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3% NOK Fixzinsanleihe der Volksbank AG 2012-2015 - Schwache Performance

Nicht-Euro-Währungen sind derzeit ein heißes Thema. Die Volksbank legt daher eine Anleihe in norwegischen Kronen auf. Die Rendite ist nicht berauschend.

Die Zinserträge bei so genannten sicheren Veranlagungen sind extrem gering. Immer wieder ist von einem Zusammenbruch des Euro zu lesen. Die Anleger sind stark verunsichert und interessieren sich zunehmend für europäische Nicht-Euro-Währungen. Daher hat die Volksbank AG eine Anleihe in Norwegischen Kronen (NOK) aufgelegt. Norwegen ist wegen seiner Erdölvorkommen ein reiches Land mit stabiler Währung.

Arme Bank statt reichem Land

Man könnte meinen, hier handele es sich um eine Anleihe des norwegischen Staates. Das ist jedoch falsch: Wer diese Anleihe kauft, borgt sein Geld nicht dem reichen Norwegen, sondern der bekannt brustschwachen Volksbanken AG. Dieses Geldinstitut musste aufgrund schwerer Verluste erst vor kurzem teilverstaatlicht werden. Für Zins- und Kapitalrückzahlung haftet die Volksbank AG. Eine Anleihe unterliegt auch nicht der Einlagensicherung, die Spargelder in Höhe von 100.000 Euro je Anleger und Bank absichert.

Der Prozentsatz sagt nicht alles

Die Anleihe läuft zweieinhalb Jahre (vom 10.9.2012 bis 9.3.2015). Die Nominalverzinsung beträgt 3 Prozent jährlich, der Ausgabeaufschlag einmal 1 Prozent. Daraus errechnet sich eine Rendite von 2,59 Prozent für den Endfälligkeitstag (bei Kauf zu 100 % + 1 % Ausgabeaufschlag, der auf die Laufzeit verteilt wird).

Leider sind wir hier zwar im Produktblatt bei der Renditeberechnung am Ende, nicht jedoch in der Realität der Anleger. Zuerst einmal ist die Erkenntnis wichtig, dass der Zinskupon von 3 % der Kapitalertragssteuer unterliegt und der Ausgabeaufschlag nicht steuerlich angerechnet werden kann. Ab 2012 gibt es zwar einen Verlustausgleich, jedoch kann nicht als sicher angenommen werden, dass im Fälligkeitsjahr 2015 dem Verlust des Ausgabeaufschlags auch Gewinne gegenübergestellt werden können.

Ernüchternde Rechnung

Wir rechnen daher im ersten Schritt:

Zinssatz 3 % p.a. mal 2,5 Jahre  
- abzgl. 25 % KEST
= Zinsergebnis vor Kosten
- abzgl. Ausgabeaufschlag
= Zinsergebnis nach Aufschlag
= 7,500 % Zinsertrag gesamt
- 1,875 % Kapitalertragssteuer
= 5,625 %
- 1,000 % Ausgabeaufschlag
= 4,625 %


Dies ist jedoch das Ergebnis für 2,5 Jahre. Dividiert man die 4,625 % durch 2,5 Jahre, so ergibt dies eine (vorläufige) Rendite von 1,85 % nach Steuern und Ausgabeaufschlag pro Jahr.

Weitere Kostenbelastung

Leider sind wir immer noch nicht ganz fertig. Beim Kauf und der Verwahrung dieser Anleihe fallen ja schließlich zusätzliche Kosten an, die Sie bei einer Veranlagung in ein Sparprodukt nicht hätten. Dies sind:

  • Spesen für den Währungswechsel.
    Da wir von einem Wechsel von Euro in die Norwegische Krone und zurück ausgehen, entspricht dies der prozentualen Differenz zwischen dem Devisen-Ankaufskurs und dem Devisen-Verkaufskurs der Bank. Also per 1. August: 7,285 – 7,215 = 0,07. Diese niedrigen 0,07 sind jetzt 0,97 Prozent ((0,07 / 7,215) mal 100) des Anlagebetrages.
     
  • Spesen für Anleihenverwahrung.
    Dafür verrechnet die Bank die so genannte Depotgebühr in Höhe von 0,25 Prozent p.a. plus Mehrwertsteuer, d.h. 0,30 Prozent pro Jahr. Dies sind dann bei 2,5 Jahren insgesamt 0,75 %. Bei kleineren Depots fällt eine Mindest-Depotgebühr von 30 Euro an.
     
  • Weil  die Anleihe die Zinsenzahlung und Kapitalrückzahlung in Norwegischen Kronen leistet, ist zusätzlich ein Fremdwährungskonto erforderlich, das meist auch Spesen verursacht. Hier wurden uns 16 Euro im Quartal, also 160 Euro für zweieinhalb Jahre (10 Quartale) plus Buchungskosten genannt.

Rendite wie bei Sparprodukten

Rendite wie bei Sparprodukten

Unsere Rechnung verändert sich durch die versteckten (da im Produktblatt nicht genannten) Kosten wie folgt:

Wir rechnen daher im ersten Schritt:

Zinssatz 3 % p.a. mal 2,5 Jahre
- abzgl. 25 % KEST
= Zinsergebnis vor Kosten
- abzgl. Ausgabeaufschlag
= Zinsergebnis nach Aufschlag
- abzgl. Devisenprovision
- abzgl. Depotgebühr
= Rendite nach Steuern und Kosten 
= 7,500 % Zinsertrag gesamt
- 1,875 % Kapitalertragssteuer
= 5,625 %
- 1,000 % Ausgabeaufschlag
= 4,6250 %
-  0,9700 %
-  0,7500 %
= 2,9050 % (für 2,5 Jahre)

 
Wir errechnen wieder die Vergleichsrendite pro Jahr vor Steuern:

2,9050 % nach Steuern / 2,5 Jahre
1,162 % nach Steuern / 75 % mal 100 %  
= 1,162 % nach Steuern
= 1,550 Prozent p.a. vor Steuern

 
Wenn Sie unseren Sparzinsenvergleich anschauen, werden Sie feststellen, dass Sie 1,55 Prozent Rendite vor Steuern auch anderswo bekommen können – und zwar völlig unproblematisch und durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt.

