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Hotelbewertungsportale - Was nicht im Katalog steht

, aktualisiert am

  • "Holidaycheck" ist Testsieger: viele Bewertungen, guter Filter
  • "Tripadvisor": großes Angebot, anfälliger für Manipulationen
  • "Hotelkritiken": begrenzte Auswahl an Hotels, sortiert aber gut aus

"Hotel hat maximal zwei Sterne verdient ... Zimmer hat muffig gerochen, Spray hilft nur für Minuten, Hygiene im gesamten ­Hotel insbesondere im Küchenbereich Speisesaal nicht vorhanden ..."

"Super modernes Hotel ... Dieses Hotel ist das Beste, was wir bis jetzt in Hurghada gebucht haben. 3 Sterne sind eigentlich einer zu wenig."

Eigenlob stinkt

Zwei Kommentare aus dem Jahr 2009 für ein und dasselbe Hotel. Wie das? Nun, Meinungen sind vielfältig, unterschiedliche Erwartungen und Ansprüche von Urlaubern lassen die Beurteilungen schon grundsätzlich auseinanderklaffen. Der wirkliche Knackpunkt für den interessierten potenziellen Gast ist indes, ob die Wortspenden und ­vergebenen Noten von echten Urlaubern stammen oder (zuguns­ten des Hotels) bloß erfunden wurden.

Unter diesem Aspekt überprüfte die Stiftung Warentest Anfang dieses Jahres verschie­dene Hotelbewertungsportale. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Kein einziges der Hotelbewertungsportale schnitt mit "Sehr gut" ab, nur einer von insgesamt 13 Testkandidaten (darunter auch einige Buchungsplattformen) konnte ein "Gut" erreichen.

Sicher vor Manipulation?

Kritiken im Internet sind anfällig für Manipulationen. Um herauszufinden, was An­bieter tun, um Missbrauch einzudämmen, wurden von den Testern auf jeder geprüften Site fingierte Bewertungen abgegeben, die an sich leicht zu erkennen gewesen ­wären: So wurden etwa völlig falsche An­gaben zur Lage des Hotels gemacht oder überhaupt unsinnige Buchstabenfolgen hinterlassen.

Redaktionelle Kontrolle

Redaktionelle Kontrolle

Beim Testsieger www.holidaycheck.at unterliegen die rund 1.500 pro Tag einlangenden Bewertungen einer automatischen Kontrolle. Laut Aussage des Schweizer ­Unternehmens werden auffällige Texte von einem Redaktionsteam zusätzlich überprüft.

Zwei der fingierten Hotelbeschreibungen waren im Test jedoch trotzdem auf die Homepage gelangt. Zuvor wurden deren Verfasser allerdings kontaktiert. So war etwa ein Hotel in besonders blumiger Katalogsprache beschrieben und die Tester wurden aufgefordert, einen Beleg zu liefern, auch tatsächlich dort genächtigt zu haben.

Nur ein Filter war hundertprozentig

Holidaycheck hat eine lange Hotelliste mit jeweils vielen Bewertungen, wie auch ­ www.tripadvisor.at (.de), der im Test beim Manipulationsfilter aber wesentlich schlechter abgeschnitten hat.

Bei begrenzter Hotelauswahl ließ sich als Einziger www.hotelkritiken.at (.de) nichts vormachen, hier wurden die geschwindelten Texte lückenlos ausgefiltert. Zu einem "Sehr gut" in diesem Punkt reichte es nur deshalb nicht, weil das Portal mit den Autoren der abgelehnten Bewertungen nicht kommuniziert hatte. Donovan Dunker, der Betreiber der Plattform sagt, dass alle eintreffenden Texte gelesen würden, je nach Saison liege der Anteil an Betrugsver­suchen bei 18 bis 35 Prozent.

Unsinn fällt nicht auf

Bei den restlichen Testkandidaten lief manches schief: Bei www.votello.at wurde nicht einmal der absurde Blindtext gelöscht, was zu einem satten "Nicht zufriedenstellend" führte; das fasste auchwww.trivago.at (.de) aus. Bei www.zoover.com sowie www.ciao.at (.de) wurden die Betrügereien zwar durch die große Community entlarvt, sonst haben diese Sites die Tester aber wenig überzeugt. 

Nicht im Test: Das Portal www.tiscover.com, auf dem ebenfalls Hotelbewertungen zu finden sind. Die Seite ist eine gute Informationsquelle für Österreich-Urlaube und gewinnt zunehmend an Bedeutung für Urlaube in den Alpen.

Buchungsplattformen

Buchungsplattformen

Neben diesen reinen Hotelbewertungs­portalen, die zum Teil natürlich auch Buchungsmöglichkeiten bieten, wurden noch reine Buchungsportale untersucht, die ebenfalls Bewertungen zulassen. Man würde ja meinen, diese seien besser gegen Manipu­lationen geschützt, weil eigentlich nur tatsächlich buchende Gäste ihren Kommentar abgeben dürfen.

Dem war freilich nicht so: Bei fast allen Anbietern war es möglich, ­Bewertungen durchzuschummeln, ohne ­jemals im jeweiligen Hotel gewesen zu sein!

Als besonders manipulationsanfällig er­wiesen sich www.ab-in-den-urlaub.at (.de), www.booking.com, www.expedia.at (.de) sowie ganz besonders www.hotel.de. In ­diesem Punkt nicht zu überprüfen war www.hrs.at (.com), da hier lediglich zusammenfassende Noten angezeigt werden und keine Meinungen. Lediglich bei www. opodo.at  wurden die falschen Testberichte abgewiesen – allerdings wiederum, ohne den Verfasser zu benachrichtigen.

