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Palliativmedizin: Mobile Palliativ- und Hospizteams, Tageshospize - Begleitung bis zum Schluss

, aktualisiert am

Mobile Teams unterstützen Menschen, die zu Hause im Kreis ihrer Angehörigen sterben möchten. Tageshospize bieten unheilbar Kranken eine Auszeit von ihrem oft beschwerlichen Alltag daheim. Es gibt viele Wege zu einem Ende in Würde – doch ausreichende finanzielle Mittel dafür fehlen derzeit noch.

Marktübersicht Palliativmedizin: Dieser Artikel ist Teil einer dreiteiligen Serie

  1. Palliativmedizin: Stationen und Hospize - Wenn der Weg zu Ende geht
  2. Tageshospize und mobile Palliativ- sowie Hospiz-Teams 01/2015
  3. Palliativmedizin: Kinder und Jugendliche - Von der Kindheit in den Tod

In diesem Artikel bieten wir zwei Tabellen in der Sie Bettenzahl, Preise und Kosten, Betreuungs- bzw. Aufenthaltsdauer (in Tagen) zu folgenden mobilen Hospizen bzw. Tageshospizen vergleichen können:

Mobile Hospize

Burgenland

  • Caritas Burgenland
  • Diakonie Oberwart
  • Hilfswerk Burgenland
  • Hospizbewegung Burgenland
  • Rotes Kreuz Landesverband Burgenland
  • Volkshilfe

Kärnten

  • Caritas Kärnten
  • Hospizbewegung Kärnten
  • Kärntner Landesverband
  • Rotes Kreuz Kärnten

Niederösterreich

  • Caritas Niederösterreich
  • Die Johanniter
  • Landesverband Hospiz Niederösterreich

Oberösterreich

  • Caritas Oberösterreich
  • Landesverband Hospiz OÖ
  • Rotes Kreuz Oberösterreich
  • Volkshilfe Salzkammergut

Salzburg

  • Caritas Salzburg
  • Hospizbewegung Salzburg

Steiermark

  • Hospizverein Steiermark
  • Mobiles Palliativteam Steiermark

Tirol

  • Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

Vorarlberg

  • Caritas Vorarlberg

Wien

  • Caritas Wien
  • CS Hospiz Rennweg - Caritas Socialis
  • Mobiles Hospiz der OEBR
  • Wiener Hilfswerk

Tageshospize

  • Niederösterreich: Tageshospiz des LPH St. Pölten
  • Salzburg: Caritas Tageshospiz Kleingmain
  • Steiermark: Albert-Schweitzer-Hospiz
  • Wien: Caritas Tageshospiz Wien St. Barbara

Rechtzeitig überlegen

Sterben ist so ziemlich das Einzige, was man nicht vorab üben kann. Wenn das eigene Leben zu Ende geht, wird jeder zum Anfänger. Niemand weiß, was geschieht, wenn die Seele den Körper verlässt. Stürzen wir in ein schwarzes Loch oder treten wir ins Licht? Kommen wir in den Himmel – oder vielleicht doch in die Hölle? Oder erwartet uns einfach das große Nichts? Klar ist nur, dass es für jeden irgendwann so weit ist.

Rechtzeitig überlegen

Spätestens, wenn jemand unheilbar krank wird, sollte der Zeitpunkt gekommen sein, zu überlegen, wie man sterben möchte. Gibt es Familie, leben die Angehörigen in der Nähe oder im eigenen Haushalt, besteht ein guter Kontakt, so wünschen sich die meisten Menschen einen Abschied im Kreis ihrer Lieben. Um das zu ermöglichen, den Todgeweihten zu versorgen, zu begleiten und die Angehörigen zu unterstützen, gibt es mobile Palliativ- und Hospizteams. Diese bestehen meist aus Pflegepersonen, Therapeuten, Ärzten, Sozialarbeitern, Seelsorgern und ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Ziel ist eine vor Ort bestmögliche Linderung von Symptomen, die den Patienten belasten. Abgestimmt auf den Einzelfall werden die Patienten beraten, wie sie, wenn nötig, zu jenen Leistungen kommen, die sie aktuell brauchen. Je nach Bedarf kommt jemand in regelmäßigen Abständen ins Haus, um psychologische oder soziale Unterstützung zu geben. Die Betreuung durch Palliativ- und Hospizteams ist kostenlos.

Kostenlose Angebote in Tageshospizen

In einem Tageshospiz treffen sich Menschen, deren Leben zu Ende geht. Wer noch mobil ist, kommt selbst, andere werden gebracht. Es wird geplaudert, gegessen, gelacht, getrauert. Ärztliche Betreuungsgespräche sind ebenso möglich wie seelsorgerische. Dazu kommen noch kreative Angebote wie Malen oder Spielen. Tageshospize geben Raum für gesellschaftliche Aktivitäten und bieten Abwechslung im Alltag. Auch dieses Angebot ist kostenlos.

In unserer Tabelle auf finden Sie, welche Angebote es in den einzelnen Bundesländern gibt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir uns auf die großen Anbieter beschränkt. Alle Landesverbände geben Auskunft über die Möglichkeiten in den einzelnen Gemeinden.

Unterversorgt

Zu wenig Tageshospize

Während Österreich mit Palliativstationen in den Spitälern gut versorgt ist – landesweit fehlen hier nur 33 Betten für eine Vollversorgung –, sieht es in den anderen Bereichen schlecht aus. Tageshospize gibt es nur in Wien, Salzburg, Graz und St. Pölten. Bei den mobilen Palliativteams lag die Bedarfsdeckung Ende 2013 bei 70 Prozent, bei den Hospizteams bei 73 Prozent.

Das klingt besser, als es in der Praxis ist. Denn es handelt sich bei diesen Zahlen um Gesamtwerte für alle Bundesländer. Die tatsächliche Bedarfsdeckung kann in den Ländern erheblich von den genannten Werten abweichen. Der Dachverband Hospiz Österreich forderte daher im November des Vorjahres erneut, dass „die Hospiz- und Palliativversorgung bundesweit flächendeckend umgesetzt wird und für alle Menschen jeden Alters, die sie brauchen, erreichbar, zugänglich und leistbar ist“. Dazu braucht es einen Rechtsanspruch und Geld.

Zuschüsse unsicher, Spendenanteil hoch

Eine sogenannte Regelfinanzierung gibt es derzeit aber nur für Pallitivstationen. Alle anderen Einrichtungen haben lediglich eine Finanziererung mit „Ablaufdatum“. Von wem und wie viel Geld es gibt, ist von Einrichtung zu Einrichtung und von Bundesland zu Bundesland verschieden. Aber für alle gilt, so Caritas-Präsident Michael Landau: "Die Finanzierung ist unterschiedlich, in keinster Weise abgesichert und der Spendenanteil vielfach extrem hoch.“

Tod im Spital: unerwünscht und teuer

Der Ruf nach mehr Geld sollte auch in Zeiten von sinkenden Reallöhnen und steigender Arbeitslosigkeit nicht ungehört verhallen. Denn aus der Steiermark, wo es eine Koordinationsstelle für Palliativbetreuung gibt, weiß man: Tumorpatienten, die keine mobile Versorgung haben, sterben zum Großteil im Spital. Nur 20 Prozent erleben ihre letzten Stunden zu Hause, wie "Der Standard“ in seiner Ausgabe vom 4.11.2014 berichtete. Krebskranke, die von mobilen Palliativ- oder Hospizteams betreut werden, schließen zu 52 Prozent daheim ihre Augen für immer. Der Tod im Spital ist für viele Betroffene unerwünscht, und für den Staat ist er auch vergleichsweise teuer.

Tabelle: Palliativmedizin - mobile Hospize

Tabelle: Palliativmedizin - Tageshospize

Interview: Karin Böck, Pflegedienstleiterin - "Aufs Leben nicht vergessen!"

"Auch wenn das Leben begrenzt ist, aufs Leben nicht vergessen!" - KONSUMENT im Gespräch mit Karin Böck, MAS (Pall. Care), Pflegedienstleiterin bei der Caritas der Erzdiözese Wien.

Karin Böck im Interview (Bild: Privat)
Karin Böck

KONSUMENT: Wer arbeitet in einem Palliativteam?

Böck: Diese Teams bestehen meist aus Ärzten, Pflegepersonal, Sozialarbeitern sowie Seelsorgern. Je nach Aufgabenstellung kommen noch Physio-, Ergo- oder Logotherapeuthen und Psychologen dazu. Ziel ist bei schweren Erkrankungen die Symptomkontrolle und Symptomlinderung vor Ort. Vor allem im städtischen Bereich sind diese Teams auch zur Unterstützung des Hausarztes gedacht, da immer mehr Ärzte keine Hausbesuche mehr machen. Wichtig ist, zu wissen, dass ein Palliativteam keine Grundversorgung macht, sondern die Patienten bzw. ihre Angehörigen berät und anleitet.

Was ist der Unterschied zu einem Hospizteam?

Ein Hospizteam besteht aus speziell geschulten ehrenamtlichen Mitarbeitern, die von einer hauptamtlichen Koordinatorin unterstützt werden. Die Übergänge zum Pallitivteam sind fließend. Entscheidend ist immer, was der Patient in seiner aktuellen Situation benötigt. Oft sind alle Beteiligten schon an ihren Grenzen angelangt. Dann braucht es in erster Linie Menschen, mit denen man schwierige Dinge besprechen kann. Das Wichtigste ist, ein Netz um Patient, Angehörige, Freunde zu knüpfen.

Wann ist es Zeit, Kontakt aufzunehmen?

Wenn eine schwere Erkrankung lebensbedrohlich geworden ist und ein Sterben zu Hause gewünscht wird. Unsere Teams organisieren häufig bereits den Übergang von der Krankenanstalt in die häusliche Betreuung. Sie leisten Unterstützung bei der wichtigen Frage: „Wie komme ich als Patient zu jenen Leistungen, die ich brauche?“ Das kann pflegerische, aber auch finanzielle Angelegenheiten betreffen.

Können Patienten auch einfach bei der Caritas anrufen?

Selbstverständlich. Bereits bei diesem Erstgespräch wird geklärt, was vonnöten ist. Braucht der Patient eine Pflegeberatung oder eine medizinische Beratung? Hier wird auch entschieden, ob wir überhaupt helfen können oder an andere Organisationen verweisen müssen. Anschließend gibt es einen Termin vor Ort. Da wir aufgrund der schwierigen Finanzierungslage – wir sind auf Spenden angewiesen – zu wenige Teams haben, gibt es leider Wartelisten. Das gilt nicht nur für die Caritas, sondern auch für alle anderen Anbieter. Der Bedarf in diesem Bereich ist nach wie vor wesentlich größer als das Angebot.

Wer wird von Ihnen hauptsächlich betreut?

Unsere Klienten sind im Durchschnitt 70 Jahre alt. Bei manchen von ihnen ist gar nicht sichtbar, wie krank sie in Wahrheit sind. Der allergrößte Teil – etwa 80 Prozent – sind Krebspatienten. Wir betreuen aber auch Menschen mit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder geriatrische Patienten mit besonderen Fragestellungen. Wenn jemand unheilbar krank ist, nicht mehr ins Spital möchte, sondern zu Hause bleiben will, bekommt er z.B. psychosoziale Unterstützung durch Gespräche. Ein wichtiges Thema ist immer: Gibt es noch Ziele in diesem Leben? Oder Bilder für das Leben danach? Auf Wunsch gehen unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter auch mit ihren Schützlingen spazieren oder ins Theater. Entscheidend ist, dass man auch dann, wenn das Leben begrenzt ist, nicht aufs Leben vergisst.

Gibt es auch mulitkulturelle Teams?

Ja, eines unserer Teams ist multikulturell. Das ist für eine Großstadt wie Wien natürlich viel zu wenig! Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass Menschen in schwierigen Situationen zu ihrer Muttersprache zurückkehren. Die emotionale Sprache ist einfach die jeweilige Muttersprache. Wir nützen daher die Sprachkompetenz unserer Mitarbeiter und haben auch einen Ethnologen im mobilen Palliativteam.

Wie viele Teams stehen insgesamt zur Verfügung und für wie lange?

Wir haben hier in Wien fünf hauptamtliche und drei ehrenamtliche Teams im Einsatz. Eines dieser ehrenamtlichen Teams ist das bereits erwähnte multikulturelle Team. Die Betreuung durch uns erfolgt so lange wie nötig. Es gibt es keine Zeitbegrenzung. Und wir sind rund um die Uhr für unsere Patienten erreichbar.

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