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Ethikfonds - Sauber verdienen

  • Geldanlage mit sozialen und ökologischen Ansprüchen
  • Einheitlicheres Ergebnis als bei den Ökofonds

Ethikfonds können in Österreich auf keine lange Tradition zurückblicken. Die meisten der hier präsentierten Anlageprodukte sind kaum älter als ein Jahr. Lediglich der Superior 3 (Bankhaus Schelhammer & Schattera) und der Prime Value Mix (Gutmann) sind schon länger am Markt. Ganz im Gegensatz zu angelsächsischen Ländern. In den USA wurden schon vor rund hundert Jahren Investments nach ethischen Kriterien beurteilt. Vor allem Methodisten und Quäker wollten ihre strengen Moralvorstellungen auch auf Geldanlagen anwenden. Aktien von Unternehmen, die mit Alkohol, Tabak oder Glücksspiel Geschäfte machten, galten in ihrem Sinn als sündhaft („sin stocks“) und sollten gemieden werden.

Sozial, Umwelt, Informtion

Damit sind wir schon bei der entscheidenden Frage: Was ist ethisch? Es ist klar, dass dies je nach den persönlichen Wertvorstellungen eines Menschen unterschiedlich beantwortet werden wird. Dennoch haben sich in den letzten Jahren gewisse Standards herausgebildet. Grundsätzlich lassen sich drei Bereiche unterscheiden: soziale Verantwortung, Verantwortung gegenüber der Umwelt sowie Informationsoffenheit. Auf dem Markt gibt es nach wie vor eine Trennung in Ethikfonds und Ökofonds, der wir gefolgt sind (siehe dazu: Weitere Artikel - "Ökofonds").

Sieben Ausschlusskriterien

Für die Bewertung der Ethikfonds haben wir sieben Ausschlusskriterien definiert, also Geschäftsbereiche und Verhaltensweisen von Unternehmen, bei deren Vorliegen das Fondsmanagement von einer Investition Abstand nehmen sollte. Über ihr Negativimage herrscht zumindest in Österreich weitgehend Konsens:

  • Atomenergie
  • Gentechnik in der Landwirtschaft
  • Beitrag zum Klimawandel
  • Erzeugung langlebiger organischer Schadstoffe
  • Rüstungsgüter
  • Missachtung von Menschenrechten
  • Forschung an Embryonen

Nur ein Fonds erfüllt alle Kriterien

Es gibt in unserer Auswahl nur einen Fonds, der wirklich alle Kriterien berücksichtigt, den Prime Value Mix. Das allein wäre jedoch nicht ausreichend für eine gute Beurteilung. Auch ein Fonds, der viele Ausschlusskriterien definiert hat, könnte in unerwünschte Bereiche investieren. Das fällt umso leichter, je unklarer die Begrenzungen definiert sind – die mangelnde Trennschärfe ist vor allem bei Espa Stock Ethik und Invesco Fair Invest Balance zu beanstanden. Außerdem wird in vielen Fällen bewusst ein Auge zugedrückt, wie am Punkt Ausschließungsgrad (siehe dazu: Tabellen - "Ethikfonds") zu verfolgen ist: Unternehmen werden erst ausgeschlossen, wenn mehr als fünf oder sogar zehn Prozent des Umsatzes in „schmutzigen“ Geschäftsbereichen getätigt werden. Andere wollen sich diesbezüglich überhaupt nicht festlegen. Nur die Fonds von Raiffeisen und s-EthikAktien der Sparkasse Oberösterreich lassen keinerlei Ausnahmen zu.

Kontrolle meist gewährleistet

Die Kontrolle der Unternehmensauswahl scheint ebenso wie die Überprüfung der Einhaltung der ethischen Grundsätze bei den meisten Fonds gewährleistet zu sein. Wegen des hohen Aufwands werden die Kontrolltätigkeiten häufig an eine externe Research-Agentur ausgelagert. Gleich fünf der zehn in der Tabelle dargestellten Fonds vertrauen auf die renommierte deutsche oekom-Research Agentur. Nur der Invesco Fair Invest Balance verzichtet auf eine externe Kontrolle.

Magere Berichterstattung

Was die Informationspolitik betrifft, sollte man nicht glauben, dass sich ethische Fonds von herkömmlichen positiv abheben. Ethisch Interessierte werden von den Kapitalanlagegesellschaften nicht besser behandelt als andere Kapitalanleger. Die Berichterstattung beschränkt sich auf das Nötige, zumeist begnügt man sich damit, dem Gesetz Genüge zu tun und Jahres- bzw. Halbjahresberichte zu veröffentlichen.

Der Prime Value Mix liegt vorn

Insgesamt ergibt sich in der Bewertung der Ethikfonds ein einheitlicheres Bild als bei den Ökofonds, sieben erfüllen die Anforderungen recht gut. Ausschlaggebend dafür ist wohl die homogenere Anlagestrategie der ethischen Fonds im Vergleich zu den Ökofonds. Bei letzteren (siehe dazu: Weitere Artikel - "Ökofonds") hat es ja eine deutliche Trennung zwischen Ökofonds im engeren Sinn und Umwelttechnologiefonds gegeben. Zu beachten ist, dass wir mit diesem Test keinerlei Aussagen über die einzelnen Unternehmen, in die die Fonds investieren, machen. Wir haben ausschließlich die Anlagepolitik der Fonds bewertet, die darüber Aufschluss gibt, wie gut die Voraussetzungen dafür sind, dass ein Fonds ethisch einwandfreie Investitionen tätigt.

