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Kreditzinsen - Es geht bergauf

Bei den Zinsen geht es tendenziell nach oben. Kredite sollten daher für möglichst lange Zeit zu möglichst niedrigen Zinssätzen abgesichert werden.

Wenn es auf dem Kapitalmarkt auf und ab geht wie in den vergangenen Monaten, sind nicht nur jene Anleger ratlos, die ihr Geld halbwegs sicher und trotzdem nicht zu ab­soluten Schmalspurzinsen anlegen wollen. Auch ­Kreditwillige fragen sich, wie wohl die beste Vorgangsweise aussieht: noch ein wenig abwarten oder doch noch rasch zuschlagen, bevor die Zinsen vielleicht stärker steigen? Und was tun, wenn man einen Kredit laufen hat: Kann man überhaupt etwas machen, um die bestehenden Zinsen längerfristig abzusichern, und worauf muss man dabei achten?

Undurchsichtig – mit steigender Tendenz

Seit etwa einem Jahr zeichnet sich beim ­Referenzzinssatz Euribor eine leicht steigende Tendenz ab, auch wenn frühere Höchststände von über 5 Prozent noch in weiter Ferne sind. Sonst zeigt sich der Kreditbereich trotz großer Umwälzungen auf dem Kapital- und Aktienmarkt weitgehend unverändert. Nach wie vor ist es für Kunden ziemlich undurchsichtig, nach welchen Kriterien ihre Bonität eingestuft wird, und die Unterschiede bei den Zinssätzen sind unverändert hoch. Beim Ver­braucher- oder Privatdarlehen etwa lag die Bandbreite der Nominalzinssätze (hier sind die Nebenkosten nicht enthalten) im August zwischen 3,9 und 7,15 Prozent.

Anbieter machen es einem nicht leicht

Es ist also ­einiges drinnen bei Krediten – wenn man sich ein wenig umsieht und wenn man weiß, wo­rauf es ankommt. Die Anbieter machen es ­einem diesbezüglich nicht leicht. Variable Zinssätze sind an Referenzzinssätze gebunden, die zwar transparent und nachvollziehbar sein müssen, sich aber unterschiedlich auswirken können, wenn sie fallen oder steigen. Bei einem Kredit mit fixer Zinsverein­barung benötigt man keinen Referenzzinssatz. Allerdings dauert die Fixzinsperiode bei Krediten oft nur kurze Zeit. Dann kommt es darauf an, welcher Referenzzinssatz nach der Fixzinsphase angewandt wird.

Unterschiedliche Maßstäbe

Der überwiegende Teil der Institute richtet seine Zinsen nach dem 3-Monats-Euribor aus, einem europaweit gültigen Zinssatz. Einige wenige Anbieter setzen hingegen eine ­Mischung aus Euribor und Sekundärmarkt­rendite (SMR) oder etwa einen 6-Monats-­Euribor ein.

Langfristig absichern

Da der 3-Monats-Euribor ein Zinssatz für eher kurzfristige Kredite (eben 3 Monate) ist, weist er eine erheblich höhere Volatilität (Schwankungsbreite) auf als dies bei langfristigeren Bindungen der Fall ist. Er reagiert also heftiger auf Änderungen auf dem Kapitalmarkt. Das ist bei sinkenden Zinsen gut für den ­Kreditnehmer, bei Tendenzen nach oben allerdings eher ungünstig. In der Praxis heißt es: Bei der Kreditaufnahme muss unbedingt eine entsprechende Reserve für Zinssteigerungen einkalkuliert werden. Die Sekundärmarkt­rendite ist im Gegensatz zum Euribor vom ­Finanzmarktgeschehen in Österreich bestimmt und wurde durch die Turbulenzen der letzten Jahre an den internationalen ­Finanzmärkten bei Weitem nicht so dra­matisch gedrückt wie der Euribor.

Ein sicheres Geschäft - für die Bank

Bei den Mischzinssätzen ist wiederum un­bedingt auf die Zinsgleitklauseln zu achten. Denn bei manchen sind sie so gestaltet, dass in jedem Fall der Kreditnehmer schlechter aussteigt: Ist der Euribor höher als die SMR, wird ausschließlich auf den Euribor gesetzt. Umgekehrt wird nur auf die SMR gesetzt, wenn diese über dem Euribor liegt. Ein sicheres Geschäft – für die Bank.

Langfristig absichern

Neben den Referenzwerten stellt sich immer auch die Frage: fixe oder variable Verzinsung? Sind die Zinssätze bereits relativ hoch und werden sie in naher Zukunft eher sinken, ist ein variabler Zins sicher vernünftiger, da er sich nach unten hin anpasst. Momentan befinden wir uns aber noch in einer Niedrigzinsphase mit beginnendem Zinsanstieg. Da liegt es nahe, auf eine möglichst lange Fixzinsvereinbarung zu setzen. Viele Banken lassen sich darauf nicht gerne ein; fragen Sie also nach, wie die Konditionen dafür sind, und lassen Sie sich vor allem bei lang laufenden Darlehen nicht mit einem festen Zinssatz für ein paar Monate oder höchstens ein Jahr abspeisen. Ein Fixzinsdarlehen verschafft Planungs­sicherheit, weil so genau feststeht, wie viel Sie Monat für Monat zurückzuzahlen haben.

Kredite mit fixen Zinssätzen sind teurer

Der Nachteil ist, dass Kredite mit fixen Zinssätzen meist mehr kosten als mit variablen. So liegt man zum Beispiel bei der Hypobank Ober­österreich bei einer 5-jährigen Zinsbindung um 1,25 Prozent über dem variablen Zinssatz. Bei der easybank beträgt der Fixzins-Zuschlag für die 5 Jahre sogar 2,15 Prozent.

Lassen Sie sich Best- und Worst-Case-Szenarien (also mit sehr hohem Zinssatz) bei varia­b- ler Verzinsung ausrechnen und vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Fixzinssatz. Haben Sie bereits ein Darlehen aufgenommen, so überprüfen Sie, wann eine eventuelle Fixzinsvereinbarung abläuft, und gehen Sie nach den zuvor beschriebenen Überlegungen vor.

Kredite mit fixen Zinssätzen sind teurer

Kredite mit fixen Zinssätzen sind teurer

Der Nachteil ist, dass Kredite mit fixen Zinssätzen meist mehr kosten als mit variablen. So liegt man zum Beispiel bei der Hypobank Ober­österreich bei einer 5-jährigen Zinsbindung um 1,25 Prozent über dem variablen Zinssatz. Bei der easybank beträgt der Fixzins-Zuschlag für die 5 Jahre sogar 2,15 Prozent.

Lassen Sie sich Best- und Worst-Case-Szenarien (also mit sehr hohem Zinssatz) bei varia­b- ler Verzinsung ausrechnen und vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Fixzinssatz. Haben Sie bereits ein Darlehen aufgenommen, so überprüfen Sie, wann eine eventuelle Fixzinsvereinbarung abläuft, und gehen Sie nach den zuvor beschriebenen Überlegungen vor.

Gegen Zinsänderungen versichern

Eine riskantere Variante, sich gegen steigende (oder auch fallende) Zinsen abzusichern, sind Zinscaps, die gewissermaßen wie eine Ver­sicherung funktionieren. Der Kunde zahlt einmalig oder auch monatlich eine „Versicherungsprämie“. Steigt der Referenzzinssatz über den im Cap vereinbarten Wert, erhält der Kunde – meist nachträglich – eine Auszahlung für die über dem Wert liegenden ­Zinsen. Neben dem Vorteil, dass man damit garantiert nur die niedrigeren Zinsen zahlt, kann man die Caps auch während der Laufzeit abstoßen. Zu welchem Preis, ist allerdings eine andere Frage. Außerdem kann die tatsächliche Zinsbelastung aufgrund einer eventuellen Bankmarge und der Kosten des Caps deutlich höher ausfallen als ursprünglich ­ausgewiesen. Hier muss also scharf gerechnet und vor allem sehr genau nachgelesen werden, was Sache ist.

Sollzinsen am Girokonto

Eine beliebte, aber bei Inanspruchnahme über mehrere Monate sehr ungünstige Alternative zum Verbraucherkredit sind Kontoüberziehungskredite. Die Zinssätze sind meist deutlich höher als bei herkömmlichen Verbraucherkrediten, mit enormen Unterschieden zwischen den Anbietern: Von 6,5 bis 13,25 Prozent erstreckten sich die Zinssätze im Sommer. Mit einem Girokonto bei der ­richtigen Bank zahlt man also um bis zu 50 Prozent weniger Zinsen.

Wechsel der Hausbank

Da sich diese Riesenspanne schon seit Län­gerem beständig hält, kann man davon ausgehen, dass die hochpreisigen Banken auf die Treue ihrer Kunden setzen. Wer sein Konto häufig überzieht, und das zu schlechtesten Konditionen, sollte sich entweder nach einem Verbraucherkredit umschauen oder vielleicht doch einmal über einen Wechsel der Hausbank nachdenken. Ein Einstieg in den Umstieg wäre zum Beispiel, sich bei anderen Banken nach einem Privatkredit zu erkun­digen und so die Schulden vom teuren Überziehungskredit auf eine günstigere Variante umzuschichten. Eine weitere Möglichkeit ­wäre der Wechsel zu einem günstigeren Institut (siehe dazu unseren Bericht Kontowechsel - Ruck, zuck erledigt).

Euribor, Sekundärmarktrendite, Zinsgleitklausel

Euribor (Euro Interbank Offered Rate)

Referenzzinssatz, den 57 ausgewählte europäische Banken voneinander beim Handel von Einlagen mit einer festgelegten Laufzeit von einer Woche bis zu zwölf Monaten (je nach Dauer z.B. 3-Monats-Euribor, 6-Monats-Euribor usw.) verlangen. Vereinfacht gesagt melden diese Banken täglich, zu welchem Zinssatz sie anderen Banken kurzfristige Kredite anbieten. Aus diesen Meldungen wird ein Mittelwert – der Euribor-Zinssatz dieses Tages – errechnet.

Sekundärmarktrendite (SMR)

Ge­wichteter Durchschnitt der Renditen der an der Wiener Börse im amtlichen Handel notierten Anleihe-Emissionen in Euro. Die Anleihen müssen eine fixe Verzinsung und eine Restlaufzeit von über einem Jahr ­aufweisen.

Zinsgleitklausel

Vertragliche Verein­barung über die Kriterien, nach denen z.B. in einem Darlehen die Höhe des Zinssatzes geändert werden kann. Am häufigs­ten sind Klauseln, bei denen der Zinssatz an eine bestimmte veränderliche Bezugsgröße (z.B. Sekundärmarktrendite, Euribor) gekoppelt ist: Ändert sich die Bezugsgröße um einen bestimmten Schwellenwert, geht der Zinssatz entsprechend mit.

Zusammenfassung

  • Zinsanpassungen. Bei neu aufgenommenen Krediten ist es derzeit sinnvoll, für längere Zeit auf möglichst niedrige Fixzinsen zu setzen. Laufende Darlehen sollten wenn möglich entsprechend angepasst werden.
  • Fixzinsvereinbarungen. Werden ungern angeboten, kommen teurer und sind ein Nachteil, wenn die Zinsen in der Folge sinken. Vorteile bringen sie bei steigenden Zinsen; außerdem wird der Kredit damit besser kalkulierbar.
  • Zinscaps. Sind eine Art einmal oder laufend zu bezahlende Versicherung gegen steigende Zinsen mit gewissen Vorteilen; um nicht draufzuzahlen, muss man sich eingehend damit befassen. Ausführliche Infos dazu finden Sie im KONSUMENT-Buch „Wohnkredite absichern“, zu bestellen auf www.konsument.at.

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