Was dem einen Frohsinn, ist dem anderen Lärm. Mit diesem Problem hadert die
Menschheit wahrscheinlich schon, seit die ersten Neandertaler zwei Steine
rhythmisch gegeneinander geschlagen haben.
Durch den technischen Fortschritt
hat sich die Situation dramatisch verschärft. Heute genügt ein Turbo-Autoradio,
um ganze Straßenzüge aus dem Schlaf zu dröhnen.
Unter den zahllosen
Spielarten des Lärms, denen die Menschheit ausgesetzt ist, scheint der
Gastgarten zu den harmloseren zu zählen. Zumindest beim ersten Hinhören ist da
für gewöhnlich nichts, das auch nur annähernd an den Schrecken eines
Presslufthammers herankäme.
Dass die Nachbarn trotzdem so oft entsetzt die
Hände über den Ohren zusammenschlagen, wenn sich unter ihren Fenstern ein
Gastgarten auftut, dürfte mehrere Ursachen haben.
Erstens: Auch bei Gastgärten gibt es solche und solche. Speziell tagsüber
geben sich manche akustisch so harmlos, dass sie im städtischen Verkehrslärm
fast wie eine Oase der Stille wirken.
Zweitens: Lärm wird als störend erst
empfunden, tritt er auf in den Nachtstunden. Und wenn er auch keine
außergewöhnliche Stärke erreicht, so höhlt steter Lärm trotzdem den
Nerv.
Drittens haben es Sommernächte gern an sich, dass sie umso lustiger
werden, je später es wird. Je lauer der Abend, desto lauter die Gäste.
Gleichzeitig wächst bei den Ruhebedürftigen der Zorn, je später es
wird.
Viertens ist zwar das alte Lied „Ich bin ein stiller Zecher und sing
die ganze Nacht“ speziell bei der Jugend ziemlich aus der Mode, aber starke
Stimmen setzen sich auch ohne Gesang durch.
Alles in allem: Eine Lösung des Problems Gastgarten ist nicht in Sicht. Es
sei denn, jemand erfindet den Trend zum „Indoor-Gastgarten“ – es gibt ja auch
schon überdachte Skipisten.
Wenn nicht, bleibt den Ruhegestörten nur die
Hoffnung auf einen verregneten Sommer.