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Kontopakete - Virtuose Spesen-Zauberei

  • Pauschalkonten immer häufiger mit Gebührenextras
  • Hohe Kosten für Aufträge am Bankschalter
  • Unsanfter Druck zum automatisierten Banking

Der Trend ist eindeutig: Wer sich nicht selbst an Automaten in der Filiale oder am häuslichen PC bedienen will, wird für seine Bankgeschäfte zur Kasse gebeten, und zwar ordentlich! So haben sich beispielsweise die Kosten für Bareinzahlungen seit 1999 fast durchwegs um mehr als 100 Prozent erhöht: Zahlte man vor drei Jahren noch zwischen 0,51 und 1,45 Euro dafür, liegen die Werte heute meist zwischen 2 und 4 Euro. Überweisungen vom Konto, die lange als günstige Alternative zur Einzahlung propagiert wurden und bisher oft kostenlos waren, werden teilweise empfindlich teurer. Begründet wird dies damit, dass die Girokonten ein schlechtes Geschäft für die Banken seien, also müsse möglichst rationalisiert und automatisiert werden.

Wie sich Preissteigerungen erklären

Wie kann es aber zu derartigen Preissteigerungen kommen, wenn per Gesetz festgelegt ist, dass die Banken ihre Spesen nur gemäß dem Verbraucherpreisindex erhöhen dürfen? Ganz einfach: indem neue Spesenarten kreiert oder bestehende umgeschichtet werden. Besondere Raffinessen weisen dabei die so genannten Pauschalkonten oder Kontopakete auf: Eigentlich glaubt man als Bankkunde hier alle Kosten abgedeckt. Dem ist aber nicht so. Es werden immer öfter gewisse Leistungen aus der Pauschale herausgenommen und kräftig verteuert. Immer häufiger sind vor allem Ein- und Auszahlungen oder Überweisungen trotz Pauschale kostenpflichtig.

Pauschale: Nix tutto completto!

Oder es werden neue Pauschalpakete geschnürt, die mit etlichen Zusatzleistungen aufgemotzt sind und dafür teurer ausfallen als ihre Vorgängerprodukte. Beispiel Erfolgskonto der Bank Austria/CA: Hier wird damit geworben, dass nun auch Online-Banking, Telefonbanking und Bonuspunkteprogramm inkludiert sind. Aber: Online-Banking war auch bisher schon möglich – und kostenfrei! Telefonbanking wiederum ist mega-out. Und was tun, wenn man keine Bonuspunkte sammeln will? Dann muss man sich entweder ein Einzelverrechnungskonto nehmen oder eine andere Bank suchen, denn herausreklamieren lassen sich unerwünschte Zusatzleistungen nicht.

Pauschale bei häufigen Transaktionen sinnvoll

Wenn Sie viele Transaktionen haben, kann sich eine Konto-Pauschale durchaus lohnen. Sehen Sie sich die Anbieter dabei genau an, denn es gibt sehr wohl Pauschalpakete (wie etwa von Sparda Bank, Bawag, PSK, Volksbank Wien und BTV, ebenso bei der Internetbank Easybank), die noch weitgehend ohne Extrakosten für Barauszahlungen und Überweisungen auskommen.

Einzelverrechnung oder doch Kontopaket?

Prinzipiell sollten Sie nachprüfen, ob sich für Sie nicht eine Einzelverrechnung lohnt. Dazu sollten Sie sich vor allem ansehen, wie viele Transaktionen Sie im Schnitt pro Quartal und Jahr haben und zu welchem Preis Ihre einzelnen Buchungen durchgeführt werden. Speziell durch die diversen Extragebühren und verschiedenste Zusatz- und Serviceleistungen sind die All-inclusive-Konten nämlich rasch nicht nur für einen selbst unüberschaubar, sondern auch schwer miteinander vergleichbar. Allerdings gibt es Institute, die gar keine Einzelverrechnung mehr anbieten.

