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Raiffeisen Obligation - Verluste nicht auszuschließen

Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien verkauft derzeit Obligationen. Wir erklären, was hinter diesen Wertpapieren steckt und ob sich der Kauf rentiert.

Von Börsenabenteuern haben viele Anleger die Nase voll. Sicherheit zählt heute mehr als die Jagd nach hohen Renditen mit entsprechend hohem Risiko. Seit Anfang Jänner legt die Raiffeisenlandesbank NÖ Wien Obligationen zur Zeichnung auf, die mit attraktiver Verzinsung und Kapitalgarantie beworben werden. Eine davon, die Raiffeisen Obligation 2012-2016/2 (ISIN: 00B077060) haben wir genauer unter die Lupe genommen.

Zinssatz nicht fix

„Obligation“ ist ein anderes Wort für Schuldverschreibung. Wer eines dieser Wertpapier kauft, borgt der Raiffeisenbank also Geld. Diese Obligationen werden im geregelten Freiverkehr der Börse Wien eingeführt, man kann sie also jederzeit wieder verkaufen. Die Verzinsung ist, anders als bei einer Anleihe, nicht fix. Die Laufzeit beträgt vier Jahre.

Obligationen sind nicht speziell besichert. Der Anleger, der eine solche Schuldverschreibung kauft, muss also darauf vertrauen, dass der Schuldner in der Lage sein wird, die Zinsen zu begleichen und das aufgenommene Kapital zurückzuzahlen. Die Raiffeisenbank steht also mit ihrem guten Namen -  mit ihrer Bonität – dafür gerade.

Missverständnis Kapitalgarantie

Normalerweise versteht man unter „Kapitalgarantie“ ein Finanzinstrument, das mit teilweise sehr komplizierten Mechanismen dafür sorgt, dass zumindest das eingesetzte Kapital erhalten bleibt. Um eine solche Garantie handelt es sich aber hier nicht. Das Wort „Kapitalgarantie“ bedeutet hier lediglich, dass Raiffeisen sich dazu verpflichtet, die Obligation ordnungsgemäß zurückzuzahlen – bei einer namhaften Großbank also eigentlich eine Selbstverständlichkeit . Strenggenommen könnte man von Etikettenschwindel sprechen.

Verluste nicht auszuschließen

Die Bonität eines Unternehmens ist nicht in Stein gemeißelt. Sie kann sich während der Laufzeit einer solchen Obligation verschlechtern.  Dann sinkt der Kurswert. Wenn man das Papier verkauft, kann es Verluste geben.
Geworben wird auch mit dem Inflationsschutz infolge des variablen Zinssatzes. Dieser wird jedes Vierteljahr angepasst – am jeweils 25. Jänner, April, Juli und Oktober. Als Richtwert für die Verzinsung dient der 3-Monats-Euribor (diese Abkürzung bedeutet European InterBank Offered Rate, gemeint ist damit der Zinssatz für Termin­gelder in Euro im Interbankengeschäft). Die Verzinsung der Obligation entspricht dem doppelten 3-Monats-Euribor.

Schaut man sich die letzten vier Jahre an, wäre bei dieser Verzinsung insgesamt kaum der versprochene Inflationsschutz  zu erzielen gewesen. Laut Österreichischer Nationalbank betrugen die Jahresdurchschnittzinssätze des 3-Monats-Euribor nämlich 4,64% (2008), 1,22% (2009), 0, 81% (2010) und 1,39% (2011). Die Verzinsung der Obligation wäre zwar doppelt so hoch gewesen, allerdings handelt es sich um Bruttorenditen – die Kapitalertragssteuer ist also noch abzuziehen.

Unser Fazit

Die Obligation eines renommierten Anbieters ist prinzipiell keine schlechte Sache. Attraktiv erscheint auch die kurze Laufzeit. Die Hauptargumente der Werbung – Inflationsschutz und Kapitalgarantie – erweisen sich jedoch bei näherer Betrachtung nicht als echte Vorteile. 

Sinnvoll wäre diese Obligation nur, wenn die Kapitalmarktzinsen in den nächsten Jahren steigen. Bleiben die Zinsen aber weiterhin so niedrig, wäre diese Anlage kein gutes Geschäft.

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