Zum Inhalt

Rechtsanwälte: Suche, Spezialgebiete, Honorar - Guter Rat vom Advokat

… ist nicht selten teuer. Wie Sie einen guten Anwalt finden und worauf Sie im Gespräch mit ihm achten sollten.

Strafverteidiger, Wirtschaftsanwalt

Ja, es gibt ihn, den Strafverteidiger im schicken Designer-Outfit, der mit seinem brillanten Plädoyer die Geschworenen davon überzeugt, dass sein Mandant viel weniger am Kerbholz hat, als der Staatsanwalt behauptet. Sein Pendant ist der honorige Wirtschaftsanwalt, der, in feines englisches Tuch gehüllt und umweht vom diskreten Charme enormen Reichtums, die ganz großen Wirtschaftsdeals – vornehmlich internationale Zusammenschlüsse – abwickelt. Für ein sagenhaft hohes Honorar, versteht sich. Auch wenn diese Traumbilder eines Anwaltsdaseins in einschlägigen Medien regelmäßig abgefeiert werden: Der Alltag der Mehrzahl der österreichischen Anwälte – derzeit etwa 4850 Rechtsanwälte und rund 1900 Rechtsanwaltsanwärter – ist weit weniger glamourös (siehe dazu auch unsere "Konsument"-Serie "Rechtsanwälte" aus dem Jahr 2000).

Mundpropaganda am besten

Wer noch nie mit einem Rechtsanwalt zu tun hatte, aber plötzlich einen braucht, ist meist ziemlich ratlos. Diese Fragen sollten Sie sich stellen, bevor Sie auf die Suche gehen:

  • Wollen Sie sich von einem Mann oder doch lieber von einer Frau vertreten lassen?
  • Möchten Sie jemanden, der kraftvoll und aggressiv auftritt oder lieber jemanden, der ruhig und besonnen agiert?

Haben Sie sich entschieden, hören Sie sich im Freundes- und Bekanntenkreis um. Mundpropaganda ist immer noch der häufigste und vermutlich auch zielführendste Weg, einen passenden Anwalt zu finden. Aber Vorsicht: Eine Empfehlung hat noch gar nichts zu bedeuten. Erfolg oder Misserfolg in einer rechtlichen Causa hängen nämlich von vielen Faktoren ab: Der Rechtsanwalt mit seinen Fähigkeiten ist nur einer davon.

Spezialisierte Institutionen

Zahlreiche Institutionen und Organisationen, die auf bestimmten Rechtsgebieten operieren (Kammern, Vereine), sind auch bereit, einen Anwalt für spezielle Rechtsmaterien zu nennen. Oft gibt es sogar Vertrauensanwälte, die in größerem Umfang für diese Organisationen tätig sind. Lassen Sie sich aber in jedem Fall nähere Informationen über den Anwalt geben.

 

Wenig ratsam ist die Suche via Telefonbuch. Diese Methode gleicht eher einem Glücksspiel. Hilfreicher ist dagegen die Recherche im Internet. Über den Datenhighway lassen sich oft Informationen zu Anwälten finden.

Erstkontakt gratis

Haben Sie sich entschieden, greifen Sie zum Telefonhörer. Bestehen Sie schon bei diesem Erstkontakt darauf, mit dem Anwalt persönlich zu sprechen. Erklären Sie ihm in aller Kürze, um welches Problem es sich handelt und fragen Sie, ob er derartige Vertretungen übernimmt. Das erspart Ihnen unter Umständen einen unnötigen Weg. Oder Sie vereinbaren mit dem Sekretariat einen Termin für eine erste anwaltliche Beratung. Dieser Service ist meist kostenlos, darauf verlassen dürfen Sie sich allerdings nicht.

Ausführliche Beratung kostet

Ist der erste Kontakt für Sie zufriedenstellend verlaufen, vereinbaren Sie einen ausführlichen Beratungstermin. Fragen Sie nach dem Honorar für dieses Gespräch! Versuchen Sie, eine Pauschale für eine halbe oder eine Stunde zu vereinbaren. Viele Anwälte sind dazu durchaus bereit. Die Sätze dafür betragen mindestens 150 Euro.
Achtung: Auch wenn die Honorarfrage nicht angesprochen wird, dürfen Sie nicht davon ausgehen, dass dieses erste ausführliche Gespräch kostenlos ist. Grundsätzlich ist nichts, was ein Anwalt macht, gratis. Jedes Telefonat, jeder Brief, jede Besprechung kostet. Ein Rechtsanwalt kann seine Leistungen nach dem Rechtsanwaltstarif immer in Rechnung stellen, auch wenn er mit Ihnen nicht darüber gesprochen hat.

Gute Vorbereitung spart Zeit und Geld

Je besser Sie sich auf das Gespräch vorbereiten, desto präziser kann der Anwalt Ihre Situation beurteilen. Das spart Zeit und Kosten für beide Seiten. Informieren Sie Ihren Gesprächspartner umfassend und freimütig – vor allem auch über Aspekte, die Sie vielleicht in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen.

Nehmen Sie zum Termin alle Unterlagen mit, die für die Beurteilung Ihres Falles von Bedeutung sein könnten. Überlegen Sie sich, was Sie mitteilen möchten und welche Fragen Sie haben. Klären Sie gleich zu Beginn, wie viel Zeit zur Verfügung steht, damit Sie alle Punkte ansprechen können, die Ihnen wichtig erscheinen. Beantworten Sie die Fragen Ihres Anwalts so eindeutig und genau wie möglich. Fragen Sie selbst nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Scheuen Sie sich nicht, eigene Aufzeichnungen zu machen.

Auf den Bauch hören

Neben seiner juristischen Kompetenz und Zuverlässigkeit ist für den Umgang mit dem eigenen Anwalt wichtig, dass Sie eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm aufbauen können. Nach einem ersten ausführlichen Gespräch sollten Sie daher nicht nur die fachlichen Empfehlungen des Anwalts bedenken, sondern auch Ihren persönlichen Eindruck überprüfen. Fühlen Sie sich mit Ihren Anliegen ernst genommen und entsprechend gut aufgehoben, dann sind Sie in der richtigen Kanzlei.

Gesucht – gefunden

Einen Anhaltspunkt für die Spezialisierung einzelner Rechtsanwälte geben Listen, welche die Rechtsanwaltskammer nach Selbstauskünften der Rechtsanwälte erstellt hat. Eine Online-Anwaltsuche ist unter www.rechtsanwaelte.at möglich.

Im Gespräch

  • Das Wichtigste: Schreiben Sie sich stichwortartig die wichtigsten Punkte auf, damit Sie Ihren Fall umfassend
    und verständlich darstellen können.
  • Fragen: Notieren Sie sich alle Ihre Fragen.
  • Unterlagen: Bringen Sie sämtliche wichtigen Unterlagen wie Verträge, Briefe und Rechnungen mit oder halten Sie diese im Fall einer telefonischen Nachfrage griffbereit.
  • Aufklärung: Lassen Sie sich über die Rechtslage, die Erfolgschancen und die zu erwartenden Kosten für die Durchsetzung Ihrer Ansprüche aufklären, insbesondere wenn Sie überlegen, einen Prozess anzustrengen.
  • Fragen Sie sofort nach, wenn Sie eine Antwort nicht verstehen.
  • Alternativen: Hören Sie sich Argumente und Vorschläge des Fachmanns in Ruhe an. Wenn Sie Zweifel haben, dass die vorgeschlagene Vorgehensweise angemessen ist, sagen Sie das! Fragen Sie nach, welche Alternativen es gibt. Bitten Sie den Anwalt, Argumente für seine Empfehlung zu liefern und die Gründe für die Ablehnung anderer Lösungen zu nennen.
  • Entscheiden: Seien Sie sich bewusst, dass es immer um Sie geht und dass letztlich Sie für die Konsequenzen einstehen müssen. Aufgabe eines Rechtsberaters ist es, Ihnen die notwendigen fachlichen Informationen zu liefern. Er kann nicht für Sie entscheiden, sondern nur Empfehlungen abgeben.
  • Unerwünschte Vorschläge:  Bedenken Sie auch, dass die fachlich sinnvollste Lösung nicht immer diejenige ist, die Sie als Mandant hören wollen. Respektieren Sie die Autonomie des Anwaltes dahingehend, dass er aus seiner Erfahrung heraus bestmögliche Lösungen für Sie erstellt, auch wenn Sie selbst vielleicht noch nicht so weit sind.
  • Honorar: Fragen Sie, wie viel der Anwalt kostet bzw. wie er abrechnet. Manche Rechtsanwälte rechnen streng nach Tarif ab und verzeichnen jede Minute, andere wiederum gewähren mehr oder weniger großzügige Nachlässe.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Treuhandschaften - Sicher ist sicher

Eigentumswohnung oder Einfamilienhaus sind für die meisten Menschen die größte Anschaffung ihres Lebens. Umso wichtiger ist es daher, Risiken möglichst zu minimieren.

Rechtsanwälte - Zu untreuen Handen

Ein Wiener Rechtsanwalt veruntreute Geld eines Wohnungskäufers. Der Betrugsfall zeigt: Das Anwaltliche Treuhandbuch ist nicht so sicher, wie man vermuten würde.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang