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Elektrogeräteversicherungen - Unterm Strich sehr teuer

  • Wenig sinnvoll
  • Hohe Prämien und Selbstbehalte
  • Viele Klauseln

Teuer versichert

Kommt Ihnen die folgende Situation bekannt vor? Sie haben soeben ein sündteures Elektro- oder Elektronikgerät erworben. Während Sie noch mit Fragen zur Bedienung oder Lieferung beschäftigt sind, wird Ihnen vom Verkäufer oder an der Kassa so nebenbei eine Versicherung für das gute Stück angeboten. Klar: Sie wollen das neue Gerät vor Verlust und Schaden schützen. Und natürlich möchten Sie sich an Ihrer Neuerwerbung so lange wie möglich erfreuen. Eine Versicherung klingt daher verlockend, die Prämie erscheint auf den ersten Blick leistbar.

Beratung nebenbei

Im Auftrag der Arbeiterkammer Wien haben wir einen zweiten, kritischen Blick auf die am Markt befindlichen Elektrogeräteversicherungen geworfen und festgestellt: Sie sind in Relation zum Kaufpreis sehr teuer – auch deswegen, weil im Schadensfall fast immer ein Selbstbehalt zu leisten ist. Der Unterschied zur Gewährleistung besteht lediglich darin, dass die Versicherung auch bei Ungeschicklichkeit im Umgang mit dem Gerät und (wenn gewünscht) bei Diebstahl zahlt. Weiterer Kritikpunkt: Der Vertrag wird quasi an der Kassa abgeschlossen. Für Beratung und Studium der Unterlagen bleibt wenig Zeit, schließlich warten die nächsten Kunden schon. Streitigkeiten bei der Schadensabwicklung sind damit vorprogrammiert.

Gute Alternativen

Bevor Sie also vorschnell eine mehrjährige Bindung eingehen, sollten Sie zunächst in Ruhe (am besten noch zu Hause) überlegen, welche Schäden am Gerät überhaupt entstehen können und welche Risiken bereits durch Gewährleistung, Garantie oder Ihre Haushaltsversicherung abgesichert sind. Die Gewährleistung gilt für mangelhafte Ware, für die Funktionstüchtigkeit eines Gerätes wird oft vom Hersteller zusätzlich eine Garantie übernommen.

Zusatzleistungen

Die Leistungen der Elektrogeräteversicherung sind weitreichender: Sie leistet auch bei Beschädigung durch Gewalteinwirkung, Hochwasser, Brand oder Blitzschlag, aber auch bei Fehlbedienung oder Bruch-Ersatz. Der Verlust oder Schaden an Elektrogeräten kann jedoch auch über die Haushaltsversicherung gedeckt sein. In jedem Fall zahlt die Elektrogeräteversicherung nur subsidiär, also erst nach Abklopfen ­aller anderen Privatversicherungen aus.

Große Prämienunterschiede

Nur drei Versicherungen sind derzeit in diesem Segment überhaupt aktiv: Die AXA-Versicherung mit dem Vertriebspartner Jamba (bei Saturn und MediaMarkt) und die Generali-Versicherung. Kunden der mobilkom (A1) können ihr Handy zusätzlich bei ACE versichern lassen. Überrascht haben uns die großen Prämienunterschiede für vergleichbare Pakete. Die Prämienhöhe richtet sich nach Kaufpreis, Laufzeit, Variante (mit oder ohne Diebstahl) und – aus Konsumentensicht wirklich nicht akzeptabel – danach, bei welchem Händler gekauft wird. Selbstbehalte im Schadensfall (bis zu 33 Prozent des Kaufpreises!) sowie Mindestversicherungssummen sind üblich.

Während Generali eine Einmalprämie verrechnet, wird beim AXA/Jamba-Produkt und der A1-Handyversicherung eine Monatsprämie vorgeschrieben. Und das läppert sich ganz schön, rechnet man auf die gesamte Laufzeit hoch. Ein Beispiel: Die Generali-Prämie (Gerätewert bis 1.500 Euro, Laufzeit drei Jahre) inklusive Diebstahl kostet zwischen 100 und 150 Euro. Bei Saturn und MediaMarkt sind dafür je nach Gerätekategorie in Summe rund 162 bis 270 Euro an Prämie zu berappen. Die Handyversicherung kostet abhängig vom Anschaffungswert zwischen 1,99 und 5,99 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von 18 Monaten.

Tückische Klauseln

Es hat also den Anschein, dass das Gerät „eh gut versichert“ wäre. So werden leider allzu oft falsche Hoffnungen geweckt. Die Liste der Leistungsausschlüsse in den Verträgen ist lang und knifflig. Vor allem bei Diebstählen kommt es immer wieder zu Streitigkeiten. Hier verlangen die Versicherer, dass das Gerät in persönlichem Gewahrsam sicher mitgeführt werden muss. Auch die unterschiedliche Bewertung von „Verschleiß“ ist immer wieder ein Thema in unseren Beratungsstellen. Schäden an Software, Datenbestand, Verbrauchsmaterial (z.B. Akkus, Batterien, Toner etc.) sowie Folgekosten sind ebenfalls nicht gedeckt.

Geschäftsbedingungen gut anschauen

Nachzulesen sind die Ausschlüsse in den Geschäftsbedingungen, die aber selten vorab ausgehändigt werden. Oder sie sind wie beim AXA/Jamba-Produkt so klein gedruckt, dass man sie nur mit der Lupe lesen kann. Positiv aufgefallen sind uns die gut leserlichen Geschäftsbedingungen der Generali. Dort gibt es auch nur dann einen Selbstbehalt, wenn das Gerät aus eigener Schuld ruiniert wurde.

Elektrogeräteversicherungen: Kompetent mit "Konsument"

  • Kein Abschluss auf die Schnelle. Elektrogeräteversicherungen werden gerne über den Ladentisch verkauft und mit zwei, drei Argumenten angepriesen. Wegen der hohen Prämien sind Kosten und Nutzen gründlich abzuwägen. Gewährleistung, Garantie und Haushaltsversicherung reichen in den meisten Fällen aus.
  • Nur sinnvoll bei existenziellen Risiken. Drohen bei einem Schaden oder dem Verlust von Handy, Kamera oder Notebook berufliche Probleme, kann eine Geräteversicherung überlegenswert sein. Sinnvoll jedoch nur für teure Geräte.
  • Nach dem Kleingedruckten fragen. Alle drei am Markt befindlichen Produkte weisen eine Reihe von Klauseln auf. Weder Verkaufspersonal noch Folder geben darüber vollständig Auskunft. Im Schadensfall gilt: Ohne Beleg keine Leistung, daher Rechnung und Vertrag gut aufbewahren!

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