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Volksbank: Risiko-Check - Widersprüchlich

Zu welch kuriosem Ergebnis ein Computerprogramm führen kann, zeigt der Risiko-Check auf der Homepage der Volksbank.

Sie haben 10.000 Euro angespart und suchen nach einer geeigneten Anlage dieses Betrages? Da ist es praktisch, wenn man sich einmal vorab informieren kann, welcher Anlagetyp man ist, welche Anlageprodukte der eigenen Risikobereitschaft entsprechen. Bevor man eine Bank aufsucht und sich zu einer Entscheidung aufraffen muss. Ist ja ganz einfach, sollte man meinen: Man füttert den Computer mit ein paar Daten und heraus kommt ein maßgeschneiderter Anlagemix – eine gute Orientierungshilfe, bevor man mit der Bank in Verhandlungen tritt. - Das wollten wir ausprobieren.

Der Risiko-Analyse der Volksbank: glatte Fehleinschätzung (Screenshot, 24.10.2013)  

Wir stiegen also in den Anlage-Check der Österreichischen Volksbank ein: https://www.volksbank.at/services/analysen/anlage_analyse.

Wir checken den Risiko-Check

Die Einstiegsbotschaft bestärkte unser Vertrauen in das Informationstool der Volksbank:
"Schaffen Sie sich mit dieser fundierten Anlageanalyse eine zuverlässige Basis für Ihre gezielte Vermögensplanung. Die Beantwortung dieses Checks ergibt eine klare Aussage zu Ihrer Ist-Situation und liefert aufschlussreiche Informationen darüber, wie Sie Ihre Ziele am leichtesten erreichen."

Testanleger legt Wert auf Sicherheit

Unser Testanleger legt großen Wert auf Sicherheit, entsprechend klar fielen seine Angaben im Risiko-Check aus: Im Vordergrund stehen für ihn Stabilität und Sicherheit, er will jedes Risiko vermeiden. Bisher hat er sein Geld nur aufs Sparbuch gelegt und möchte es auch künftig nicht spekulativ anlegen, nicht einmal teilweise. Auf den ersten Blick schien das Ergebnis dieser Anlegereinstellung weitgehend zu entsprechen:

"Sie sind ein sicherheitsorientierter Investor"

Wir empfehlen Ihnen die Produkte der Risikoklasse 1 und 2 der Anlagepyramide. Diese Anlageinstrumente sind ideal für den vorsichtigen Investor: Sie verbinden geringes Kursrisiko mit höheren Ertragschancen bei mittel- und langfristiger Veranlagung. Wenn Sie laufend hohe Erträge wollen, größere Beträge aber auch schnell verfügbar sein sollen, steht Ihnen vom Sparbuch bis zum Anleihefonds alles offen." - So weit so gut.

Plötzlich ist das Risiko hoch

Der empfohlene "optimale Anlagemix"

In der Folge wurden wir über den optimalen Anlagemix informiert:

Risikoklasse 1 (Liquidität): 10 %
Risikoklasse 2 (Sicherheit): 50 %
Risikoklasse 3 (Ertrag): 25 %
Risikoklasse 4 (Wachstum): 15 %.

Neugierig geworden, sehen wir nach, welche Produkte sich hinter diesen Risikoklassen verbergen. Die Risikoklassen 1 und 2 passen gut zu unserem Anleger: Spareinlagen, Anleihen und Anleihefonds mit guter bzw. bester Bonität – das entspricht in etwa den Vorstellungen des sicherheitsbewussten Testers. Doch der sollte ja auch in die Risikoklassen 3 und 4 investieren. Erstere nennt sich ertragsorientiert und schreibt unserem Anleger eine „erhöhte Risikobereitschaft“ zu. Fonds mit einem Aktienanteil von 50 Prozent werden da empfohlen oder Anleihen mit Fremdwährungsanteil.

Plötzlich ist das Risiko hoch

Faustdick kommt es schließlich in der Ebene 4 (wachstumsorientiert): „Die Risikobereitschaft ist hoch“ (ach so?). Da finden sich auch Hedgefonds in der Empfehlung oder Anleihen ohne Rating. Wir staunen: 15 Prozent seines Kapitals soll der bisherige Sparbuchsparer, der sich nie sonderlich für die Kapitalmarktkapriolen interessiert hat, jetzt in hochriskante Papiere investieren? In Summe sind es 40 Prozent, die er in Produkte stecken soll, die seinem Anlagetyp (sicherheitsorientiert) ausdrücklich widersprechen. Und für diese glatte Fehleinschätzung brauche ich ein Computerprogramm?

Nicht beirren lassen

Es ist weder nachvollziehbar noch akzeptabel, dass ein sicherheitsorientierter Anleger Produkte empfohlen erhält, für die eine mindestens "erhöhte Risikobereitschaft" Voraussetzung ist. Die Online-Beratung der Volksbank sollte daher mit der gebotenen Vorsicht genossen werden. Wir raten zu einem ausführlichen Beratungsgespräch, scheuen Sie sich nicht, zu Ihrer Sicherheitsorientierung zu stehen, lassen Sie sich erklären, was im schlimmsten Fall mit Ihrem Kapital passieren kann. Und bewahren Sie sich vor allem Ihren gesunden Menschenverstand – das haben wir Computern offenbar immer noch voraus.


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