsvoll seufzend über Katalogen mit Palmen. Oder Almen, je nachdem.

Was also ist so seltsam daran, dass andererseits im Hochsommer Kataloge mit Adventzubehör auftauchen? Was spricht dagegen, bei 36 Grad im Freibad an Christbaumbehang zu denken? Und gilt es nicht alle Jahre wieder als Gipfel der weisen Voraussicht, die Weihnachtgeschenke schon besorgt zu haben, noch ehe die Herbstnebel ziehn, während sich die anderen bei Panikkäufen am vierten Einkaufssamstag die Nerven und das Konto ruinieren?

Ja, aber: Weihnachten ist etwas Besonderes. Immer noch. Obwohl lange vorher halbnackte Werbe-Engerl auftauchen und die Christkind-Idee mit vorgerecktem Busen verhöhnen. Obwohl der so genannte Weihnachtsmann, dieser Speichellecker der Industrie, lange vorher Reklamezettel verteilt und den Kindern nichts schenkt, sondern ihnen was andrehen will.

Alles das hat den Gedanken vom leise rieselnden Schnee in der Stillen Nacht nicht zerstören können, und deshalb fällt es immer noch ungut auf, wenn das Adventgeschäft als Frühgeburt auftaucht. Adventkalender im September, fast früh genug, dass man sie den Kindern in die Schultüte legen könnte.

Kataloge mit Santa-Claus-Artikeln vereinzelt schon Ende Juni. Ankündigungen für Adventmärkte in der ersten Septemberwoche. Christbäume als Dekoration im Oktober – alles schon da gewesen.

Nur der Schoko-Nikolaus hat in seinem Drang zum frühen Erscheinen einen Rückschlag erlitten. Seit Halloween modern geworden ist, muss er vielerorts warten, damit er den hohlen Schoko-Geistern keine Konkurrenz macht.

Wenn einen die verfrühte Vorweihnachtszeit stört, hat man als Konsument alle Trümpfe in der Hand: lachen oder den Kopf schütteln. Aber nicht kaufen.

Ihr Alois Grasböck

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