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Fahrradservice in Tirol - Riskanter Ritt

Test Fahrradservice in Innsbruck, Hall und Wattens: Service und Kundenfreundlichkeit werden unterschiedlich interpretiert. Bedenklich wird es aber, wenn Betriebe sicherheitsrelevante Mängel übersehen.

Eine Mountainbiketour in den Tiroler Bergen ist reizvoll und macht Spaß, sofern man nicht nur selbst gut darauf vorbereitet ist, sondern auch das Material. Ähnlich wie beim Auto sollte bei einem regelmäßig beanspruchten Fahrrad eine ebenso regelmäßige Überprüfung selbstverständlich sein. Der richtige Ansprechpartner dafür ist üblicherweise eine Fachwerkstätte. Aber wie sorgfältig wird dort tatsächlich gearbeitet? Welcher Service­umfang wird seitens der Werkstätte als ­notwendig erachtet? Wie lange muss man warten? Was kostet es? Und wie sieht es mit der Kundenfreundlichkeit bei der Übergabe und der späteren Übernahme aus?

Test: Acht Mängel eingebaut

Diesen Fragen gingen unsere Tester nach, die als Touristen nach Tirol reisten. In Innsbruck, Hall und Wattens brachten sie insgesamt zehn Mountainbikes zum Service, die zuvor mit acht Mängeln präpariert worden waren und auch schon diverse Gebrauchsspuren aufwiesen. Zwei der Fehler waren sicherheitsrelevant, nämlich ein gelockerter Vorbau sowie eine ebenfalls nicht fest sitzende Sattel­klemmung. Verdreht sich in der Folge der ­Lenker oder bricht die Sattelklemmung unter der einseitigen Belastung, kann dies zu einem schweren Sturz führen.

Lockeres Pedal und Achter

Ein lockeres Pedal, ein mehrere Millimeter starker Seitenschlag (also ein klassischer „Achter“), eine falsch eingestellte bzw. ­defekte Schaltung, zu geringer Luftdruck, ein spürbar lockeres Steuerlager sowie Bremsbacken, die an der Felge streiften, ­waren die weiteren Manipulationen, die als Herausforderung für die Werkstätten vor­gesehen waren.

Spitzenreiter im Fahrradservice-Test: Hervis und BikeBow

Unter den zehn aufgesuchten Werkstätten befanden sich zwei Filialen von Sporthandelsketten, von denen vor allem Hervis in Innsbruck ausgezeichnet abschnitt. Gleich bei der Übergabe fielen dem Mechaniker die Bremsen und das Steuerlager auf. Er schlug ein kleines Service vor, unser Tester wählte aber das große, weil dieses zusätzlich das Zentrieren der Räder beinhaltet und damit alle wichtigen Teile des Bikes umfasst. Der Tausch eines abgefahrenen Reifens erfolgte nach telefonischer Rücksprache. Zusätzlich wurde das vordere Schaltseil samt Hülle ersetzt – insgesamt vertretbare Reparaturen, auch wenn sie natürlich die Gesamtkosten erhöhten.

Erfreulich war, dass sämtliche Mängel behoben wurden und ein netter Verkäufer bei der Übergabe die durchgeführten Arbeiten erklärte. Die im Geschäft vorhan­dene Preisauszeichnung war nur noch das positive Tüpfelchen auf dem i.


Mehr rund um das Thema Fahrrad finden Sie in folgenden Artikeln: E-Bikes, Elektroräder,  Fahrradhelme, TrekkingräderFahrradservice und Kinderfahrräder  

Klare Definition von Umfang und Kosten

Service-Umfang sollte klar sein

Das zweite „sehr gut“ im Test verdiente sich die Innsbrucker Firma BikeBow. Auch dort schaute der Mechaniker das Rad bei der Übergabe gleich durch und entdeckte einige Mängel. Letztlich wurden sie alle ordnungsgemäß behoben, sieht man von den nicht ganz exakt ausgerichteten erneuerten Bremsklötzen ab. In anderer Hinsicht ging es allerdings legerer zu als bei Hervis: Es gab keinen offiziellen Auftrags- und Abholschein mit Duplikat für den Kunden, sondern der Auftrag wurde für interne Zwecke auf einen Zettel geschrieben. Und auch die Aushän­digung einer Rechnung war keine Selbst­verständlichkeit, wobei die Übernahme des reparierten Fahrrades überhaupt sachlich und etwas unpersönlich abgewickelt wurde. Details, die den im Übrigen positiven Eindruck leicht trübten.

