Zum Inhalt

Berufsunfähigkeitsversicherung (Marktübersicht) - Was sie kann, wer sie braucht

  • Versorgungslücken schließen
  • Nur mit Beratung
  • Enorme Prämienunterschiede

 

Gefahr für Jedermann

Ein Herzinfarkt, Bandscheibenprobleme, zu viel Stress – eine Berufsunfähigkeit kann jeden treffen. Für junge Menschen sind die finanziellen Konsequenzen besonders hart. Sie können nur mit geringen Leistungen aus der Sozialversicherung rechnen. Eine Versorgungslücke droht, die durch eine private Versicherung abgefedert werden kann.

Preise richten sich nach Berufsrisiko

Aber: Diese Produkte sind teuer, zeigte unsere Studie, die wir im Auftrag der Wiener Arbeiterkammer durchgeführt haben. Die Tarife sind je nach Berufsrisiko gestaffelt. Ein Gastwirt zahlt beispielsweise mehr als das Doppelte an Prämie als etwa ein kaufmännischer Angestellter. Nachfragen bei mehreren Anbietern lohnt sich, denn die Prämienunterschiede sind enorm! Ohne gute Beratung sollte diese spezielle Versicherung nicht abgeschlossen werden. Immerhin gehen Sie für lange Jahre eine hohe finanzielle Verpflichtung ein.

Leistungen und Anbieter

Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ergänzt die staatliche Leistung in Form einer vorab festgelegten monatlichen Rente, die bis zu einer fix vereinbarten Altersgrenze ausbezahlt wird. Sie ist besonders für jene sinnvoll, die durch eine vorübergehende oder dauernde Berufsunfähigkeit in einen finanziellen Engpass geraten könnten. Informationen über die Höhe der gesetzlichen Berufsunfähigkeitsrente sind bei Ihrer Sozialversicherung erhältlich ( www.sozialversicherung.at oder www.pensionsversicherung.at ).

Private Vorsorge

Besteht eine gravierende Lücke zwischen Ihrem aktuellen Einkommen und der staatlichen Leistung, ist eine private Vorsorge sinnvoll. Dies wird insbesondere bei Berufsanfängern, jungen Familien, Selbstständigen und Freiberuflern, bei einem Einkommen über der ASVG-Höchstbeitragsgrundlage und bei Hausfrauen der Fall sein.
Angeboten wird die Berufsunfähigkeitsversicherung entweder als eigenständiges Produkt oder als (leistungsmäßig oft deutlich eingeschränkter) Zusatz zu einer Lebensversicherung.

Typischer Testfall

Um einen seriösen Vergleich zu ermöglichen, haben wir in unserer Tabelle nur eigenständige Produktvarianten berücksichtigt. Angefragt haben wir für eine 35-jährige Person, die bis zum 65. Lebensjahr eine monatliche Rente von 750 Euro beziehen möchte.

Deutsche Anbieter sind Marktführer

Die Sparte ist stark im Kommen, steckt aber in Österreich noch eher in den Kinderschuhen. Marktführer sind deutsche Anbieter wie Continentale, Dialog, Gerling und Nürnberger. Inländische Versicherer bieten mittlerweile auch eigene Produkte an. Mehrere Unternehmen haben auf unsere Anfrage mitgeteilt, dass sie planen, ein Berufsunfähigkeits-Produkt in ihre Palette aufzunehmen. Jene zehn Versicherer, die die Berufsunfähigkeitsversicherung als eigenständiges Produkt anbieten, haben wir in die Vergleichstabelle aufgenommen.

Prämie sparen

Die Prämienhöhe hängt von Eintrittsalter, Laufzeit, Beruf, Geschlecht, Höhe des gewünschten Rentenbetrages und natürlich vom Anbieter ab. Für eine Monatsrente von 750 Euro für eine 35-jährige kaufmännische Angestellte bei einer Laufzeit von 30 Jahren (Endalter 65) liegt die Jahresprämie zwischen 531 Euro (Continentale) und 747 Euro (Uniqa/Raiffeisen). Berufe mit höherem Risiko zahlen mehr: Der bereits erwähnte Gastwirt müsste für das gleiche Produkt zwischen 1192 Euro bei Gerling und 1937 Euro bei Interrisk berappen. Einige Berufsgruppen werden gleich gar nicht versichert (Berufssportler, Berufssoldaten, Fotomodelle, Tänzer, Künstler etc.).

