Geldanlage: Garantieprodukte - Sicherheit kostet

26.7.2006

Geld + Recht Geldanlage

Für konservative Kleinanleger zur Beimischung
Schutz des investierten Kapitals hat Priorität
Je umfangreicher die Garantie, desto magerer die Rendite

Für risikoscheue Einsteiger

Sie haben bereits ein oder mehrere Sparbücher, vielleicht auch einen Bausparvertrag, und nun stehen Ihnen noch ein paar Tausend Euro zur Verfügung, mit denen Sie gern ein wenig an den Börsen dabei wären, aber ohne sich groß in die Materie zu vertiefen und ohne das Risiko, Ihr eingesetztes Kapital zu verlieren? Dann können Sie eine Finanzanlage mit Kapitalgarantie in Erwägung ziehen. Diese Anlageform wird seit etwas mehr als zehn Jahren in Österreich angeboten – mittlerweile in großer Vielfalt und unterschiedlichster Ausstattung.

Dynamischer Markt

Die Angebote liegen oft nur für einige Wochen zur Zeichnung auf; einige Zeit nach Zeichnungsschluss wird manchmal ein neues Produkt mit ähnlichem Namen, aber leicht unterschiedlichen Rahmenbedingungen aufgelegt. Das macht einen direkten Vergleich der einzelnen Angebote praktisch unmöglich. Ein Pluspunkt der Garantieprodukte ist, dass Anleger schon mit relativ kleinen Beträgen an Kapitalmarktinstrumenten teilhaben können, die wegen des erhöhten Risikos sonst nur für vermögendere Anleger infrage kommen. Das investierte Geld ist weitgehend abgesichert, die Laufzeiten sind überschaubar und die Risikostreuung kann je nach Geschmack gewählt werden.

Risikoabstufung nach eigenen Ansprüchen

Wer es besonders sicher will, wählt Produkte, die auf breit gestreuten Anleihe- und Aktienkörben oder auf relativ sicheren Aktienindices wie ATX oder EuroSTOXX basieren. Wer auf etwas mehr Risiko setzt, wählt ein Produkt mit spekulativeren Papieren. Das Verlockende daran für den Anleger ist: Hier wie da garantieren die Emittenten, dass ein gewisser Teil des investierten Kapitals oder auch alles in jedem Fall und ungeachtet von Börsentiefs wieder an den Anleger ausgezahlt wird.

Was genau wird garantiert?

Dabei kann zwischen verschiedenen Formen von Garantien gewählt werden. Manche Produkte sehen vor, dass das eingezahlte Kapital zu 100 Prozent zurückgezahlt wird. Eine Renditegarantie ist damit aber nicht verbunden. Sie hätten Ihr Geld also im schlimmsten Fall zum Nulltarif an die Bank verborgt. Möglich sind aber auch Varianten, wo etwa nur 80 Prozent des Kapitals garantiert werden. Läuft es gut, dann steigen Sie hier meist mit einer besseren Rendite aus, weil ein größerer Anteil Ihres Geldes spekulativer veranlagt werden kann; dafür droht Ihnen im schlechten Fall aber auch ein Teilverlust.

Einmal erzielte Gewinne bleiben

Eine weitere Möglichkeit sind so genannte Höchststandsgarantien. Dabei wird der während der Laufzeit mit einem Investment erzielte Höchststand oder ein Anteil davon garantiert. Das hat den Vorteil, dass einmal erzielte Gewinne nicht mehr verloren gehen, auch wenn die Wertpapiere, Indices oder Edelmetalle, auf deren Wertentwicklung das Garantieprodukt basiert, später wieder an Wert verlieren sollte.

Garantierte Rendite

Und schließlich gibt es Renditegarantien, wo ein bestimmter Ertrag festgeschrieben wird. Oft sind sie mit einer Rückzahlungsgarantie gekoppelt, etwa in der Form, dass 102 Prozent des investierten Kapitals sicher wieder ausgezahlt werden. Nachteil dieser Variante: Die Rendite ist meist mager, weil die Anlagemanager vor allem auf sichere, weniger rentable Papiere setzen müssen, um den Rückzahlungsbetrag gewährleisten zu können. De facto bleiben dann oft nur 1 bis 2 Prozent Rendite, und das ist mit Sparbüchern bei eventuell geringerer Laufzeit auch leicht zu lukrieren.

Hoher Aufschlag frisst Rendite

Neben der Garantieform spielen auch noch die Nebenkosten und die Laufzeiten eine wichtige Rolle. In einer Stichprobe stellten wir bei den Ausgabeaufschlägen eine Bandbreite von 0,25 bis 4 Prozent fest. Ein hoher Aufschlag kann die Rendite ganz schön drücken. Beispiel: Capital Invest R.I.CH. Asia Garantie 6/2013. Der Ausgabeaufschlag beträgt 4 Prozent, die Mindestanlagesumme 4000 Euro. Die Kapitalgarantie beträgt 100 Prozent, aber exklusive Aufschlag. Der Anleger muss also insgesamt 4160 Euro einzahlen, von denen dann nur 4000 Euro garantiert sind.