Unterm Strich kosteten die teilweise als "Reparatur“ ausgewie­senen Arbeiten gleich viel wie die Servicepauschale plus Ersatzteile bei Hervis. Im ­Sinne des Kunden wäre es unbedingt erforderlich, ein Service hinsichtlich seiner Kosten und seines Umfangs konkret zu definieren.

Conrad Fahrradreparatur  und Recycling auf Platz 3

Mit bereits deutlichem Abstand landete die Firma Conrad Fahrradreparatur und Recyc­ling an der dritten Stelle. Dort wurde aus Mangel an Kapazitäten zunächst einmal die Annahme des Mountainbikes verweigert. Nach einem kurzen Check, der gleich etliche der vorhandenen Mängel ans Tageslicht brachte, wurde eine Reparatur innerhalb von zwei Tagen in Aussicht gestellt. Der Auftrag musste von unserem Tester sogar unterschrieben werden, was sonst eher ­unüblich ist, und er erhielt eine Kopie aus­gehändigt. Benötigt hat die Werkstätte letztlich einen halben Tag, was Conrad zum eindeutigen Gewinner hinsichtlich der Zeitdauer macht.

3 Mängel halbherzig behoben

Freilich ist die Schnelligkeit nicht alles, denn wenn am Ende zwar sieben Mängel behoben wurden, drei davon aber nur halbherzig, dann hätte man als Kunde lieber ein paar Stunden länger gewartet. ­Warum ausgerechnet der offensichtlich zu niedrige Reifendruck unbeachtet blieb, ist ­unklar. Die zusätzlich durchgeführten Reparaturen waren plausibel, die Gesamtkosten betrugen nur wenig mehr als bei der Hälfte der davor platzierten Konkurrenz.

Sport Eybl: ein übersehener Fehler

Als gut und preisgünstig erwies sich auch Sport Eybl in Innsbruck mit ebenfalls nur ­einem übersehenen Fehler, nämlich dem ­gelockerten Pedal. Das ist zwar nicht völlig vernachlässigbar, aber auch nicht dramatisch, weil das zur Tretrichtung gegenläufige Gewinde der Pedalachse ja das Lösen ­während der Fahrt verhindert. Beauftragt wurde ein kleines Service, weil das Mountainbike keine Lichtanlage hat und somit alles Notwendige beinhaltet war. Eine Preisauszeichnung war vorhanden. Nach ­einem Tag war das meiste zur Zufriedenheit erledigt. Ein Hinweis auf den verschlissenen Antrieb wäre allerdings angebracht gewesen und auch die kommentarlose Aushändigung des Rades hat unserem Tester weniger gefallen.

Fahrradklinik: übersehene Mängel und salopper Umgangston

Knapp das „gut“ verfehlt hat die Mountain­bikestadl Fahrradklinik. Das lag einerseits an den übersehenen bzw. den beiden unzureichend behobenen Mängeln, andererseits aber auch am inakzeptablen Umgangston bei der Übergabe. Auf die Frage, wie lange es dauern werde, kam eine sehr saloppe Antwort ohne irgendwelche konkrete Angaben. Immerhin war eine Preisauszeichnung vorhanden und ein kleines Service wurde als ­ausreichend erachtet. Mit zwei Tagen blieb die Reparaturdauer schließlich im üblichen Rahmen und die unserem Tester entgegen­gebrachte Freundlichkeit bei der Übernahme stimmte ihn ein wenig versöhnlicher.

