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Ökofonds - Geld oder Leben

  • Umweltbewusstsein und Geldanlage sind kein Widerspruch
  • Die Anlagestrategie grüner Fonds ist sehr unterschiedlich
  • Die Ertragschancen sind nicht schlechter als für andere Fonds

Die Ansprüche sind gestiegen. Viele Konsumenten geben sich nicht damit zufrieden, gute und preiswerte Produkte geboten zu bekommen. Sie wollen auch ethische Ansprüche erfüllt sehen, wollen keine Unternehmen unterstützen, die die Umwelt verschmutzen oder ihre Mitarbeiter ausbeuten. Das gilt zunehmend auch für Geldanlagen. Für jeden vierten potenziellen Käufer einer Aktie oder eines Investmentfonds-Anteils spielt das ökologische und soziale Verhalten von Unternehmen eine große Rolle bei seiner Investmententscheidung. So das Ergebnis einer aktuellen Gallup-Umfrage vom Mai 2002 – fünf Jahre zuvor war dieser Wunsch nur bei etwa halb so vielen Menschen ausgeprägt.

In Österreich zugelassene Fonds

Grund genug für eine Bestandsaufnahme. Berücksichtigt haben wir Fonds inländischer Fondsgesellschaften und ausländische Fonds, die in Österreich zugelassen sind. Andere Auslandsfonds blieben außer Betracht, diese sind mit erheblichen steuerlichen Nachteilen verbunden und daher nicht zu empfehlen. Die Fonds lassen sich grob gesprochen in zwei Gruppen teilen – solche mit dem Anlageschwerpunkt Umwelt, die im vorliegenden Test behandelt werden, und solche mit dem Schwerpunkt Ethik (sie werden in der Ausgabe 2/2003 untersucht).

Was heißt „Ökofonds“?

Was ist nun von den „Öko“-Fonds zu halten? Ist überall „öko“ drin, wo „öko“ draufsteht? Und – kann man damit auch Geld verdienen? 18 Anlageprodukte wurden einem Vergleich unterzogen.

"Öko" und "grün"

Unter dem Stichwort „öko“ oder „grün“ finden sich Fonds mit recht unterschiedlichen Anlagestrategien. So gibt es Umwelttechnologiefonds, die in Unternehmen investieren, die Produkte zur Behebung oder Vermeidung von Umweltschäden herstellen. Dazu gehören Anbieter von Abfallverwertungs- oder Wasseraufbereitungssystemen oder von erneuerbarer Energie (Wind, Sonne, Biomasse). Ganz anders der Investitionsschwerpunkt von Ökofonds (im engeren Sinn): Hier werden auch Anbieter ganz gewöhnlicher Produkte berücksichtigt, die aber ein besonderes Augenmerk auf Umweltverträglichkeit legen und in ihrer Branche als Öko-Leader gelten (siehe dazu: "Anlagestrategie in Stichworten"). In solchen Fonds findet man auch Unternehmen wie die British Telecom und Unilever. In letzter Zeit setzen die Anbieter verstärkt auf Nachhaltigkeit. Bei Nachhaltigkeitsfonds fließen neben ökonomischen Aspekten auch soziale und ökologische Kriterien in die Unternehmensanalyse ein. Dabei werden zum Beispiel Aspekte wie das Lohnsystem, Kinderarbeit oder Korruption berücksichtigt. Auch hier können Unternehmen aus den verschiedensten Branchen vertreten sein, selbst aus der Kernkraft- oder Erdölindustrie. Sie müssen allerdings in ökologischer und sozialer Hinsicht besser sein als die anderen Vertreter der Branche (Best In Class).

Ökologisch orientierte Fonds

Es wird zwar vielen potenziellen Anlegern sauer aufstoßen, wenn ein ökologisch orientierter Fonds Aktien von Shell oder BP hält. Aber Unternehmen mit blütenweißer Weste gibt es wohl nur ganz wenige, und dabei handelt es sich eher um Klein- und Mittelbetriebe. Die Fondsgesellschaften müssen aber auch wirtschaftliche Kriterien berücksichtigen. Beschränken sie sich ausschließlich auf kleine innovative Unternehmen (Ökopioniere), ist das Risiko entsprechend groß. Die Hereinnahme großer konventioneller Unternehmen mindert das Risiko. Dieser Ansatz geht davon aus, dass die Vorreiter einer Branche letztlich auch die Mitbewerber anspornen, ihr ökologisches Profil zu verbessern. Je öfter Ökofonds nachgefragt werden, umso mehr geraten Banken unter Zugzwang, solche Produkte aufzulegen, und um so mehr Bedeutung kommt diesen Ratings zu.

Lippenbekenntnisse sind zu wenig

Notwendige Zugeständnisse dürfen aber nicht so weit führen, dass sich ein Ökofonds nur mehr durch Lippenbekenntnisse von herkömmlichen Anlageprodukten unterscheidet. Zur Verwirrung trägt bei, dass die Kriterien für die Auswahl von Unternehmen von jeder Fondsgesellschaft anders definiert werden. Wir haben für die Bewertung vier ökologische Bereiche formuliert, in die nach unserer Ansicht von Ökofonds nicht investiert werden sollte: Atomkraft, Aktivitäten, die zum Klimawandel beitragen, der Einsatz langlebiger organischer Schadstoffe und die Freisetzung genmanipulierter Organismen in der Landwirtschaft. Wie sich jedoch zeigen sollte, werden von knapp der Hälfte der Fonds drei oder vier der genannten Bereiche nicht klar ausgeschlossen. Häufig werden Ausnahmen von fünf bis zehn Prozent des Unternehmensumsatzes zugelassen, die den angegebenen ökologischen oder ethischen Anforderungen nicht entsprechen.

Auswahlkriterien

Vielen Fonds mangelt es bei der Formulierung der Auswahlkriterien aber auch an der Klarheit der Abgrenzung. Kriterien müssen trennscharf definiert sein, um möglichst wenig Interpretationsspielraum zu lassen: Der Verzicht auf „Kernenergie“, wie beim Umwelt-Stock der Ersten, scheint uns zu wenig; präziser formuliert wird es etwa beim MI-Fonds ECO, wo „Betreiber von AKWs, atomaren Wiederaufbereitungsanlagen und Endlagern sowie Produzenten von Atomreaktoren“ ausgeschlossen werden. Auch Kapitalverflechtungen und Zulieferfirmen sollten bei der Unternehmensauswahl berücksichtigt werden.

Grundsätzlich keine Branchen ausgeschlossen werden vom Dow Jones Sustainability Index (DJSI), den die Schweizer Vermögensverwaltungsgesellschaft SAM gemeinsam mit dem US-Indexhaus Dow Jones erstellt hat. Der DJSI umfasst zehn Prozent der besten Firmen des jeweiligen Sektors. Uns erscheint die Anlagestrategie des Index, an dem sich der SAM Sustainability Index Fonds orientiert, nicht sehr ambitioniert, da eine reine Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsleader, ohne gewisse Branchen auszuklammern, für umweltbewusste Anleger zu wenig ist.

Umwelttechnologiefonds mäßig bewertet

Die generell mäßige Bewertung von Umwelttechnologiefonds rührt daher, dass sie in der Regel nur „vornehmlich“ oder „überwiegend“ in Branchen investieren, die einen Bezug zur Umwelt haben. Das bedeutet, dass in solchen Fonds auch ganz gewöhnliche Aktien enthalten sein können, zumal manchmal nicht einmal Ausschlusskriterien definiert werden. Das wohl extremste Beispiel: Der Invesco Focus Umwelttechnologiefonds verpflichtet sich, dass die Hälfte der Unternehmen im Fonds mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes im Umweltbereich erzielen. Somit könnten 75 Prozent aller Umsätze in nicht umweltrelevanten Bereichen getätigt werden!

Einhaltung der Fondskriterien wird überprüft

Etwas besser als die Ambitioniertheit können die Kontrollmöglichkeiten bewertet werden. Die Überprüfung jedes Unternehmens auf Einhaltung der Fondskriterien ist ausgesprochen aufwendig und bedarf einer professionellen Umsetzung. Viele Fondsgesellschaften bedienen sich dafür spezialisierter Unternehmen, zumeist Rating- oder Researchagenturen. Die Kontrolle sollte sich nicht nur auf Eigenangaben der Unternehmen, sondern auch auf externe Quellen (z.B. via Medienresearch oder Kontakt mit Umweltorganisationen) stützen. Darüber hinaus überwachen in vielen Fällen Beiräte oder Ausschüsse, in denen unabhängige Experten vertreten sind, den Auswahlprozess. Wird bei der Auswahl und Überprüfung der Unternehmen überhaupt keine externe Stelle mit einbezogen, ist eine objektive Kontrolle nicht mehr gewährleistet (und führt zu einer Abwertung).

Ertragsorientiert oder sicherheitsorientiert

Den wirtschaftlichen Erfolg der Ökofonds (Wertsteigerung und Ausschüttungen) haben wir in einem getrennten Test ermittelt, wobei zwischen ertragsorientierter und sicherheitsorientierter Anlage unterschieden wird. Die Ergebnisse sind aufgrund der allgemein tristen Börsensituation, die seit zweieinhalb Jahren andauert, nicht gerade berauschend. Viele der Ökofonds existieren erst seit kurzer Zeit, haben also noch keine Börsenhausse erlebt. Die fast durchwegs zweistelligen Verluste im Jahresvergleich relativieren sich, wenn man sie zur allgemeinen Börsenentwicklung in Beziehung setzt. Der gebräuchlichste Gradmesser dafür ist der MSCI World Index – auch er hat 25 Prozent verloren.

Auch über einen längeren Zeitraum sind kaum Gewinne zu verzeichnen – der MSCI-Index hat im Fünf-Jahres-Vergleich 7 Prozent eingebüßt. Sechs (ältere) Ökofonds kommen für einen solchen Vergleich infrage, einer konnte sogar ein knapp-positives Ergebnis erzielen: Sarasin OekoSar mit 2,48 Prozent. Im Großen und Ganzen gesehen kann der Ökofondsmarkt also mit den größten internationalen Aktienfonds durchaus mithalten – einige Ökofonds schneiden sogar überdurchschnittlich gut ab.

Best In Class: Auswahl von Unternehmen, die im Vergleich zu anderen derselben Branche bessere Leistungen im ökologischen und im sozialen Bereich aufweisen.

Öko-Leader: Große, global aktive Unternehmen, die relativ zu anderen ihrer Branche geringere Umweltbelastungen verursachen.

Öko-Pioniere: Mittlere und kleinere Unternehmen, die innovative ökologische Konzepte oder Produkte aufweisen.

Negativkriterien: Unternehmen, die bestimmte Merkmale aufweisen, werden von der Aufnahme ins Portfolio ausgeschlossen (z.B. Betrieb von Kernkraftwerken, Förderung fossiler Energieträger, Einsatz, Herstellung und Vertrieb gefährlicher Güter).

Positivkriterien: Es werden positive Vorgaben gesetzt, die erfüllt werden müssen (z.B. Senkung des Energieverbrauchs, Einsatz erneuerbarer Ressourcen, Recycling).

Engagement: Fondsmanager versuchen, Unternehmen gezielt zu beeinflussen, z.B. über das Stimmrecht bei der Hauptversammlung.

Nicht alles öko. Es gibt keine Standards dafür, welcher Fonds sich öko nennen darf. Unser Test bietet Ihnen eine Orientierungshilfe. Wenn Sie wissen wollen, ob die Anlagepolitik eines Fonds im Detail Ihren persönlichen Wertvorstellungen entspricht, sollten Sie sich direkt an die Fondsgesellschaft wenden und Rechenschaftsberichte anfordern. Berater in den Banken sind bei solchen Spezialprodukten leicht überfordert.

Vereint im Börsetief. Ertragsmäßig leiden die Ökofonds unter dem anhaltenden Börsentief der letzten Jahre – ebenso wie viele konventionelle Aktienfonds. Im Fünfjahresvergleich kann nur ein Fonds (der Mischfonds Sarasin OekoSar) auf eine positive Entwicklung verweisen.

Langfristig denken. Für Ökofonds gelten die selben Empfehlungen wie für jede andere Anlage in Investmentfonds: eher für eine langfristige Investition geeignet, nur einen Teil seines Geldes in einen Fonds stecken (Risikostreuung).

Beim Kauf Kosten beachten. Kaufen kann man einen Ökofonds bei jeder Bank. Vorsicht aber bei Ausgabeaufschlag und Depotgebühr. Kostengünstiger ist in der Regel die Depotbank (oder Zahlstelle) bzw. eine Direktbank.

Ausgewählt wurden 18 inländische bzw. im Inland zugelassene Fonds mit Anlageschwerpunkt Umwelt.

Ökologische Beurteilung

Ökologische Ambitioniertheit: Bei der Kriterienentwicklung wird bewertet, welche Personen bzw. Institutionen eingebunden sind, wobei hier eine Interaktion von internen (z.B. Fondsmanager, eigene Research-Abteilung) und externen Personen bzw. Organisationen (z.B. Ausschuss, Beirat, Rating-Agentur) vonnöten ist. Wird die Kriterienentwicklung nur intern oder nur extern durchgeführt, wird dies schlechter bewertet als eine Kriterienentwicklung, die durch Interaktion zwischen internen und externen Personen und Organisationen durchgeführt wird.

Bei der Beurteilung der Auswahlkriterien wird analysiert, ob maßgebliche Bereiche von vornherein als Investment ausgeschlossen werden; ebenso untersucht werden die Trennschärfe der Kriterien und der Ausschließungsgrad der Veranlagung. Betreffend die Auswahlkriterien wurden vier ökologische Bereiche (Atomenergie, Gentechnik in der Landwirtschaft, Beitrag zum Klimawandel und Erzeugung langlebiger organischer Schadstoffe) definiert, die von vornherein als Investment ausgeschlossen werden sollen.

Bei Investmentfonds, die gemäß der Produktbeschreibung auch ethische Zielsetzungen berücksichtigen, werden diese ethischen Kriterien ebenfalls auf ihre Maßgeblichkeit hin berücksichtigt. Hierbei wurden drei ethische Kriterien (keine Rüstungsgüterproduktion; Berücksichtigung der Menschenrechte und sozialer Mindeststandards; keine Embryonenforschung) definiert, deren Nichteinhaltung ein Investment ausschließt. Erhebt ein Fonds allerdings keinen Anspruch auf das Abdecken ethischer Kriterien, so werden diese Kriterien nicht zur Beurteilung herangezogen.

Betreffend die Trennschärfe wird die Klarheit der Abgrenzung beurteilt. Die Beurteilung des Ausschließungsgrades der Veranlagung beruht auf dem maximal zulässigen Umsatzanteil, der nicht den angegebenen ökologischen bzw. ethischen Anforderungen entsprechen muss, sowie dem maximalen Anteil an Unternehmen, die den angegebenen ökologischen bzw. ethischen Anforderungen in keiner Weise entsprechen müssen.

Kontrolle: Die Bewertung der Kontrollmechanismen innerhalb des Fonds beruht auf der Bewertung des Auswahlprozesses und darauf, ob die Einhaltung der Kriterien auch nach dem Investment kontrolliert wird. Beim Auswahlprozess werden auch der Umfang der berücksichtigen Aspekte und der Umfang der berücksichtigten Quellen in die Bewertung mit einbezogen. Bei der Bewertung des Auswahlprozesses wird analog der Bewertung der Kriterienentwicklung vorgegangen. Betreffend die weiterführenden Aspekte wird analysiert, ob alle Geschäftsfelder sowie die Bereiche Tochterunternehmen, Zulieferfirmen, Kunden und Unternehmen, die mit den besagten Unternehmen über Kapitalbeteiligungen verbunden sind, bei der Analyse berücksichtigt werden.

Informationspolitik: Es wird die Informationspolitik gegenüber Anlegern bewertet (Periodizität der Berichte und Aktualität des Factsheets); außerdem die Informationsbereitschaft gegenüber dem VKI zu speziellen Fragestellungen, die eine klare Bewertung des Produktes ermöglichen.

Performance-Bewertung

Die Fonds wurden in vier Gruppen unterteilt, wobei das Auflagedatum der Fonds als Kriterium herangezogen wurde (älter als fünf Jahre; älter als drei Jahre; älter als zwei Jahre bzw. jünger als zwei Jahre). Zur Bewertung wurden vier Kennzahlen herangezogen: Gesamtertrag, jährliche Volatilität, positive Monate, maximaler Verlust (Erklärung siehe Kasten). Diese Rohdaten wurden von c-quadrat zur Verfügung gestellt. Die Kriterien wurden über verschiedene Zeiträume (1 Jahr, 2 Jahre, 3 Jahre, 5 Jahre) jeweils innerhalb der Wertgrenzen vom besten bis zum schlechtesten Wert im jeweiligen Segment (Gesamtertrag 1 Jahr, etc.) bewertet. Als Orientierung erfolgte weiters eine Unterteilung in ertragsorientiert (Ertrag steht im Vordergrund) und sicherheitsorientiert (Risikofaktoren wie Volatilität und maximaler Verlust werden stärker gewichtet). Folgendes Gewichtungsschema wurde zu Grunde gelegt:

 

ertragsorientiert

sicherheitsorientiert

Gesamtertrag

70 %

50 %

jährliche Volatilität

10 %

20 %

positive Monate

10 %

10 %

maximaler Verlust

10 %

20 %

Als Vergleichswert wird der MSCI (Morgan Stanley Capital International)-World Index abgebildet.

Weitere Informationen über ökologische Geldanlage im Internet:

Broschüre:

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Mehr Wert. Ökologische Geldanlagen. Wien, Jänner 2002.

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