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Märchen von der Milch - Horrorgeschichten und Irrtümer

Rund um die Milch gibt es viele Legenden und Fehlmeinungen. Nur wenige haben einen wahren Kern.

Immer wieder ist etwa zu hören, dass Milch von Kühen, die kein Silofutter bekommen, mehr Vitamine enthält. Nun stimmt es zwar, dass die Zusammensetzung der Milch von der Art der Fütterung abhängt. Frisches Gras auf der sommerlichen Weide lässt zwar den Gehalt an Vitamin A und E ansteigen. Dass in einigen Gegenden, die Milch zur Hartkäseerzeugung liefern, die Silofütterung wirklich tabu ist, hat allerdings einen anderen Grund. Schlechte Silage kann Fehlgärungen der Milch verursachen, die dann nicht mehr zu Käse weiterverarbeitet werden kann.

Falsche Warnungen

Viele überlieferte Gräuelmärchen warnen vor Milch. So verschleimt sie angeblich Darm und Atemwege. Studien haben diese Behauptung nicht belegen können. Nur Menschen, die an diese Wirkung glauben, berichten von einem „Film“ in Mund und Rachen. Der dürfte aber eher vom typischen Milchgeschmack kommen: Der Mund fühlt sich „fettig“ an. 

Calcium

Auch die Autoren der „Fit for Life“-Diät bezeichnen Milch als schädlich, weil sie die Darmwände verklebe und giftigen Schleim bilde. Der Organismus könne daraus kein Calcium aufnehmen. Doch ein paar Seiten weiter wird pasteurisierte Milch mit der Begründung verdammt, das Erhitzen schädige das Calcium. Gegen Calciummangel wird täglich eine Portion Obst und Gemüse mit einigen rohen Nüssen  empfohlen. Wahr ist vielmehr: Mit ein paar Früchten und grünem Salat kann man den Calciumbedarf nicht decken. Wer Milch oder Milchprodukte nicht verträgt, muss ganz gezielt auf calciumreiche Lebensmittel zurückgreifen: Nämlich calciumreiche Mineralwässer (mindestens 150 Milligramm pro Liter), Broccoli, Fenchel, Lauch oder Grünkohl (in wenig Wasser
gegart, das Kochwasser nicht wegschütten, sondern für die Sauce verwenden). Schwarze Johannisbeeren, Orangen, Brombeeren und Kiwi enthalten viel Calcium, ebenso Tofu, Sesam, Haselnüsse und Mohn, ferner die Küchenkräuter Kresse, Petersilie und Schnittlauch.

Veraltete Theorien

Die Erfinderin der Hollywood-Diät weiß ebenfalls Horrorgeschichten zu berichten: Milch bilde eine Schicht im Magen, wodurch die Verdauungsenzyme bei der Arbeit behindert würden. Schon ein kleiner Schluck im Morgenkaffee reiche, um Kohlenhydrate in den nachfolgenden Speisen nicht mehr richtig zu verdauen.
Richtig ist: Milch ist ein leicht verdauliches Lebensmittel und behindert keineswegs die Aufnahme von  Kohlenhydraten. Die Hollywood-Diät ist eine Abwandlung der Trennkost. Und die basiert auf falschen Theorien, die mittlerweile widerlegt sind.
Dass Erwachsene keine Milch trinken sollen, weil ihnen das Labferment für die Verdauung fehle, ist ebenso skurril wie das Argument, dass man keine Milch verzehren soll, weil Wildtiere das ja auch nicht tun. Die letztere Beobachtung ist zwar richtig, aber aus einem anderen Grund: Tiere können nicht melken. Wird Milch angeboten, nehmen zum Beispiel Igel sie durchaus gerne. Und: Auch erwachsene Menschen besitzen im Normalfall ausreichend Enzyme zur Verdauung des Kaseins.

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