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Betrug mit Eigentumswohnungen - Honorige Bausparkasse als Helfershelfer einer dubiosen Immobilienfirma.

Herr Stojanovic brachte sich recht und schlecht als Hilfsarbeiter durch. Das Vordringlichste war für ihn ein Dach über dem Kopf zu finden.

Kein Geld? Kein Problem! Doch Wohnungen sind teuer. Der Vertreter der Firma Sagro wusste Rat: Er bot Herrn Stojanovic eine Eigentumswohnung, die mit einem Bausparkredit finanziert wurde, an. Zusätzlich sollte er eine zweite Wohnung in Bruck an der Mur erwerben – rein „pro forma und für die Finanzierung“. Herr Stojanovic war des Deutschen kaum mächtig, doch im Vertrauen auf den netten Vertreter unterschrieb er.

Geschäft geplatzt. Wenn Bürger aus Nicht-EU-Staaten in Österreich Grundbesitz erwerben wollen, muss die Grundverkehrskommission zustimmen. Doch die legte sich quer. Herr Stojanovic kam nicht ins Grundbuch. Dennoch zahlte die eingeschaltete Bausparkasse das Zwischendarlehen an einen Treuhänder aus, der das Geld umgehend an die Firma Sagro weiterleitete. Die wiederum ging in Konkurs. So hatte Herr Stojanovic noch immer keine Wohnung, dafür aber einen Kredit am Hals.

Kein Einzelfall. In vergangener Zeit haben sich viele Geschädigte der Sagro und der mit ihr verbandelten Firma Esta bei uns gemeldet. In vielen Fällen stand die Bausparkasse als Finanzier parat, wenn die Immobilienhaie ein neues Opfer ausgemacht hatten. Als die Sache platzte, klagte die Bausparkasse die Betrogenen auf Rückzahlung des Kredits.

Harte Worte vom Gericht. Herrn Stojanovic gelang es, rechtskundige Unterstützung zu finden. Das Gericht wies die Klage der Bausparkasse ab. Und sparte nicht mit Kritik an der Vorgangsweise des Geldhauses. Das habe durch seine Mitarbeit das Treiben von Sagro und Esta erst ermöglicht. Angestellte der Bausparkasse hatten Gutachten über den Wert von Wohnungen abgegeben, ohne diese zu besichtigen. Ein rechtsgültiger Kauf sei nie zu Stande gekommen.1)

Hoffnung für Geschädigte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Auch wir führen derzeit einen Musterprozess, um einem Sagro-Geschädigten zu seinem Recht zu verhelfen. Die deutliche Kritik des Gerichts an der Vorgangsweise der Bausparkasse lässt hoffen, dass auch die übrigen Opfer bei ähnlichen Prozessen Recht bekommen werden. Noch besser wäre es freilich, wenn sich Geldinstitute nicht so bereitwillig als Helfershelfer von Gaunerfirmen hergeben würden.

Namen betroffener Konsumenten wurden von der Redaktion geändert.

1) Dieses Urteil (LGZ Wien 9.3.2001, 7 Cg 22/99b) kann in vollem Wortlaut bei unserer Rechtsabteilung, Tel. (01) 588 77-320, bestellt werden. Kosten: 5 Schilling (0,36 Euro) pro kopierte Seite plus Versandspesen.

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