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Haushaltsversicherungen - Polizzencheck ist angesagt

Neue Haushaltsversicherungen bieten umfassenderen Schutz als früher. Zeit, seine alte Polizze wieder genauer unter die Lupe zu nehmen.

Eine Haushaltsversicherung bleibt oft jahrzehntelang dieselbe. Dabei hat sich hier im Lauf der letzten Jahre einiges verändert. Es gibt neue Produkte mit vorteilhafteren Klauseln. So sehen einige neue Angebote einen Ersatz beschädigter Güter zum Neuwert vor, und der Tätigkeitsschaden (siehe Kasten: „Wichtige Begriffe“) ist nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen. Die Deckungssumme wird heute meist anhand der Wohnfläche errechnet (Quadratmetervariante), im Schadensfall verzichtet der Versicherer dabei auf den Einwand der Unterversicherung. Allerdings verleitet diese Variante zur „Überversicherung“.

Nicht alle Firmen waren interessiert

Angesichts dieser Entwicklung lohnt es, den eigenen Vertrag kritisch zu betrachten: Ist die Versicherungssumme noch ausreichend? Oder könnte ich woanders eine günstigere Prämie bekommen?
Wir baten mehrere Unternehmen – sowohl Versicherer als auch Makler –, ein Angebot für eine Wohnung zu machen, zu der demnächst die Nachbarwohnung dazugekauft werden sollte (siehe Kasten „So sind wir vorgegangen“).

Polizzen - Vertreter/Makler

Zunächst einmal erstaunte, dass nicht alle Unternehmen Interesse zeigten. Die AXA schickte lediglich drei Angebote per Fax, nachdem unsere Testperson die Quadratmeteranzahl genannt hatte: Basis-, Standard- und Optimal-Variante. Auf den ersten Blick war jedoch nicht ersichtlich, was die drei Polizzen voneinander unterscheidet, auch fehlte die Versicherungssumme. Erst nach einem neuerlichen Anruf konnte geklärt werden, dass die Optimal-Variante eine Neuwertentschädigung beinhaltet und das Cerankochfeld versichert. Auch bei der Donau Versicherung musste der Berater erst überredet werden, ins Haus zu kommen. Dafür fiel er dann gleich mit einem selbst geschneiderten Vertrag mit der Tür ins Haus. Die Donau Brokerline arbeitet ausschließlich mit Maklern zusammen. Doch die Bitte unserer Erheberin, ihr einen Makler zu nennen, stieß auf taube Ohren. Das finden wir bedauerlich, denn laut VKI-Angebotsvergleich (siehe Kasten „Mehr zum Thema“) läge dieses Angebot recht günstig. Negativ zu vermerken ist auch, dass unsere Erhebungsperson während der Wohnungsbesichtigung öfter Privattelefonate der Berater mit anhören musste.

Unterschiede bei Versicherungssummen

Die Unterschiede bei den vorgeschlagenen Versicherungssummen sind beachtlich. So geht die Donau Versicherung von 1,013 Millionen Schilling (73.618 Euro) aus, der Allrisk-Makler machte fünf verschiedene Angebote, die von 1,651 Millionen Schilling (119.983 Euro) bis hin zu 1,7 Millionen Schilling (123.544 Euro) reichten. Der Berater der Wiener Städtischen schlug zwei Versicherungssummen vor: 1,755 Millionen Schilling (127.541 Euro) und 2,574 Millionen Schilling (187.060 Euro). Seine Begründung: „Wenn Sie die zweite Wohnung auch noch teuer möblieren, dann ist eine höhere Versicherungssumme besser.“ Die Mitarbeiterin der Maklerfirma sigmasicher kam gleich mit ihrer Fotoausrüstung, um alle Kunst- und Wertgegenstände zu fotografieren. Allerdings wies sie erst im Gespräch darauf hin, dass die Testperson eigentlich ihr „Schätzgutachten selber bringen müsse“.

Nach Details im Vertrag fragen

Die Beratung ließ Wünsche offen. Nur der „Anker“-Berater nahm sich eine Stunde Zeit, um die Versicherungsbedingungen und die Deckungsmöglichkeiten genau zu erläutern. Gerade dies ist wichtig, um mögliche Risiken zu erfassen oder auszuschließen. Wer zum Beispiel kein Cerankochfeld besitzt, braucht dafür wirklich keinen Versicherungsschutz!

Vielfältige Angebote

Die Angebote der Versicherer und Makler erweisen sich im Endeffekt als sehr vielfältig. Nicht nur die Versicherungssumme variiert, sondern auch die Prämien sind sehr unterschiedlich: Der Allrisk-Makler bietet gleich fünf grundverschiedene Varianten an. Auch die sigmasicher-Maklerin hat zu guter Letzt doch noch zwei Offerte zugeschickt. Eines davon – Basler Versicherung, Versicherungssumme 1,780 Millionen Schilling (129.358 Euro) und Jahresprämie 3572 Schilling (259,59 Euro) – ist durchaus zu erwägen. Der so sachkundige Vertreter der Anker-Versicherung offerierte eine Jahresprämie von 4272 Schilling (310,46 Euro) für eine Versicherungssumme von 1,755 Millionen Schilling (127.541 Euro).

