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Baby-Anfangsnahrung - Vermessen

  • Die Qualität ist bei allen Produkten in Ordnung
  • Aber mit einigen Messlöffeln ist genaue Dosierung unmöglich

Hohe Qualität bei Babynahrung

Babynahrung gehört zu den bestgeregelten und -kontrollierten Konsumgütern. Da kann man so gut wie sicher sein, dass nur hohe Qualität in die Supermarktregale gelangt. Dennoch gibt es auch in diesem Bereich immer wieder Beanstandungen. Im vorliegenden Test standen 15 Produkte auf dem Prüfstand, alle können ab der Geburt verabreicht werden.

Pre- und 1-Nahrung

Zu unterscheiden ist zwischen Pre- und 1-Nahrung. Pre-Nahrung kommt der Muttermilch noch am nächsten und hat den Vorteil, dass das Kind weiß, wann es genug hat. Man kann es trinken lassen, solange es will (ad libitum). Dieser natürliche Sättigungseffekt funktioniert bei 1-Nahrung nicht mehr ganz so gut. Darin sind neben Milchzucker auch Maltodextrine und (glutenfreie) Stärke enthalten. Aufgrund der höheren Energie kann eine Verabreichung ad libitum zu Übergewicht führen. 1-Nahrung sollte daher erst verabreicht werden, wenn das Kind durch Pre-Nahrung alleine nicht mehr satt wird.

HA-Nahrung

HA-(Hypoallergene) Nahrung (es gibt sie als Pre- oder als 1-Nahrung) ist für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko gedacht, also wenn Vater, Mutter oder Geschwister eine Allergie haben. Das darin enthaltene Eiweiß ist so stark aufgespaltet (hydrolysiert), dass es vom Körper nicht mehr als artfremd erkannt wird. HA-Nahrung ist nur zur Vorbeugung geeignet. Wenn eine Kuhmilchallergie bereits vorliegt, ist auch HA-Nahrung tabu, es muss auf jeden Fall ein Arzt kontaktiert werden. HA-Nahrung reduziert das Allergierisiko, es ist aber ungewiss, ob der Ausbruch einer Allergie tatsächlich unterbleibt.

Das Beste: mindestens ein halbes Jahr stillen

Der eindeutig beste Schutz gegen Allergien ist jedenfalls, das Kind während der ersten Lebensmonate ausschließlich zu stillen und möglichst erst ab dem 7. Monat mit Beikost (Breien) zu beginnen.

Spezialnahrung vorher mit Arzt abklären

Die Industrie hat auch gegen andere medizinische Probleme vorgesorgt und bietet entsprechende Spezialnahrungen an. So gibt es welche gegen häufiges Aufstoßen und Spucken. Das kann allerdings auch Ursachen haben, denen ohne Spezialnahrung beizukommen ist (zu schnelles Füttern, zu großes Loch des Saugers). Ein krankhafter Reflux ist äußerst selten und sollte unbedingt therapeutisch behandelt werden. Weiters gibt es Spezialnahrung gegen Blähungen und Verstopfung.

Auch deren Wirkung ist nur in speziellen Fällen nachgewiesen. In jedem Fall sollte bei solchen Problemen ein Arzt zu Rate gezogen werden. Der Griff zur Spezialnahrung kann ihn nicht ersetzen. Es ist deshalb auch problematisch, dass diese Produkte im Supermarkt ohne besondere Kennzeichnung angeboten werden – sie können leicht mit herkömmlicher Babynahrung verwechselt werden. In Apotheken wären sie daher besser aufgehoben.

Ohne Haushaltszucker

Was ihre Zusammensetzung betrifft, so gab es bei den untersuchten Produkten keine Beanstandung. Energiegehalt, Kohlenhydratanalyse, der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen sowie die Zusammensetzung von Fettsäuren und Aminosäuren lagen durchwegs im grünen Bereich. Nur in einem Fall wurde die Untergrenze des Mineralstoffes Kupfer (knapp) unterschritten: bei Holle Bio-Säuglingsnahrung, was allerdings in der Gesamtbeurteilung der Nährstoffzusammensetzung keine Auswirkung hatte.

Auch die äußerst großzügige gesetzliche Bestimmung, wonach 20 Prozent des Kohlenhydratanteils in Säuglingsnahrung aus gewöhnlichem Haushaltszucker (Saccharose) bestehen dürfen, wird offenkundig nicht ausgereizt. In allen 15 untersuchten Proben lag der Saccharoseanteil unter der Nachweisgrenze.

Babynahrung immer frisch zubereiten

„Nicht nachweisbar“ hieß es auch in der mikrobiologischen Untersuchung. Es wurden keine gesundheitsschädlichen Bakterien gefunden. Vorsicht ist dennoch geboten. Keimfrei ist Babynahrung nicht. Damit sich die Keime nicht vermehren können, sollte Babynahrung kühl gelagert werden. Sie sollte nie fertig zubereitet für später aufbewahrt werden (etwa in einem Fläschchenwärmer).

Warmes Wasser kann man im Fläschen bereithalten, aber das Pulver sollte stets erst im letzten Moment dazukommen. Leitungswasser immer einige Minuten laufen lassen und abkochen; oder geeignetes Mineralwasser verwenden (mit der Aufschrift „für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“).

Schwachstelle Messlöffel

Dass das Angebot an Anfangsnahrung unseren Test nicht völlig unbeschadet überstanden hat, dafür sorgten vor allem Schlamperei und Gedankenlosigkeit bei der Gestaltung der mitgelieferten Messlöffel. Bei drei Löffeln haben unsere Testpersonen mehr Pulver aufgenommen, als es dem empfohlenen Gewicht entspricht, bei drei anderen war es zu wenig. Häufig wurde von den Testern die unpraktische Löffelform kritisiert. Pulver bleibt im zweiteiligen Griff oder in Hohlräumen hängen, das gehäufte Pulver lässt sich nicht glattstreichen und anderes mehr.

Kennzeichnung "mangelhaft"

Ebenfalls häufig zu beanstanden sind Mängel in der Kennzeichnung, in acht Fällen kam es zu Abwertungen. Besonders negativ ist uns die Verpackung von Bebivita aufgefallen: zunächst wegen der nicht korrekten Füllmengenangabe und weil ein Hinweis zur richtigen Aufbewahrung fehlte. In zwei Fällen beschränkte man sich bei der Klarstellung, dass Muttermilch die beste Ernährung für jeden Säugling ist, (im Gegensatz zur Konkurrenz) auf das gesetzliche Mindesterfordernis.

Anbieteradressen

Aptamil, Milumil, Comformil : Milupa GesmbH,
Postfach 2,
A-5412 Puch bei Salzburg,
(08000) 31 17 56

Beba : Nestlé Österreich GesmbH,
Emil-Kralik-Gasse 6,
A-1050 Wien,
(01) 546 71-0

Bebivita GmbH ,
Postfach 101253,
D-80086 München,
(004989) 209 138-0

Hipp GesmbH & Co Vertrieb KG ,
Theresienthalstraße 68,
A-4810 Gmunden,
(07612) 765 77-104

Holle baby food GmbH ,
Baselstraße 11,
CH-4125 Riehen,
(004161) 645 96 00

Humana GmbH ,
Bielefelder Straße 66,
D-32046 Herford,
(00495221) 18 12 22

Lactana : Töpfer GmbH,
Heisinger Straße 6,
D-87460 Dietmannsried/Allgäu,
(00498374) 934-0

Milasan GmbH , Kinderkost Werk Conow,
D-19294 Malliß,
(0049800) 550 01 38

Kompetent  mit Konsument

  • Testsieger Muttermilch. Auch die beste industriell gefertigte Milch kann nur ein Ersatz für Muttermilch sein. Beim Stillen gibt es keine Gefahr von Überdosierung, keine Hygieneprobleme, geringstmögliches Allergierisiko.
  • Babynahrung o.k . Alle Produkte erfüllen die Bestimmungen zur Nährstoffzusammensetzung. Die Schadstoffbelastung liegt in den meisten Fällen unter der Nachweisgrenze.
  • Löffelweise zum Übergewicht . Schlampig ausgeführte Messlöffel machen die richtige Dosierung zu einem Glücksspiel.

Die Untersuchungsergebnisse wurden uns im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) zur Verfügung gestellt.

Kennzeichung (20%)

Beurteilt wurde nach der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung und nach der Richtlinie für Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung. Die Kennzeichung wurde abgewertet, wenn Hinweise fehlten, die für den Verbraucher wichtig sind und/oder von der Mehrzahl der Hersteller angeführt werden.

War die LMKV oder die RL für Säuglingsanfangsnahrung nicht zufriedenstellend oder hat ein wichtiger Hinweis gefehlt, wurde die Kennzeichung mit „o“ bewertet. Waren zwei dieser Kriterien nicht zufriedenstellend, wurde die Kennzeichnung mit „—„ bewertet.

Nährstoffzusammensetzung (30%)

Die Nährstoffzusammensetzung wurde mit der RL für Säuglingsanfangsnahrung verglichen. Dabei wurden folgende Parameter untersucht: Gesamtfett (Weilbull-Stoldt) und Fettsäuren einschließlich Trans-Fettsäuren mittels GC-FID, Stickstoffgehalt (nach Kjeldahl) und Aminosäurenanalyse, Zuckerbestimmung (Glucose, Lactose, Maltose und Gesamtzucker) mittels HPLC, Trockensubstanz und Aschebestimmung, Vitamin A mittels HPLC-UV und Vitamin D3 mittels DC und HPLC-UV, Mineralstoffe: Natrium, Kalium, Calcium, Eisen, Kupfer, Magnesium und Zink mittels Flammen-AAS, Phosphat mittels Photometer, Chlorid mittels Titration.

Rückstände (15%)

Schwermetalle Blei und Cadmium mittels Graphitofen-AAS

Pestizidbestimmung (Organochlor- Organohalogen-, Organostickstoff- und Organophosphorpestizide, Pyrethroide).

Mikrobiologie (15%)

Bestimmung von Enterobacteriaceen, Enterobacter sakazakii in 1g und 25g.

Löffelgewicht (20%)

5 Tester haben das Löffelgewicht von 5 Packungen jedes Produktes bestimmt. Dafür wurden von jedem der 15 Produkte 5 Packungen inkl. dem dazugehörigen Löffel bereitgestellt. Vor dem Wiegen wurde das Pulversäckchen geschüttelt und anschließend der Löffel mit Pulver befüllt und mit einem Messerrücken das überstehende Pulver abgestrichen, mit jedem Löffel wurde das Gewicht bestimmt.

Anschließen wurden die Ergebnisse statistisch ausgewertet (Mittelwert, Min.- und Maximalwert, Standardabweichung). Für die Bewertung wurde der Mittelwert +/- der Standardabweichung mit dem Sollwert verglichen. War der Sollwert außerhalb der Standardabweichungen, wurde das Produkt abgewertet.

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