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Freizeitunfallversicherungen - Marktübersicht: Kostspielige Hoppalas

  • Unfallhäufigkeit steigt
  • Oft lückenhafter Schutz gegen Unfallfolgen
  • Enorme Prämienunterschiede

Ein Unfall kann jeden treffen – während der Arbeitszeit, zu Hause oder in der Freizeit. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Rund 805.000 Unfälle ereigneten sich im vergangenen Jahr, rund 70 Prozent davon im Heim-, Freizeit- und Sportbereich. Tendenz weiter steigend: Seit 1990 nahm die Zahl der Freizeitunfälle sogar um 33 Prozent zu. Besonders davon betroffen sind Senioren, Kinder und Jugendliche. Das ist doppelt schlimm, denn gerade diese Bevölkerungsgruppen, aber auch Hausfrauen, fallen nach einem Unfall oft in ein finanzielles Loch. Der Staat übernimmt zwar die Kosten für die Versorgung im Krankenhaus, für Rehabilitationsmaßnahmen oder Medikamente, aber woher dann das Geld nehmen, wenn Haus oder Wohnung behindertengerecht umgebaut werden muss oder wenn ein Kind nach einem Unfall auf Lebenszeit nicht erwerbsfähig sein wird? Die private Unfallversicherung ist also in erster Linie als Ergänzung zur gesetzlichen gedacht, um nach einem Unfall Einkommensverluste und Einbußen an Lebensqualität auszugleichen.

Richtschnur

Als Richtschnur für die Versicherungssumme gilt: Ein 30-Jähriger sollte zirka das sechsfache Jahreseinkommen, ein 40-Jähriger das fünffache Jahreseinkommen versichern. Dies deshalb, weil bei jüngeren Menschen die staatliche Rente lediglich ein Drittel des Einkommens beträgt – daher sollte eine Rente aus der privaten Unfallversicherung vorsichtshalber höher angesetzt werden. Um den individuellen Bedarf zu eruieren, ist es sinnvoll, einmal zu überschlagen, wie viel Geld man monatlich benötigt, um den Lebensunterhalt für sich und eventuelle Angehörige zu bestreiten. Dazu ist zu klären, was an Einnahmen aus gesetzlicher oder betrieblicher Rente oder aus Kapitalerträgen zu erwarten wäre.

Progression

Polizzen mit Progressionstarif bieten in der Regel das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Progression heißt: Bis zu einem vereinbarten Prozentsatz (meist 25 oder 50 Prozent) wird unabhängig vom Grad der Invalidität relativ wenig ausgezahlt; erst darüber hinaus steigt die Versicherungsleistung überproportional. Hier wird also vor allem das Risiko der hohen Invalidität besonders gut abgesichert. Es gibt allerdings deutliche Unterschiede: So schwankt bei unserem Modell (200er-Progression; gerechnet von der Versicherungssumme) die Leistung bei einer Invalidität von 60 Prozent von 90.000 (Donau) bis 180.000 Euro (ÖBV, Wiener Städtische).

Ein Vergleich lohnt sich

Außerdem bei der Entscheidungsfindung zu beachten: die prämienfrei inkludierten, für Sie wichtigen Zusatzleistungen – etwa der Nottransport aus dem Ausland, wenn Sie sich viel im Ausland aufhalten. Taggeldsätze für den Spitalsaufenthalt wiederum sind besser mit einer eigenen Taggeldversicherung abzudecken, weil diese nicht nur nach einem Unfall, sondern auch im Krankheitsfall leistet.

Was die Prämienhöhe betrifft, lohnt sich ein Vergleich auf jeden Fall: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern sind enorm, selbst bei vergleichbaren Leistungen. So reicht die Palette bei einer Einzelpolizze (Mann) mit Progression von 200 Prozent von rund 270 Euro bei Hannover International bis zu 456 Euro bei Generali. Für ein Kind liegt die Bandbreite zwischen rund 120 Euro (Allianz) und rund 167 Euro (Wiener Städtische), bei einer Familienpolizze sogar zwischen 543 Euro (Hannover International) und 750 Euro (Donau). Noch größere Prämienunterschiede ergeben sich bei einer Progression von 225 Prozent: Die Bandbreite bei der Mann-Prämie reicht von 135 Euro (Maklerpool) bis 357 Euro (AXA).

"Maklerpool"

Das auffallend günstige Angebot von „Maklerpool“ wurde übrigens von Versicherungsmaklern in Kooperation mit der Würzburger Versicherung zusammengestellt. Es kann nur über Makler abgeschlossen werden; die 400 Makler, die mit dem Pool zusammenarbeiten, sind auf dessen Homepage aufgelistet bzw. telefonisch zu erfragen (siehe dazu: Tabellen - "Freizeitunfallversicherungen").

Angebote sammeln und prüfen

Wer einfach das erstbeste Angebot unterschreibt, zahlt unter Umständen viel zu viel. Daher zuerst Angebote sammeln und überlegen, welche Leistungen für Sie wichtig sind. Unabhängige Versicherungsmakler können bei der Auswahl behilflich sein; was Sie persönlich brauchen und wie viel Sie sich an Prämie leisten können, müssen aber letztlich immer Sie selbst bestimmen.

Problemloser Wechsel

Was tun, wenn Sie bereits unfallversichert sind und nun feststellen, dass Sie die gleichen Leistungen bei einem anderen Anbieter deutlich günstiger haben könnten? So rasch wie möglich wechseln, ist die einfache Antwort. Denn eine Kündigung und nachfolgende Neuversicherung ist – anders als bei Kranken- oder Lebensversicherungen, wo sich ein höheres Eintrittsalter mitunter sehr nachteilig auswirken kann oder sich lange Wartezeiten bis zum Einsetzen des Versicherungsschutzes ergeben – nicht automatisch mit Nachteilen verbunden. Einzig bei Zehnjahresverträgen könnten durch vorzeitige Kündigung Dauerrabatt-Rückforderungen anfallen. Diese werden zwar oft vom neuen Versicherer übernommen. Um Probleme bei der Kündigung von vornherein auszuschließen, ist es aber sinnvoll, bei Neuabschluss eine kürzere Vertragslaufzeit zu vereinbaren.

Musterbedingungen

Der Versicherungsverband hat neue Musterbedingungen für die Unfallversicherung ausgearbeitet (an die sich die Versicherer natürlich nicht halten müssen; die meisten werden sie aber über kurz oder lang als Grundlage einsetzen). Die neuen Bedingungen bringen einige Verbesserungen, aber auch ein paar neue Ausschlüsse mit sich. Für den Versicherten positiv ist, dass der Unfallbegriff erweitert wurde: So werden beispielsweise Herzinfarkt und Schlaganfall als Unfallursache nun automatisch mitversichert; ebenso Zerrungen, Verrenkungen sowie Meniskusriss. Vom Versicherungsschutz ausgeschlossen werden dagegen nunmehr bald auch Unfälle aufgrund des Einsatzes von biologischen oder chemischen Waffen. Außerdem sind gefährliche Sportarten (wie etwa Paragleiten oder Rafting) nach den neuen Bedingungen anzeigepflichtig und werden im Antrag abgefragt. Meist sind sie nur gegen eine Zusatzprämie versicherbar. Schummeln Sie bei diesen Angaben nicht – sonst haben Sie möglicherweise jahrelang umsonst Prämien gezahlt.

Die gesetzliche Unfallversicherung leistet

  • bei Unfällen in der Arbeit, im Kindergarten, in der Schule, auf der Uni beziehungsweise auf dem Weg dorthin oder von dort nach Hause;
  • bei Berufskrankheiten;
  • eine grundsätzliche Rentenzahlung (Schüler und Studenten sind Erwerbstätigen gleichgesetzt);
  • bei Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens drei Monaten und wenn sie mehr als 20 Prozent beträgt.