Individuelle Bedürfnisse

Für die konkrete Wohnung halten wir eine Versicherungssumme von 1,5 bis 1,7 Millionen Schilling (109.009 bis 123.544 Euro) für sinnvoll. Die niedrigste Prämie kam vom Allrisk-Makler: Zürich Kosmos verlangt eine Jahresprämie von nur 2840 Schilling (206,39 Euro). Jedenfalls ist zu überprüfen, was genau in diesem Angebot inkludiert ist und ob es den speziellen Bedürfnissen entspricht. Ohne diese Informationen sollten Sie keinen Vertrag unterzeichnen!

Kündigung des Vertrages: Die meisten Versicherer bieten Zehnjahresverträge, die mit einem Dauerrabatt von 20 Prozent belohnt werden. Wer vor Ablauf der zehn Jahre aussteigen will, muss den Dauerrabatt nachzahlen. Zehnjahresverträge sind nach drei Jahren zum ersten Mal kündbar, in der Folge jährlich.

Naturkatastrophen: Der Schutz ist meist auf 50.000 oder 100.000 Schilling (3634 oder 7267 Euro) begrenzt.

Neuwertersatz: Bei Neuwertersatz werden die Kosten der Neuanschaffung ersetzt (üblicherweise wird nur der Wert zum Zeitpunkt des Schadens refundiert).

Privathaftpflichtversicherung: Neben der Sachversicherung für Hausrat zweiter essenzieller Bestandteil einer Haushaltsversicherung; zahlt bei gerechtfertigten Schadenersatzansprüchen an den Versicherten als Privatperson, hilft bei Abwehr unberechtigter Schadenersatzansprüche.

Sachversicherung: Im Rahmen der Sachversicherung enthält die Haushaltsversicherung im Allgemeinen eine Feuer-, Sturmschaden-, Leitungswasser-, Einbruchdiebstahl- und eine Glasbruchversicherung.

Tätigkeitsschaden: Schaden, der bei Benützung, Beförderung oder Bearbeitung durch den Versicherungsnehmer verursacht wird (wenn Sie zum Beispiel bei einem Besuch ein volles Geschirrtablett hinunterfallen lassen). War früher ausgeschlossen, kann in neueren Verträgen mitversichert werden.

Unterversicherung: Ist die Versicherungssumme niedriger als der Wert der versicherten Sache, wird der Schaden nur nach dem Verhältnis der Versicherungssumme zum Versicherungswert ersetzt. Oft bei alten Verträgen.
 
Vandalismus: Diesbezügliche Schäden können eingeschlossen werden. Bei Einbrüchen richtet Zerstörungswut oft mehr an, als entwendet wird. Schäden, die der Versicherungsnehmer einem nahen Angehörigen zufügt (wenn etwa beim Besuch bei der Mutter eine Vase zerbricht), sind üblicherweise ausgeschlossen, können aber mitversichert werden.

Gesucht wurde ein Angebot für eine 120-Quadratmeter-Wohnung (zu einer schon vorhandenen wird demnächst die Nachbarwohnung mit ebenfalls 60 Quadratmetern dazugekauft). Kontaktiert wurden die Versicherungsunternehmen Anker, AXA, Donau Versicherung, Donau Brokerline und Wiener Städtische sowie die Makler Allrisk Versicherungsmakler-Gesellschaft und sigmasicher.

Verträge und Summen hinterfragen. Neuanschaffungen können die Anpassung der Versicherungssumme nötig machen. Neuverträge können durch die heute übliche andere Berechnungsmethode (Quadratmetervariante) und bessere Klauseln günstiger sein.

Holen Sie mehrere Angebote ein. Bei ein und derselben Wohnung boten fünf Versicherer und zwei Makler Versicherungssummen von 1,013 bis 2,574 Mio. Schilling (73.618 bis 187.060 Euro), die Prämienbandbreite betrug 2840 (206,39) bis 6100 Schilling (443,30 Euro).

Risiken genau erfassen. Nicht alles, was versicherbar ist (Verglasung, Kühlgut, Cerankochfeld etc.), ist im Einzelfall sinnvoll. Ein Berater muss sich dafür Zeit nehmen. Verzicht auf unnötige Leistungen kann die Prämie senken. Verhandeln lohnt in jedem Fall.

Makler statt Berater. Ein Vertreter eines Versicherers kann Ihnen nur das Offert seines Unternehmens bieten, ein Makler ist verpflichtet, für Sie das beste Angebot am Markt zu finden.

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