Bei den Buchungsportalen verzichteten die deutschen Kollegen auf ein zusammenfassendes Endurteil, weil bei ihnen die Buchung im Vordergrund steht und meist nur buchbare Hotels angezeigt werden.

Eigenen Eindruck machen

Durch Stöbern zum eigenen Eindruck

Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, im ­Internet nach Informationen zu stöbern, als über unsere teils exemplarisch herausgegriffenen Testkandidaten. Wie so oft im Internet, kann man sich auch hier stundenlang ver­zetteln, indem man etwa für ein Hotel sämtliche 1.337 Bewertungen aus fünf ­Portalen studiert. Wir raten zum konzentrierten Vorgehen: Lesen Sie immer mehrere positive und negative Kritiken und stellen Sie dem Gelesenen Ihre eigenen Ansprüche gegenüber.

Persönliche Kriterien festlegen

Überlegen Sie, ob es für Sie selbst relevant ist, dass der Rezeptionist stets mit einem Lächeln dasteht oder ob ­frischer Lachs am Frühstücksbuffet liegt. Überlegen Sie in ­diesem Zusammenhang auch, was Ihnen welchen Preis wert ist. ­Vorsicht vor seiten­langen Lobeshymnen oder allzu klischee­hafter Sprache – das könnten gefälschte Bewer­tungen sein. Achten Sie insbesondere auf die Aktualität der Bewertungen.

Fotos genau prüfen

Sehen Sie sich außerdem die Fotos an – entweder jene, die von Usern hochgeladen wurden oder, falls es solche nicht gibt, jene des Hotels. Verfahren Sie im Zweifelsfall nach dem Ausschließungsprinzip: Wenn Sie lediglich Fotos von der Kaisersuite ­finden, dann könnte es leicht sein, dass die Standardzimmer gerade noch als zweck­orientiert durchgehen. Und wenn vom idyllischen hauseigenen Meeresstrand nur eine Nahaufnahme aufzutreiben ist, besteht die Chance, dass rechts eine Baustelle und links die Hafenmole anschließt.

Tabelle: Hotelbewertungsportale

Tabelle: Buchungsportale mit Hotelbewertungen

Zusammenfassung

  • Gezielt und genau lesen. Konsultieren Sie mehrere Portale und lesen Sie möglichst aktuelle Bewertungen, sowohl positive als auch negative. Wenn Sie auf blumige „Katalogsprache“ stoßen, könnte es sich um manipulierte Einträge handeln.
  • Ein Bild machen. Achten Sie aufs Erstellungsdatum der Einträge und darauf, ob Fotos oder ein Video angeboten werden. Bilder sind oft aussagekräftiger als lange Texte.
  • Preisvergleiche nutzen. Auch wenn Sie nicht über das Internet buchen: Verschaffen Sie sich durch die Plattformen einen Überblick, zu welchen Preisen Hotelzimmer von verschiedenen Anbietern offeriert werden.

Testkriterien

Im Test: 13 Portale, die Hotelbewertungen im Internet anbieten. Für 7 Hotelbewertungsportale, darunter exemplarisch ein allgemeines Bewertungsportal, wurden Endurteile vergeben. Für die Hotelbewertung auf 6 Buchungsportalen wurden nur Gruppenurteile ausgewiesen.

Abwertung

War die Bewertung "nicht zufriedenstellend", konnte das Konsument-Testurteil nicht besser sein.

Bewertungsabgabe

  • Organisation: Voraussetzungen zur Bewertungsabgabe und Maßnahmen zur Qualitätssicherung wie z.B. Anleitungen und Richtlinien zur Abfassung von Bewertungen, Kontaktmöglichkeit mit dem Verfasser einer Bewertung, Kommentierungsmöglichkeit durch andere Leser, Umgang mit Bereichen, die nicht bewertet werden können.
  • Detailtiefe: Wie detailliert können Hotels bewertet werden, auf welche Aspekte wird hingewiesen, die bei einer Bewertungsabgabe berücksichtigt werden sollten, darunter Hotelinformationen, Lage und Umgebung, Service, Verpflegung und Gastronomie, Sport und Unterhaltung, Strand und Pool sowie Zimmer, außerdem zusammenfassende Bewertung (u.a. Gesamturteil, Weiterempfehlung, Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses) und Angaben zur Reise (z.B. Reisezeit, -motiv und -begleitung).
  • Filtern manipulierter Bewertungstexte: Es wurden vier fingierte Bewertungstexte abgegeben und geprüft, ob und wann die Texte von den Portalen herausgefiltert/gelöscht wurden; außerdem, ob und wie mit den Absendern kommuniziert wurde.

Hotelinformationen

  • Anzahl und Aktualität (nur bei Hotelbewertungsportalen): Bewertung anhand der Anzahl bewerteter Hotels, des Anteils deutschsprachiger Bewertungen sowie des Durchschnittsalters der Bewertungen für drei Ziele – Berlin, Mallorca, Dominikanische Republik. Außerdem wurde jeweils nach 5 bestimmten Hotels an 7 Reisezielen (Berlin, München, Mallorca, Rom, Antalya, Wien, Dominikanische Republik) gesucht.
  • Suche und Ergebnisdarstellung: Welche Sortier-, Selektions- und Suchmöglichkeiten bietet die Website und welche Informationen umfasst die Ergebnisanzeige. Informationsumfang: Bewertung u.a. der Angaben zu den aufgeführten Hotels (Kontaktdaten, Ausstattung, Lage, Preise) sowie der Darstellung und Detailtiefe der Hotelbewertungen (z.B. Lage, Umgebung, Gastronomie, Service, Zimmer sowie Angaben zum Autor der Bewertung).

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