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Kinderhochstühle - Kein sicherer Platz

, aktualisiert am

  • Keiner ist rundum empfehlenswert
  • Manche Modelle bergen Gefahren
  • Gut "mitzuwachsen" vermögen wenige

Frühestens ab dem achten oder neunten Lebensmonat kann ein Kinderhochstuhl angeschafft werden. Da kann das Baby schon ordentlich sitzen und seinen Platz am Familientisch einnehmen. Wenn es auch noch nicht richtig mit den Großen mitessen darf, so kann es zumindest dort mit seinem Brei gefüttert werden. Die angebotenen Modelle lassen sich in zwei Gruppen teilen: Stühle, die für das Babyalter und bis zwei Jahre benützt werden können und solche, die später weiterverwendet werden können.

Nachnutzung möglich

Bei letzteren stellt sich die Wahl zwischen Modellen, die als Nachnutzung zu Tischchen und Stühlchen werden und jenen, die Sitzgelegenheiten bleiben, aber den heranwachsenden Sprössling mittels Zusatzausstattung bis zum Alter von 12 oder 14 Jahren begleiten. In dieser Gruppe fanden sich auch die beiden halbwegs empfehlenswerten Produkte, doch Stokke und Moizi sind mit 138 beziehungsweise 160 Euro nicht wirklich billig.

"Mitwachsende" Hochstühle

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"Mitwachsende" Hochstühle
"Mitwachsende" Hochstühle "Mitwachsende" Hochstühle Das sind Hochstühle, die ab 8 Monaten und durch Umbau bis zu einem Alter von 12 oder 14 Jahren eine Sitzgelegenheit bieten. Schwäche: bei schweren Modellen darauf achten, dass sie etwas wegrutschen können, wenn sich das Kind am Esstisch abstößt (eventuell glatteUnterlage). |
Stokke Tripp Trapp
Stokke Tripp Trapp Stokke: Tripp Trapp € 138,– Der Testsieger vereint Haltbarkeit mit hohem Sitzkomfort, ist solide und gut anpassbar |
Moizi
Moizi Moizi € 160,– Das teuerste Modell im Test verfügt als einziges über einen verstellbarem Schrittgurt, trotzdem besteht Durchrutschgefahr. Gute Sitzeigenschaften, solide, haltbar. |
Roba Sit-Up 7550
Roba Sit-Up 7550 Roba: Sit-Up 7550 € 49,99 Deutliche Mängel beim Sitzkomfort für die Jüngsten, Sitzbrettchen splitterte ab, im Sitzverkleinerer wurden umweltbedenkliche (und verbotene!) AZO-Farben gefunden. |
Geuther Familiy
Geuther Familiy Geuther: Familiy € 144,– Gute Sitzeigenschaften, leicht verstellbar, doch für Jüngere besteht die Gefahr des Durchrutschens; gefährliche Klemmstelle beim Tisch. |
Herlag Tipp Topp
Herlag Tipp Topp Herlag: Tipp Topp € 109,90 Einige Nachteile: Anpassbarkeit eingeschränkt, Umbau umständlich. Anmerkung: Firma Kettler liefert das Modell seit kurzem mit zusätzlichem Beckengurt, der das Durchrutschen verhindert. Falls nicht vorhanden, ist der Gurt zu bestellen unter: Tel.Nr.: (0049 2938) 814 59 oder per E-mail toys@Kettler.net |
"Mitwachsende" Hochstühle
Stokke Tripp Trapp
Moizi
Roba Sit-Up 7550
Geuther Familiy
Herlag Tipp Topp

Kippen oder Durchrutschen

Kinder leben gefährlich – auch im Hochstuhl. Jährlich verletzen sich mehrere hundert Kleinkinder so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Meist handelt es sich um Kopfverletzungen. Das Ergebnis dieses Tests fiel ebenfalls deprimierend aus. Wir entdeckten bei manchen Modellen gewaltige Mängel. Bei einem Gutteil davon saß der Schrittgurt zwischen den Beinen nicht eng genug (beide Modelle von Herlag, Schardt Basic, Moizi, Geuther). Da kann das Kleine ein Bein herausziehen, auf der anderen Seite zum zweiten Bein durchschieben und unbemerkt nach unten rutschen. Wenn es dann das Pech hat, nicht ganz zu Boden zu rutschen, sondern mit dem Kopf im Stuhl hängen zu bleiben, droht die Gefahr des Erstickens.

Einige können umkippen

Einige Modelle können umkippen, wenn der Sprössling nicht ganz ruhig sitzt. Die Hersteller hatten bei der Konstruktion wohl nur ein Achtmonatiges vorm geistigen Auge. Anfangs sitzen die Kleinen tatsächlich noch ganz still und beobachten ihre Umgebung. Doch später, da stehen ganz schöne Kunststücke auf dem Programm: Sie beugen sich etwa weit nach vorne, um sich einen Löffel vom Tisch zu angeln, oder lassen sich tief zur Seite fallen, um Spielzeug nachzuschauen, das zu Boden gefallen ist. Besondere Vorsicht ist im Alter von neun bis zehn Monaten geboten, denn da versuchen sie, im Stuhl aufzustehen.

Kinder immer im Auge behalten

Eine weitere Gefahr droht, wenn sich das Kind mit den Beinen vom Tisch abstößt. Das standfesteste Modell kann umkippen, wenn es nicht durch diesen Stoß ein wenig vom Tisch wegrutschen kann. Hier spielt auch die Gleitfähigkeit des Bodens eine Rolle: Auf Parkett klappt es besser als auf einem Teppich. Fatal ist, dass Baby’s Aktionen meist blitzartig erfolgen. Selbst wenn die Eltern mit ihm beim Tisch sitzen, können sie wahrscheinlich in keiner der geschilderten Situationen ausreichend schnell reagieren. Und das zeigt deutlich: Ein Kinderhochstuhl sollte nicht als sicherer Verwahrungsort für die Kleinsten betrachtet werden, sondern lediglich für die Zeit des Essens dienen.

Weitere Gefahren

Weniger streng bewertet wurde das Gefahrenpotenzial, wenn der unternehmungslustige Junior auf dem Hochstuhl seine Kletterkünste ausprobiert. Steigt er beispielsweise auf die Fußstütze des Peg Pérego, kann der ganze Stuhl umfallen. Riskante Situationen können sich auch ergeben, wenn ältere Geschwister den Stuhl als Spielzeug benutzen: Das Storchenmühle-Modell kann inklusive Baby nach vorne kippen, wenn sich ein größeres Kind von unten an die Tischplatte hängt. Und Rollen können zur Gefahr werden, wenn Geschwister den Stuhl zum Herd oder zur Stiege schieben.

Bequem waren wenige

Hochstühle müssen nicht nur mit der zunehmenden Mobilität, sondern auch mit dem ständigen Wachstum der Kleinsten Schritt halten können. Die Größenunterschiede sind beträchtlich: Mit neun Monaten misst ein Kind im Durchschnitt 70, mit zweieinhalb Jahren etwa 90 Zentimeter. Ein gutes Modell sollte so anpassungsfähig sein, dass es der Sprössling jederzeit darauf bequem hat. Im Klartext: Die Füße sollten stets abgestützt und der Rücken angelehnt werden können. Das ist wichtig für eine gute Haltung. Und noch eines: In einem unkomfortablen Stuhl will kein Kind lange bleiben.

Komfort in jeder Phase

Bei den Tisch-Stuhl-Kombinationen klappt dies nicht durchgängig: In der Anfangsphase sitzt das Baby durch einen Sitzverkleinerer zwar bequem, wenn es aber herausgewachsen ist, bleibt ihm ob der Tiefe der Sitzfläche nur, entweder den Rücken anzulehnen oder die Beine abzustützen. Erst mit etwa zweieinhalb Jahren wird die Sache wieder angenehmer. Bei den Modellen, die bis zu einem Alter von 12 oder 14 Jahren angepasst werden können, funktionierte dieser Punkt wesentlich besser. Bis auf den Stuhl von Roba: Die Fußstütze für die Kleinsten konnte nicht in der richtigen Höhe eingesetzt werden, und die Beine baumelten in der Luft.

Altersangaben

Auf den getesteten Modellen sucht man Altersangaben fast vergeblich. Und die, die wir fanden, waren in keinem Fall korrekt (also ab dem 8. Monat). Völlig daneben liegt Storchenmühle mit der Empfehlung ab dem 3. Monat: In diesem Alter kann noch kein Baby sitzen. Ärgerlich ist auch, wenn Holz splittert, wie an der Sitzfläche des Roba-Stuhles. Und der Ikea-Gulliver schaffte es, in der Standsicherheit eine befriedigende Note einzuheimsen, obwohl er von Anfang an etwas wackelig dastand, weil ein Bein länger war als die übrigen!

Geuther: Heinrich Geuther Kindermöbel, Postfach 1280, D-96266 Mitwitz, (0049 1805) 26 36 46

Herlag: Kettler Austria GmbH, Elsenwang 119, A-5322 Hof bei Salzburg, (06229) 39 39-0

Ikea Möbelvertrieb OHG, Shopping City Süd, A-2334 Vösendorf, (01) 690 00-0

Moizi Möbel GmbH, Warburger Straße 37, D-33034 Brakel, (0049 5272) 371 50

Peg Pérego: Fillikid, Faistenau Nr. 122, A-5324 Faistenau, (06228) 29 35

Roba Baumann GmbH, Postfach 1107, D-96233 Ebersdorf, (0049 9562) 922 10

Schardt: Georg Schardt KG, Postfach 1269, D-96266 Mitwitz, (0049 9266) 990 70

Stokke GmbH, Reitbachstraße 4, A-5301 Eugendorf, (0820) 00 11 48

Storchenmühle: Horn Babyausstattung GmbH, Spitzgasse 28, A-5270 Mauerkirchen, (07724) 22 69-0

Kompetent mit Konsument

  • Spärliche Auswahl. Brauchbar waren lediglich die Stühle von Stokke und Moizi. Allerdings zu einem hohen Preis (138 bzw. 160 Euro). In der Sicherheit schnitten die wesentlich günstigeren Ikea-Modelle besser ab, doch beide bieten sonst kaum Komfort.
  • Zusätzlich anschnallen. Lassen Sie das Kind nie alleine dort, und gurten Sie es außerdem noch an. (Am besten mit einem Y-Gurt wie im Auto.) Gurt und Stuhl müssen nicht vom selben Hersteller sein. Achten Sie darauf, dass die Schnallen auch ein älteres Kind nicht öffnen kann.
  • Auf Anpassungsfähigkeit achten. Der Hochstuhl sollte in jedem Alter eine Stütze für den Rücken und für die Füße bieten. Auch die Sitzverkleinerer ausprobieren.
  • Nur zum Essen. Ein Hochstuhl kann den Sprössling von Gefahren wie heißen Töpfen oder Essbesteck fernhalten. Ein Platz zum Spielen sollte er nicht sein. Ein Sturz aus einer solchen Höhe endet nur zu oft mit einer Kopfverletzung.

Der Test wurde von der Stiftung Warentest durchgeführt. Getestet wurden 11 Kinderhochstühle, davon 8, die über die Babyzeit hinaus nutzbar sind.

  • Kindgerechte Gestaltung: Anhand von Dummys und praktischen Prüfungen mit Kindern beurteilten 3 Experten die wichtigsten Sitzmaße mit und ohne Sitzverkleinerer, die Anpassbarkeit der Fußstützen, Material, Verhältnis zum Esstisch, Angaben zur Alters- und Größeneignung.
  • Haltbarkeit: Festigkeitsprüfung bei dynamischer Belastung in Anlehnung an DIN EN 1178-1; Speichel- und Schweißechtheit nach DIN 53160 (6/4).
  • Handhabung: 3 Experten und 2 Laien beurteilten Montage, Bedienungskomfort von Gurten, Handhabung beweglicher Teile, Reinigung.
  • Sicherheit: Standsicherheit in Anlehnung an DIN EN V 1178-2; Festigkeit der Schrittgurte, Möglichkeit des Durchrutschens, Sicherheitshinweise, scharfe Ecken und Kanten, Klemm-, Quetsch- und Scherstellen; Schadstoffanalyse.

Nur fürs Babyalter

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Nur fürs Babyalter
Nur fürs Babyalter Nur fürs Babyalter Vorsicht: große Unterschiede, wie lange sie verwendbar sind. Empfohlen ab 8 Monaten. |
Ikea Gulliver
Ikea Gulliver Ikea: Gulliver € 39,95 Leichter Holzstuhl. Plus für günstigen Preis, Robustheit, Standsicherheit Minus für fehlendes Sitzkissen, nicht anpassbare Fußstütze, etwas dünne Lackierung, nutzbar nur bis zum Alter von zwei Jahren. |
Peg Perego Prima Pappa
Peg Perego Prima Pappa Peg Pérego Prima Pappa € 144,– geeignet bis 2 1/2 Jahre; Minus für schwierige Reinigung, Rollen (auch wenn zwei davon feststellbar sind, droht die Gefahr, dass man auf die Arretierung vergisst). |
Ikea Antilop
Ikea Antilop Ikea: Antilop € 10,50 Billigster Stuhl im Test, leicht, robust Nachteilig sind fehlende Anpassbarkeit und frühes Herauswachsen (bis zirka 18 Monate). |
Nur fürs Babyalter
Ikea Gulliver
Peg Perego Prima Pappa
Ikea Antilop

Tisch-Sessel-Kombination

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Tisch-Sessel-Kombination
Tisch-Sessel-Kombination Tisch-Sessel-Kombination Ab 8 Monaten, können später bis zu einem Alter von etwa 3 1/2 Jahren als Kindertischchen und -stühlchen weiter verwendet werden. Schwächen: nach vorne Kippen, fehlender Komfort in mancher Altersgruppe. |
Storchenmühle Happy Baby
Storchenmühle Happy Baby Storchenmühle: Happy Baby € 140,– Schwerer Massivholz-Stuhl, solide, haltbar; Minuspunkte sind: der teuerste dieser Gruppe, wenig Komfort, wenn das Kind aus dem Sitzkissen herausgewachsen ist. |
Herlag Kombi-Set
Herlag Kombi-Set Herlag: Kombi-Set € 79,90 Solide Machart, doch Gefahr des Durchrutschens, schwierig zu reinigen. |
Schardt Basic
Schardt Basic Schardt: Basic € 67,– Von Nachteil sind Durchrutschgefahr, geringe Haltbarkeit, umständliche Montage. |
Tisch-Sessel-Kombination
Storchenmühle Happy Baby
Herlag Kombi-Set
Schardt Basic

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