Nicht versichert sind: Hausfrauen, Pensionisten.

Die private Unfallversicherung versichert

  • die Folgen dauerhafter Invalidität;
  • den Todesfall;
  • Taggeld; Spitalgeld;
  • den Ersatz der Unfallkosten (Heil-, Bergungs- und Rückholkosten).

Nicht versichert sind: vollständig arbeitsunfähige Menschen, an einem schweren Nervenleiden erkrankte oder geisteskranke Personen.

Die Anbieter wurden nach Marktanteilen ausgewählt. Daneben wurden Angebote von uns bekannten günstigen (kleineren) Anbietern im Unfallversicherungsbereich eingeholt und dargestellt. Das gewählte Angebot gilt für Personen der Gefahrenklasse I (Angestellte, kein besonderes Berufsrisiko), die Versicherungssummen betragen € 150.000,– für Invalidität, € 15.000,– für den Todesfall und € 3000,– für Unfallkosten. Für die Übersicht haben wir einen Progressionstarif (200% oder der nächstmögliche) gewählt, da hier ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gegeben und das Risiko der hohen Invalidität besser abgesichert ist.

Das Angebot an Zusatzleistungen ist teilweise sehr umfangreich, in der Übersicht wurden nur die wesentlichsten berücksichtigt.

Die privaten Unfallversicherer verstehen unter einem Unfall ein Ereignis, das, vom Willen der Versicherten unabhängig, plötzlich, von außen, mechanisch (etwa durch einen Sturz) oder chemisch (etwa durch eine Säure) auf den Körper des Versicherten wirkt und eine körperliche Schädigung oder den Tod nach sich zieht.

Allerdings: Nicht jeder Unfall, der dieser Definition entspricht, ist wirklich versichert, denn oft kommt es auf die Rahmenbedingungen an. So sind vom Versicherungsschutz ausgenommen:

  • Unfälle als Folge der Benützung von Paragleitern, Drachenfliegern, Fallschirmen etc. sowie von Luftfahrzeugen (außer, man ist Passagier in Motorflugzeugen, die zur Personenbeförderung zugelassen sind);
  • Unfälle infolge einer wesentlichen Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit durch Alkohol, Suchtgifte und Medikamente;
  • Unfälle bei der Beteiligung an motorsportlichen Wettbewerben (auch Rallyes oder Wertungsfahrten) und Trainingsfahrten;
  • Unfälle bei der Teilnahme an Landes-, Bundes- oder internationalen Wettbewerben in verschiedenen Sportarten;
  • Unfälle, die im Zusammenhang mit Kriegsereignissen sowie inneren Unruhen stehen;
  • Unfälle, die bei vorsätzlich begangenen oder versuchten strafbaren Handlungen eintreten;
  • Unfälle durch ionisierende Strahlen bzw. Kernenergie;
  • Unfälle durch Heilmaßnahmen und körperliche Eingriffe, die nicht im Zusammenhang mit einem Unfall erforderlich waren.

Sehr große Prämienunterschiede. Bei Einzelpolizzen lassen sich bei vergleichbaren Leistungen bis zu 186 Euro im Jahr einsparen, Maklerpool ist sogar um 222 Euro billiger als das teuerste Vergleichsangebot.

Sparen durch kündigen. Ältere Verträge überprüfen und mit dem aktuellen Angebot vergleichen. Ein Wechsel ist meist ohne Nachteile möglich.

Vorbeugen statt teuer versichern. Vor allem bei Senioren und Kindern könnten durch diverse Maßnahmen viele Unfälle verhindert werden. Das Institut „Sicher leben“ (Tel.: 01/715 66 44, Internet: www.sicherleben.at) und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (Tel.: 01/711 32-0, Internet: www.sozialversicherung.at) haben viele Tipps dazu zusammengestellt.

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