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Reisekoffer - Unpackbar

Ein todschicker Aluminiumkoffer von Rimova kostet 660 Euro – und stürzte im Test ab. Tadellose Modelle sind dagegen schon ab 100 Euro zu haben.

Diese Koffer haben wir getestet:

WEICHSCHALENKOFFER

  • Delsey U-Lite Classic Kabinentrolley
  • RV Roncato Venice SL Deluxe Carry-On
  • Saxoline Blue Alpine
  • Stratic Unbeatable 2 Trolley S
  • Travelite Crosslite 4w Trolley S

HARTSCHALENKOFFER

  • American Tourister Bon Air Spinner S Strict
  • Check In London
  • Primark Travel Travel 21“ Upright Suitcase
  • Rimowa Salsa Air Ultralight Multiwheel
  • Rimowa Topas Cabin Multiwheel
  • Samsonite Lite-Shock Spinner 55
  • Samsonite Neopulse Spinner 55
  • Titan X2 4w Trolley S
  • Travelite Elbe Two 4w Trolley S
  • Victorinox Spectra Global Carry-On
  • Wenger PC Light 4 Rollen Kabinen-Trolley

In der Testtabelle finden Sie Angaben zu: Aussattung/technische Merkmale (Außenmaterial, Abmessungen, Höhe mit ausgezogenem Teleskopgriff, Gewicht, Anzahl Teleskopgriffstellungen, maximales Volumen, Volumen Außentaschen, Anzahl der Rollen, Doppelrollen, Rollen austauschbar, TSA-Zahlenschloss). Handhabung (Öffnen und Schließen, Packen, Rollen und Tragen, Teleskopgriff, Rollgeräusch, Standfestigkeit, Bedienungshinweise), Haltbarkeit (Falltest Rollen, Falltest Teleskopgriff, Dauertest Rollen und Teleskopgriff, Dauertest Tragegriffe und Riemen, Regenbeständigkeit, Reißverschlüsse, Nähte, Belastbarkeit der Kofferfläche, Scheuerbeständigkeit), Verarbeitung und Schadstoffe in den Griffen.

Und hier unser Testbericht:


16 Trolleys im Test

Kleine Koffer sind einfach praktisch. Nicht zuletzt deshalb, weil sie im Flugzeug ins Handgepäckfach passen. 16 solche Modelle, auch Trolleys genannt, hat unsere Schwesterorganisation, die deutsche Stiftung Warentest, genau unter die Lupe genommen.

Hartschalenkoffer: Leichter als gedacht

Wer einen Koffer braucht, muss sich schon vor dem Kauf entscheiden: harte oder weiche Schale, zwei oder vier Rollen? Hartschalenkoffer sind stoßunempfindlich und schützen ihren Inhalt gut. Kleidungsstücke etwa bleiben weitgehend knitterfrei, vorausgesetzt, sie sind ordentlich verpackt. Was diesen Koffern bis heute nachhängt, ist der Ruf, schwer zu sein. Doch das ist längst Geschichte. Wie der Test zeigt, bestehen sie inzwischen häufig aus den Kunststoffen Polycarbonat oder ABS. Dadurch kommen sie teilweise auf ein Gewicht von lediglich 2 bis 2,5 Kilogramm. Ein absolutes Leichtgewicht ist der nur 1,7 Kilogramm schwere Samsonite Lite-Shock, der aus Curv besteht. Das ist ein sehr leichter und äußerst beständiger Polypropylen-Werkstoff, den es für Reisegepäck nur bei Samsonite gibt.

Schwer zu tragen haben markenbewusste Käufer dagegen am Aluminiumkoffer Topas von Rimowa: 4,2 Kilogramm! Da passen für den Kurzurlaub nur mehr wenige Kleidungsstücke und Accessoires hinein. Bei manchen Fluglinien gelten nämlich Koffer mit mehr als 6 Kilogramm nicht mehr als Handgepäck.

Weichschalenkoffer: Praktisch zum Vollstopfen

Weichschalenkoffer sind meist aus Polyester oder Polyamid (Nylon) und flexibler als Hartschalenmodelle. Und sie haben Außentaschen für alles, was man griffbereit haben möchte. Außerdem gibt die weiche Kofferhülle nach. Das ist praktisch für jene, die einen Koffer gerne vollstopfen. So lässt sich beim Stratic Unbeatable 2 das Fassungsvermögen durch Öffnen eines Reißverschlusses noch um etwa vier Liter erweitern.

Dass Weichschalenkoffer bei häufigem Gebrauch schäbig werden, ist übrigens ein Gerücht. Im Test überstanden fast alle Modelle die Scheuerprüfung bestens.

Handhabung, Schadstoffe

Ziehen oder schieben?

Manche ziehen einen Koffer gern, andere schieben ihn lieber. In den vergangenen Jahren haben sich Modelle mit vier bzw. acht Rollen (vier Doppelrollen) immer mehr durchgesetzt. Und das nicht ohne Grund: Auf glatten Böden kann der Koffer seitlich leicht geschoben werden. Auf holprigem Grund muss der Reisende ihn wie einen Zweiradkoffer ziehen. Das kann ganz schön laut werden. Für den Test wurde das Rollgeräusch der Koffer auf verschiedenen Belägen subjektiv bewertet. Superleise Rollen, wie mitunter versprochen, hat kein Modell. Auf unebenen Wegen machen alle mehr oder weniger Lärm.

Negativ fallen hier die zwei Modelle von Rimowa auf. Beim Alukoffer notierten die Tester: „Lautes, klapperndes Laufgeräusch, deutliche Vibrationen am Handgriff.“ Damit ist beim teuren Rimowa Topas aber noch nicht Schluss: Er ist auch nicht ganz dicht. Wer sich damit lange im Regen aufhält, riskiert, dass der Inhalt nass wird. Im Prüfpunkt Regenbeständigkeit ist dieses Modell das Schlusslicht.

Unterschiede in der Handhabung

Bei den gut bewerteten Koffern liegen die Unterschiede in der Handhabung. Perfekt ist leider keiner. Neben den teilweise etwas lauten Rollgeräuschen sind einige Koffer auch nicht besonders standfest. Und etliche Teleskopgriffe wackeln oder liegen nicht wirklich angenehm in der Hand. Schwer zu fassen ist zum Beispiel der T-förmige Teleskopgriff des Rimowa Salsa. Andere Griffe sind besonders klobig (Rimowa Topas) oder sehr instabil (RV Roncato).

Bis auf Testverlierer Primark verfügen alle Koffer über ein TSA-Schloss. Bei Reisen in die USA kann die TSA-Behörde (Transportation Security Administration) die Koffer öffnen und durchsuchen. Das bewahrt Reisede davor, dass die Beamten das Schloss aufbrechen.

Schadstoffe: Finger weg!

Nur ein Koffer, nämlich das Billigmodell von Primark, ist mit Schadstoffen belastet. In seinem Tragegriff fanden sich erhebliche Mengen an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Phthalat-Weichmachern. Das ist nicht unproblematisch, denn beim Anfassen der Griffe können die Schadstoffe über die Haut in den Körper gelangen. Daher Hände weg von diesem Modell!

Koffern wird viel zugemutet. Um ihre Haltbarkeit zu testen, mussten sie deshalb die Fallprüfung aus einem Meter Höhe überstehen. Der sündteure Rimowa Topas sah danach gar nicht gut aus: Mit Blechschäden und einer tief ins Gehäuse gedrückten Rollenaufhängung hinterließ er einen reichlich ramponierten Eindruck. Weitaus preisgünstigeren Modellen merkte man nach dem Test dagegen kaum etwas an.

Testtabelle: Weichschalenkoffer

Testtabelle: Hartschalenkoffer

Systembeschreibungen: Weich- bzw. Hartschalenkoffer

Weichschalenkoffer

Flexibel. Weichschalenkoffer bestehen meist aus Polyester oder Polyamid. Da der Korpus flexibel ist, kann man bei Bedarf mehr unterbringen. Praktische Außentaschen für Papiere, Zeitschriften oder den Laptop.

Vier gute Koffer. Stratic Unbeatable 2 lässt sich gut handhaben und hat eine sehr gute Haltbarkeit. Deutlich günstiger und noch gut ist der Koffer von Saxoline.

Sauber. Anders als bei den Hartschalenkoffern gab es bei diesen Modellen kaum Probleme mit Schadstoffen.

Hartschalenkoffer

Stabil. Sie bestehen meist aus leichtem Polycarbonat oder ABS-Kunststoff. Der stabile Korpus schützt den Inhalt gut. Nachteil: geringe Flexibilität.

Handhabung verbesserungsfähig. Von den acht mit gut bewerteten Hartschalenkoffern erreichten nur drei Modelle ein knappes Gut in der Handhabung: Samsonite Neopulse, Rimowa Salsa und Victorinox.

Schadstoffe im Primark-Koffer. Der Tragegriff des Primark-Travel-Koffers enthält erhebliche Mengen problematischer PAK und Weichmacher.

Zusammenfassung

  • Weich. Der beste Weichschalenkoffer im Test ist der Stratic Unbeatable 2 um 152 Euro. Fast genauso gut schlug sich der Saxoline Blue Alpine, der mit 100 Euro noch dazu weniger kostet.
  • Hart. Bei den Hartschalenkoffern liegt der Samsonite Neopulse für 230 Euro an der Spitze. Um 110 Euro ist der American Tourister Bon Air zu haben, der damit das billigste gute Modell in dieser Gruppe ist.
  • Unsicher. Die meisten Hersteller geben die Maße Ihrer Koffer mit 55 x 40 x 20 Zentimetern an. Doch davon weichen manche Modelle um 2 bis 3 Zentimeter ab (siehe Tabelle), wenn beim Nachmessen der Tragegriff berücksichtigt wird.
  • Innenleben. Ein Blick ins Innere der Koffer kann auf keinen Fall schaden. Der Rimowa Salsa Air bietet für seine 370 Euro z.B. keine Riemen oder Bänder zum Fixieren an.

Testkriterien

Im Test: 16 Handgepäckkoffer, darunter 5 Weich- und 11 Hartschalenkoffer. Der Test wurde von der deutschen Stiftung Warentest durchgeführt.

Handhabung: 45%

Fünf Testpersonen beurteilten das Öffnen und  Schließen, unter anderem die Handlichkeit der Verschlüsse. Das Packen bewerteten sie mit einem definierten Inhalt, der etwa dem entsprach, was ein Reisender für einen viertägigen Kurzurlaub braucht. Beim Teleskopgriff wurden unter anderem Form, Größe und Material beurteilt. Die Tester bewerteten das Rollen und Tragen sowie das Rollgeräusch auf unterschiedlichem Untergrund, außerdem die Standfestigkeit und die Gebrauchshinweise.

Haltbarkeit: 40%

Falltest: Die gefüllten Koffer wurden bei 23 Grad C und anschließend bei –10 Grad C aus einem Meter Höhe fallen gelassen – auf alle Rollen gleichzeitig und auf jede Kofferecke. Außerdem wurde der Koffer mit ausgezogenem Teleskopgriff umgekippt.

Dauertest Rollen und Teleskopgriff: Die Koffer fuhren zweimal 15 Kilometer auf einem Laufband mit verschiedenen Holperleisten.

Dauertest Tragegriffe und Riemen: Die gefüllten Koffer wurden unter anderem 5.000-mal am Tragegriff angehoben und 500-mal am Teleskopgriff. Zudem wurde die Reißfestigkeit der Riemen überprüft.

Regenbeständigkeit: Die Koffer wurden sowohl liegend als auch stehend jeweils zehn Minuten mit 1 l/min beregnet. Die eingedrungene Wassermenge wurde durch Auswiegen des enthaltenen Leinenmaterials ermittelt. Die Festigkeit der Reißverschlüsse und Nähte wurde mit einer Ausreißprüfung bewertet. Die Belastbarkeit der Kofferflächen wurde mit einem Gewicht von 100 Kilogramm ermittelt. Die Scheuerbeständigkeit des Außenmaterials der Weichschalenkoffer wurde mit 40.000 Reibtouren geprüft.

Verarbeitung: 10 %

Ein Experte beurteilte u.a. die Qualität der Nähte und Verschlüsse. Geprüft wurde, ob man sich an Quetsch- und Scherstellen oder scharfen Ecken und Kanten verletzen kann.

Schadstoffe in den Griffen: 5 %

Teleskopgriff und Tragegriff wurden auf PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) geprüft, der Tragegriff auch auf Weichmacher.

Abwertungen

Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das Testurteil auswirken. Sie sind mit einer Fußnote gekennzeichnet. Lautete das Urteil für die Haltbarkeit „weniger zufriedenstellend“, konnte das Testurteil nur eine halbe Note besser sein.

Bei einem „nicht zufriedenstellenden“ Haltbarkeits- oder Schadstoffurteil konnte das Testurteil nicht besser sein. Die Handhabung wurde um eine halbe Note abgewertet, wenn die Gebrauchshinweise „nicht zufriedenstellend“ waren. Lautete das Urteil für den Falltest Rollen „weniger zufriedenstellend“ oder schlechter, dann konnte die Haltbarkeit nicht besser sein.

Testplakette

Achten Sie beim Kauf auf die KONSUMENT-Testplakette.

Unternehmen, deren Produkte von uns mit "gut“ oder "sehr gut“ beurteilt wurden, haben die Möglichkeit, eine Testplakette zu erwerben. Deren Nutzung ist zeitlich begrenzt, und unsere strengen Richtlinien sind einzuhalten. Laut einer für die österreichische Bevölkerung repräsentativen Umfrage vom Juli 2019 verbinden Verbraucher mit der KONSUMENT-Testplakette in erster Linie, dass das entsprechende Produkt durch ein objektives Testverfahren geprüft wurde (41,3 %), eine hohe Qualität aufweist (40,1 %) und ein gutes Preis-/ Leistungs-Verhältnis bietet (33,9 %).

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