Ein Fonds unserer Untersuchung entzieht sich jeder Beurteilung: Die Fondsgesellschaft des AXA World Funds II Global Ethical Equities hat trotz mehrerer Versuche nähere Informationen verweigert. Begründet wurde dies mit Umstrukturierungen, die allerdings nun schon etwas lange andauern. Wer einen solchen Fonds besitzt, ist wahrlich nicht zu beneiden.

Anlagepolitik o.k. Abgesehen von wenigen Ausnahmen bieten die Ethikfonds gute Voraussetzungen für ein verantwortungsvolles Investment. Wer beurteilen will, ob die tatsächliche Veranlagung eines Fonds den eigenen Wertvorstellungen entspricht, sollte sich direkt an die Fondsgesellschaft wenden und Unterlagen anfordern.

Durststrecke beim Ertrag. Da die meisten Ethikfonds erst vor kurzem aufgelegt wurden, lässt sich über den wirtschaftlichen Erfolg noch nicht viel sagen. Nur eines: Dem Gesamtmarkt geht’s derzeit auch nicht besser.

Riskante Geldanlage. Wie bei jedem Aktien- oder Anleihenfonds gilt: ausführlich informieren und nur einen Teil seines Vermögens investieren. Als kurzfristige Geldanlage sind diese Fonds nicht geeignet.

Ausgewählt wurden inländische bzw. im Inland zugelassene Fonds mit Anlageschwerpunkt Ethik, einige davon verfolgen eine idente Anlagepolitik und werden nicht extra ausgewiesen. Die Angaben beruhen auf Informationen der Fondsgesellschaften. Bei der Auswahl der ausländischen in Österreich zugelassenen Fonds wurde die offizielle Liste der Österreichischen Kontrollbank herangezogen.

Ethische Beurteilung

Ambitioniertheit: Bei der Kriterienentwicklung wird bewertet, welche Personen bzw. Institutionen eingebunden sind, wobei hier eine Interaktion von internen (z.B. Fondsmanager, eigene Research-Abteilung) und externen Personen bzw. Organisationen (z.B. Ausschuss, Beirat, Rating-Agentur) vonnöten ist. Wird die Kriterienentwicklung nur intern oder nur extern durchgeführt, wird dies schlechter bewertet als eine Kriterienentwicklung, die durch Interaktion zwischen internen und externen Personen und Organisationen durchgeführt wird.

Bei der Beurteilung der Auswahlkriterien wird analysiert, ob maßgebliche Bereiche von vornherein als Investment ausgeschlossen werden; ebenso untersucht werden die Trennschärfe der Kriterien und der Ausschließungsgrad der Veranlagung.

Betreffend die Maßgeblichkeit der ethischen Zielsetzungen wurden einzelne Bereiche definiert, die von vornherein als Investment ausgeschlossen werden sollen. Im engeren Sinne des Begriffes Ethik sind dies die Bereiche Rüstungsgüter, Missachtung von Menschenrechten und Embryonenforschung. Ebenfalls beinhaltet Ethik eine Verantwortung gegenüber der Umwelt. Aus diesem Grund sollte ein ethischer Fonds auch ökologisch bedenkliche Bereiche ausschließen. Hierbei wurden vier ökologische (Atomenergie, Gentechnik in der Landwirtschaft, Beitrag zu Klimawandel und Erzeugung langlebiger organischer Schadstoffe) Bereiche definiert, die von vornherein als Investment ausgeschlossen werden sollen.

Betreffend die Trennschärfe wird die Klarheit der Abgrenzung beurteilt. Die Beurteilung des Ausschließungsgrades der Veranlagung beruht auf dem maximal zulässigen Umsatzanteil, der nicht den angegebenen ethischen Anforderungen entsprechen muss, sowie dem maximalen Anteil an Unternehmen, die den angegebenen ethischen Anforderungen in keiner Weise entsprechen müssen.

Kontrolle: Die Bewertung der Kontrollmechanismen innerhalb des Fonds beruht auf der Bewertung des Auswahlprozesses und darauf, ob die Einhaltung der Kriterien auch nach dem Investment kontrolliert wird. Beim Auswahlprozess werden auch der Umfang der berücksichtigen Aspekte und der Umfang der berücksichtigten Quellen in die Bewertung mit einbezogen. Bei der Bewertung des Auswahlprozesses wird analog zur Bewertung der Kriterienentwicklung vorgegangen. Betreffend die weiterführenden Aspekte wird analysiert, ob alle Geschäftsfelder sowie die Bereiche Tochterunternehmen, Zulieferfirmen, Kunden und Unternehmen, die mit den besagten Unternehmen über Kapitalbeteiligungen verbunden sind, bei der Analyse berücksichtigt werden.

Informationspolitik: Es wird die Informationspolitik gegenüber Anlegern bewertet (Periodizität der Berichte und Aktualität des Factsheets); außerdem die Informationsbereitschaft zu speziellen Fragestellungen, die eine klare Bewertung des Produktes ermöglichen.

Wirtschaftlicher Erfolg

Da nur zwei der zehn Fonds für eine Bewertung in Frage gekommen wären, wurde auf diese verzichtet. Acht der zehn Fonds sind erst in den Jahren 2001 und 2002 aufgelegt worden. Aus diesem Grund sind wenige bis keine Daten zu diesen Fonds verfügbar.

Der "jährliche Ertrag seit Fondsbeginn" spiegelt die durchschnittliche Performance der Fonds seit dem jeweiligen Fondsstart wieder. Der "Gesamtertrag 5 Jahre" zeigt wie viel Ertrag der jeweilige Fonds in den letzten fünf Jahren eingebracht hat.

Die Daten wurden von c-quadrat zur Verfügung gestellt.

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