Lange Laufzeit entscheidend

Auf die Rendite umgelegt bedeutet das, dass der Ertrag wegen des Ausgabeaufschlags um einen halben Prozentpunkt niedriger ausfällt. Die Laufzeit ist vor allem deshalb wichtig, weil die Garantie immer erst dann wirksam wird, wenn die Anlage über die gesamte Dauer gehalten wird. Wenn Sie also nicht sicher sind, ob Sie Ihr Geld mehrere Jahre binden können, lassen Sie lieber die Finger von Garantieprodukten. Bei schlechtem Verlauf steigen Sie sonst vielleicht trotz Kapitalgarantie mit deutlich weniger als investiert aus.

Was liegt, das pickt

Das ist einer der Nachteile von Garantieprodukten und Grund dafür, warum sich informierte Anleger lieber selbst an der Börse „bedienen“: Wenn sich der Basiswert des Investments (zum Beispiel der Goldpreis) deutlich besser entwickelt als erwartet, haben Sie unter Umständen trotzdem nichts davon. Bei manchen Produkten sind nämlich genaue Rendite-Bandbreiten festgelegt; alles, was darüber hinausgeht, bleibt der Bank. Geben Sie sich also nicht übermäßigen Erwartungen hin, wenn das Underlying Ihres Investments vor allem gegen Ende nochmals kräftig an Wert zulegt. Sie erhalten trotzdem nicht mehr als ausgemacht!

Auswahlkriterien

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie ein Garantieprodukt erwerben wollen:

Garantieform: Was wird garantiert – das eingezahlte Kapital bzw. wie viel Prozent davon, eine bestimmte Rendite, ein Höchstwert?

Underlying: Worauf basiert das Investment vorwiegend – auf Anleihen, Aktien, Börsenindices, Gold etc.? Welche Schwerpunkte werden gesetzt, etwa bei Wertpapieren bestimmte Regionen? Wie hoch erscheinen Ihnen die damit einhergehenden Erfolgsaussichten oder das Risiko, sprich: Haben Sie ein „gutes Gefühl“ dabei, in die Wertentwicklung von Gold zu investieren, in den Wachstumsmarkt China, in Rohstoffe?

Diversifikation: Wie ist das investierte Kapital aufgeteilt: wie viel Prozent in Anleihen, wie viel in Aktien oder andere Anlageformen? Ein hoher Anteil an spekulativen Papieren wie Aktien, Optionen etc. (etwa von 30 Prozent aufwärts) bedeutet ein höheres Risiko.

Kostentransparenz: Wie hoch sind die Ausgabeaufschläge? Was fällt an sonstigen Gebühren an, z.B. Verwaltungskosten? Ist der garantierte Betrag höher als das, was inklusive Ausgabeaufschlag eingezahlt wird?

Laufzeit: Fünf Jahre sind meist die untere Grenze, sieben Jahre die Obergrenze.

Tatsächliche Rendite: Wie viel kommt bei sehr guter oder magerer Performance zu Stande? Lassen Sie sich die geschätzten Erträge anhand der Laufzeit auf eine jährliche Rendite umrechnen, mit und ohne Kapitalertragsteuer. Dann haben Sie Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Anlageformen.

Derzeit aktuelle Garantieprodukte im Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

BA-CA
Capital Invest R.I.CH. Asia Garantie 6/2013
Mindestanlage: 4000 Euro
Ausgabeaufschlag: 4%
Kosten aus dem Fondsvermögen zu bezahlen: 1,58%
Kapitalgarantie: 100% (exklusive Ausgabeaufschlag) – für den Verbraucher sind also von 4160 investierten Euro (4% Ausgabeaufschlag) nur 4000 garantiert.
Höchststandsgarantie: 80%
Aktienanteil (spekulativer Anteil): 25 bis 50% (zu Beginn 25%), Rest Euroanleihen
Spekulativer Schwerpunkt: Russland, Indien, China

Österreichische Volksbanken AG
ÖSTERREICH Garant
Mindestanlage: 1000 Euro
Ausgabeaufschlag: 3%
Kapitalgarantie: 100 %
Aktieninvestition: ATX

ERSTE Bank
Erste Bank EuroSTOXXSM Sprint Garant Bond 2006–2007
Mindestanlage: 1000 Euro
Kapitalgarantie: 100%
Aktieninvestition: EuroSTOXX

Oberbank
Oberbank Gold Bond 2006–03.05.2008
Mindestanlage: 1000 Euro
Kapitalgarantie: 102%
Investition bzw. Underlying: Gold
Besonderheit: Steigt der Goldpreis irgendwann innerhalb der Laufzeit über 600 Euro, erhält man trotzdem nur 102%!!!

Garantieprodukte: Kompetent mit Konsument

Pluspunkt. Anleger können schon ab zirka 1000 Euro von den Chancen an der Börse profitieren und gleichzeitig das Risiko begrenzen, ihr Kapital bei einem Börseabsturz zu verlieren.
Minuspunkt. Die Sicherheit ist nicht umsonst. Je umfassender die Garantie, desto magerer fallen die Renditen aus.
Zur Beimischung. Für konservative Kleinanleger, die ein wenig an der Börse mitmischen, aber trotzdem auf Nummer sicher gehen wollen. Wer Lust und Zeit hat, sich regelmäßig zu informieren, findet
flexiblere, ertragreichere Anlagen.
Laufzeit einhalten. Die vereinbarten Garantien werden nur wirksam, wenn das Investment bis zum Schluss gehalten wird.