Zum Inhalt

Ja! Natürlich Milch - Was heißt hier frisch?

Lebensmittel-Check

Was Konsumenten alles zugemutet wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: ESL-Milch von Ja! Natürlich, deren Verpackung fast genauso aussieht, wie jene der Frischmilch.

 

Ja! Natürlich Milch: Auf den ersten Blick ist die ESL-Milch nicht von der Frischmilch zu unterscheiden. (Bild: U. Payer/VKI)
Ja! Natürlich Milch: Auf den ersten Blick ist die ESL-Milch nicht von der Frischmilch zu unterscheiden. (Bild: U. Payer/VKI)

Ja! Natürlich Milch: Auf den ersten Blick ist die ESL-Milch nicht von der Frischmilch zu unterscheiden. (Bild: U. Payer/VKI)

Ja! Natürlich Milch: Auf der Vorderseite findet sich ein kleiner Hinweis "Länger frisch genießen." (Bild: U. Payer/VKI)
Ja! Natürlich Milch: Auf der Vorderseite findet sich ein kleiner Hinweis "Länger frisch genießen." (Bild: U. Payer/VKI)

Ja! Natürlich Milch: Auf der Vorderseite findet sich ein kleiner Hinweis "Länger frisch genießen." (Bild: U. Payer/VKI)

Ja! Natürlich Milch: Die Frische Vollmilch hat diesen Hinweis nicht und ist keine ESL-Milch. (Bild: U. Payer/VKI)
Ja! Natürlich Milch: Die Frische Vollmilch hat diesen Hinweis nicht und ist keine ESL-Milch. (Bild: U. Payer/VKI)

Ja! Natürlich Milch: Die Frische Vollmilch hat diesen Hinweis nicht und ist keine ESL-Milch. (Bild: U. Payer/VKI)

Kleine, unauffällige Kennzeichnung

Das steht drauf: Ja! Natürlich Bio Vollmilch, Ja! Natürlich Bio Leichtmilch, Ja! Natürlich Frische Vollmilch

Gekauft bei: Billa

Das ist das Problem

ESL Milch (extended shelf life = längere Haltbarkeit im Regal) hat während der letzten Jahre immer mehr Platz in den Milchregalen erobert und wird mittlerweile häufiger verkauft als Frischmilch. Um ESL-Milch herzustellen, gibt es zwei Verfahren: Bei dem einem wird die Milch für wenige Sekunden auf bis zu 127 Grad erhitzt. Auf diese Weise länger haltbar gemachte Milch hat einen leichten Kochgeschmack, wie man ihn auch von Haltbarmilch kennt.  Beim zweiten Verfahren wird die Milch in Magermilch und Rahm aufgetrennt und die Magermilch mit Hilfe von mikrofeinen Filtern weitgehend entkeimt. Der Rahm und der Filterrückstand werden wenige Sekunden auf bis zu 127 Grad, die filtrierte Magermilch auf 72 bis 75 Grad erhitzt. Anschließend werden alle Bestandteile wieder zusammengefügt.

Veränderter Geschmack

ESL-Milch ist ungeöffnet und gekühlt bis zu vier Wochen haltbar und unterscheidet sich qualitativ kaum von Frischmilch. Die durch das jeweilige Herstellungsverfahren bedingten Nährstoffverluste sind kaum höher als bei herkömmlich pasteurisierter Frischmilch.  Überzeugte Frischmilchfans haben gegen ESL-Milch trotzdem Vorbehalte. Vor allem der durch Hocherhitzung veränderte Geschmack ist nicht jedermanns Sache.

Kleine Schrift

Doch ob in einer Packung frische oder ESL-Milch drin ist, ist im Geschäft nicht immer einfach zu erkennen. ESL-Milch muss zwar als „länger frisch“ gekennzeichnet sein, doch die Deklaration ist auf der Packung häufig in kleiner Schrift und an unauffälliger Stelle aufgedruckt und daher nur mit Mühe zu entdecken. So auch bei den Milchpackungen von Ja! Natürlich, über die sich eine Konsument-Leserin heftig ärgerte. Sie wollte frische Milch von Ja! Natürlich kaufen, fand im Geschäft keine und bemängelte: „…Man bekommt nur mehr ESL-Milch (länger frische), die in meinen Augen ihren Namen zu Unrecht trägt, denn eine Milch, die wochenlang hält, ist für mich Haltbarmilch. Mit Frische hat das nichts mehr zu tun. Verpackungen wurden geändert, sodass auf den ersten Blick kaum erkennbar ist, dass es sich nicht mehr um frische Milch handelt, denn das Wort "länger" ist sehr klein geschrieben…“.

Keine Aussicht auf Änderung

Wir baten Rewe um Stellungnahme, die das Unternehmen über lange Textpassagen dazu nutzte, ausführlich die neue Frische Bio-Heublumenmilch von Ja! Natürlich zu bewerben. Dass der Hinweis „länger frisch“ auf den Ja! Natürlich ESL-Milch-Packungen in Hinkunft größer und deutlicher aufgedruckt wird, stellte Rewe leider nicht in Aussicht.  Wir hätten noch weitere Anregungen: Unserer Meinung nach sollte auf ESL-Milch-Packungen auch das jeweils angewendete Herstellungsverfahren angegeben sein (Hocherhitzung bzw. Mikrofiltration). Darüber hinaus sollte Milch, die länger als sieben Tage haltbar ist, grundsätzlich nicht als „frisch“ bezeichnet werden dürfen.

Reaktion der Firma Rewe

Was Rewe dazu sagt, dass die Verpackungen der Ja! Natürlich Frischen Vollmilch und der Ja! Natürlich ESL-Milch kaum voneinander zu unterscheiden sind.

„Wir können Ihnen versichern, dass Ja! Natürlich keineswegs plant, die frische Milch aus dem Sortiment zu nehmen. Ganz im Gegenteil wird auch BILLA wie bereits MERKUR die Frische Bio-Heumilch führen. Für die Bio-Heublumenmilch von Ja! Natürlich gelten höchste Tierhaltungsstandards: Die Kühe auf den Bio-Bauernhöfen im Salzburger Land genießen das ganze Jahr über 365 Tage Freilauf. Mindestens 120 Tage im Jahr verbringen sie dabei im Herdenverbund auf der Weide und den Rest des Jahres im Laufstall. Strengste Qualitätskriterien garantieren die Fütterung der Kühe mit ausschließlich frischem Gras, Heu und etwas Getreide. Auf gärendes Silofutter wird konsequent verzichtet. Durch die einzigartige Qualität der Rohmilch kann in der Molkerei auf hochtechnologische Prozesse verzichtet werden. Bevor sie in die Packung gelangt, wird die Milch nur pasteurisiert und besonders schonend homogenisiert.

Die Inhaltsstoffe der Milch bleiben so erhalten. Die Herstellung von Heumilch ist die ursprünglichste Form der Milchherstellung. Seit Jahrhunderten erfolgt die Fütterung der Milchkühe angepasst an den Lauf der Jahreszeiten: Im Sommer treiben unsere Bauern die Kühe auf die Weiden oder Almen. Die Wiesen werden gemäht, das Gras wird getrocknet und das so gewonnene Heu in Scheunen für die kalte Jahreszeit gelagert. Die Heuwirtschaft wirkt sich zudem positiv auf die Natur aus. Denn das Mähen und Weiden fördert die Artenvielfalt. Und: Je höher der Artenreichtum, umso besser das Aroma und die Qualität der Milch. Dieser Standard in der Milchproduktion ist österreichweit einzigartig.

Zu der Vermutung, die die Konsumentin äußert, dass ESL-Milch und Haltbarmilch ident wären, möchten wir an dieser Stelle gern kurz auf den Lebensmittelcodex verweisen. Dieser definiert die spezifischen Kategorien sehr eindeutig. Die mikrofiltrierte Länger-Frisch-Vollmilch von Ja! Natürlich (=ESL-Milch) wird wie die Frische-Vollmilch pasteurisiert, zusätzlich aber auch noch mikrofiltriert. Diese Filtration führt dann zu einer längeren Haltbarkeit.

Gemäß dem österreichischen Lebensmittelcodex darf das Mindesthaltbarkeitsdatum für ESL-Vollmilch maximal 25 Tage nach dem Tag der Wärmebehandlung betragen. Das Ausmaß der Wärmebehandlung liegt deutlich unter jener der ultrahocherhitzten Milch (Haltbarmilch). Für die Mikrofiltration wird die Milch über keramische Membranen geführt. Bakteriensporen und vegetative Keime werden dadurch abgetrennt. Dadurch ergibt sich für die ESL-Milch die längere Haltbarkeit im Vergleich zur Frische-Vollmilch. Haltbare Konsummilch (H-Milch) ist eine Milch, die einer Ultrahocherhitzung unterzogen wurde und ungekühlt mehrere Monate lagerfähig ist. Ja! Natürlich führt keine H-Milch.“

REWE International AG
25.01.2016

Wir meinen: Auch wenn es stressig ist: Schauen Sie sich die Milchpackung ganz genau an. Die Angabe "länger frisch" ist bei ESL-Milch obligatorisch.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

GM Pesendorfer Papaya Spezial: Kennzeichnung jetzt richtig

GM Pesendorfer Papaya Spezial: Kennzeichnung jetzt richtig

Die widersprüchlichen Angaben auf der Verpackung der "GM Pesendorfer Papaya Spezial" sind nun richtiggestellt: die Vorderseite verspricht "100 % Frucht" und das Etikett am Boden führt nicht mehr irrtümlich Zucker als Zutat an.

NOA Bockshornklee Scheiben: Auslobung und Zutaten

NOA Bockshornklee Scheiben: Auslobung und Zutaten

"NOA Bockshornklee Scheiben" lassen aufgrund der Auslobung "mit Kichererbsenprotein & Olivenöl verfeinert" mehr Protein aus Kichererbsen sowie Olivenöl erwarten, aber nicht hauptsächlich Kokosfett.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang