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Innendispersion - Selber malen lohnt

, aktualisiert am

  • Nicht alle Produkte gleich ergiebig
  • Auf den Untergrund kommt’s an
  • Die billigsten sind auch die schlechtesten

Wenn an tristen Herbsttagen selbst ein Hund das Haus nicht mehr verlassen möchte, ist die ideale Zeit, das Eigenheim auf Vordermann zu bringen. Nicht immer ist gleich eine Komplettrenovierung nötig. Ein neuer Wandanstrich – weiß oder mit Farbe abgetönt – kann wahre Wunder wirken.

Verschiedene Preise und Maßeinheiten

Heimwerker finden eine große Auswahl von Produkten in verschiedenen Preiskategorien. Aber: Nicht alle besitzen jene Qualitäten, die einen einfachen, schnellen und guten Anstrich ausmachen. Die Gebinde werden sowohl in unterschiedlichen Größen als auch in verschiedenen Maßeinheiten angeboten, wobei Liter und Kilogramm nicht eins zu eins umzurechnen sind. So entspricht ein Liter Farbe etwa 1,5 Kilogramm. Ein 10-Liter-Kübel ist demnach mit einem 15-Kilogramm-Gebinde vergleichbar.

Einen oder mehrere Anstriche

Was den Preis der Produkte angeht, gilt Folgendes: Normalerweise sind größere Gebinde billiger als kleinere. Um komplizierte Rechenarbeiten zu vermeiden, haben wir in unserer Tabelle den Preis pro Quadratmeter angegeben. Schließlich erfordert es bereits genügend mathematisches Talent – oder vielleicht auch spirituelle Eingebung –, die richtige Menge Farbe für die zu bearbeitende Fläche zu eruieren. Denn nicht alle Hersteller bieten Produkte mit gleicher Deckkraft. So kann es sein, dass Sie bei hochwertigen Produkten lediglich einen Anstrich brauchen und mit anderen beim zweiten Übermalen noch kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt haben.

Deckvermögen sollte auf Verpackung stehen

Die Klasse des Deckvermögens sollte auf der Verpackung stehen. Genaueres finden Sie im Kasten „So haben wir getestet“. Allerdings – das hat unser Test gezeigt – ist auf diese Angabe nicht immer Verlass: Alpinaweiß von Alpina, Hornbach Meister Polarweiß und O.K. Innendispersion gaben eine bessere Klasse für das Deckvermögen an. Und bei der ULZ Innendispersion im 10-Liter-Gebinde war die Deklaration der Klasse der Nassabriebbeständigkeit besser als die Realität.

Es kommt auf den Untergrund an

Nicht jeder Untergrund nimmt dieselbe Menge an Farbe auf – Gips- und Faserplatten sind beispielsweise stark saugende Untergründe und brauchen entsprechend mehr Farbe. Was sich im Test ebenfalls herauskristallisierte: Teure Produkte müssen nicht unbedingt die besten sein. Dispersionen aber, die um wirklich wenig Geld zu bekommen sind, konnten im Test nicht überzeugen. Neben der Bauhaus Innendispersion und der O.K. Innendispersion ist hier das No-Name-Produkt, gekauft bei OBI, negativ hervorzuheben: Es ließ sich nicht nur schlecht verrühren, sondern tropfte auch stark. Einen Plafond wird man damit nur mühsam anfärbeln können.

Zeichen für Umweltfreundlichkeit

Wer nicht bloß auf ein gutes Ergebnis, sondern auch auf umweltverträgliche Inhaltstoffe Wert legt, ist mit jenen Produkten gut beraten, die das Österreichische Umweltzeichen oder den deutschen „Blauen Engel“ führen (Genius Pro Profiweiß, Faust Malerweiß, Alpina Alpinaweiß, Hornbach Meister Polarweiß, Swing Color Dispersionsfarbe).

Dispersionsfarben sind mit Wasser verdünnbar, nach dem Trocknen aber wasserunlöslich. Sie werden in verschiedenen Qualitäten (matt, glänzend, glatt oder strukturiert) angeboten, sind fast grenzenlos einfärbbar und eignen sich für fast alle fettfreien Untergründe – eben Universalgenies. Es gibt aber einige Punkte, die beachtet werden sollten. Beim Ausmalen ist zunächst der Untergrund von Bedeutung.

