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Kindersonnenbrillen - Mehr als ein Modegag

  • Kinder brauchen unbedingt Sonnenbrillen
  • Gute Modelle müssen nicht teuer sein
  • Nicht nur UV-Schutz ist ein Kriterium

 

34 Sonnenbrillen für Kinder haben wir in Supermärkten, Drogerien, Spielzeuggeschäften, Sportgeschäften, bei Optikern, in Photogeschäften und auf Märkten eingekauft. Der Preis (von 19,90 bis 359 Schilling) muß nicht ausschlaggebend für die Qualität sein. Eine der beiden Look-by-Bipa-Brillen um 79,90 Schilling entsprach den Lichtschutzanforderungen ebensogut wie wesentlich teurere.

Die 3 Testsieger haben auch perfekten Seitenschutz: eine markenlose Brille von Interspar um öS 119,– (Mitte), Julbo, um öS 359,– gekauft bei Sports Experts (links) und OGL & Looping, gekauft um öS 145,– bei Niedermeyer (rechts).

Kinderaugen sind empfindlich

Kinderaugen verfügen noch nicht über den Eigenschutz gegen UV-Strahlen. Die werden zwar nicht als Licht wahrgenommen, können aber ohne entsprechenden Blocker zu Schädigungen führen. Auch sichtbares Licht kann sich, wenn es zu intensiv ist, auf das kindliche Auge nachteilig auswirken. Kinder dürfen nicht in die grelle Sonne starren. An Sommertagen kann es zu Schädigungen der Netzhaut kommen, speziell bei starker Sonnenstrahlung, etwa im Gebirge oder am Meer. Eine gute Brille schützt vor den gefährlichen UV-Strahlen und beugt Blendung durch grelles sichtbares Licht vor. Nebenbei verhindert sie das häßliche Zusammenkneifen der Augen und schützt vor Sand, Staub usw. Auch deshalb sollten Kinder eine Sonnenbrille tragen.
Wichtigstes Kriterium ist die Fähigkeit der Gläser, UV-Strahlen zu absorbieren. Lichtstrahlen werden in Nanometer (nm) gemessen. Ein nm ist der milliardste Teil eines Meters. Erforderlich ist ein hundertprozentiger UV-Schutz bis 380 nm. Das bedeutet, daß Wellen aller Arten bis zu 380 nm Länge absorbiert werden. Optimal ist der Schutz bis 400 nm. Mit einer einzigen Ausnahme verfügten alle getesteten Brillen über den UV-Schutz bis 380 nm und wiesen diesen auch aus („100% UV-Schutz“). Selbst den Wert von 400 nm erreichten nur zwei Brillen nicht.
Eine andere Frage war die hinsichtlich der Durchlässigkeit des sichtbaren Lichtes. Sonnenbrillen sollen angenehmes Sehen ermöglichen und 70 bis 80 Prozent des sichtbaren Lichtes absorbieren. Die meisten Testbrillen erfüllten dieses Kriterium.

Optische Eigenschaften können Sie selbst testen

Sonnenbrillen sollen abdunkeln. Grau und braun sind die bevorzugten Töne. Brillen, die nach unten verlaufend heller werden, sind abzulehnen, ebenso spiegelnde Gläser für Kinder, weil sie leicht zerkratzen. Optisch in Ordnung ist eine Brille dann, wenn man die Welt ohne Verzerrung wahrnehmen kann. Bei schlechter Verarbeitung wird das Glas der Brille verzerrt, oder es weist Kratzer oder Schlieren auf. Dazu können Sie einen einfachen Test selbst durchführen: Halten Sie die Brille vors Auge und bewegen Sie sie 20 bis 30 Zentimeter vor den Augen hin und her. Eine angepeilte gerade Linie im Hintergrund darf dabei nicht verzerrt werden. Ein Punkt muß als Punkt (nicht als Strich) erscheinen. Eine Polaroid-Brille fiel übrigens beim optischen Test glatt durch.
Als nicht so erfolgreich erwiesen sich unsere Brillenmodelle bei der Beurteilung ihrer Form. Licht gelangt nicht nur von vorne, sondern auch seitlich an das Auge. Es sollte deshalb eine Form gewählt werden, die das Auge seitlich einigermaßen abschirmt. Chic, aber unzulänglich sind etwa kleine runde Brillen. Eine vollständig abschließende Brille ist zwar nur bei extrem starker Sonne – etwa in den Bergen oder am Strand – erforderlich, bei einigen Modellen aber war der Seitenschutz unzureichend.
Was das Material betrifft, so sind Sonnenbrillen aus Kunststoff für Kinder weitaus am besten. Sie sind leicht, es besteht wenig Verletzungsgefahr. Aber auch hier sollten Sie darauf achten, daß scharfe Kanten oder wegstehende Teile das Kind nicht verletzen. Unter Umständen besteht Gefahr bei Brillen mit Chrom-Nickel-Rahmen. Polycarbonatgläser, etwa 1,2 mm stark, sind speziell für den Sport zu empfehlen.
Achten Sie auf gute Paßform: Nehmen Sie das Kind zum Probieren mit und beobachten Sie, was geschieht, wenn es den Kopf nach vorne neigt. Rutscht die Brille vor, so sitzt sie schlecht, ebenso, wenn sie an Nase oder Ohren drückt. Die Brille soll auch nicht zu schwer sein. Das Kind darf sie kaum spüren, wenn es sie auch wirklich tragen soll. Beim Optiker sind Sie richtig, wenn es um die optimale Anpassung geht. Er kann die Brille erwärmen und in die richtige Form bringen.

Kinderbrillen müssen stabil sein

Gerade bei Kindern ist solide Ausführung wichtig. Ein einfacher Test kann bereits im Geschäft gemacht werden: Man nehme ein Tuch und versuche die Brille zu reinigen. Bewegen sich die Gläser, fallen sie gar heraus, oder bricht die Brille dabei, so verzichten Sie auf den Kauf. Für einen anderen Test unserer Prüfer werden Sie etwas mehr Mut brauchen: den Falltest. Nur die Remus 323 überstand ihn nicht unbeschädigt.
Die Preise bewegten sich zwischen 19,90 und 359 Schilling. Wobei anzumerken ist: Zahlreiche Modelle zwischen 70 und 120 Schilling schafften sogar ein „sehr gut“. Nicht nur Sonnenbrillen sorgen für den UV-Schutz Ihres Kindes, auch Eincremen mit einer guten Sonnencreme (siehe „Konsument“ 6/98) gehört dazu. Und setzen Sie dem Sprößling auch im Schatten oder Halbschatten Sonnenhut und Schirmkappe auf („Konsument“ 6/99).

Kompetent

Kind mitnehmen.

Die Brille muß gut sitzen und darf nicht drücken. Der Optiker kann sie optimal anpassen. Material Kunststoff.

Test im Geschäft.

Linien dürfen beim Durchschauen nicht verzerrt erscheinen. Putzprobe: Putzen mit einem Tuch muß die Brille aushalten.

UV-Schutz bestätigen lassen.

Hundertprozentiger UV-Schutz sollte auf der Sonnenbrille ausgewiesen sein. Farbe am besten braun oder grau.

Auch seitlicher Schutz.

Besonders wichtig bei starker Sonnenstrahlung (Meer oder Gebirge).

So haben wir getestet

Im Test waren 34 Sonnenbrillen für Kinder, die wir in Wien und Umgebung Anfang April 1999 eingekauft haben.

Die technische Prüfung wurde mit einem Varian-Spektralphotometer Carry 3E sowie mit einem Rodenstock-Scheitelbrechwertmesser durchgeführt. Der Praxistest umfaßt einen Falltest aus 1,70 m Höhe, den Reinigungstest mit einem Baumwolltuch sowie die subjektive Beurteilung des Seitenschutzes.

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