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Kreditkarten - Was sie können - was sie kosten

Als Zahlungsmittel haben sich Kreditkarten bewährt, doch beim Geldbeheben fallen hohe Gebühren an. Auf sorgfältigen Umgang damit ist unbedingt zu achten.

Fast 2,5 Millionen Österreicher haben eine – und wollen sie auch nicht mehr missen: Die Kreditkarte hat sich als bequemes, nahezu weltweit einsetzbares Zahlungsmittel einen Fixplatz in den heimischen Geldbörsen erobert. Vor allem bei größeren Beträgen, auf Reisen und bei Internet-Käufen setzen Herr und Frau Österreicher sie im Schnitt 30 Mal pro Jahr ein und geben dabei durchschnittlich 110 Euro pro Transaktion aus.

Meistens über Geschäftspartner

Zum Einsatz kommen meist die Kreditkarten, die im Zuge von Girokonten von den Banken angeboten werden. Es ist aber auch möglich, eine Kreditkarte direkt vom Anbieter zu beziehen. Sehr beliebt sind auch sogenannte Co-Branding-Karten. Hier arbeiten Banken oder Kartenanbieter mit einem Unternehmen zusammen, das auf diese Weise Marketing betreiben möchte. Vom Aufbringen des Logos bis hin zu eigenen Geschäftsvorgängen ist bei diesen Kreditkarten – z.B. in Zusammenarbeit mit Mercedes, Wein & Co oder dem ÖAMTC – alles möglich.

Akzeptanzstellen, Versicherungsumfang, Zusatzleistungen

Unabhängig davon, wer die Karte anbietet, gilt bei der Auswahl: Wichtig sind – neben dem Preis – die Zahl der Akzeptanzstellen, der Versicherungsumfang und etwaige Zusatzleistungen. Falls die Möglichkeit zur Teilzahlung interessant erscheint, muss klar sein: Bei Kreditkarten kommt das Überziehen ähnlich teuer wie bei Girokonten. Die Soll­zinsen liegen bei 12,5 bis 14 Prozent. Diese Funktion wird auch nicht bei allen Karten angeboten. Und wie immer bei Bank- und Ver­sicherungsprodukten lohnt sich ein scharfer Blick auf die Gebühren und Spesen.

 

  

Geldbehebung nur in Ausnahmefällen

Geldbehebung nur in Ausnahmefällen

Die Tabelle zeigt, dass für Euro-Zahlungen durchgehend keine Kosten anfallen, und auch bei den Euro-Behebungen sind die ­Unterschiede nicht allzu groß. Wobei Kreditkartenbenützer nie vergessen sollten: Geld mit Kreditkarte abzuheben ist prinzipiell teuer, bei Nicht-Euro-Währungen fallen sogar bis zu 5 Prozent Kosten an! Für Behebungen im Euro-Raum sind daher Bankomatkarten unbedingt vorzuziehen, weil gebührenfrei.

Deutliche Unterschiede bei Jahresgebühren

Umso deutlicher fallen dafür die Unterschiede bei den Jahresgebühren aus. Allerdings sind in der Tabelle nur jene Karten angeführt, die von den vier Anbietern in Österreich – American Express, Diners Club sowie, am häufigs­ten vertreten, PayLife (VISA/MasterCard) und Card Complete (VISA/MasterCard) – direkt angeboten werden.

Aus Platzgründen nicht in der Tabelle zu finden sind die zahlreichen Varianten, die von Banken oder Co-Branding-Partnern ausgegeben werden und eine Vielzahl an unterschiedlichsten Konditionen ­haben. So gibt es zum Beispiel Bank-Kreditkarten, die gratis zum Girokonto zur Verfügung gestellt werden. Auch bei Co-Branding-Karten entfällt für den Kunden häufig die Kartengebühr.

Versicherung: kein Rundum-Schutz

Versicherung: individueller Bedarf

Bei den hier erhobenen Karten haben jene die günstigsten Jahresgebühren, die keinen oder einen sehr eingeschränkten Versicherungsschutz bieten. Hier kommt es sehr auf den individuellen Bedarf an: Was soll möglichst gedeckt sein, wer soll mitversichert sein (Partner, Kinder)? Vielleicht ist so manches bereits über eine Haushalts- oder Unfallver­sicherung, über die Mitgliedschaft in einem Autofahrerclub oder auch über eine eigens abgeschlossene (Auslands-)Reiseversicherung gedeckt.

Kein Rundum-Schutz

Oder das, was geboten wird, ist höchstens ein Bausteinchen einer Versicherung und weit entfernt vom erwünschten Rundum-Schutz – Beispiel Reise-Unfallversicherung, die bei manchen Karten auf eine Verkehrsmittel-Unfallversicherung eingeschrumpft wurde.

Das heißt: Versichert sind nur Unfälle, die bei der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln passieren. Wenn Sie also in Venedig mit der Gondel zum Markusplatz fahren und beim Aussteigen so unglücklich straucheln, dass ein Knochen bricht, sind Sie versichert; passiert Ihnen das Unglück wenige Meter weiter, auf dem Fußweg zum Markusdom, gibt es dafür keine Deckung.

Viele Bedingungen und Ausschlüsse

Selbst bei umfangreichen Versicherungs­leistungen ist zu bedenken, dass der Kreditkarten-Versicherungsschutz mit vielen Bedingungen und Ausschlüssen einhergeht. Manchmal werden Leistungen zum Beispiel nur gewährt, wenn die Karte in den Wochen davor verwendet wurde, oder nur dann, wenn die Reise damit bezahlt wurde. Wer ­einen echten Rundum-Schutz für sich oder die Familie braucht, ist möglicherweise mit einem Produkt direkt aus der gewünschten Deckungssparte (Reise- oder Unfallversicherung) eines Versicherers besser aufgehoben.

Online nur verschlüsselt

Online nur verschlüsselt

Bei Zahlungen im Internet ist die Kreditkarte – trotz verschiedenster Versuche, Alternativen zu etablieren – nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel. Es funktioniert einfach, und angesichts der täglich zig Milliarden Transaktionen weltweit passiert vergleichsweise wenig.

Um unliebsame Überraschungen trotzdem so weit wie möglich zu ver­meiden, ist ein sorgsamer Umgang damit ­erforderlich (siehe rechts "Sorgfalt macht sicher"). Für Internetzahlungen sollte man die Kreditkarte nur bei einer SSL-Verschlüs­selung (Secure Socket Layer) der Anbieter-Website zücken – erkenntlich durch ein entsprechendes Symbol in der Statusleiste des Browsers und an "https..." in der URL.

Durch Doppelklicken auf das "Vorhängeschloss" in der Statusleiste lässt sich kontrollieren, ob der Inhaber des Zertifikats mit dem Betreiber der jeweiligen Homepage ident ist. Die dreistellige Sicherheitsnummer von der Karten-Rückseite sollte man nur bei Zahlungen bekannt geben, bei allen anderen Anfragen ist sie für den Anbieter irrelevant.

Neu entwickelte Sicherheitstechnologien

VISA und MasterCard setzen bei Internet­zahlungen auf neu entwickelte Sicherheitstechnologien (Verified by VISA und Master Card SecureCode), die bei jeder Transaktion überprüfen, ob sowohl der Karteninhaber als auch der Vertragspartner jene Teilnehmer am Zahlungsverkehr sind, als die sie sich aus­geben.

Durch die Eingabe eines persönlichen Passworts beim Zahlvorgang soll sicher­gestellt werden, dass der Besteller der rechtmäßige Besitzer der Kreditkarte ist. Dadurch sollte eine missbräuchliche Verwendung der Kreditkarte durch unautorisierte Personen noch einmal deutlich reduziert werden.

Keine 100-prozentige Sicherheit

Wenn bei einer Website auch nur die gerings­ten Zweifel bestehen, am besten auf Nummer sicher gehen und auf die alte Tour einkaufen: mit ausgefülltem Formular per Fax bestellen und die Zahlung möglichst per ­Erlagschein oder Nachnahme abwickeln.

Sperre und Haftung

Sperre und Haftung

Wie ein groß angelegter Datenklau vor wenigen Wochen gezeigt hat, sollten sich Kreditkartenbesitzer auch auf den Websites großer, weltweit bekannter Unternehmen nicht in Sicherheit wiegen: Unbekannte haben bei Sony Online Entertainment, wo Spieler auch im Netz miteinander kommunizieren können, die Daten zu mehr als 100 Millionen Konten (unter anderem aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden) gestohlen.

Verfügen die Online-Betrüger erst einmal über die ­Angaben zu Kartentyp, Kartennummer, Ablaufdatum und Sicherheitsnummer (auf der Rückseite), können sie die Karte bis zur Sperrung belasten. Daher ist es für jeden Kartenbesitzer unbedingte Pflicht, Kreditkarten­abrechnungen gleich genau zu kontrollieren und Unregelmäßigkeiten sofort an die Bank zu melden.

Sollte doch einmal etwas passieren, ist rasches Handeln angesagt. Die Karte sperren zu lassen ist bei American Express gratis, bei PayLife (VISA/MasterCard) werden dafür 17 Euro verrechnet, bei Diners Club 35 Euro und bei Card Complete (VISA/MasterCard) 40 Euro.

Pflichten des Kartenbesitzers

Es zählt zu den Pflichten des Kartenbesitzers, die Karte bei Verlust oder Diebstahl unverzüglich sperren zu lassen. Daher auf Reisen immer auch einen Zettel mit der Kreditkartennummer und der Sperrnummer des Anbieters mitnehmen und separat von der Karte aufbewahren (im Koffer, Hotelsafe, ...).

Wie bei der Sperrgebühr schneidet American Express auch bei der Haftung am besten ab: Außer im Fall grober Fahrlässigkeit (etwa wenn die Karte einem nicht vertrauenswür­digen Dritten überlassen wurde) oder bei ­Vorsatz haften AmEx-Kunden schon vor der Sperre nicht. Die anderen drei Anbieter übernehmen erst nach der Sperrmeldung jegliche Haftung. Davor haften Kreditkartenbesitzer bis zu 150 Euro, bei grober Fahrlässigkeit für den gesamten Schaden.  

Tabelle: Kreditkarten - Angebote der Kartenfirmen

Sorgfalt macht sicher

Wie sicher ein Zahlungsmittel ist, hängt immer auch vom eigenen Umgang damit ab.

  • Kreditkarte sofort nach der Zustellung unterschreiben. Damit können nur Sie die Karte benutzen.
  • Bei Karten mit PIN darauf achten, dass niemand Ihre PIN sehen kann, besonders an Geldausgabeautomaten.
  • Niemals Blankobelege unterschreiben. Auch nicht beim Einchecken im Hotel oder bei der Anmietung eines Autos.
  • Belege über Transaktionen mit der Kreditkarte aufbewahren und mit der jeweiligen Abrechnung am Monatsende vergleichen. Bei Unstimmigkeiten sofort die Bank oder ­Kreditkartengesellschaft kontaktieren. Bei falschen Buchungen umgehend schriftlich Widerspruch beim Kreditkartenherausgeber einlegen.
  • Bei Zahlungen im Internet die Kreditkartennummer nie auf unverschlüsselten Seiten ­angeben.
  • Kreditkartennummer und Sperr-Telefonnummer notieren und getrennt von der Karte ­aufbewahren. Bei Karten mit PIN den vierstelligen Code auswendig lernen oder – wenn es nicht anders geht – zwar notieren, aber getrennt von allen anderen Kreditkartenunter­lagen aufbewahren.
  • Allgemeine Geschäftsbedingungen, vor allem die Haftungsbedingungen, durchlesen!
  • Sperr-Telefonnummer auf Reisen mitnehmen.

Prepaid-Karten

Die im Voraus bezahlten Wertkarten werden immer beliebter, sei es als Geschenkkarte, fürs Internetshopping, zur Lohn- und Gehaltsauszahlung oder als Taschengeldkarte.

Vorteile

Die klaren Vorteile: Es ist keine Bankverbindung notwendig, bei Diebstahl kann die Karte im Gegensatz zu Bargeld gesperrt werden, und das auszugebende Budget ist von vornherein festgelegt. Nicht zuletzt deshalb eignet sie sich auch gut für Jugendliche, die noch über keine Bankverbindung oder Kreditkarte verfügen und sich gerne Musik oder Spiele aus dem Internet herunterladen möchten.

Nachteile

Nachteilig sind die Kosten beim Aufladen (1 % der Ladesumme) und Beheben (bis zu 3,50 Euro), weiters das wie bei herkömmlichen Kreditkarten bestehende Kursrisiko bei Auslandsumsätzen und die Tatsache, dass das Guthaben unverzinst auf der Karte liegt. Hohe Beträge sollten also besser nicht, vor allem nicht für ­lange Zeit, auf einer Prepaid-Karte abgelegt werden.

Besonderheit: Cash4web

Eine Besonderheit unter den Prepaids stellt Cash4web dar, das sich ausschließlich für Zahlungen im Internet eignet und speziell ein junges Publikum ansprechen soll. Der Cash4web-Bon, auf dem eine Kreditkartennummer und das Guthaben aufgedruckt ist, kann in zahlreichen Verkaufsstellen (Trafiken, Post, Libro, ...) zu 25, 50, 100 und 150 Euro erworben werden, das Aktivierungsentgelt beträgt einmalig 2 Euro. Bezahlt werden kann allerdings nur dort, wo ein MasterCard-Logo aufscheint.

Zusammenfassung

  • Angebote der Kreditkartenunternehmen. Die Spesen sind weitgehend einheitlich, die Jahresgebühren sehr unterschiedlich. Besonders günstige Karten bieten keinen oder sehr eingeschränkten Versicherungsschutz.
  • Heikles Thema Sicherheit. Selbst bei sorgsamem Umgang mit den eigenen Kreditkartendaten bleibt vor allem bei Onlinezahlungen ein Restrisiko bestehen. Abrechnungen unbedingt kontrollieren!
  • Auswahlkriterien. Neben den Gebühren spielt vor allem die Zahl der Akzeptanzstellen eine Rolle, bei Bedarf Versicherungsumfang und Zusatz­leistungen.

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