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Schischuhe mit Komfort - Schmerz, lass nach!

, aktualisiert am

  • Wenn der Komfort vorgeht
  • Anzahl der Features als Gradmesser
  • Nachteile bei der Kraftübertragung

Schifahren - beliebteste Wintersportart Österreichs

Eislaufen, Snowboarden, Langlaufen – keine Wintersportart kann dem Schifahren den Rang ablaufen. Wenn in Österreichs Schigebieten die Sonne aufgeht, versammelt sich die Carvergemeinde vor den Liften. In etwas verkrampften Positionen zwar, aber das tut dem Enthusiasmus keinen Abbruch – zumindest die ersten Fahrten über die frisch angezuckerten Pisten gehen wie von selbst. Spätestens am Abend, wenn die Lifte schließen, treffen sich die Sportler wieder zum kollektiven Schischuh-Ausziehen. Jeder Zentimeter zählt, wenn es heißt: Der Fuß muss da wieder raus!

Je zehn Männer- bzw. Frauen-Komfortschuhe getestet

Muss Schifahren so unkomfortabel sein? Muss man sich beim Ein- und Aussteigen aus den Schuhen so quälen, ganz zu schweigen von den Druckstellen, die man den ganzen Tag spürt. Komfortschuhe versprechen da Abhilfe. Wir haben je zehn solche Modelle für Männer und für Frauen unter die Lupe genommen, Preisrahmen zwischen 200 und 280 Euro.

Der aufrechte Gang

Grundsätzlich gilt: Je mehr Features ein Schuh aufweist, desto eher läuft er unter dem Begriff „Komfort“ – etwa viele Schnallen, Hebel und vielleicht sogar eine Pumpe zum Aufpumpen des Fersenbereichs wie beim Lowa SC 400 (mit der Zusatzbezeichnung „air“) in unserem Test. Sportliche Modelle verzichten auf derartige Spielereien. Außerdem hat der Schifahrer darin mehr Vorlage, während Komfortschuhe eher aufrecht geschnitten sind. Das kommt einem zwar beim Stehen oder Gehen entgegen, beim Schifahren selbst hat es aber klare Nachteile – vor allem für Ungeübte. Die neigen nämlich zur Rücklage, und die wird durch die aufrechte Haltung noch verstärkt.

Richtige Wahl des Schischuhes

Komfortmodelle besitzen auch eine vergleichsweise breite Schale, weil der Innenschuh dicker ist. Wer oft auf Schi steht, weiß in der Regel, welche Schuhe ihm passen. Wer sich unsicher ist, sollte sie in einem Geschäft kaufen, das die Schuhe auch zum Testen verleiht (oder eine Rücknahmegarantie anbietet). Das ist vor allem in Schigebieten der Fall. Im ersten Moment fühlen sich Schischuhe immer eng an, das soll auch so sein. Nach einiger Zeit gewöhnt sich der Fuß daran. Erst wenn die Schuhe geschlossen sind, lässt sich beurteilen, ob sie passen (die Zehen sollen dann vorne nicht anstoßen). Falsch wäre es, Schischuhe eine Nummer zu groß zu wählen, weil sich das anfangs angenehm anfühlt. Die müssen dann durch die Schnallen so eng zusammengepresst werden, dass zwangsläufig Druckstellen entstehen.

Probieren und Beratung sind wichtige Kriterien beim Schischuhkauf

Für den Kauf des richtigen Schuhwerks ist Geduld angesagt. Nur durch Probieren kann man das passende Modell finden. Aber auch die Beratung ist ganz entscheidend. Lassen Sie sich erklären, was an Ihrem Schuh wie justierbar ist. Wenn der Fuß während der Fahrt anfängt zu schmerzen, ist es gut zu wissen, ob man etwas dagegen tun kann und was. Wer beim Kauf von normalen Schuhen öfter Probleme hat, das richtige Paar zu finden, sollte sich noch mehr Zeit nehmen.

Worin liegt der Komfort?

Jedes unserer getesteten Modelle hat vier Schnallen, die durch eine Feinregulierung besser justierbar sind. Die Systeme sind sich grundsätzlich sehr ähnlich und auch gut zu bedienen. Lediglich die beiden Modelle von Head waren schwer zu öffnen und zu schließen. Durch die missglückte Form der Schnallen ist ein abgebrochener Fingernagel schon fast vorprogrammiert. Die beste Lösung bietet das Damenmodell von Lange mit gummierten Schnallen. Vorteil: Das Öffnen und Schließen geht ganz ohne Schmerzen ab, außerdem greift sich Gummi nicht so kalt an wie Metall.

Einstellmöglichkeit: Flex

Eine weitere Einstellmöglichkeit soll den Komfort erhöhen: Flex. Damit lässt sich das Schuhgelenk verstellen, sodass es bei Druck mehr oder weniger nachgibt. Nach Meinung unserer Tester aber eine unnötige Funktion, denn beim Fahren sollte der Druck möglichst direkt und ohne Verzögerung auf den Schi wirken. „Flex“ wird auch ein anderes Unterscheidungskriterium genannt: Es ist ein (leider nicht genormter) Gradmesser für die Härte des Schuhmaterials; je höher die Zahl, desto härter die Schale.

Einfaches An- und Ausziehen der Komfortmodelle

Weiterer Vorteil der Komfortmodelle: Im Vergleich zu sportlichen Modellen geht das Rein- und Rausschlüpfen fast wie geschmiert. Einerseits sind die Materialien der Innenschuhe um ein vielfaches gleitfähiger geworden, andererseits lassen sich die Laschen weit nach vorne ziehen. Zusätzlich besitzen alle getesteten Modelle eine Schlaufe an der Zunge. Dadurch lässt sich der Innenschuh beim Anziehen nicht so leicht verschieben und Druckstellen werden bestmöglich vermieden. Ist nämlich erst einmal eine Druckstelle da, wird man sie so schnell auch nicht wieder los. Ein „Knick“ im Innenschuh – und sei es nur für ein paar Stunden – kann den gesamten Schiurlaub verderben. Besonders komfortabel beim Einstieg sind die Modelle von Tecnica und Lowa.

Optimale Fußanpassung mittels thermoverformbaren Innenschuhs

Die meisten unserer getesteten Modelle verfügen über einen thermoverformbaren Innenschuh. Lediglich das Damen- und Herrenmodell von Lange sowie das Herrenmodell von Fischer verzichten darauf. Diese Technik ermöglicht es, den Innenschuh nach kurzem Erwärmen dem Fuß optimal anzupassen. Lowa legt noch nach und bietet ein Luftsystem im Fersenbereich, das für zusätzlichen Halt sorgen soll. Wer eine schmale Ferse hat, kann Luft in diesen Bereich pumpen und erhöht damit die Stabilität.

Zwischen Damen- und Herrenmodellen wird vor allem deshalb unterschieden, weil Frauen einen niedrigeren Wadenansatz haben. Der Schaft der Damenschuhe verläuft hinten tulpenförmig nach unten.

Speziell geschäumte Innenschuhe haben ihren Preis

Wer partout keine passenden Schuhe findet, kann sich geschäumte Innenschuhe anfertigen lassen. Da schmerzt möglicherweise der Preis: Sie sind rund doppelt so teuer. Spezialisiert auf derart gefertigte Schuhe hat sich z.B. die Firma Strolz (siehe dazu: Weitere Artikel - " Strolz´ handgefertigte Schischuhe 11/2004 ").

Zusätzliche Goodies: Lawinen-Suchsysteme, beheizbare Sohlen usw.

Manche Hersteller bieten bei ihren Komfortmodellen noch zusätzliche Goodies an. So findet sich in den Atomic-Modellen ein Lawinen-Suchsystem (Recco). In den Schuhen machen solche Systeme auch weit mehr Sinn als in der Kleidung – schließlich kann man einen Anorak schnell einmal ausziehen, wenn es heiß ist. Ebenfalls bei Atomic werden Menschen mit kalten Füßen bedient: Mit dabei ist eine beheizbare Sohle, die ganztägig für Wärme sorgen soll, den dafür benötigten Akku gibt es gegen Aufpreis.

Schischuhe mit Komfort: Anbieteradressen

Atomic Austria GmbH,
Lackengasse 301,
A-5541 Altenmarkt im Pongau,
(06452) 39 00-0,
www.atomicsnow.com

Dalbello Sportschuh GesmbH,
Rummerweg 1,
A-5600 St. Johann im Pongau,
(06412) 53 60-0,
www.dalbello.it

Fischer GmbH,
Fischerstraße 8,
A-4910 Ried im Innkreis,
(07752) 909-0,
www.fischer-ski.com

Head Austria GmbH,
Tyroliaplatz 1,
A-2320 Schwechat,
(01) 701 79,
www.head.com

Lange: Dynastar Deutschland,
Frauenstraße 26,
D-82216 Maisach,
(0049 8141) 395 61-11,
www.langeskiboots.com

Lowa Sportschuhe GesmbH,
Breitenaich 50,
A-4973 St. Martin im Innkreis,
(07751) 89 17,
www.lowa.at

Nordica: SKI&MORE HANDELS GMBH,
Helenenstraße 24,
A-2500 Baden,
(02252) 254 03 13,
www.nordica.com

Rossignol Österreich GmbH,
Bernhard-Höfel-Straße 14,
A-6020 Innsbruck,
(0512) 36 45 85,
www.rossignol.at

Salomon Österreich GmbH,
Moosfeldsraße 1,
A-5101 Bergheim,
(0662) 45 55 45,
www.salomonsports.com

Tecnica: Sportivo Sportartikel VertriebsgesmbH,
Sportplatzstraße 357,
A-5541 Altenmarkt,
(06452) 203 57,
www.tecnica.it

Schischuhe mit Komfort: Kompetent mit "Konsument"

  • Gut zu fahren. Komfortschuhe erleichtern das Ein- und Aussteigen, sie haben einen weicheren Innenschuh und eine Gehfunktion. Der Komfort geht auf Kosten der Kraftübertragung, für eine sportliche Fahrweise sind Komfortschuhe daher eher nicht geeignet.
  • Probieren. Am besten nachmittags, weil sich die Füße im Laufe des Tages ausdehnen. Wenn Sie keine Testmöglichkeit haben, sollten Sie die Schuhe zumindest 15 Minuten anbehalten, um drückende Stellen zu erkennen. Bedenken Sie beim Anziehen, dass die Schale im warmen Geschäft weit weniger bockig ist als auf der kalten Schipiste.
  • Anpassen. Wenn kein Modell passt, lohnt sich ein geschäumter und individuell angepasster Schuh.

Schischuhe mit Komfort: So haben wir getestet

Funktionsprüfung: Jedes Modell wurde von mehreren Testpersonen auf präparierten Pisten in einem Gletscherschigebiet erprobt. Bewertet wurden Schwingen und Steuern des Schi, Halt im Schuh und Komfort: Ein- und Aussteigen im warmen Zustand – Lagerung bei 20 °C (+/–5 °C); im kalten Zustand – Lagerung bei –5 °C (+/–1 °C); Handhabung der Schnallen und der verschiedenen Funktionen; Herausnehmen des Innenschuhs; Gehen, Stehen und Stufensteigen in der Gehfunktion (Entriegelung).

Wärmeisolation: Entsprechend ÖNORM EN ISO 20344 5.13 wurde die Kälteisolierung geprüft und der Wärmeverlust gemessen.

Orthopädische Beurteilung: Bei der Prüfung durch einen Sportmediziner gab es keinerlei Beanstandung.

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