Kostensparend: Do it yourself

Die größten Möglichkeiten, Kosten beim Girokonto zu sparen, liegen derzeit im Electronic Banking. Darauf zielen auch neuere Pauschalprodukte ab. Beispiel Erste-Bank: Das neue ComfortKonto Complete deckt zwar pauschal die Gebühren für Kontoführung, Bankomatkarte sowie Internet- und Telefonbanking ab. Sobald Sie als Kontoinhaber aber Bares am Schalter beheben möchten, wird es teuer. Statt wie bisher gar nichts sind dann 1,50 Euro zu berappen. Die Überweisung vom Konto war bisher gratis, kostet aber nun 0,50 Euro. So sollen die Kunden zum Online-Banking getrieben werden. Dieses ist allerdings bisher nur ein Minderheitenprogramm. Nicht jeder Haushalt verfügt über einen PC, und nicht einmal jeder PC-Benützer will sich daheim seinen Überweisungen widmen.

Geringere Kosten beim Online-Banking

Wer bei der Automatisierung nicht mithalten kann oder will, muss in Zukunft mit höheren Kosten für sein Konto rechnen. Oder er wird mit mehr oder weniger energischem Druck zum Umsteigen bewogen. So empfanden es zumindest viele Kunden der BA-CA in den Beratungsgesprächen zum erwähnten Erfolgskonto, auch wenn der Zwang zum Wechsel offiziell heftig verneint wurde.

Bleibt abzuwarten was die Zukunft bringt

Wenn Selbstbedienung derzeit schon als der Spareffekt mit dem höchsten persönlichen Nutzen verkauft wird, macht es sich natürlich nicht gut, wenn ein Institut aus der Reihe tanzt, wie die Raiffeisenbank Niederösterreich-Wien im letzten Dezember: Sie kündigte an, für Bankomatbehebungen in Zukunft Gebühren einzuheben. Ein Aufschrei – auch innerhalb der Branche – war die Folge, mit der Konsequenz, dass Raiffeisen das „unmoralische Angebot“ schnell wieder zurücknahm. Wir werden sehen, wie lange die Automaten kostenfrei für uns arbeiten.

Vor wenigen Monaten startete die Generali Versicherung als erster Versicherer mit einer eigenen Internetbank, die stufenweise um Kredit- und Wertpapiergeschäfte erweitert werden soll. Die Kontokonditionen sind auf den ersten Blick attraktiv – bis zu 2 Prozent Habenzinsen und nur 8 Prozent Sollzinsen.

Allerdings: Bei Internetbanken sind die Zinsen meist günstiger als bei traditionellen Banken. Außerdem gibt es hier Kostenfallen, etwa Vorschusszinsen und Bearbeitungsgebühren bei vorzeitiger Kontoauflösung oder 0,75 bis 2 Euro Zuschlag bei häufigeren Bankomatbehebungen, die die Kontoführung teuer machen können.

Fazit: Im Vergleich mit anderen Kreditinstituten liegt die Generali Bank im Mittelfeld; im Vergleich mit der Internetbank Easybank ist sie sogar relativ teuer.

Überraschungspakete. Pauschal- und Paketlösungen decken nicht alle Kosten ab und sind schwer vergleichbar, weil mit vielen Mehrleistungen aufgepeppt. Richtig ins Geld gehen die nicht inkludierten Leistungen, die je nach Bank variieren.

Eigenbedarf überprüfen. Sonst fahren Sie mit einem Pauschalkonto vielleicht schlechter als mit der Einzelverrechnung, weil Sie für Service- und Nebenleistungen zahlen, die Sie gar nicht voll nutzen.

Selbstbedienung hilft sparen. So weit wie möglich automatisierte Ein- und Auszahlungsformen nutzen. Manuelle und beleghafte Buchungen werden immer mehr zu Gebührenhämmern.

Überziehen kostet. Neben den horrenden Überziehungszinsen wird oft noch eine zusätzliche „Strafgebühr“ verrechnet. Verhandeln kann lohnen.

Guthabenzinsen anheben. Ein bisschen mehr als der offizielle Zinssatz ist bei regelmäßigem Kontoplus fast immer drinnen. Aber bleiben Sie dran: Die Erhöhung kann von der Bank nach Belieben wieder nach unten „adaptiert“ werden.

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