Risiken nicht außer Acht lassen

Risiken nicht außer Acht lassen

Emittentenrisiko

Wie schon eingangs erwähnt, haftet die Volksbank AG für die Rückzahlung von Zinsen und Kapital. Anders als ein Sparprodukt ist eine Anleihe nicht von der Einlagensicherung erfasst. Auf deutsch: Würde die Volksbank krachen, könnte das Geld weg sein.

Handelsrisiko

Anleihen sollten von Privatanlegern möglichst so gekauft werden, dass das eingesetzte Kapital nicht vor Laufzeitende benötigt wird. Andernfalls stellt sich die Frage, ob und wie die Anleihe vorzeitig veräußerbar ist. Im konkreten Fall ist zwar eine Börsenotiz im geregelten Freiverkehr der Wiener Börse vorgesehen. Allerdings beträgt das (aufstockbare) Volumen der Anleihe nur 11.050.000 Norwegischen Kronen bei einem Nennbetrag pro Stück von 10.000 NOK. Hieraus ergibt sich ein Mindest-Volumen in Stück von 1.105 Anleihen (11.050.000 / 10.000 = 1.105). Dieses geringe Volumen spricht klar gegen eine gute Handelbarkeit und faire Kurse beim Verkauf.

Termin- und Liquiditätsrisiko

Die Anleihe hat eine feste Laufzeit von zweieinhalb Jahren bis zum 9. März 2015. Zu diesem Endfälligkeitstermin besteht bei Fremdwährungsanleihen das Risiko, dass die Rückzahlung in Euro zu einem für den Anleger ungünstigen Währungskurs stattfindet. Dieses Risiko besteht bei der vorliegenden NOK-Anleihe nicht, da die Rückzahlung in Norwegischen Kronen vorgesehen ist. Diese Norwegischen Kronen könnten also so lange gehalten werden, bis die Währungsverluste wieder abgebaut sind – wofür es jedoch keinerlei Garantie geben kann. Allerdings kann der Anleger dann am Ende der Laufzeit nicht über sein Euro-Kapital verfügen (das ja in der Währung NOK gebunden ist), so dass hieraus ein Liquiditätsrisiko resultiert.

Eine Nachfrage bei einer Volksbank-Filiale ergab allerdings, dass die NOK-Beträge unmittelbar von der Bank in Euro gewechselt würden. Sollte diese Aussage, die sich so nicht direkt aus den Emissionsbedingungen ableiten lässt, bewahrheiten, so haben Sie ein Währungs- und Terminrisiko zum Termin der Endfälligkeit sowie den Terminen der Zinsausschüttungen.

Währungsrisiko

Sie wollen raus aus dem Euro, der ja laut unterschiedlichen Propheten ‚zu zerbrechen droht’?  Allerdings leben Sie im Euro-Raum, haben Ihre Ausgaben in Euro und planen jedenfalls nicht die Auswanderung nach Norwegen oder im Falle der Währung CHF in die Schweiz. Sie haben daher ein Währungsrisiko! Eine (weitere) Aufwertung der Veranlagungswährung gegenüber dem Euro bedeutet für Sie zusätzlichen Gewinn, eine Abwertung der Fremdwährung (also eine Aufwertung des Euros) für Sie einen Verlust. Aufgrund der nur geringen und unterhalb von risikolosen Sparprodukten liegenden Nach-Steuer- und –Kosten-Rendite verlieren Sie selbst bei gleich bleibenden Währungskursen.

Flucht aus dem Euro lohnt nicht

Flucht aus dem Euro lohnt nicht

Wer sein Geld in norwegischen Kronen oder Schweizer Franken anlegt, sollte folgendes beachten:

Diese beiden Währungen sind jetzt gegenüber dem Euro höher bewertet – ein Ausdruck der Krisenangst um den Euro. Sie müssen jetzt also relativ viel Euros hinlegen, um Franken oder Kronen zu kaufen.

Steigt das Vertrauen in den Euro wieder (wenn die Märkte wieder Vertrauen gewinnen, oder „schwache“ Länder die Eurozone verlassen), wird der Wert von Kronen oder Franken sinken, weil der Euro für Investoren aus anderen Währungen wieder attraktiver wird. Wenn Sie dann wieder in den Euro wechseln, müssen Sie dann relativ mehr Kronen oder Franken dafür bezahlen. Zu Deutsch: als Anleger in Schweizer Franken oder norwegischen Kronen verlieren Sie Geld!

Unser Fazit

Die Nettorendite dieser Anleihe (nach Kosten und Steuern) ist nicht höher als bei einem Sparprodukt. Die Risiken sind nicht zu vernachlässigen, vor allem das Währungsrisiko. Ein Investment in fremder Währung sollte man nur dann tätigen, wenn das Kapital später auch in dieser Währung bleiben soll, etwa für das Auslandsstudium der Kinder, für den Kauf des Altersruhesitzes…Andernfalls handelt es sich um Währungsspekulation. Und die kann auch ins Auge gehen.

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