Tipp: Durch die Wahl einer jährlichen Zahlungsweise lässt sich Prämie sparen, da der Unterjährigkeitszuschlag wegfällt.

Drei Modelle

Auch die Art der Überschussbeteiligung beeinflusst die Prämienhöhe. Die Versicherer erwirtschaften mit den geleisteten Prämien Überschüsse, die unterschiedlich verwendet werden. Grundsätzlich gibt es drei Modelle. Bei dem von uns empfohlenen (und auch für die Darstellung in der Tabelle gewählten) Modell der Beitragsverrechnung werden die jährlichen Überschüsse direkt mit der Prämie gegengerechnet. Das hat den Vorteil, dass von Beginn an niedrigere Prämien bezahlt werden.

Beim Sofortbonussystem werden die Überschüsse angelegt. Je später der Kunde berufsunfähig wird, desto höher die Rente. Nachteil: Die Höhe der Rente hängt davon ab, welche Überschüsse bis zum Eintritt entstanden sind. Beim Modell der verzinslichen Ansammlung werden die Überschüsse jährlich verzinst und bei Vertragsende als Gesamtsumme ausbezahlt.

Kurze Laufzeiten nur bedingt ratsam

Verträge mit kürzerer Laufzeit (unsere Tabelle geht von einer Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr aus) sind zwar deutlich günstiger, aber nur bei Vorhandensein anderer finanzieller Mittel ratsam. Sonst zahlen Sie über eine lange Zeit hohe Prämien und stehen im Fall einer Berufsunfähigkeit trotzdem bis zum Pensionsantritt ohne Rente da. Wichtig zu wissen ist, dass sich bestimmte Berufsgruppen bei vielen Anbietern ohnehin nur bis zum 55. Lebensjahr versichern können. Risikoarme Berufe erhalten hingegen problemlos eine längere Laufzeit.

Worauf beim Vertrag achten

Keine „abstrakte Verweisung“: Gute Verträge verzichten auf die Möglichkeit einer abstrakten Verweisung. Dabei kann eine Berufsunfähigkeitsrente verweigert werden, wenn der Versicherte zwar in seinem angestammten Beruf berufsunfähig ist, aber theoretisch eine vergleichbare Tätigkeit ausüben könnte. Ganz egal, ob auf dem Arbeitsmarkt überhaupt eine Stelle verfügbar ist. Anders die „konkrete Verweisung“: Wenn der Versicherte trotz Berufsunfähigkeit im alten Beruf freiwillig eine vergleichbare Beschäftigung aufgenommen hat, hat der Versicherer das Recht, auf diesen Beruf zu verweisen und wird damit leistungsfrei. Das heißt, er braucht keine Rente (mehr) zu bezahlen.

Nachversicherungsgarantie: Wegen der meist sehr langen Laufzeit ist es ratsam, die Versicherung an den aktuellen Lebensstandard oder geänderte familiäre Umstände anzupassen (z.B. bei Heirat, Geburt eines Kindes, Erwerb einer Immobilie, beruflichen Veränderungen). Die Nachbesserung sollte ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich sein.

Sofortige Anerkennung, rückwirkende Leistung: Ist diese Bestimmung vereinbart, erfolgt die Rentenzahlung ab Beginn der tatsächlichen Berufsunfähigkeit und nicht erst später (z.B. ab Meldung oder nach den ersten sechs Monaten). Manche Versicherungen leisten nur, wenn der Versicherungsnehmer eine „voraussichtlich dauernde Berufsunfähigkeit“ nachweist. In anderen Verträgen ist es ausreichend, wenn eine „Berufsunfähigkeit von voraussichtlich mindestens sechs Monaten“ ärztlich prognostiziert wird.