Feuchte-Schwamm-Technik

Bei manchen Produkten finden Sie entsprechende Hinweise auf der Verpackung. Wenn Sie mit einem feuchten Schwamm etwa zehn Sekunden unter leichtem Druck an einer Stelle des Altanstrichs reiben, lässt sich schnell feststellen, ob die Wand für das Übermalen mit Dispersionsfarben geeignet ist. Hat die Farbe auf den Schwamm abgefärbt, ist Vorsicht geboten. Manche Hersteller empfehlen eine Grundierung, vor allem bei stark saugendem Untergrund. Diese sollte am Vortag aufgebracht werden und gut trocknen. Tiefengrundierung ist heikel, Herstellerangaben sind exakt einzuhalten!

Roller einweichen

Außerdem sollten Sie vor dem Streichen sichergehen, dass keine Risse vorhanden und die Wände trocken und sauber sind. Bei der Wahl des Malerutensils stehen Lammfell- oder Kunststoffroller zur Wahl. Erstere besitzen den unschätzbaren Vorteil, weniger zu spritzen. Keinesfalls Billiggeräte verwenden, etwa 8 Euro sollten Sie für einen Roller von 25 bis 27 cm Breite schon ausgeben. Den Roller sollten Sie vorher anfeuchten: In die Verpackungsfolie einige Löcher stechen, dann in einem Kübel mit Wasser über Nacht einweichen lassen. Beim Arbeiten nicht zu viel Farbe aufnehmen und darauf achten, dass diese gleichmäßig verteilt ist. Zu schnelles Rollen ist ebenfalls schlecht.

Kleine Arbeitsschritte

Dispersionsfarben haben die – je nachdem, wie man es betrachtet – gute oder schlechte Eigenschaft, schnell zu trocknen. Deshalb ist es praktisch, größere Flächen in kleinere Arbeitsabschnitte zu unterteilen und nass in nass zu bemalen, um sichtbare Ansätze zu vermeiden. Legen Sie den Roller auch in kurzen Arbeitspausen nicht hin, sonst gibt es Druckstellen und damit ungleichmäßigen Auftrag. Besser in einem Gestell oder an der Leiter einhängen! Bei längeren Pausen wickeln Sie die Rolle (oder den Pinsel) zusätzlich in ein sauberes Plastiksackerl oder ein Stück Abdeckplane. Auf der anderen Seite haben die kurzen Trocknungszeiten den Vorteil, dass Sie nicht ewig darauf warten müssen, den Raum wieder bezugsfähig zu machen. Wenn Sie das frisch ausgemalte Zimmer lüften, sollten Sie den Raum vorher aufheizen und anschließend eine Stoßlüftung durchführen. Bleiben Reste der Farbe übrig, bewahren Sie diese in möglichst kleinen Behältnissen auf. Je größer das Gebinde, desto leichter setzt sich das verdampfende Wasser am Unterboden des Deckels ab und führt zu Schimmelbildung. Außerdem gilt: Kühle Lagerung ist besser als warme. Einfrieren sollte die Farbe aber nicht.

Geruchsbelästigung lässt sich vorab testen

Innendispersionen sind grundsätzlich relativ geruchsarm und geben keine bedenklichen Schadstoffe an die Luft ab; dennoch reagieren manche Personen empfindlich auf den Anstrich. So können Sie dies vorab testen: Besorgen Sie sich ein kleines Gebinde der Farbe, die Sie verwenden wollen, bringen Sie die Farbe auf einer neutralen Platte auf, und stecken Sie diese für etwa eine Woche in einen aufgeblasenen Plastiksack. Wenn Sie nach dem Öffnen auf den Geruch empfindlich reagieren, sollten Sie ein anderes Produkt wählen.

Kleine Schäden reparieren

Getestet haben wir auch, wie gut sich kleine Schäden ausbessern lassen. Interessant ist hier der Punkt „Überarbeitbarkeit von Kugelschreibertinte“. Untersucht wurde, ob sich ein Kugelschreiberstrich mit einem Anstrich überdecken lässt. Daneben wurde auch das Überarbeiten eines Kratzers getestet. Der blieb bei allen Produkten weitgehend sichtbar.

Manche Flecken auf Dispersion lassen sich mit einem feuchten Schwammtuch vorsichtig wegwischen. Neuerdings wird auch ein spezieller Schwamm zum Entfernen von Flecken auf Wänden und Böden angeboten (siehe dazu: Weitere Artikel - "Meister Proper Magischer Schmutzradierer").

Zu dicken Farbauftrag können Sie nach dem Trocknen durch händisches Schleifen (mit Lackschleifpapier, Korngröße 100 bis 180) korrigieren.

Stellungnahme

Nach Abschluss unseres Tests erreichte uns folgende Stellungnahme zum „nicht zufriedenstellenden“ No-Name-Produkt:

Unsere untersuchte Innendispersion wird ohne Nennung einer Norm ausgelobt.

Ziel ist es unseren Kunden neben den anderen – teuren – Dispersionen (zum Beispiel Verkaufspreis 29,99) auch eine günstige Alternative zu bieten. Klarerweise können auch wir nicht zu diesem niedrigen Preis dieselbe Qualität eines hochwertigen Markenproduktes bieten.

Wir verkaufen jedes Jahr über 100.000 Eimer des preisgünstigen Produkts – reklamationsfrei! Es ist keine Kunst ein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem hohen Preis zu verkaufen. Kunst ist es jedoch, eine akzeptable Qualität zu einem Spitzenpreis zu verkaufen. OBI bietet neben dem untersuchten Produkt noch eine Vielzahl anderer hochwertiger Produkte an. So verkaufen wir die einzige Dispersion mit dem österr. Umweltzeichen für Farben.

OBI Österreich

Anbieteradressen:

Alpina  Glemadur Farben u. Lacke VertriebsgmbH, Am Kanal 105, A-1110 Wien, (01) 201 46, www.alpina-farben.at

Bauhaus GmbH,  Straubinger Straße 25,, A-4600 Wels, (07242) 629 69-0, www.bauhaus.at

BauProfi:  Alltek VertriebsgmbH & Co KG, Wolfenbergerstraße 2, A-3100 Spratzern, (02742) 88 11 77-0, www.alltek-austria.at

Classic:  OBI Bau- und Heimwerkermärkte, Baumgasse 60, A-1030 Wien,  (01) 415 15-0, www.obi.at

Dulux:  ICI Österreich GmbH, Handelskai 94-96, A-1200 Wien, (01) 240 90 10-0, www.ici.at

Faust:  Ostendorf GmbH, Aredstraße 13/Top 12, A-2544 Leobersdorf, (02256) 650 55

Genius Pro:  Ostendorf GmbH, Aredstraße 13/Top 12, A-2544 Leobersdorf, (02256) 650 55

Hornbach Baumarkt GmbH,  IZ, NÖ-Süd Straße 3 Objekt 64, A-2335 Wiener Neudorf, (02236) 31 48 www.hornbach.at

ID:  Glemadur Farben u. Lacke VertriebsgmbH, Am Kanal 105, A-1110 Wien, (01) 201 46, www.alpina-farben.at

Meteor:  Sefra Farben- und Tapetenvertriebs GmbH, Schönbrunner Straße 47, A-1050 Wien, (01) 588 41-0, www.sefra.at

No Name:  OBI Bau- und Heimwerkermärkte, Triester Straße 14, A-2334 Vösendorf, (01) 699 18 80

O.K.:  Ostendorf GmbH, Aredstraße 13/Top 12, A-2544 Leobersdorf, (02256) 650 55

Quester:  Alltek VertriebsgmbH & Co KG, Wolfenbergerstraße 2, A-3100 Spratzern, (02742) 88 11 77-0, www.alltek-austria.at

Sefra Farben- und Tapetenvertriebs GmbH,  Schönbrunner Straße 47, A-1050 Wien, (01) 588 41-0, www.sefra.at

Swing Color:  BAUHAUS GmbH, Straubinger Straße 25, A-4600 Wels, (07242) 629 69-0, www.bauhaus.at

Tiger:  Tigerwerk Lack- u. Farbenfabrik GmbH & Co KG, Negrellistraße 36, A-4600 Wels, (07242) 400-0, www.tiger-coatings.com

ULZ  Produktions-GmbH, Wünschendorf 193, A-8200 Gleisdorf, (03112) 53 50-0, www.ulz.at

Kompetent mit Konsument

Richtige Klasse.  Wir empfehlen Deckkraft mindestens Klasse 2, Nassabriebbeständigkeit Klasse 3.
  • Richtige Menge.  Lieber zu viel als zu wenig kaufen. Ungeöffnete Gebinde können meist zurückgegeben werden. Im Zweifelsfall zusätzlich Grundierung.
  • Richtige Mischung.  Verdünnte Dispersion ist nicht nur ergiebiger, man patzt auch weniger. Mit wenig Wasser vorsichtig beginnen. Haben Sie zu sehr verdünnt, können Sie nur ein neues Gebinde kaufen.
  • Richtige Lagerung.  Grundsätzlich gilt: in kleinen Gebinden aufbewahren, um die Schimmelbildung zu vermeiden, besser kühl, aber nicht zu kalt. Gefriert die Farbe, muss sie entsorgt werden.
  • So haben wir getestet

    Im Test: 20 Innendispersionen. Einkauf der Prüfmuster im Mai 2004.

    Verdünnbarkeit

    Zur Bestimmung der Verdünnbarkeit wurde gemäß ÖNORM C 2357 in einem zylindrischen Gefäß zu jeweils etwa 1000 g Dispersionsfarbe die vom Hersteller angegebene Höchstmenge an Wasser zugegeben und durch Rühren gleichmäßig verteilt. Bei allen Mustern konnte die Konsistenz über die gesamte Füllhöhe nach sechsstündiger Lagerung als gleichmäßig beurteilt werden. Die Verdünnbarkeit war in allen Fällen gegeben.

    Deckvermögen

    Das Deckvermögen wurde in Anlehnung an ISO 6504-3 durchgeführt und nach ÖNORM EN 13300 klassifiziert. Die Dispersionsfarbe wurde hierfür, abweichend von der Norm, mit einem Rakel in der vom Hersteller angegebenen Auftragsmenge (für einen Anstrich) auf schwarz-weiße Kontrastkarten aufgezogen und bei Raumklima über einen Zeitraum von 7 Tagen getrocknet. Anschließend wurde das Kontrastverhältnis mit einem Spektralphotometer gemessen. Nach abschließender Berechnung erfolgte eine Einteilung in vier Klassen (bestmögliche Klasse = Klasse 1).

    Nassabriebbeständigkeit

    Die Nassabriebbeständigkeit beurteilt die Beständigkeit der Beschichtung gegen wiederholtes Reinigen und wurde in Anlehnung an ÖNORM EN 13300 durchgeführt.

    Die Dispersionsfarben wurden in einer Nassschichtdicke von 300 µm auf Lenetafolien aufgetragen und nach dem in ISO 11998 beschriebenen Verfahren geprüft. Die Einteilung der Beschichtungsstoffe erfolgte in Abhängigkeit von der Dickenabnahme in Klassen von 1 bis 5 (bestmögliche Klasse = Klasse 1).

    Überarbeitbarkeit

    Zuvor wassergelagerte und getrocknete Faserzementplatten wurden mit den mit Wasser verdünnten Dispersionsfarben grundiert. Nach einer 4-stündigen Trocknung bei Normklima erfolgte ein erster Anstrich mit einem Pinsel. Nach jeweils 24 Stunden erfolgten 4 weitere Anstriche.

    Anschließend wurde die Oberfläche mit Kugelschreibertinte beschrieben sowie eine mechanische Verletzung in Form eines Kratzers angebracht. Dann wurde versucht, durch neuerliches Beschichten diese Fehlstellen auszubessern.

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