Sicherheitsrelevante Mängel

Die übrigen fünf Werkstätten sind punktemäßig schon weit abgeschlagen. Bei Radsport Neuner hätte das Drumherum gepasst und das Mountainbike wurde sogar geputzt zurückgegeben. Allerdings war nicht nur das lockere Pedal durchgerutscht, sondern man hatte mit der Sattelklemmung auch einen sicherheitsrelevanten Mangel übersehen. Bei Rad & Tat war es ähnlich. Und eine Rechnung wurde hier erst auf Verlangen ausgestellt. Bike Point Radsport, Die Bike Box in Hall in Tirol sowie Mountainbiker in Wattens büßten in erster Linie wegen des nicht sorgfältig durchgeführten Services Punkte ein. Drei nicht behobene Mängel (darunter bei Bike Point Radsport ein sicherheitsrelevanter) und dazu mangelnde Kundenfreundlichkeit bei Übergabe oder Übernahme waren eindeutig zu viel.

Testtabelle: Fahrradservice in Tirol

Zusammenfassung

  • Informationsdefizit. Bei Übergabe und Abholung des Rades fehlt es oft an ausreichender Information. Lassen Sie sich schon vor dem Service sagen, was voraussichtlich gemacht werden muss, und geben Sie der Werkstätte konkrete Hinweise auf Mängel, die Ihnen aufgefallen sind.
  • Kleines Service genügt. Sofern der Serviceumfang klar definiert ist, genügt in der Regel ein kleines Service. Beim großen werden oft zusätzlich die Lager zerlegt und gefettet, was bei neueren Rädern nur bedingt notwendig ist.
  • Den Winter nutzen. Die Wartezeiten sind deutlich kürzer als im Frühjahr oder Sommer und manche Werkstätten bieten einen Winter-Rabatt. Während der Saison ist jedenfalls eine rechtzeitige telefonische Terminvereinbarung sinnvoll.

Testkriterien

Im Test: Zehn Fahrradwerkstätten, davon acht (Fach-)Werkstätten und zwei große Sporthäuser.
An einem Mountainbike wurden insgesamt acht Manipulationen vorgenommen.

Folgende Fehler wurden eingebaut

Vorbau, Sattelklemmung und Pedal wurden gelockert, ein Laufrad hatte mehrere Millimeter Seitenschlag, die Einstellung von Schaltung, Luftdruck, Steuerlager und Bremsen wurde verändert.

Abwertung

Bei Nichtbehebung der sicherheitsrelevanten Mängel an Vorbau und Sattel erfolgte eine Abwertung des Testergebnisses.

Werkstätten

BikeBow
Viaduktbogen 46-48
A-6020 Innsbruck
0512 57 39 90
www.bikebow.com

Bike Point Radsport
Gumppstraße 20
A-6020 Innsbruck
0512 36 12 75
www.bike-point.at

Conrad Fahrradreparatur u. Recycling
Ampfererstraße 30
A-6020 Innsbruck
0512 27 68 69
www.wams.at

Die Bike Box
Unterer Stadtplatz 10
A-6060 Hall in Tirol
05223 559 44
www.diebikebox.com

Hervis Innsbruck
Grabenweg 4
A-6020 Innsbruck
0512 34 20 150
www.hervis.at

Mountainbikestadl Fahrradklinik
Fürstenweg 97
A-6020 Innsbruck
0512 28 84 36
www.mountainbikestadl.at

Mountainbiker
Andreas-Hofer-Straße 1
A-6112 Wattens
05224 530 01
www.mountainbiker.at

Rad & Tat
Defreggerstraße 19
A-6020 Innsbruck
0512 36 01 01
www.radundtat.at

Radsport Neuner GmbH
Maximilianstraße 23
A-6020 Innsbruck
0512 56 15 01
www.bike-innsbruck-tirol.at

Sport Eybl
Bleichenweg 11
A-6020 Innsbruck
0573 73 81 10 00
www.eybl.at

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