Arztanordnungsklausel ablehnen: Diese Bestimmung kann Sie zu Behandlungen bei einem vorgeschriebenen Arzt verpflichten (z.B. Operationen, Medikamente, Chemotherapie), wenn Sie weiterhin die Berufsunfähigkeitsrente beziehen möchten. In kundenfreundlichen Verträgen ist diese Klausel nicht zu finden.

Was ist "berufsunfähig"?

Eine Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn man für mindestens sechs Monate seinen Beruf oder eine vergleichbare Tätigkeit nicht mehr ausüben kann. Häufigste Ursachen für Berufsunfähigkeit sind laut Statistik Schäden an Wirbelsäule und Gelenken (35 Prozent), gefolgt von psychischen Erkrankungen (18 Prozent) und Herz- und Gefäßkrankheiten (14 Prozent). Nur etwa 4 Prozent gehen auf Unfälle im privaten oder beruflichen Bereich zurück.

Berufsunfähigskeitspension bzw. Invaliditätsrente

Liegen ausreichend Versicherungszeiten vor, kann bei der Sozialversicherung eine Berufsunfähigkeitspension (für Angestellte) bzw. eine Invaliditätsrente (für Arbeiter) beantragt werden. Die monatliche staatliche Rentenleistung richtet sich nach den Beitragsjahren und dem bisherigen Einkommen.

Kompetent mit Konsument: Private Berufsunfähigskeitsversicherung

  • Rechtzeitig vorsorgen. Berufseinsteiger haben nur einen geringen Anspruch auf staatliche Sozialleistungen, daher ist private Vorsorge sinnvoll. Je früher man einsteigt, desto leichter erhält man einen guten Vertrag zu einem akzeptablen Preis.
  • Vorsicht bei kürzeren Laufzeiten. Die Prämienersparnis bei kürzeren Laufzeiten (Ablauf noch vor Pensionsantritt) ist beachtlich, sollte aber nur bei entsprechendem Finanzpolster gewählt werden.
  • Jährliche Zahlungsweise hilft sparen. Bei monatlicher Zahlungsweise wird ein Unterjährigkeitszuschlag berechnet, der die Prämie verteuert. Jahresprämien sind generell günstiger.
  • Beratungsintensives Produkt. Die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten der Angebote sowie der individuelle Zuschnitt des Produktes erfordern eine intensive Beratung – am besten durch einen Versicherungsmakler. Vieles kann der Kunde selbst bestimmen, anderes muss manchmal erkämpft werden.
  • Sinnvolle Kombination. Wer schon eine Lebensversicherung hat, sollte bei diesem Anbieter nach einem Zusatz für eine Berufsunfähigkeitsrente fragen. Aber nicht umgekehrt: Wer einen Berufsunfähigkeitsschutz möchte, braucht keine Lebensversicherung abzuschließen.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Eigenheimversicherung: Ein klarer Testsieger premium

Eigenheimversicherung: Ein klarer Testsieger

Wir haben für sechs verschiedene Häuser Angebote für eine kombinierte Eigenheim-Haushaltsversicherung eingeholt und miteinander verglichen. Dabei kristallisierte sich ein klarer Testsieger heraus.

Test Jahresreiseversicherung 2023: Wann lohnt sie sich? premium

Test Jahresreiseversicherung 2023: Wann lohnt sie sich?

Verreisen Sie häufiger? Dann könnte eine Jahres-Reiseversicherung etwas für Sie sein. Wir haben das Angebot am Markt unter die Lupe genommen und zeigen Ihnen, wann sich eine Jahresreiseversicherung wirklich lohnt.

Risiko-Ablebensversicherung premium

Risiko-Ablebensversicherung

Ein ebenso sinnvolles wie erschwingliches Versicherungsprodukt. Aber auch hier zeigt unser Test: Ein Prämienvergleich vor Abschluss lohnt allemal.

Test: Hauszusteller premium

Test: Hauszusteller

Liefern Hauszusteller von Lebensmitteln pünktlich, ist die Ware frisch und von guter Qualität?

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang